Die Zahlen zum Ausbildungsmarkt:
Bis Ende September hatten sich 904 Jugendliche und junge Erwachsene bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Mülheim gemeldet, um bei der Suche nach dem passenden Ausbildungsplatz unterstützt zu werden. Das waren 80 Jugendliche weniger als im letzten Jahr (-8,1 %). Ende September galten von diesen Bewerbern noch 67 als unversorgt, 14 weniger als im September 2024 (-17,3 %).
Dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Mülheim wurden in diesem Ausbildungsjahr insgesamt 1.038 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet, 10 weniger als im letzten Jahr (-1,0 %). Hinzu kamen 16 außerbetriebliche Ausbildungsstellen, so dass es ein Gesamtangebot von 1.054 Stellen gab. Von diesen waren Ende September noch 100 unbesetzt (11 weniger als im September 2024, -9,9 %).
Die meisten freien Stellen gab es in diesem Jahr für den Ausbildungsberuf Verkäufer/in mit 136 Stellen, gefolgt von Kaufmann/-frau im Einzelhandel (120 Stellen) und Medizinische/r Fachangestellte/r (64 Stellen).
Die meisten Bewerber/innen interessierten sich für eine Ausbildung zum/zur Verkäuferin (70 Personen, gefolgt Kaufmann/-frau im Büromanagement (61 Personen) und Medizinischen Fachangestellten (54 Personen).
Das Zusammenbringen von Bewerberinnen und Bewerbern und Betrieben ist die große Herausforderung, vor der die Aktionspartner am Ausbildungsmarkt auch im vergangenen Ausbildungsjahr standen. Hier anzusetzen und vielfältige Anreize zu schaffen, sich beruflich zu orientieren, ist ihr gemeinsames Ziel.
Auch jetzt gibt es noch viele Chancen auf dem Ausbildungsmarkt. Es besteht bis in den Februar hinein die Möglichkeit, in die Berufsausbildung zu starten. Genügend Zeit also, um jetzt noch mal Gas zu geben und alle Angebote zu sichten, um die eigene Zukunft klarzumachen!
Statements der Ausbildungsmarktpartner/innen:
„In diesem Jahr konnten wir per se das recht gute Niveau halten. Es standen zehn Ausbildungsstellen weniger zur Verfügung und insgesamt haben sich 80 Bewerberinnen bzw. Bewerber weniger bei der Berufsberatung gemeldet. Die Herausforderung in Mülheim ist es nach wie vor, die jungen Menschen für eine duale Berufsausbildung zu gewinnen. Hier brauchen wir entsprechende Chancen für Praktika, damit die Schülerinnen und Schüler den Betrieb hautnah erleben können und sich schon frühzeitig ein Bild von dem Beruf machen können. Dies sind tolle Möglichkeiten, die dringend genutzt werden sollten. Dazu haben wir mit unseren Partnerinnen und Partnern mit der Internetseite www.praktikum-mülheim.de eine entsprechende Plattform geschaffen, um Unternehmen und Jugendliche zusammenzubringen“, betont Jürgen Koch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Mülheim an der Ruhr, und fügt hinzu: „Heute ziehen wir die Bilanz in einem Mülheimer Berufskolleg. Hier beginnt für viele junge Menschen der Weg ins Berufsleben – sie machen ihren (höherwertigen) Schulabschluss, werden auf eine Ausbildung vorbereitet oder absolvieren den theoretischen Teil der Berufsausbildung. Wichtig finde ich dabei, dass die jungen Menschen ein konkretes Ziel vor Augen haben und deswegen diese Schulform wählen. Schwierig wird es dann, wenn es diesen Plan nicht gibt und damit der vermeintlich bequemere Weg des sich anschließenden Schulbesuches gegangen wird.“
„Es ist sehr erfreulich, dass wieder mehr als 200 Jugendliche, die vom Jobcenter unterstützt werden, eine Ausbildung aufnehmen konnten. Ausbildungsplatzsuchende, die sich frühzeitig für einen für sie realistischen Ausbildungsberuf interessierten, konnten bis auf wenige Ausnahmen eine Berufsausbildung in ihrem Wunschberuf aufnehmen. Jugendliche, deren Orientierung bei der Berufswahl noch nicht abgeschlossen war, konnten durch Beratung ihren Ausbildungswunsch konkretisieren. Ausbildungsbetriebe setzten weniger auf bestimmte Abschlussformen, sondern legten verstärkt Wert auf Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Motivation“, betont Oliever Vrabec, Leiter des Jobcenters Mülheim an der Ruhr, und fügt hinzu: „Jugendliche konnten sich mit diesen Soft Skills durch vorherige Praktika beweisen und Ausbildungsbetriebe überzeugen. Das verdeutlicht: Ein Praktikum bietet oft eine erfolgreiche Brücke zur Ausbildungsstelle“.
