Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag 2024 im Agenturbezirk bei 7,5 Prozent und damit 0,4 Prozentpunkte höher als im Durchschnitt des Vorjahres. Eine Steigerung erfuhr auf der anderen Seite aber auch die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, die im Vorjahresvergleich bis Juni 2024 (aktuell verfügbare Daten) um 0,4 Prozent zulegen konnten. Wie das zusammenpasst, erklärte Rainer Imkamp, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur für Mönchengladbach und den Rhein-Kreis Neuss: "Der Arbeitsmarkt steht weiterhin vor großen Herausforderungen, und von ihm gehen teilweise widersprüchlich erscheinende Botschaften aus: Auf der einen Seite hat es 2024 keine Frühjahrbelebung und nur eine leichte Herbstbelebung gegeben, wodurch die durchschnittliche Arbeitslosenquote weiter angestiegen ist. Auf der anderen Seite ist die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, zumindest bis Juni, dem Stichtag der aktuellsten Daten, im Agenturbezirk Mönchengladbach und Rhein-Kreis Neuss ebenfalls noch einmal angestiegen. Beschäftigungswachstum und Anstieg der Arbeitslosigkeit sind dabei zwei Seiten einer Medaille: Unsere Region befindet sich durch den Ausstieg aus der Braunkohleverstromung in einem der größten Transformationsprozesse Europas, der zusätzlich zu anderen allgemeinen Veränderungsprozessen wie der Digitalisierung abläuft. Darüber hinaus entwickelt sich die Beschäftigung insgesamt unterschiedlich: Industrie, verarbeitendes Gewerbe und Zeitarbeit verlieren Stellen, während die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Sozial- und Gesundheitswesen sowie in der Verwaltung steigt."
Insgesamt erwartet die Bundesagentur für Arbeit für das neue Jahr eine zunächst weiter steigende Arbeitslosigkeit und noch einmal ein Beschäftigungswachstum, das sich aber verlangsamen wird, wie sich auch im Agenturbezirk Mönchengladbach 2024 bereits angedeutet hat. Aus seinem Fazit für das Vorjahr formulierte Rainer Imkamp entsprechend die Aufgabe für das neue Jahr: "Im Kern aber hat sich der Arbeitsmarkt 2024 behauptet und wird das auch 2025 tun, wobei die Agentur für Arbeit Mönchengladbach und die Jobcenter Mönchengladbach und Rhein-Kreis Neuss noch einmal stärker gefordert sein werden, Arbeitsuchende und Arbeitsstellen zusammenzubringen und, wenn nötig, durch Weiterbildungen und Qualifizierungen die Chancen zu erhöhen. Das nämlich zeigt die Vergangenheit immer klarer: Neue Arbeitsstellen werden insbesondere für Fachkräfte gemeldet, und eine offene Orientierung auch zwischen unterschiedlichen Branchen wird für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen wichtiger. Als Arbeitsagentur und Jobcenter stehen wir mit Beratung, Förderung und Maßnahmen bei der Lösungssuche gerne und verlässlich zur Seite."
Wichtige Themen der Jobcenter Mönchengladbach und Rhein-Kreis Neuss waren im vergangenen Jahr die Umsetzung des Bürgergeldes und der „Job-Turbo“, mit dem Geflüchtete (insbesondere aus der Ukraine) verstärkt in den Arbeitsmarkt integrieren werden konnten (+35,7 Prozent sozialversicherungspflichtig beschäftigte Ukrainer und Ukrainerinnen bis zum Stichtag 30. Juni 2024).
Für das Jobcenter Mönchengladbach erklärte dazu Geschäftsführerin Anja Winnefeld: "Die Bürgergeldreformen und die schnelle Aufnahme von ukrainischen Flüchtlingen in das Hilfesystem waren für die Kolleginnen und Kollegen eine große Herausforderung. Im Ergebnis ist es aber nicht nur gelungen, die Aufgaben zu bewältigen, sondern mit viel zeitlichem Engagement und Kreativität bei Aktionen die Integration in den Arbeitsmarkt zu steigern und die Beratungsanzahl zu erhöhen. So konnten mehr Kunden zu ihren unterschiedlichen Problemlagen mit einem Angebot wie Sprachkursen, Qualifizierungen oder auch konkreten Jobangeboten unterstützt werden. Dabei wurden im Jahr 2024 fast 28 Millionen Euro für aktive arbeitsmarkpolitische Instrumente und Unterstützungen investiert. Ein Schwerpunkt war und bleibt die berufliche Qualifizierung in jedem Alter und die spezielle Förderung von Menschen unter 25 Jahren, damit eine langfristige Arbeitsmarktintegration möglich wird und kein Start ins Berufsleben verpasst wird."
Für das Jobcenter Rhein-Kreis Neuss erklärte dazu Geschäftsführerin Sabine Hustedt: "Die Umsetzung von Bürgergeld und Job-Turbo für Geflüchtete im Rhein-Kreis Neuss ist mit vielen Herausforderungen aber auch Chancen verbunden. Diese gilt es zu ergreifen und die Potenziale der SGBII-Kundinnen und -Kunden für den Arbeitsmarkt zu nutzen. Unser Fokus ist auf zügige Arbeitsmarktintegration gerichtet, um Beschäftigungsaufnahmen weiter deutlich zu steigern. Mit Blick auf den hohen Fachkräftebedarf – mehr als 76 Prozent der gemeldeten Stellen sind bei uns auf Fachkräfteniveau – spielt hierbei die Qualifizierung eine große Rolle. Dazu werden wir unsere Beratungsaktivität weiter steigern und die personellen Ressourcen verstärkt in die engmaschige persönliche Beratung einbringen. Insbesondere wollen wir junge Menschen mit Verlassen der Schule eng betreuen und sie unterstützen, einen erfolgreichen Weg in Ausbildung oder Beruf zu finden. Darüber hinaus halten wir ein vielseitiges Angebotsspektrum vor, um unsere Kundinnen und Kunden auf Arbeitsaufnahme vorzubereiten beziehungsweise diese zu konsolidieren."
