Das Berichtsjahr 2024/2025 am Ausbildungsmarkt

im Kreis Höxter

31.10.2025 | Presseinfo Nr. 146

Am Ausbildungsmarkt bleibt das Stellenangebot für Bewerberinnen und Bewerber gut. Die Zahl der Ausbildungsstellen nimmt auch in der Wirtschaftsschwäche zu. Gleichzeitig signalisieren mehr Bewerberinnen und Bewerber wachsendes Interesse an einer Ausbildung. Mit unbesetzten Ausbildungsstellen vermögen es ausbildungsuchende Jugendliche, eine Ausbildung noch diesen Winter aufzunehmen.

 

  • 1.314 gemeldete Ausbildungsstellen

  • 1.066 Bewerberinnen und Bewerber

  • 84 Jugendliche noch unversorgt

  • 31 Ausbildungsstellen nicht besetzt

Heinz Thiele zieht als Leiter der Agentur für Arbeit Paderborn zum Ausbildungsmarkt im Kreis Höxter im Berichtsjahr 2024/2025 Bilanz: „Mehr junge Menschen entscheiden sich wieder für eine Ausbildung, um in das Berufsleben einzusteigen. Sie schlagen damit einen chancenreichen Weg ein, um in anspruchsvolle Tätigkeiten hineinzuwachsen, die eine solide Grundlage für das ganze Berufsleben bilden und auch ein Fundament für ein Studium oder die Selbstständigkeit sein können. Zudem haben viele Innovationsthemen die duale Ausbildung erreicht und bereichern diesen Weg des Berufseinstiegs.“

Thiele sagt weiter: „Um den passenden Beruf aus über 340 Ausbildungsberufen zu finden, bietet die Berufsberatung der Agentur für Arbeit umfassende Hilfen. Neben der flächendeckenden Berufsorientierung in allen Schulen sind hier die zahlreichen individuellen Beratungsgespräche, die Mithilfe bei der Suche nach Praktikumsplätzen und die Beteiligung an vielen Aktivitäten mit den Netzwerkpartnern – wie zum Beispiel bei der Berufseinstiegsmesse STEP1 – zu nennen. Das Engagement aller Partner beim Thema Übergang Schule und Beruf hat in den letzten Jahren dazu beigetragen, das Interesse an der dualen Ausbildung zu steigern. Ein positives Zeichen, das für die Zukunft optimistisch macht“.

Die Zahl der Bewerberinnen- und Bewerber liegt am Ausbildungsmarkt im Kreis Höxter im Berichtsjahr 2024/2025 mit 1.066 um 61 höher als im Vorjahr, in dem sich 1.005 Bewerberinnen und Bewerber gemeldet hatten. In Prozent beträgt der Anstieg zum Vorjahr 6,1 Prozent. Seit dem Berichtsjahr 2021/2022 gibt es einen Trend zu mehr Bewerberinnen und Bewerbern. Dieser hält an.

Der Experte für den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, Heinz Thiele, wirbt unter Jugendlichen: „Es ist äußerst wertvoll, die qualifizierten Berufsorientierungsangebote der Agentur für Arbeit im Kreis Höxter zu nutzen, um sich zu orientieren und Fehlentscheidungen zu vermeiden. Auch im Rahmen der individuellen Berufsberatung kann ein Gespräch mit den Berufsberaterinnen und Berufsberatern der Agentur für Arbeit zum Klären von Fragen oder Ausräumen von Zweifeln beitragen.“

Wichtig ist laut Thiele: „Die Jugendlichen werden effektiv in der beruflichen Orientierung unterstützt, um Weichen richtig zu stellen. Das heißt: Den Weg zur qualifizierten Fachkraft einzuschlagen, wodurch ein sicheres Beschäftigungsverhältnis möglich wird und attraktive Karrierewege in Aussicht stehen“.

Das Ausbildungsstellenangebot wird nach Rückgängen in den Vorjahren wieder größer: Die Zahl der Ausbildungsstellen, die Arbeitgeber dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Agentur für Arbeit und Jobcenter Kreis Höxter meldeten, hat sich zum Vorjahr um 85 Ausbildungsstellen oder 6,9 Prozent erhöht. Es gibt damit 1.314 Ausbildungsstellen im Berichtsjahr 2024/2025. „Die Chancen für Bewerberinnen und Bewerber, das Richtige für sich zu finden, sind mit dem großen Angebot im Kreis Höxter überdurchschnittlich gut. Es kann auch aktuell noch in eine Ausbildung vermittelt werden“, ordnet Heinz Thiele die Entwicklung ein.

