Die Arbeitslosigkeit ist in 2024 deutlich gestiegen. Trotzdem blieb das hohe Niveau der Beschäftigung noch stabil. Fach- und Nachwuchskräfte wurden weiterhin dringend gesucht, zugleich nimmt die Langzeitarbeitslosigkeit von Geringqualifizierten zu. Die Bilanz der Agentur für Arbeit Montabaur fällt deshalb gemischt aus.
Insbesondere die anhaltende Konjunkturkrise durchkreuzte viele Zukunftspläne. Für Neueinstellungen fehlt es den Unternehmen an Planungssicherheit. Prognosen für das neue Jahr sind wegen der Wirtschaftsflaute und ungewissen politischen Entwicklungen schwierig, die beobachteten Tendenzen dürften sich jedoch als Trend verfestigen.
Im Bezirk der Agentur für Arbeit Montabaur – er umfasst den Westerwald- und den Rhein-Lahn-Kreis - waren im Jahr 2024 durchschnittlich 7.111 Menschen ohne Job gemeldet. Das sind 874 Personen (14,0 Prozent) mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote spiegelt das mit einem Anstieg von 0,4 Prozentpunkten auf 3,9 Prozent. „Mit der im Jahresverlauf erneut gestiegenen Zahl von erwerbslosen Menschen liegt die Arbeitslosigkeit nun über dem Level der Corona-Krise in 2020“, sagt Elmar Wagner, Vorsitzender der Geschäftsführung.
Von der Zunahme betroffen sind alle Personengruppen. Kritisch ist insbesondere die Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit, die 14,9 Prozent über dem Vorjahreswert liegt. In 2024 waren durchschnittlich 1.661 Männer und Frauen über ein Jahr ohne Beschäftigung; das sind 216 Personen mehr als ein Jahr zuvor.
„Bei guter Wirtschaftslage nimmt der Arbeitsmarkt erfahrungsgemäß auch Menschen ohne Ausbildung oder mit geringer Qualifikation auf. In konjunkturellen Krisen sind diese Menschen dann jedoch besonders von Arbeitslosigkeit bedroht. Deshalb sollte dieser Personenkreis jede Zeit der Arbeitslosigkeit für eine berufliche Qualifizierung nutzen. Die Arbeitsagentur fördert diese Weiterbildungen bei positiver Beschäftigungsprognose sehr gerne, neuerdings auch für die in den Jobcentern betreuten langzeitarbeitslosen Menschen“ erklärt Elmar Wagner.
Ungeachtet der Konjunkturflaute bleibt der Fachkräftebedarf das große Thema am Arbeitsmarkt. Der demografische Wandel gewinnt an Dynamik. Jetzt und in naher Zukunft gehen die Berufstätigen der geburtenstarken Jahrgänge in die Rente, und diese Lücke ist ohne gesteuerte Zuwanderung aus dem Ausland nicht zu füllen.
Nach der Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) bleibt die Beschäftigung insgesamt stabil, verlagert sich aber nach Branchen und Betrieben. Enzo Weber, Leiter des Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“ am IAB ordnet ein: „Der Arbeitsmarkt ist zweigeteilt: Industrie, Bau und Zeitarbeit verlieren, Gesundheit, Erziehung und Verkehr gewinnen. Die Beschäftigung geht in kleineren Betrieben zurück, nicht bei den großen.“
Die regionale Beschäftigung blieb trotz steigender Arbeitslosigkeit auf nahezu gleichem Niveau. Zum Stichtag 30. Juni 2024 wurden im Agenturbezirk Montabaur 105.472 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gezählt. Das sind nur 27 Personen weniger als im Vorjahr.
Elmar Wagner: „Die Erwartungen für 2025 sind verhalten. Die Wirtschaftskrise dauert an und könnte sich bei steigender Inflation und durch kritische politische Einflussfaktoren noch verschärfen. Davon bleibt auch der regionale Arbeitsmarkt nicht verschont. Aufs Jahr gesehen stellen wir uns auf einen moderaten, aber anhaltenden Anstieg der Erwerbslosigkeit ein.“