Vogtland: Jahresrückblick 2024 - Wirtschaftliche Entwicklung hinterlässt Spuren auf dem regionalen Arbeitsmarkt

Deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit um rund 5 Prozent - höchster Stand seit dem Jahr 2017+++ Arbeitslosenquote steigt auf 6,0 Prozent (Vorjahr: 5,8 Prozent)+++ Arbeitskräftenachfrage nimmt ab - Stellenmeldungen gehen deutlich zurück

09.01.2025 | Presseinfo Nr. 2

Im Jahresdurchschnitt 2024 waren im Vogtland 6.724 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, 332 oder 5,2 Prozent mehr als im Jahr 2023. Die Arbeitslosenquote steigt auf 6,0 Prozent.
 

Wichtig:Arbeitslosenzahl im Jahr 2024: 6.724

Wichtig:Arbeitslosenzahl im Jahr 2023: 6.392

Wichtig:Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich: +332 bzw. +5,2 Prozent

Wichtig:Arbeitslosenquote im Jahr 2024: 6,0 Prozent

Wichtig:Arbeitslosenquote im Jahr 2023: 5,8 Prozent


„Im Vogtland waren im Jahr 2024 im Jahresdurchschnitt 6.724 arbeitslose Menschen gemeldet. Das waren 332 mehr Arbeitslose als im Durchschnitt des Jahres 2023. Damit ist die Arbeitslosigkeit das zweite Jahr infolge deutlich gestiegen und nähert sich dem Niveau des Jahres 2017. Der Anstieg zieht sich durch beide Rechtskreise und betrifft alle Personengruppen. Die wirtschaftlichen Unsicherheiten bleiben bestehen und wirken sich weiterhin auf die drei Arbeitsmarktindikatoren aus: die Arbeitslosigkeit steigt, die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung geht leicht zurück und die Unternehmen melden deutlich weniger Stellen. Gerade in diesen herausfordernden Zeiten ist es besonders wichtig, die Existenzen der Menschen und Unternehmen im Vogtlandkreis zu sichern und den sozialen Zusammenhalt zu fördern. Wir sind für die Menschen da - egal, ob es um finanzielle Unterstützung, Beratung oder Vermittlung geht. Denn Fakt ist: Der Arbeitsmarkt braucht nach wie vor Fachkräfte. Denn je besser das Qualifikationsniveau, umso einfacher wird es einen neuen Job zu finden - oder ihn gar nicht erst zu verlieren“, betont Bereichsleiterin Romy Rosenbaum in der Jahresbilanz und ergänzt: „Für nächstes Jahr rechne ich aktuell nicht mit einer Trendwende zum Abbau der gestiegenen Arbeitslosigkeit. Aufgrund der Branchenvielfalt und der kleinteiligen Wirtschaftsstruktur hat es unsere Region bis jetzt nicht schlimmer getroffen und konjunkturelle Schwankungen konnten größtenteils abgefedert werden.“

Der Arbeits- und Fachkräftebedarf bleibt mit rund 2.300 freien Stellen auf einem insgesamt hohen Niveau. „Die Einstellungsbereitschaft der vogtländischen Unternehmen hat aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den letzten drei Jahren deutlich abgenommen. Im Vergleich zum Jahr 2022 verzeichnen wir einen Rückgang im Stellenbestand von fast 20 Prozent. Die Unternehmen zögern bei der Nach- und Neubesetzung ihrer freien Stellen. Das ist ein Beleg für die Unsicherheiten, auf die Unternehmer und Personalentscheider reagieren. Auch die aktuellen Beschäftigungsdaten für das Vogtland zum Stand Juni 2024 weisen einen Rückgang von rund 600 Beschäftigten auf. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Region auch künftig sicherzustellen, bleiben die Gewinnung von Arbeitskräften und die Sicherung von Beschäftigung unter Berücksichtigung der Megatrends wie Demografie, Digitalisierung und Dekarbonisierung zentrale Herausforderungen auf dem regionalen Arbeitsmarkt. Mit unseren Dienstleistungen wie z. B. die Förderung der Beschäftigtenqualifizierung, Arbeitgeberberatung, Qualifizierung für Beschäftigungssuchende, Berufsberatung für Erwachsene im Erwerbsleben und der Integration von geflüchteten Menschen leisten wir unseren Beitrag“, hebt Romy Rosenbaum abschließend hervor.