Das Verhältnis von 1.066 Bewerberinnen und Bewerbern und 1.314 gemeldeten Ausbildungsstellen zum Ende des Berichtsjahres 2024/2025 bedeutet für Arbeitgeber, dass diese sich auch in den nächsten Jahren im Hinblick auf die Passungsprobleme weiter bemühen müssen, um mit geeigneten Auszubildenden die Rentenabgänge der nächsten Jahre zu ersetzen. „Arbeitgeber haben wegen des demographischen Wandels weiter großen Bedarf an Nachwuchskräften. Dadurch kann es weiter zu einem Mangel an Bewerberinnen und Bewerbern kommen. Dieser macht es zum Teil schwierig, Bedarfe am Ausbildungsmarkt zu decken. Aus diesem Grund ist es für die langfristige Strategie falsch, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten an der Ausbildung zu sparen. Über genügend ausgebildete Fachkräfte zu verfügen, wird im Rahmen eines zurückgehenden Erwerbspersonenpotentials zunehmend zu einem Wettbewerbsvorteil für den einzelnen Betrieb. Selbst auszubilden, ist die beste Strategie, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Wichtig ist es in diesem Zusammenhang, langfristig zu planen und zu handeln“, kommentiert der Leiter der Agentur für Arbeit, Heinz Thiele: „Es ist nachvollziehbar, dass sich viele Arbeitgeber einen deutlich größeren Pool an Bewerberinnen und Bewerbern wünschen.“

Bei der Akquise dringend benötigter Nachwuchskräfte seien Unternehmen auch im demographischen Wandel der nächsten Jahre nicht chancenlos, aber die Konkurrenz um die besten Bewerber wird zunehmen. Der Leiter der Agentur für Arbeit betont vielmehr: „Die Gewinnung motivierter und talentierter Auszubildender bleibt mit Ausdauer und Engagement möglich. Das Entwicklungspotential der Bewerberinnen und Bewerber ist sicher stärker zu berücksichtigen: Wenn zum Beispiel Bewerberinnen und Bewerber fachlich oder sprachlich noch nicht alle gewünschten Qualifikationen mitbringen, kann es bei vorhandener Motivation lohnenswert sein, ein Ausbildungsplatzangebot zu unterbreiten. Mit der Kombination von Theorie und Praxis bietet die Ausbildung gute Voraussetzungen, damit sich deutliche Aufholeffekte zeitigen.“ Thiele erläutert: „Auszubildende können bei Defiziten mit dem Instrument der ‚Assistierten Ausbildung‘ von Jobcenter und Agentur für Arbeit umfassend gefördert werden und Stützunterricht für Prüfungen erhalten. Hierfür können sich Ausbildungsbetriebe an den gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Agentur für Arbeit und Jobcenter Kreis Höxter wenden“.

Eine Ausbildung aufzunehmen, ist für Jugendliche im Kreis Höxter nach dem regulären Start des Ausbildungsjahres im Spätsommer weiter möglich: Der sogenannte Nachvermittlungszeitraum bietet das bis in den Winter hinein. Aktuell sind 31 unbesetzte Ausbildungsstellen gemeldet. „Wer den Weg zur Fachkraft noch einschlagen möchte, kann die Eintrittskarte ins Berufsleben mit Unterstützung der Berufsberaterinnen und Berufsberater noch kurzfristig finden. Der Kontakt in Ausbildungsbetriebe kann vermittelt werden“, sagt Heinz Thiele.

Dass das Ausbildungsstellenangebot im Kreis Höxter im Berichtsjahr 2024/2025 größer geworden ist, während Arbeitgeber in allen anderen Teilen von Ostwestfalen-Lippe weniger Ausbildungsstellen gemeldet haben, mag überraschen. Dafür gibt es einen Grund: „Der demographische Wandel macht sich im ländlich geprägten Raum stärker bemerkbar, daher intensivieren Arbeitgeber im Kreis Höxter die Nachwuchskräftegewinnung und melden viele Ausbildungsstellen“, erörtert der Leiter der Agentur für Arbeit.

