Den Weltfrauentag zu feiern, das bedeutet: Erfolge auf dem Weg in eine freie Gesellschaft mit gleichen Rechten für Frauen und Männer zu würdigen. Dazu gehört auch, bestehende Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern ins Bewusstsein zu rücken, um Hemmnisse für Frauen zu beseitigen, die es ihnen weiterhin erschweren, ihr Leben frei zu entfalten und wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erlangen.
Das verlangt, auch einen Blick auf den Arbeitsmarkt zu werfen. Denn noch immer besteht dort keine volle Chancengleichheit.
Beachtliche Fortschritte seien allerdings erreicht worden, sagt Simone Wils, die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt von der Agentur für Arbeit Paderborn: „Das Verhältnis von Frauen und Männern bei sozialversicherungspflichtig Beschäftigten könnte schon in wenigen Jahren ausgeglichen sein. Der Anteil der Frauen ist sowohl im Kreis Paderborn als auch im Kreis Höxter in den vergangenen fünf Jahren größer geworden.“ Nach aktuellen Daten beträgt der Anteil der Frauen im Kreis Paderborn 44,2 Prozent; der Anteil der Männer 55,8 Prozent. Im Kreis Höxter sind 48,5 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Frauen und 51,5 Prozent Männer. Simone Wils geht davon aus, dass sich diese positive Entwicklung fortsetzen wird.
In einzelnen Berufsfeldern, die mitunter attraktiv vergütete Beschäftigungsverhältnisse mit interessanten Karrieremöglichkeiten bieten, sind Frauen aber nach wie vor sehr deutlich unterrepräsentiert. Das gilt zum Beispiel für die Berufe mit Tätigkeitsfeldern in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT-Berufe). „Dass Frauen in einigen Berufsfeldern wie den MINT-Berufen sehr wenig vertreten sind, hat natürlich viele Gründe. Einer davon wird sein, dass es schon in der Kindererziehung zu geschlechtsspezifischen Rollenzuweisungen kommen kann, die eine Berufswahlentscheidung zugunsten der MINT-Berufe erschweren“, sagt Simone Wils. Im Hochstift waren zuletzt in IT-Berufen 13,7 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Frauen und 86,3 Prozent Männer. In produktionstechnischen Berufen waren sogar nur 8,0 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Frauen und 92 Prozent Männer.
„Tradierte Vorstellungen in der Gesellschaft, wonach Frauen und Männer unterschiedliche Aufgaben übernehmen und verschiedenen beruflichen Tätigkeiten nachgehen, wirken bedauerlicher Weise bis heute in der Gesellschaft verengend auf die Berufswahlentscheidung vieler junger Frauen“, kritisiert die Beauftragte für Chancengleichheit Simone Wils.
In einer offenen Gesellschaft sei es wichtig, dass die berufliche Orientierung von Kindern und heranwachsenden Frauen fachkundig begleitet wird – beispielsweise durch neutral ausgerichtete Berufsberatungsangebote der Agentur für Arbeit.
Viele Frauen ergreifen Berufe im Gesundheitswesen und im Einzelhandel sowie in Bereichen der Erziehung und im Sozialwesen. Auch entscheiden sich viele Frauen für Berufe in der Verwaltung. So ist es auch im Hochstift, wie die aktuellen Daten der Agentur für Arbeit Paderborn zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung belegen.
Jungen Menschen müsse mit auf den Weg gegeben werden: „Frauen und Männern stehen alle Berufe in gleicher Weise offen. Es gibt so gesehen keine ‚Männer- oder Frauenberufe‘, auch wenn die tatsächlichen Gegebenheiten am Arbeitsmarkt solche Zuschreibungen leider bis heute zum Teil noch nahelegen“, sagt Simone Wils.
Gehe es um die berufliche Entwicklung, sei immer die freie Entfaltung der Persönlichkeit berührt. „In einer freien Gesellschaft haben Barrieren in Form von geschlechtsspezifischen Klischees, die junge Frauen an einer beruflichen Entwicklung entsprechend ihren individuellen Wünschen, Potentialen und Begabungen hindern, keinen Platz“, sagt die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, Simone Wils, anlässlich des Weltfrauentags.
