Dezember-Arbeitslosigkeit und Jahresbilanz 2023: Saisonbedingter Anstieg der Arbeitslosigkeit im Dezember – Herausforderungen für den Arbeitsmarkt bleiben auch 2024

"Im Dezember verzeichnet der Arbeitsmarkt im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte einen vergleichsweisen geringen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Dieser Anstieg ist auf übliche witterungs- und branchenabhängige Faktoren zurückzuführen und stellt eine normale Entwicklung in den winterlichen Monaten dar. Eine präzise Prognose für die Entwicklung im kommenden Jahr ist schwierig, da sie entscheidend von der weiteren konjunkturellen Entwicklung und der geopolitischen Lage abhängt. Dennoch erwarten wir, dass der Arbeitsmarkt im Landkreis widerstandsfähig bleibt“, sagte der Pressesprecher der Neubrandenburger Arbeitsagentur, Ronny Steeger, heute vor Journalisten.

03.01.2024 | Presseinfo Nr. 1

Im Dezember waren im Landkreis der Mecklenburgischen Seenplatte 393 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als im November. Insgesamt 11.615. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 9,1%. Im Vergleich zum Dezember des Vorjahres 243 Arbeitslose oder 2,1% mehr.

Ronny Steeger erläutert: „Im Dezember verzeichnet der Arbeitsmarkt im Seenplattelandkreis einen vergleichsweisen geringen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Dieser Anstieg ist auf übliche witterungs- und branchenabhängige Faktoren zurückzuführen und stellt eine normale Entwicklung in den winterlichen Monaten dar.“ Interessant ist ein Blick auf die vergangenen fünf Jahre. „Im längerfristigen Trend lässt sich feststellen, dass die Arbeitslosigkeit im Dezember im Vergleich zum Vormonat November durchschnittlich um 489 Personen gestiegen ist. Allerdings haben das Weihnachtsgeschäft und der milde Dezember dazu beigetragen, dass der Anstieg der Arbeitslosenzahlen im Dezember dieses Jahres - mit einem Plus von 393 gegenüber dem Vormonat November - unter dem Niveau der vergangenen fünf Jahre geblieben ist.“

„Erfreulich ist auch“ – kommentiert der Agentursprecher – „dass die Anzahl der Arbeitslosmeldungen nach Entlassung im Vergleich zum Vormonat zurückgegangen ist (-25 oder -2,6%). Steeger betonte nachdrücklich, dass „noch nie so wenige Menschen aus Jobs in die Arbeitslosigkeit gegangen sind, wie es in diesem Jahr der Fall ist.“ Die Fachkräfteknappheit“ – so Steeger weiter – „stellt Betriebe vor Probleme, weshalb sie bestrebt sind, ihr Personal solange wie möglich zu halten, da sie wissen - dass qualifizierte Beschäftigte bei verbesserter Geschäftslage nur schwer zu gewinnen wären. Der Mangel an qualifizierten Fachkräften kann erhebliche Einbußen auf Seiten der Unternehmen bedeuten.“

Arbeitsmarktdaten für Geflüchtete aus der Ukraine¹
Bis Mitte Dezember wurden 764 arbeitslose Ukrainerinnen und Ukrainer in den Jobcentern betreut. 27 weniger als im November. 102 mehr als im Dezember des Vorjahres.

Kurzarbeit
Im Dezember lagen Anzeigen auf Kurzarbeit für 25 Mitarbeitende aus 4 Unternehmen vor. Nach aktuellen Hochrechnungen befanden sich im August 2023 57 Mitarbeitende – aus 3 Unternehmen - in Kurzarbeit.

Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Personengruppen
Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit recht unterschiedlich. Die Spanne der Veränderungen reicht im Dezember von –0,4% bei 25- bis unter 50-Jährigen bis +15% bei Ausländern.

Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Rechtskreisen
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung nach dem Sozialgesetzbuch III, also bei all denjenigen, die Arbeitslosengeld I erhalten waren im Dezember 3.774 Menschen arbeitslos. 355 mehr als im Vormonat und 51 mehr als im Dezember 2022. Das entspricht einem Anstieg von 1,4%. Die Zahl der Bezieher von Bürgergeld lag im Dezember bei 7.841 Arbeitslosen. 38 mehr als im November und 192 mehr als im Dezember 2022. Das entspricht einem Anstieg von 2,5%.

Geldleistungen
Insgesamt 3.714 Personen erhielten im Dezember Arbeitslosengeld, 192 mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) lag im Dezember bei 14.686. Gegenüber Dezember 2022 war dies ein Rückgang von 20 Personen.

Knapp 2.700 gemeldete freie Arbeitsstellen: Qualifizierte Arbeitskräfte sind weiterhin gefragt
Im Landkreis der Mecklenburgischen Seenplatte ist die Zahl der offenen Stellen gegenüber dem Vormonat gesunken. Zurzeit gibt es 2.696 freie Arbeitsstellen. 80 weniger als im Vormonat und 238 weniger als im Dezember des Vorjahrs. Die Arbeitskraftnachfrage der Unternehmen lässt sich eindeutiger am Zugang an offenen gemeldeten Stellen ablesen: Im Vergleich zum Vormonat ein Anstieg des Stellenzugangs um 82 – zum Vorjahresmonat ein Minus von 42.
Die größte Nachfrage gab es im Dezember aus den Bereichen: Baugewerbe (347 freie Stellen im Bestand); Gesundheits- und Sozialwesen (345); verarbeitendes Gewerbe (319); Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (309) sowie im Gastgewerbe (183).
Unternehmen in der Seenplatte, die noch keinen festen Ansprechpartner haben, erreichen den Arbeitgeberservice telefonisch unter der kostenfreien Arbeitgeber-Service-Rufnummer: 0800 4 5555 20.

Der Arbeitsmarkt in den Dienststellen des Agenturbezirks
Im Agenturbezirk Neubrandenburg entwickelte sich der Arbeitsmarkt im Dezember recht unterschiedlich. Am günstigsten war die Veränderung der Arbeitslosigkeit im Geschäftsstellenbezirk Neustrelitz; dort sank der Bestand an Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahresmonat um 3%. Dem gegenüber steht die Entwicklung im Bezirk der Geschäftsstelle Malchin mit einer Zunahme von 7%.

Jahresbilanz 2023 und Ausblick 2024
Im Jahr 2023 sah sich die Wirtschaft des Seenplattelandkreis mit vielschichtigen Herausforderungen konfrontiert – die auch den Arbeitsmarkt beeinflusst haben. Steeger betonte, „dass die Herausforderungen des Jahres 2023 zweifellos die Arbeitsmarktdynamik geprägt haben. Insbesondere die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, steigende Kosten, Zinsen und Inflation stellten eine komplexe Aufgabe dar - besonders hinsichtlich der Flexibilität der Arbeitskräfte und der Anpassungsfähigkeit der Unternehmen.“

Mit Blick auf das kommende Jahr 2024 sagte der Agentursprecher: „Die bevorstehenden Monate erfordern eine engagierte Zusammenarbeit aller Akteure am Arbeitsmarkt, um die Widerstandsfähigkeit des Arbeitsmarktes zu stärken und flexibel auf die sich verändernden Bedingungen zu reagieren. Wir werden weiterhin Arbeitsuchende bestmöglich unterstützen und gemeinsam mit unseren Partnern aktiv an einer positiven Entwicklung des Arbeitsmarktes mitwirken.“
Aufgrund saisonaler Gegebenheiten prognostiziert Steeger einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen in den kommenden Wintermonaten. „Darüber hinaus gestaltet es sich als äußerst herausfordernd, die Auswirkungen der wirtschaftlichen Lage auf den Arbeitsmarkt in den nächsten Monaten verlässlich einzuschätzen. Der Umfang dieser Veränderungen ist aktuell nicht seriös einzuschätzen. Die Dynamik und Entwicklung des Arbeitsmarkts in der Seenplatte im Jahr 2024 hängt entscheidend von der weiteren konjunkturellen Entwicklung ab. Zusätzlich besteht Unsicherheit aufgrund geopolitischer Risiken – sowie der Fachkräfteknappheit. Dennoch erwarten wir, dass der Arbeitsmarkt im Landkreis widerstandsfähig bleibt.“