Konnten Arbeitgeber einige Zeit keine geeigneten Bewerberinnen und Bewerber auf dem Ausbildungsmarkt finden oder kam es zu Ausbildungsabbrüchen, kann das zu nachlassendem Engagement in der Nachwuchskräftegewinnung führen. In diesem Fall rät Heinz Thiele: „Um Festigkeit im Personalbestand zu gewährleisten, gilt es Anstrengungen der Nachwuchskräftegewinnung kontinuierlich auf hohem Niveau zu halten“. Dem Risiko eines „Mismatches“ könne im Recruiting etwa entgegengewirkt werden, indem neue Anwerbewege erschlossen und Präsenzen und Aktivitäten auf Messen sowie online in Karrierenetzwerken und auf Jobbörsen genutzt und weiter professionalisiert werden. „Der Fachkräftemangel wird nicht verschwinden; der demographische Wandel über viele Jahre verstärkend wirken. Durch aktives und kreatives Ausbildungs- und Personalmanagement kann der Mangel deutlich abgefedert werden. Hier gilt es voneinander zu lernen“, sagt Thiele.

Thiele dankt allen Netzwerkpartnern am Ausbildungsmarkt: „Alle Akteure sind in diesem Jahr mit viel Einsatz am Ausbildungsmarkt im Kreis Höxter unterwegs gewesen, um junge Menschen und Ausbildungsbetriebe zusammenzubringen. Es ist gut gelungen, über berufsqualifizierende Entwicklungswege und ausbildende Unternehmen zu informieren und damit dafür zu sorgen, dass der Nachwuchs den Weg in die Unternehmen bei uns vor Ort findet“, sagt der Leiter der Agentur für Arbeit, Heinz Thiele.

Die Berufsberaterinnen und Berufsberater haben für Nachvermittlungen einen Sofortzugang eingerichtet, so dass Jugendliche und deren Eltern mit ihnen auch ohne Termin sprechen können. Aktuelle Informationen zu den Öffnungszeiten des Sofortzugangs sind unter www.arbeitsagentur.de/vor-ort/paderborn/berufsberatung veröffentlicht. Wegen Baumaßnahmen am Gebäude der Jugendberufsagentur am Markt 6 ist der Sofortzugang vorübergehend in die Agentur für Arbeit Höxter in der Weserstraße 8-10 in Raum 107 verlegt.

Darüber hinaus empfiehlt sich ein Blick auf die Internetseite der digitalen Berufsorientierungsplattform für den Kreis Höxter STEP1 unter www.step1-hx.de. Auf dieser erhalten Lehrkräfte, Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie Unternehmen ganzjährig Informationen zum Ausbildungsmarkt.

Bei Fragen ist die Berufsberatung zudem über die E-Mail-Adresse Hoexter.Jugendberufsagentur@arbeitsagentur.de erreichbar.

 

Gesamtangebot / Gesamtnachfrage im Laufe des Berichtsjahres

1.314 gemeldete Ausbildungsstellen / 1.066 gemeldete Bewerberinnen und Bewerber

Im Berichtsjahr wurden der Agentur für Arbeit Höxter 1.314 Ausbildungsstellen zur Besetzung gemeldet, 85 oder 6,9 Prozent mehr als im Vorjahr.

Auf Seiten der Bewerberinnen und Bewerber haben sich im Laufe des Berichtsjahres 1.066 Jugendliche über die Berufsberatung der Arbeitsagentur in Höxter und Warburg beziehungsweise des Jobcenters um einen Ausbildungsplatz bemüht, das waren 61 Menschen mehr als im Vorjahr (plus 6,1 Prozent).

Von den Ausbildungsstellen waren Ende September noch 31 unbesetzt; 84 Jugendliche waren noch auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle.

 

Bilanz der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld

Leichter Rückgang im Ausbildungsmarkt – positive Entwicklung im kaufmännischen Bereich

„Auch im Jahr 2025 beobachten wir eine weiterhin schwierige, aber differenzierte Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt“, berichtet Jürgen Behlke, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld und Leiter der Zweigstelle Paderborn + Höxter, mit Blick auf die bis Ende September 2025 neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse bei den IHK-Mitgliedsunternehmen.