Eine digitale Neuerung kündigten die beiden Jobcenter im Pressegespräch zur Jahresbilanz auf dem lokalen Arbeitsmarkt jetzt ebenfalls an. "Mit der Jobcenter-App möchten wir für unsere Kundinnen und Kunden einen weiteren komfortablen Online-Kommunikationskanal schaffen, der die Zusammenarbeit erleichtert und effizienter macht. So schaffen wir eine moderne, digitale Lösung, die schnell, sicher und vor allem immer zugänglich ist", erklärten Sabine Hustedt und Anja Winnefeld. Ab dem 14. Januar 2025 können Kundinnen und Kunden über die App ihrem Jobcenter Unterlagen schicken, Bürgergeldanträge stellen, Termine vereinbaren oder Veränderungen direkt mitteilen. Sobald sich eine Kundin oder ein Kunde bei jobcenter.digital registriert hat, kann sie/er mit seinen Benutzerdaten von jocenter.digital die App nutzen. "Die Historie der gestellten Anträge plus Bearbeitungsstand des aktuellen Bürgergeldantrags werden in der App angezeigt. Die Nachrichtenfunktion ist analog zu jobcenter.digital verschlüsselt, sicher und datenschutzkonform."
Detaillierter Blick auf die Jahreswerte 2024
Im Bezirk der Arbeitsagentur für Mönchengladbach und den Rhein-Kreis Neuss lag die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt bei 29.331 Personen. Das sind 1.923 Personen oder 7,0 Prozent mehr als 2023. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag im Agenturbezirk bei 7,5 Prozent und damit 0,4 Prozentpunkte höher als im Durchschnitt des Vorjahres, wobei der Rhein-Kreis Neuss mit 5,9 Prozent niedriger als die durchschnittliche landesweite Arbeitslosenquote lag (7,5 Prozent) und die Stadt Mönchengladbach bei 7,5 Prozent.
Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg im Vorjahresvergleich. Zum Stichtag 30. Juni 2024 (aktuell verfügbare Daten) waren in der Stadt Mönchengladbach und im Rhein-Kreis Neuss insgesamt 268.070 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das sind 1.134 Personen oder 0,4 Prozent mehr als zum 30. Juni 2023. Dabei stieg die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bei Frauen um 0,9 Prozent (121.540) während die der Männer stagnierte (146.530). Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg außerdem insbesondere bei Menschen zwischen 55 und 65 Jahren (+1,8 Prozent) und bei über 65-jährigen Menschen (+13,5 Prozent). Wachstum verzeichnete auch die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bei Geflüchteten aus der Ukraine (+383 Personen oder +35,7 Prozent innerhalb eines Jahres bis zum Stichtag 30. Juni 2024 auf 1.455 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte) sowie bei Geflüchteten aus den acht stärksten Asylherkunftsländern (+672 Personen oder +11,5 Prozent innerhalb eines Jahres bis zum Stichtag 30. Juni 2024 auf 6.525 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte; Herkunftsländer: Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien).
11.950 neue offene Arbeitsstellen meldeten die Unternehmen in Mönchengladbach und im Rhein-Kreis Neuss im Jahr 2024. Das sind 636 mehr als im Vorjahr (+5,6 Prozent). Der Großteil der neu gemeldeten Arbeitsstellen richtete sich dabei an Fachkräfte (3.400), Mitarbeitende für Helfertätigkeiten wurden in der Jahressumme 1.455 gesucht sowie 688 Spezialisten und 406 Experten. Die Anzahl der gemeldeten freien Arbeitsstellen im Bestand ging in der Jahressumme jedoch auf 5.950 zurück (-172 Stellen/-2,8 Prozent), liegt aber weiterhin auf dem Niveau der Jahre vor der Corona-Pandemie.
Thema wurde im Jahr 2024 wieder die Kurzarbeit. Im Juli 2024 (aktuell verfügbare Daten) realisierten im Agenturbezirk Mönchengladbach 50 Betriebe Kurzarbeit für 558 Mitarbeitende. Ein Jahr zuvor waren es 31 Betriebe mit 360 Kurzarbeitenden. Der Höchstwert bei der Kurzarbeit hatte während der Corona-Pandemie im April 2020 bei 4.742 Betrieben und 37.454 Mitarbeitenden gelegen. Aufgrund der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hat die Bundesregierung die Bezugsdauer von Kurzarbeitergeld inzwischen wieder von zwölf auf bis zu 24 Monate erhöht. Die Verordnung zur verlängerten Bezugsdauer trat am 1. Januar 2025 in Kraft ist bis 31. Dezember 2025 gültig. Von der verlängerten Bezugsdauer profitieren Unternehmen, die sich bereits jetzt in Kurzarbeit befinden und bei denen der Arbeits- und Entgeltausfall mehr als zwölf Monate andauern wird.