„Die sich als erfolgreich bewährten Ansätze des Job-Turbos führen wir fort - in 2025 z. B. mit dem Fokus auf Frauen mit Migrationshintergrund. Wir wollen diese Ansätze auch in die Arbeit mit anderen Kundengruppen, wie Jugendliche und Langzeitarbeitslose adaptieren. Der vogtländische Arbeitsmarkt braucht diese Arbeitskräfte und wir brauchen die Unternehmen, die diesen Menschen eine Chance auf den Ein- bzw. Wiedereinstieg in das Erwerbsleben geben. Durch eigene Arbeit seinen Lebensunterhalt zu bestreiten zu können, ist der beste Weg aus dem Bürgergeld“, betont Martina Kober, Geschäftsführerin Jobcenter Vogtland.

Arbeitslosigkeit und Arbeitslosenquote
Nach dem Anstieg der Arbeitslosigkeit zu Jahresbeginn 2024, wurde im Februar der höchste Stand mit 7.330 Personen erreicht – während im Juni mit 6.357 Frauen und Männern der Tiefstand im Jahresverlauf erreicht wurde.

Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag im letzten Jahr bei 6,0 Prozent (2023: 5,8 Prozent).

Arbeitslosigkeit nach Rechtskreisen
Betrachtet man die Entwicklung nach Rechtskreisen, so wurden rund 65 Prozent der Arbeitslosen vom Jobcenter Vogtland (Grundsicherung) und rund 35 Prozent von der Arbeitsagentur (Arbeitslosenversicherung) betreut. Die Zahl der Arbeitslosen im Bereich der Arbeitsagentur lag im Jahresdurchschnitt bei 2.348, also höher als im Vorjahr (2023: 2.221). Im Bereich des Jobcenters Vogtland wurden 4.375 arbeitslose Frauen und Männer registriert und damit ebenfalls mehr als im Vorjahr (2023: 4.171). 

Beschäftigung
Ende Juni 2024, dem letzten Quartalsstichtag der Beschäftigungsstatistik mit gesicherten Angaben, belief sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Bezirk der Agentur für Arbeit Plauen auf 79.273. Gegenüber dem Vorjahresquartal war das eine Abnahme um 608 oder 0,8%.

Nach Branchen betrachtet gab es die stärkste Zunahme bei Verkehr und Lagerei (+161 oder +3,8%); am ungünstigsten war dagegen die Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe (-612 oder -2,8%). Seit dem Jahr 2019 (82.209 Beschäftigte) wird im Vogtlandkreis ein Beschäftigungsrückgang von über 2.900 Personen deutlich.

Geschäftsstellen im Vogtland im Vergleich
In allen Geschäftsstellen im Vogtland ist die Arbeitslosigkeit gestiegen, wobei die Geschäftsstelle Plauen mit +261 Personen den stärksten Anstieg aufweist und die Zahlen in der Geschäftsstelle Auerbach fast unverändert sind. Die niedrigste Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt verzeichnet – wie auch in den Vorjahren - die Geschäftsstelle Klingenthal mit 3,6 Prozent. Danach folgen Oelsnitz mit 4,4 Prozent und Auerbach mit 4,6 Prozent. Reichenbach liegt bei 6,0 Prozent und die Geschäftsstelle Plauen bei 7,8 Prozent.

Bewegung auf dem Arbeitsmarkt hält an
Arbeitslosigkeit ist kein fester Block. Vielmehr gibt es unabhängig von der wirtschaftlichen Lage viel Bewegung auf dem Arbeitsmarkt. Dabei werden Zu- und Abgänge von Arbeitslosen erfasst. Im Laufe des Jahres 2024 meldeten sich 17.853 Frauen und Männer arbeitslos, das waren 1.078 bzw. 6,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig beendeten 17.649 Menschen ihre Arbeitslosigkeit. Das waren 1.308 oder 8,0 Prozent mehr als im Jahr 2023.