Im Kreis Höxter wurden insgesamt 378 neue Ausbildungsverhältnisse registriert – das entspricht einem Rückgang von 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (390 Verträge). Damit setzt sich der leicht rückläufige Trend der vergangenen Jahre fort. Besonders deutlich zeigt sich die Entwicklung in den einzelnen Berufsfeldern: Während im gewerblich-technischen Bereich ein Minus von 14,8 Prozent (121 Verträge) zu verzeichnen ist, konnte der kaufmännische Bereich mit 257 neuen Ausbildungsverhältnissen sogar ein Plus von 3,6 Prozent erreichen.

„Wir sehen, dass die Nachfrage nach gewerblich-technischen Ausbildungsberufen im Kreis Höxter weiterhin unter Druck steht. Hier wirken mehrere Faktoren zusammen – von der demografischen Entwicklung über den zunehmenden Trend zu weiterführenden Schulen bis hin zu regionalen Strukturveränderungen“, erklärt Behlke. „Umso erfreulicher ist es, dass die kaufmännischen Ausbildungsberufe wieder stärker gefragt sind. Das zeigt, dass viele Unternehmen trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten weiterhin auf qualifizierte Nachwuchskräfte setzen.“

Bundesweit bleibt die Lage auf dem Ausbildungsmarkt herausfordernd: Zwar gibt es laut Bundesagentur für Arbeit insgesamt mehr gemeldete Ausbildungsstellen, jedoch sinkt die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber weiter. Viele Betriebe haben weiterhin Schwierigkeiten, geeignete Jugendliche für ihre offenen Ausbildungsplätze zu gewinnen. Der Trend zur Akademisierung hält an, ebenso wie der Wunsch nach mehr Flexibilität und Orientierung vor der Berufswahl.

„Gerade im ländlichen Raum ist das Zusammenfinden von Unternehmen und Jugendlichen nach wie vor eine große Herausforderung“, betont Behlke. „Umso wichtiger sind unsere gemeinsamen Aktivitäten mit Schulen, Kammern und Arbeitsagentur, um Berufsorientierung praktisch erlebbar zu machen.“

Dazu gehören bewährte Formate wie das digitale Azubi-Speed-Dating auf der Plattform „Ausbildungschance OWL“, die Berufsorientierungsplattform STEP1 mit der dazugehörigen Ausbildungsmesse, sowie das IHK-Projekt „Kooperation Schule – Wirtschaft“ und die „Beruflichen Bildungslotsen“, die als Auszubildende an Schulen über ihre Erfahrungen berichten.

„Diese persönlichen Einblicke und authentischen Begegnungen sind entscheidend, um junge Menschen für eine duale Ausbildung zu begeistern“, so Behlke. „Wir werden unsere Informations- und Beratungsangebote daher weiter ausbauen und neue Formate erproben – auch mit Blick auf digitale Kanäle und soziale Medien.“

Ein besonderes Augenmerk legt die IHK weiterhin auf die Ausbildungsreife junger Menschen. Mit dem Berufsstarterseminar „Fit in die Ausbildung“ unterstützt die Kammer seit Jahren Auszubildende und Betriebe beim erfolgreichen Start ins Berufsleben.

Abschließend weist Behlke darauf hin, dass die Statistik zum Stichtag 30. September nur eine Momentaufnahme darstellt:

„Auch jetzt können noch neue Ausbildungsverhältnisse eingetragen werden. Der 31. Oktober ist kein Schlusspunkt – viele Verträge werden erst im Herbst oder Winter geschlossen. Jeder zusätzliche Vertrag zählt und ist ein Gewinn für die regionale Wirtschaft.“

 

Bilanz der Kreishandwerkerschaft Höxter-Warburg

„Deutliche Steigerung der Ausbildungszahlen im Handwerk im Kreis Höxter“

Das Handwerk im Kreis Höxter verzeichnet im aktuellen Ausbildungsjahr einen deutlichen Aufwärtstrend. Nach Angaben von Dominik Rüther, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Höxter-Warburg, ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Handwerk zum Stichtag 30. September 2025 um 15,5 Prozent gestiegen – von 291 auf 336 Ausbildungsverhältnisse (nach Abzug von Löschungen).