Die Industrie- und Handelskammer verzeichnet zum 31. Oktober für Mülheim an der Ruhr 551 neue Ausbildungsverträge, ein Plus von einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Während die Zahl der technischen Ausbildungen deutlich zurückgeht (-15 %), legen die kaufmännischen Ausbildungsverträge kräftig zu (+12 %). Robert Schweizog, Geschäftsfeldleiter Bildung & Prüfung der IHK zu Essen, erläutert: „Mülheim trotzt mit einem leichten Plus bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen dem landesweiten Abwärtstrend. Rückgänge in der Industrie werden durch Zuwächse im Handel und in der Dienstleistungsbranche ausgeglichen. Insgesamt müssen wir die Erwartungen der Betriebe und die Profile der jungen Generation in Zukunft besser zusammenbringen. Unternehmen legen weiterhin Wert auf solide Grundlagen in Mathematik und Deutsch sowie auf Zuverlässigkeit. Die Generation Z überzeugt dagegen mit Stärken in IT, Medien und Fremdsprachen und kann gut im Team arbeiten. Wenn Unternehmen diese Kompetenzen gezielt nutzen und junge Menschen zugleich ihre Basiskompetenzen festigen, gelingt das Matching auf dem Ausbildungsmarkt künftig deutlich besser.“
Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Mülheim an der Ruhr - Oberhausen, Barbara Yeboah, zieht wie folgt Bilanz: „Zum Stichtag des 30.09. wurden in der Lehrlingsrolle von Mülheim an der Ruhr 133 neue Ausbildungsverträge eingetragen. Im Vorjahr waren es zu diesem Zeitpunkt 135 Verträge. Die Zahlen zeigen damit eine stabile Ausbildungsdynamik im Handwerk der Stadt, trotz kleinerer Abweichungen gegenüber dem Vorjahr. Die Ausbildungsbereitschaft der lokalen Handwerksbetriebe bleibt hoch. Dies ist insbesondere im Hinblick auf die wirtschaftliche Lage des Handwerks bemerkenswert. Maßnahmen zur Nachwuchsgewinnung und Attraktivität der Handwerksberufe sind weiter im Fokus (z. B. Berufsinformationstage, Azubi-werben-Projekte, Kooperationen mit Schulen). Langfristig setzen die Kreishandwerkerschaft und ihre Innungen weiter auf eine verlässliche Berufsbildung, um den Fachkräftebedarf auch künftig sicherzustellen.“
„Immer weniger Bewerber für eine Ausbildung: das bereitet den Unternehmern in Mülheim mehr und mehr Sorgen“, stellt Elisabeth Schulte fest, Mitglied der Geschäftsführung des Unternehmerverbandes Ruhr-Niederrhein. Die Sorge beziehe sich zum einen auf die Wirtschaft, zum anderen aber auch auf die Jugendlichen selbst. Denn letztlich gehe es um ihre eigene Zukunft. Die meisten Jugendlichen ohne Arbeit haben keinen abgeschossenen Berufsabschluss. Schulte appelliert an die Schulabgänger: „Auch wenn es der Wirtschaft aktuell nicht gut geht, weil strukturelle Standortprobleme, etwa Energiekosten und Bürokratie, einen Aufschwung blockieren, so wird doch jeder in der Wirtschaft gebraucht. Allein aufgrund des demografischen Wandels gibt es immer weniger junge Menschen. Daher sind die Chancen am Ausbildungsmarkt weiterhin bestens. Fachkräftemangel herrscht sowohl in der Industrie als auch in der Sozialwirtschaft. Viele junge Menschen können sich in der Praxis viel besser entfalten, als wenn sie lange ausschließlich die Schulbank drücken, ohne oft theoretisch wirklich besser zu werden. Natürlich gibt es einige, die besser im Studium ihren Weg finden, aber viel mehr, als das glauben, fänden ihren beruflichen Weg über eine Mischung aus Theorie und Praxis in der Dualen Ausbildung in einem Unternehmen, zumal die Firmen ihre Auszubildenden unterstützen und fördern. Die Anforderungen sind nicht hoch, eigentlich ist vor allem Lust auf die Arbeit gefragt.“
