Halbzeit auf dem Ausbildungsmarkt in NRW: Positive Dynamik bei den Ausbildungsstellen - gute Chancen für Jugendliche

Der Ausbildungsmarkt in NRW hat nach zwei durch die Corona-Pandemie geprägten Jahren wieder Fahrt aufgenommen. So meldeten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber von Oktober bis März 6.258 Stellen oder 7,4 Prozent mehr als im selben Zeitraum vor einem Jahr. Mit aktuell 91.055 erreichte die Zahl der Ausbildungsplätze annähernd wieder das Vor-Corona-Niveau. Anders bei den Bewerberinnen und Bewerbern. Hier ist nach wie vor ein Corona-Effekt zu beobachten: Bis Ende März hatten sich 78.931 junge Menschen und damit 2.569 Jugendliche oder 3,2 Prozent weniger als vor einem Jahr für einen Ausbildungsplatz interessiert.

31.03.2022 | Presseinfo Nr. 11

Anlässlich der Halbjahresbilanz am Ausbildungsmarkt sagte Torsten Withake, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit, nach zwei schwierigen Jahren in der Pandemie gibt es eine positive Dynamik bei den Ausbildungsstellen. Umso wichtiger sei es jetzt, dass möglichst viele Jugendliche die Chance erhalten, mit einer dualen Berufsausbildung in eine erfolgreiche Karriere- und gute Lebensperspektive zu starten.

„Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber investieren mit Blick auf die Zukunft verstärkt in die Ausbildung“, so Torsten Withake. „Dabei profitiert der Ausbildungsmarkt auch von der Stabilität, die der Arbeitsmarkt während der Pandemie gezeigt hat. Die Unternehmen konnten ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Bord halten. Auf dieser Grundlage gehen sie nun wieder verstärkt die Herausforderung an, ihre Fachkräfte für eine erfolgreiche geschäftliche Zukunft auszubilden.“

War die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen 2021 im Vergleich zu vor der Corona-Pandemie deutlich rückläufig, liegt die Zahl der Stellen aktuell annähernd wieder auf dem alten Niveau. Withake sagte, die vergangenen zwei Jahre am Ausbildungsmarkt könnten mit einer Achterbahnfahrt verglichen werden. Nun sei man glücklicherweise aus dem Tal wieder herausgekommen:

Die Corona-Pandemie hat den Ausbildungsmarkt auf die Probe gestellt. Die Unsicherheiten der Pandemie haben dazu geführt, dass viele Unternehmen im März des vergangenen Jahres vorsichtiger in Ausbildung investiert haben. Umso erfreulicher ist es, dass sich die Stellenseite in diesem Jahr deutlich erholt hat. Wir sehen eine positive Dynamik im Vergleich zum Vorjahr. Unternehmen investieren in Ausbildung, weil es für sie der stärkste Hebel ist, auch in Zukunft auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der passenden individuellen Qualifikation zählen zu können.

Nachholbedarf gebe es allerdings noch bei den Bewerberinnen und Bewerbern. Anders als bei den Stellen zeigten sich hier noch deutlich die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Denn während die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im Vergleich zum Vorjahr um 6.258 oder 7,4 Prozent gestiegen ist, liegt die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die aktuell eine Ausbildung anstreben, weiterhin im Minus. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der jungen Menschen um 2.569 Personen oder 3,2 Prozent auf nun 78.931 gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber.

Deshalb sei es wichtig, jetzt für den Wert der Ausbildung für eine gute Lebens- und Karriereplanung bei den Schülerinnen und Schülern zu werben, sagte Ausbildungsmarktexperte Withake:

Eine moderne duale Berufsausbildung öffnet für junge Menschen viele Karriere-Möglichkeiten. Um Schülerinnen und Schülern diese Perspektiven wieder erlebbar zu machen, haben wir gemeinsam mit allen Partnern des Ausbildungskonsens die landesweite Aktion „Praktikum jetzt“ ins Leben gerufen. Bis zu den Osterferien bieten wir Jugendlichen die Möglichkeit, während eines Betriebspraktikums sich mit den eigenen individuellen Kompetenzen im beruflichen Zusammenhang auszuprobieren. Dabei lernen sich die Schülerinnen und Schüler und die Betriebe auch gegenseitig kennen. Für die jungen Menschen ist das wichtig, da sie diese Möglichkeiten während der Pandemie häufig nicht hatten. Für die Ausbilderinnen und Ausbilder ist das aber ebenso wichtig, denn sie haben nun die Möglichkeit, junge Talente und damit vielleicht auch ihre nächsten Azubis kennen zu lernen.