„Diese Entwicklung ist umso erfreulicher, als dass sie entgegen dem Trend in Ostwestfalen-Lippe (OWL) verläuft“, so Rüther. Während der Kammerbezirk OWL insgesamt einen Rückgang von 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet, läge dieser ohne den Kulturlandkreis Höxter sogar bei über 5 Prozent.

„Allerdings“, ergänzt Rüther, „muss die positive Entwicklung auch im Kontext gesehen werden: Im vergangenen Jahr waren wir der Ausreißer in umgekehrter Richtung und verzeichneten bei einem OWL-weiten Minus von rund einem Prozent selbst einen Rückgang von etwa neun Prozent. Eine gewisse Relativierung des Zahlenwerks ist daher angebracht, um Fehlinterpretationen zu vermeiden.“ Insgesamt liege der Kreis Höxter nun leicht über dem Niveau von 2023, befinde sich aber über einen längeren Zeitraum betrachtet weiterhin in einem moderaten Abwärtstrend, der in absoluten Zahlen allerdings überschaubar bleibe.

 

Tischler, Maurer und Maler besonders gefragt

Bei einer differenzierten Betrachtung zeigt sich, dass insbesondere drei Gewerke maßgeblich zum Aufwärtstrend beitragen:

  • Tischler/-in: +117 % (von 12 auf 26 Auszubildende)
  • Maurer/-in: +114 % (von 7 auf 15)
  • Maler und Lackierer/-in: +154 % (von 13 auf 33)

Lediglich in zwei Berufen verzeichnet die Kreishandwerkerschaft Rückgänge:    
bei den Fahrzeuglackierern (von 4 auf 2) und den Kaufleuten für Büromanagement (von 5 auf 3).

Breite Zuwächse in nahezu allen Gewerken

Insgesamt werden im Kreis Höxter über 30 duale Ausbildungsberufe im Handwerk geführt. Die meisten Gewerke zeigen steigende Zahlen. Besonders erfreulich ist die Entwicklung in den technischen und bauhandwerklichen Handwerksberufen:

  • Elektroniker/-in: +30 % (von 36 auf 47)
  • Metallbauer/-in: +25 % (von 27 auf 34)
  • Anlagenmechaniker/-in SHK: +12 % (von 25 auf 28)
  • Dachdecker/-in:  +23 % (von 13 auf 16)
  • Zimmerer/-in:  +5 % (von 18 auf 19)

Auch die gestaltenden und personenbezogenen Handwerke verzeichnen deutliche Zugewinne:

  • Friseur/-in: +16 % (von 12 auf 14)
  • Raumausstatter/-in: +200 % (von 1 auf 3)

Und schließlich kann sich auch die Lebensmittelbranche über dringend benötigten Nachwuchs freuen:

  • Bäcker/-in: +33 % (von 9 auf 12)
  • Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk: +40 % (von 20 auf 28)
  • Konditor/-in: +400 % (von 1 auf 5)
  • Fleischer/-in: von 0 auf 2 Auszubildende

Mögliche Gründe für den steilen Anstieg

Aus Sicht des Hauptgeschäftsführers tragen mehrere Faktoren zu diesem deutlichen Anstieg bei:

  1. Verstärkte Berufsorientierung und Image-Arbeit
  2. Nach dem Tiefpunkt Erholungseffekte
  3. Politische und gesellschaftliche Signale
  4. Regionale Besonderheiten in ländlichen Räumen

Die Handwerksorganisationen und -betriebe haben in den letzten Jahren in Schulen, Beratungsstellen und Messen mehr Präsenz gezeigt. Informationsveranstaltungen, Schnupperpraktika, Kooperationen mit Schulen und auch hochmoderne, handwerkliche Bildungsinfrastruktur – all das sensibilisiert Jugendliche deutlicher für handwerkliche Berufe, die oft unterschätzt werden. Wenn junge Menschen früh erleben, was ein Handwerksberuf leisten kann und welche Perspektiven dieser bietet, sinkt die Schwelle zum Einstieg.

Häufig folgt auf einen starken Rückgang eine Erholungsphase. Ein gewisser „Nachholbedarf“ kann bedeuten, dass viele Ausbildungsbetriebe und junge Menschen nach dem Abwärtstrend nun wieder aktiv werden – sei es, weil Betriebe wieder Vertrauen fassen und bessere Erwartungshaltungen nach der Wahl an die konjunkturelle Entwicklung gesetzt werden oder weil Jugendliche und ihre Eltern das Risiko eines Fachkräftemangels stärker wahrnehmen.