„Als Deutscher Gewerkschaftsbund sehen wir mit Sorgen den Rückgang betrieblicher Ausbildungsstellen. Noch immer klafft eine Lücke zwischen Angebot und den Bewerberinnen und Bewerbern für eine Berufsausbildung“, so Dieter Hillebrand Regionsgeschäftsführer des DGB für Mülheim, Essen und Oberhausen. „Zugleich haben wir aber auch ein Passungsproblem: Viele junge Menschen bleiben unversorgt, während Ausbildungsplätze unbesetzt sind. Um diesem Trend entgegenzuwirken, müssen wir gemeinsam noch mehr Anstrengungen in die Berufsorientierung stecken. Es ist wichtig, dass die Mehrheit der jungen Menschen einen Ausbildungsplatz findet und erfolgreich in ihre Ausbildung startet. Ich bin davon überzeugt, dass es aktuell keine Alternative zur Dualen Berufsausbildung gibt. Daher müssen wir immer wieder positive Werbung für die Duale Berufsausbildung machen. Bei den Betrieben ebenso wie bei jungen Menschen. Ausbildung ist der erste Schritt in ein selbstbestimmtes Leben und entscheidend, um dem Fachkräftebedarf zu begegnen.“ Mit Blick auf die Unternehmen fordert der DGB allerdings mehr Einsatz: „Wer nicht ausbildet, darf sich nicht über fehlende Fachkräfte beschweren. Immer nur auf die angeblich mangelnde Qualität junger Menschen zu verweisen und sich deshalb aus der Ausbildung zurückzuziehen, kann nicht das Ziel sein. Es gibt viele begleitende Maßnahmen, die auch schwächeren Jugendlichen eine Chance geben. Man muss es nur wollen.“
Dieses Jahr zu Gast im Berufskolleg:
Berufskolleg Lehnerstraße: Bildung. Beruf. Zukunft – es ist möglich!
Die Bilanz zum Ausbildungsmarkt 2025 fand in den Räumlichkeiten des Berufskollegs Lehnerstraße in Mülheim-Saarn statt. Oberstudiendirektorin Roswitha Neumann-Weber, die die Schule seit zehn Jahren leitet, begrüßte die Ausbildungsmarktpartnerinnen und -partner und stellte die Stärken ihrer Bildungseinrichtung vor.
„Bildung. Beruf. Zukunft – es ist möglich!“
Oberstudiendirektorin Neumann-Weber unterstreicht die Haltung der Schule mit diesem Leitsatz: „Dieser Slogan bringt unsere Haltung auf den Punkt: Wir glauben an die Potenziale unserer Schülerinnen und Schüler und zeigen ihnen Wege auf, wie sie ihre berufliche und persönliche Zukunft aktiv gestalten können. Bildung und Entwicklung ist bei uns kein Versprechen – sie ist gelebte Realität.“
Vielfältige Bildungswege und praxisnahe Ausbildung
Aktuell besuchen 1100 Schülerinnen und Schüler das Berufskolleg Lehnerstraße. Die Schule ist eine umfassende Bildungseinrichtung mit einem klaren Schwerpunkt auf Wirtschaft und Verwaltung. Neben der Berufsschule im Rahmen der dualen Ausbildung können hier auch verschiedene Schulabschlüsse erworben werden – vom ersten Schulabschluss über den Mittleren Bildungsabschluss zur Fachhochschulreife oder zur Allgemeinen Hochschulreife.
Die angebotenen Bildungsgänge sind auf die individuellen Interessen und Karriereziele der Lernenden zugeschnitten. Vor Ort werden acht Ausbildungsberufe unterrichtet, darunter Bankkaufmann/-frau, Kauffrau/Kaufmann für Büromanagement, Einzelhandelskaufmann/frau, Groß- und Außenhandelskaufleute, Medizinische Fachangestellte, Verkäufer und Veranstaltungskaufleute. Damit bietet die Schule in enger Kooperation mit unseren Ausbildungspartnern vielfältige Möglichkeiten, den eigenen Weg in die Berufswelt zu gestalten.