Jugendlichen rät der Ausbildungsmarktexperte, ihre Berufsberatung in der Agentur für Arbeit oder im Jobcenter anzusprechen. Jede und Jeder werde nach Kräften unterstützt, hinzu kämen die örtlichen Netzwerke, die die Berufsberatungen unterhalten:

Die Berufsberaterinnen und Berufsberater kennen sich bestens aus und beraten zum Beispiel auch, wenn man erst einmal eine Praktikumsstelle sucht. Sie helfen dabei, individuelle Kompetenzen und Interessen auszuloten und das passende Angebot, vielleicht ja auch schon die richtige Ausbildungsstelle zu finden. Denn das steht sicher fest: Die Chancen auf einen guten Ausbildungsplatz waren selten so gut wie heute!“

Der NRW Ausbildungsmarkt zur Halbzeit in Zahlen

Die Bundesagentur für Arbeit hat heute die Bilanz zum Halbjahr am Ausbildungsmarkt vorgelegt. Demnach sind in den ersten sechs Monaten des sogenannten Vermittlungsjahres, also im Zeitraum von Anfang Oktober 2021 bis in den März 2022, bei den Agenturen für Arbeit in Nordrhein-Westfalen 91.055 freie duale Berufsausbildungsstellen gemeldet worden. Das waren 6.258 oder 7,4 Prozent mehr als zur Halbzeit vor einem Jahr. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen erreicht damit nahezu wieder das Niveau von März 2020, dem letzten Monat am Ausbildungsmarkt vor der Corona-Pandemie. Vor zwei Jahren hatten Unternehmen in NRW lediglich 159 Stellen oder 0,2 Prozent mehr gemeldet.

59.673 Ausbildungsstellen waren in NRW im März noch frei bzw. unbesetzt. Das waren 7.874 oder 15,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. Auch vor zwei Jahren waren zu diesem Zeitpunkt schon 1.554 Stellen oder 2,7 Prozent mehr besetzt.

Demgegenüber sank im Vergleich zum Vorjahr die Zahlen der Bewerberinnen und Bewerber um einen Ausbildungsplatz. Im aktuellen Ausbildungsjahr meldeten sich bei den Agenturen für Arbeit in NRW bis Ende März 78.931 junge Menschen mit dem Ziel, in diesem Jahr eine Berufsausbildung zu beginnen. Das waren 2.569 Jugendliche oder 3,2 Prozent weniger als vor einem Jahr. 2020 hatten sich in der ersten Hälfte des Vermittlungsjahres 10.903 Schülerinnen und Schüler oder 12,1 Prozent mehr für eine Ausbildung interessiert. Rechnerisch kamen damit im März landesweit auf hundert Ausbildungsstellen 87 Bewerberinnen und Bewerber.

Einen Ausbildungsplatz suchen aktuell noch 52.761 junge Menschen. Von diesen haben bereits 9.308 Jugendliche eine Alternative für den Fall, dass sie die gesuchte Ausbildung nicht finden können. 43.453 Schülerinnen und Schüler haben aktuell noch keinen Ausbildungsplatz und bis jetzt auch noch keine Alternative, weshalb sie noch als „unversorgt“ gelten. Stellt man die unbesetzten Ausbildungsstellen und die unversorgten rechnerisch gegenüber, kommen auf hundert unbesetzte Stellen derzeit 73 unversorgte Jugendliche.

Der Ausbildungsmarkt in den Regionen

Die regionalen Unterschiede am Ausbildungsmarkt in NRW waren zur Halbjahresbilanz am Ausbildungsmarkt deutlich. Mit Ausnahme Südwestfalen sank in allen Regionen die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber im Vergleich zum Vorjahr. Demgegenüber wurden in allen Regionen mehr Ausbildungsplätze als im Vorjahr gemeldet. Allerdings kam es auch hier zu deutlichen Unterschieden. Während in Südwestfalen die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze um 13,3 Prozent zulegte, betrug der anteilige Zuwachs im Bergische Land nur 1,1 Prozent.

Zum rechnerischen Verhältnis von Bewerberinnen und Bewerber und gemeldeten Ausbildungsstellen finden Sie weiter unten eine Grafik.