Förderprogramme, Anreize für Ausbildungsbetriebe, besser sichtbar werdender Bedarf an Fachkräften, z. B. durch Themen wie Energie, Umwelt, Digitalisierung und Klimaschutz – all das hebt die Bedeutung von handwerklicher Qualifikation hervor. Junge Menschen sehen zunehmend, dass das Handwerk nicht nur „sicherer Einstieg“, sondern auch Zukunft bietet.

In Regionen wie dem Kreis Höxter, mit einer alternden Bevölkerung und weniger Abwanderungsmöglichkeiten, sind mittel- bis langfristig weiterhin Fachkräfte essenziell. Das Bewusstsein dafür wächst – bei Betrieben, Kammern und auch bei jungen Leuten – dass das Handwerk vor Ort nicht nur persönliche Jobchancen eröffnet, sondern auch lebenswichtige Infrastruktur sichert (z. B. Handwerker für Bau, Elektro, Klima, Versorgung etc.).

Warum wir trotzdem noch nicht von einer klaren Trendwende sprechen können

„Während der Anstieg sehr positiv ist, muss dieser in Relation zu den bisherigen Jahren betrachtet werden. Über mehrere Jahre hinweg war in vielen Regionen (und auch in OWL) ein kontinuierlicher Rückgang der Ausbildungsverträge zu verzeichnen. Demografischer Wandel, sinkende Schülerzahlen und steigende Studierneigung haben dazu beigetragen. Auch wenn wir aktuell über dem Niveau von 2023 liegen, so sind die absoluten Werte in vielen Gewerken noch über einen mittelfristigen Zeitraum abwärtsgerichtet. Das heißt, wir kompensieren gerade Verluste, aber sind noch nicht über alle Gewerke hinweg in einem definitiven Aufwärtstrend. Es besteht das Risiko, dass externe Faktoren wie altersbedingte Betriebsschließungen, konjunkturelle Eintrübungen bei weiterhin ausbleibenden Antworten seitens der Regierung, Kostensteigerungen, Fachkräfteengpässe, steigende Ausbildungsvergütungen oder notwendige Investitionen diesen Aufschwung bremsen, wenn sie nicht aktiv angegangen werden“, betont der Hauptgeschäftsführer.

Was weiter getan werden muss: 

  • Die duale Ausbildung in Schulen und in der Berufsorientierung, insbesondere an zahlenmäßig wachsenden Gymnasien, weiterhin stärken.

  • Hemmnisse für Ausbildungsbetriebe (z. B. Bürokratie, Förderbedingungen, Ausstattung, Digitalisierung und Klimaanforderungen) seitens der Politik unmittelbar und stringent abbauen sowie Klarheit schaffen.

  • Ausbildungsvergütungen, Arbeitsbedingungen und Karriereperspektiven im Handwerk deutlich kommunizieren.

  • Regionale Besonderheiten weiterhin berücksichtigen und dabei insbesondere Maßnahmen speziell für ländliche Regionen entwickeln, bei denen sich Rekrutierung oft schwieriger gestaltet. Dies reicht bis zum Erhalt der ortsnahen Berufsschulklassen durch differenzierte Betrachtungsweisen urbaner und ländlicher Regionen, wie es andere Bundesländer bereits vorleben.

Fazit

In Summe sieht er einen Lichtblick, dass der Kreis Höxter in diesem Jahr eine so ausgeprägte Steigerung hat. „Sie deute darauf hin, dass vieles, was wir als Handwerk und als Region in den letzten Jahren angestoßen haben, Wirkung zeigt, sich entsprechende Kampagnen lohnen und wir uns auf dem richtigen Weg befinden“, so Rüther. „Mit Beharrlichkeit sowie guter Kooperations- und Netzwerkarbeit zwischen Schulen, Kommunen, Wirtschaft und Politik können wir in den kommenden Jahren eine echte und stabile Trendwende erreichen. Für den Moment gelte jedoch, dass es noch keine Entwarnung gibt, da die strukturellen Herausforderungen noch einige Jahre bestehen bleiben werden. Doch gilt im Handwerk: Erst wenn’s schwierig wird, wird’s interessant und eine Herausforderung bleibt dabei nur ein anderes Wort für Auftrag.“