Moderne digitale Ausstattung und innovative Lernformate
Das Berufskolleg ist technisch adäquat ausgestattet und die Lehrenden setzen gezielt auf digitale, agile Lernmethoden. Besonders hervorzuheben sind die Podcastprojekte im Unterricht, bei denen Schülerinnen und Schüler aktuelle Themen kreativ und medial aufbereiten. Über die Integration von SAP4School werden praxisnahe Einblicke in digitale Unternehmensprozesse möglich – eine wertvolle Brücke zur Wirtschaft und den ausbildenden Betrieben.
Gesellschaftliches Engagement und individuelle Förderung
Neben der fachlichen Qualifikation legt das Berufskolleg großen Wert auf gesellschaftliches Engagement. Zum Beispiel lernen die Schülerinnen und Schüler in sozialen Projekten, Nachhaltigkeitsinitiativen oder interkulturellen Aktionen, Verantwortung zu übernehmen und sich aktiv einzubringen. Gleichzeitig bietet die Schule vielfältige Möglichkeiten zur individuellen Förderung, um Talente gezielt zu entwickeln und persönliche Stärken zu entfalten.
Umfassende Berufsorientierung
Durch Beratung, Praktika, Workshops und enge Unternehmenskooperationen erhalten die Jugendlichen – begleitet von einem engagierten multiprofessionellen Team – praxisnahe Einblicke in verschiedene Berufsfelder und werden gezielt auf ihre Zukunft vorbereitet.
Mehr erfahren
Alle Informationen zum Berufskolleg Lehnerstraße finden Interessierte unter:
https://home.bk-lehnerstrasse.de
In Mülheim an der Ruhr gibt es noch ein weiteres Berufskolleg: das Berufskolleg Stadtmitte der Stadt Mülheim an der Ruhr mit den Ausrichtungen Technik, Naturwissenschaften und Sozial- und Gesundheitswesen.
Oberstudiendirektor Markus Mühlhausen leitet das Berufskolleg mit den beiden Standorten in der Ruhrstadt (Naturwissenschaften und Technik am Standort Kluse sowie Gesundheits- und Sozialwesen am Standort Von-Bock-Straße) und betont: „Bei uns werden Schülerinnen und Schüler auf die Anforderungen der voranschreitenden Digitalisierung vorbereitet. Wir erweitern die Medienausstattung unserer Arbeits- und Klassenräume, damit wir unsere Schülerinnen und Schüler in einer verantwortlichen Nutzung aller Medien begleiten und unterstützen können. Unsere Methoden berücksichtigen die sich stetig wandelnden Anforderungen der Arbeitswelt, wie zum Beispiel die zunehmende Vernetzung, die Fähigkeit zu präsentieren und zu moderieren sowie lebenslang zu lernen. Wir unterstützen unsere Schülerinnen und Schüler beim erfolgreichen Schul- und/oder Berufsabschluss: Wir machen ihnen zu Beginn des Schuljahres die Leistungskonzepte transparent und entwickeln individuelle Lernwege und Förderkonzepte, die wir in Beratungsgesprächen und -konferenzen vorbereiten. Wir nutzen vielfältige außerschulische Lernangebote wie Messen, Ausstellungen, Seminare und überbetriebliche Ausbildungsorte. Im Rahmen dieser Vernetzung profitieren wir auch von der Öffnung unseres Berufskollegs nach außen, indem wir Fachräume und unser Expertenwissen anderen Kooperationspartnern und Institutionen bereitstellen sowie den Austausch mit regionalen und überregionalen Kooperationspartnern pflegen.“
Alle Informationen zu dem Berufskolleg Stadtmitte gibt es hier: https://www.bkmh.de/
Weitergehende Informationen:
Jugendliche, die Kontakt zur Berufsberatung wünschen, können online einen Beratungstermin vereinbaren. Alle Informationen dazu gibt es auf der Homepage:
https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/oberhausen/berufsberatung
Unternehmen, die von dem Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur bei der Suche nach Auszubildenden unterstützt werden möchten, erreichen diesen unter der kostenfreien
Telefonnummer 0800 4 5555 20.
Jugendliche und Unternehmen können sich zu dem Thema Praktikum unter
www.praktikum-mülheim.de informieren und offene Praktikumsstellen einsehen bzw. hochladen.
Zudem finden interessierte Jugendliche wichtige Informationen zum Thema Ausbildung sowie aktuelle Ausbildungsstellenangebote von Unternehmen auf der Internetseite
https://my.walls.io/MuelheimBildet