Südwestfalen ist die einzige Arbeitsmarktregion, in der sich im ersten Halbjahr des Ausbildungsjahres mehr Bewerberinnen und Bewerber als im Vorjahr gemeldet haben. Im März waren hier 5.809 Schülerinnen und Schüler gemeldet, 141 junge Menschen oder 2,5 Prozent mehr als vor einem Jahr. Von Oktober bis März wurden hier 9.573 Berufsausbildungsstellen gemeldet, 1.125 oder 13,3 Prozent mehr als vor zwölf Monaten. Das Verhältnis von Bewerberinnen und Bewerbern zu Ausbildungsplätzen betrug im März hundert junge Menschen zu 165 Stellen. Als unbesetzt galten 6.168 Stellen, als unversorgt 3.018 junge Menschen.

Auch das Münsterland hat im ersten Halbjahr des Vermittlungsjahres einen prozentual deutlichen Anstieg bei den Ausbildungsplätzen verbucht. Seit Oktober sind hier 11.269 Stellen gemeldet worden, 1.193 oder 11,8 Prozent mehr als vor einem Jahr. Davon waren im März noch 6.882 Plätze unbesetzt. Bei den Bewerberinnen und Bewerbern entwickelt sich die Zahl rückläufig. 6.761 Jugendliche haben sich seit Oktober für einen Ausbildungsplatz interessiert. Das waren 100 junge Menschen oder 1,5 Prozent weniger als vor einem Jahr. Auf 100 Bewerberinnen und Bewerber kommen derzeit 167 Stellenangebote. Als unversorgt galten im Münsterland im März noch 3.185 Bewerberinnen und Bewerber.

Im Ruhrgebiet legten die Stellenmeldungen von Unternehmen um 8,2 Prozent zu. Trotzdem gibt es hier weiterhin mehr Bewerberinnen und Bewerber als Ausbildungsangebote. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr des Vermittlungsjahres im Ruhrgebiet 22.756 Stellen angeboten. Im gleichen Zeitraum meldeten sich hier 23.499 junge Menschen mit Interesse an einer dualen Berufsausbildung – ein Minus von 848 Jugendlichen oder 3,5 Prozent. Das Verhältnis lag bei hundert Bewerberinnen und Bewerbern zu 97 Stellenangeboten. Unbesetzt waren im März noch 15.095 Stellen, als unversorgt galten noch 12.808 Jugendliche.

Auch in Ostwestfalen-Lippe gab es im März im Vorjahresvergleich ein Plus bei den Ausbildungsplätzen. Von Oktober bis März wurden hier 12.801 Stellen gemeldet – 808 oder 7,2 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Unbesetzt waren davon im März noch 7.768.

Dem standen 5.472 unversorgte Jugendliche gegenüber. Insgesamt haben sich bis Ende März in Ostwestfalen 10.389 Jugendliche bei den Agenturen für Arbeit gemeldet. Das waren 130 oder 1,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Verhältnis aller Bewerberinnen und Bewerber zu gemeldeten Stellen kommen auf hundert junge Menschen 116 Stellen.

Auch das Bergische Land vermeldete ein Plus bei den Ausbildungsplätzen – von 78 Stellen oder 1,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt wurden seit Oktober 7.171 Stellen gemeldet, davon waren Ende März noch 4.698 unbesetzt. Dem standen 4.094 unversorgte Jugendliche gegenüber. Insgesamt haben sich im Verlauf des Jahres im Bergischen Land 7.540 junge Menschen bei den Agenturen für Arbeit gemeldet – 145 Personen oder 1,9 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Auf hundert Bewerberinnen und Bewerber kommen hier 95 Ausbildungsangebote.

Den absolut höchsten Rückgang bei den Bewerberinnen und Bewerbern gab es im Rheinland. Hier haben sich bis Ende März 1.487 Jugendliche oder 5,6 Prozent weniger bei den Agenturen für Arbeit gemeldet als ein Jahr zuvor. Von den insgesamt 24.933 Jugendlichen im Rheinland galten Ende März noch 14.876 als unversorgt. Dem standen 19.062 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Insgesamt sind seit dem Oktober im Rheinland 28.205 duale Ausbildungsplätze angeboten worden – 4,9 Prozent oder 1.326 mehr als vor einem Jahr. Auf hundert Bewerberinnen und Bewerber kamen im März im Rheinland 113 Stellenangebote.

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