Jahreseckwerte 2023 für den Landkreis Mecklenburgische Seenplatte

  • Die Zahl der Arbeitslosen lag im Jahresdurchschnitt bei 11.317. Damit waren 499 oder 4,6% mehr Männer und Frauen arbeitslos als 2022.
    • Das Kundenzentrum der Agentur für Arbeit, verantwortlich für den Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III), betreute jahresdurchschnittlich 3.532 Männer und Frauen. Das sind 163 oder 4,8% mehr als in 2022.
    • Die Jobcenter im Landkreis, verantwortlich für die Grundsicherung nach dem zweiten Buch des Sozialgesetzbuchs (SGB II), zählten im Jahresschnitt 7.785 Arbeitslose. Das sind 336 Personen oder 4,5% mehr als 2022.
  • Die Arbeitslosenquote betrug im Jahresdurchschnitt 8,8%. Ein Plus von 0,4% gegenüber dem Vorjahr 2022.
  • Die Zahl der Zugänge aus Erwerbstätigkeit lag 2023 in der Jahressumme unter dem Vorjahreswert von 9.401. Im Verlauf des Jahres 2023 mussten sich nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes 9.085 Männer und Frauen in der Seenplatte arbeitslos melden. Das waren 316 oder 3,4% weniger als vor einem Jahr.
  • Im Jahr 2023 beendeten mit 7.786 77 Männer und Frauen mehr ihre Arbeitslosigkeit durch die Aufnahme einer Arbeit - am ersten Arbeitsmarkt - als vor einem Jahr.
  • Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Jahresdurchschnitt auf einen Wert von 4.607 – Minus 2 zum Vorjahr 2022 - gesunken.
  • Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten: Ende Juni 2023, dem letzten Quartalsstichtag der Beschäftigungsstatistik mit gesicherten Angaben, belief sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auf 92.373. Gegenüber dem Vorjahresquartal war das eine Abnahme um 717 oder 0,8%, nach –360 oder –0,4% im Vorquartal.
    • Ronny Steeger erklärte: „Hier zeigt sich neben dem demografischen Wandel auch, dass sich die Beschäftigung tendenziell in Richtung produktivitätsschwächerer Bereiche – mit personalintensiven Dienstleistungen entwickelt. So sind im Gesundheitswesen gegenüber dem Vorjahresquartal 241 (+2,9%) zusätzliche Arbeitsplätze entstanden – während im verarbeitenden Gewerbe 276 (–2,6%) Arbeitsplätze verloren gegangen sind.“
  • Auf hohem Niveau bewege sich auch die Zahl der gemeldeten sozialversicherungspflichtigen Stellen. Die Betriebe haben von Januar bis Dezember 2023 den gemeinsamen Arbeitgeberservice-Teams von Arbeitsagentur und Jobcenter im Seenplattelandkreis insgesamt 5.269 sozialversicherungspflichtige Arbeitsangebote gemeldet. Diese Zahl liegt allerdings um 815 oder 13,4% unter dem Vorjahreswert.

    ¹ Aufgrund gesetzlicher Änderungen werden ukrainische Geflüchtete seit dem 01.06.2022 durch die Jobcenter betreut. Dies hat einen regional unterschiedlich starken Einfluss auf die Entwicklung der Arbeitsmarktdaten. Anhaltspunkte für die Betroffenheit einer Region sind erhöhte Anstiege im Vorjahresvergleich bei der Zahl der Arbeitslosen (insbesondere im Rechtskreis SGB II, bei Frauen und Ausländern).