Arbeitslosigkeit in den verschiedenen Personengruppen
Betrachtet man die Arbeitslosigkeit im Jahresverlauf bei den einzelnen Personengruppen, so fällt auf, dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit durchweg alle Personengruppen betrifft, jedoch unterschiedlich stark ausgeprägt ist.

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist deutlich gestiegen. Im Jahresdurchschnitt waren 2.175 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die Zahl um 262 bzw. um 13,7 Prozent.  

Im Jahr 2024 waren im Vogtland durchschnittlich 729 Jugendliche unter 25 Jahren arbeitslos. Das waren 76 oder 11,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Anteil der Jugendlichen lag bei 10,8 Prozent.

Bei der Personengruppe der ausländischen Menschen wird ein Anstieg um 147 Personen bzw. 9,4 Prozent sichtbar. Im Jahresdurchschnitt waren 1.720 ausländische Menschen arbeitslos registriert – das entspricht einem Anteil von rund 26 Prozent an allen Arbeitslosen.

Durchschnittlich 435 schwerbehinderte Menschen oder ihnen Gleichgestellte waren letztes Jahr bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter Vogtland registriert. Im Vergleich zum Jahr 2023 waren das 24 Menschen mit Handicap mehr, ein Anstieg um 5,8 Prozent.

Unterbeschäftigung
Die Unterbeschäftigung - die Summe aus Arbeitslosen, Teilnehmern an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und vorübergehend nicht verfügbaren Arbeitsuchenden -  belief sich nach ersten Hochrechnungen im Jahresdurchschnitt auf 8.406 Personen und liegt damit um 375 Personen bzw. 4,7 Prozent über dem Vorjahresniveau. Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen betrug die Unterbeschäftigungsquote im letzten Jahr 7,4 Prozent (2023: 7,2 Prozent).

Arbeitskräftenachfrage – StellenmeldungenDurch den gemeinsamen Arbeitgeber-Service wurden im vergangenen Jahr 4.396 Stellen, akquiriert. Das waren 548 Stellen bzw. rund 11 Prozent weniger als im Jahr 2023.

Der Bestand an gemeldeten Stellen belief sich im Jahresdurchschnitt auf 2.334. Gegenüber dem Vorjahr sind das 168 Stellen bzw. rund 7 Prozent weniger.

Kurzarbeit
Durch die Zahlung von Kurzarbeitergeld bei vorübergehend schwierigen Wirtschaftsbedingungen sollen den Betrieben ihre eingearbeiteten Mitarbeiter und den Arbeitnehmern ihre Arbeitsplätze erhalten werden, um so Arbeitslosigkeit zu vermeiden. Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme stehen bis Juni 2024 zur Verfügung. Damals haben 35 vogtländische Betriebe für 334 Beschäftigte Kurzarbeitergeld erhalten.

Vor Beginn der tatsächlichen Kurzarbeit müssen Betriebe eine Anzeige über den voraussichtlichen Arbeitsausfall erstatten. Diese Anzeigen auf Kurzarbeit können als potenzielle Zugänge und damit als Frühindikator für die künftige Inanspruchnahme von Kurzarbeit interpretiert werden. Im Kalendermonat November 2024 wurden von 15 Betrieben bzw. Betriebszweigen 430 Personen zur Kurzarbeit aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheit angezeigt.

Arbeitsmarktpolitik
Die Arbeitsagentur Plauen hat 2024 insgesamt rund 10,2 Millionen Euro für Eingliederungsleistungen ausgegeben. Ausgabenschwerpunkte bildeten die Förderung der beruflichen Weiterbildung (rund 5,6 Millionen Euro) sowie die Unterstützung des Berufseinstiegs Jugendlicher (rund 2,3 Millionen Euro).