Unternehmen bieten weiter mehr Ausbildungsstellen an

Der aktuelle Blick auf den NRW Ausbildungsmarkt zeigt im April mehr Stellenangebote und weniger Ausbildungssuchende. War das Ausbildungsplatzangebot durch die Corona-Pandemie in den beiden Vorjahren rückläufig, werden in diesem Jahr wieder mehr Stellen angeboten. So wurden von Unternehmen landesweit 96.382 Ausbildungsplätze gemeldet, 7.712 oder 8,7 Prozent mehr als vor einem Jahr. Gleichzeitig lassen die Corona-Pandemie und die demographische Entwicklung die Zahl der jungen Menschen, die eine Ausbildung suchen, zurückgehen. Bis Ende April meldeten sich bei den Agenturen für Arbeit 84.637 junge Menschen - 1.464 oder 1,7 Prozent weniger als vor zwölf Monaten.

03.05.2022 | Presseinfo Nr. 15

Für junge Menschen sei es nach der Pandemie besonders wichtig, sich in unterschiedlichen Berufsfeldern auszuprobieren, sagte Torsten Withake, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. Doch die Corona-Pandemie habe die Berufsorientierung in den vergangenen zwei Jahren für alle Beteiligten deutlich erschwert. Besuche von Berufsberaterinnen und Berufsberatern in den Schulen waren häufig nur eingeschränkt möglich. Berufsfelderkundungen und Praktika in Unternehmen und Betrieben waren nicht im vollen Umfang möglich.

„Da haben viele begleitende Aktivitäten, die für die Jugendlichen wichtig sind, um über ihren ersten Schritt ins Berufsleben entscheiden zu können, nicht wie gewohnt stattfinden können“, erklärt Torsten Withake. „Schon vor der Pandemie war erkennbar, dass es einen Trend zum längeren Schulbesuch gibt. Corona hat dies noch einmal verstärkt. Es ist enorm wichtig, dass junge Menschen möglichst frühzeitig einen Einblick in unterschiedlichste Berufsfelder erhalten, um sich selbst, die eigenen Kompetenzen und den jeweiligen Beruf ausprobieren und kennenlernen zu können. Für alle Beteiligten ist es deshalb jetzt sehr wichtig, hier anzuschließen. Die Partner des Ausbildungskonsenses NRW haben deshalb vor Ostern die landesweite Aktion „Praktikum jetzt“ ins Leben gerufen.“

Viele Betriebe und Unternehmen bieten vor dem Ausbildungsvertrag Praktika an. „Und das ist eine große Chance für Bewerberinnen und Bewerber wie auch für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, sich vor dem Ausbildungsvertrag intensiv kennenzulernen. Unsere Kolleginnen und Kollegen in den Agenturen für Arbeit fragen bei jeder Ausbildungsstelle, die uns gemeldet wird, ob auch ein Praktikum vorher möglich ist. Die meisten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sagen ja, denn sie wissen, so haben sie die Möglichkeit, junge Talente und damit vielleicht auch ihre nächsten Azubis kennen zu lernen.“

Dass der Bedarf an qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bereits heute hoch ist, zeigt ein Blick auf den aktuellen Arbeitsmarkt in NRW. Knapp 60 Prozent der offenen Arbeitsstellen waren im April für qualifizierte Fachkräfte auf dem Niveau der dualen Ausbildung ausgeschrieben. Für junge Menschen sei das jedoch eine gute Nachricht so Withake: „Wer heute eine Ausbildung beginnt, kann sich bereits jetzt sicher sein, dass sie oder er nach dem Berufsabschluss nicht nur einen guten Arbeitsplatz finden, sondern darüber hinaus auch gute Entwicklungs- und Aufstiegsperspektiven am Arbeitsmarkt vorfinden wird. Mit einer dualen Ausbildung ist der Grundstein gelegt, jederzeit den Anschluss an eine sich in Zukunft immer mehr verändernde und dadurch aber auch spannende Arbeitswelt zu bekommen. Durch die aktuell sich ankündigenden großen Herausforderungen der nahen Zukunft durch die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung, aber auch durch die sogenannte Dekarbonisierung ergeben sich für gut qualifizierte junge Männer und Frauen aussichtsreiche Perspektiven. Die Zeiten, in denen man mit einer einmal absolvierten Ausbildung mehr oder weniger auf einen Beruf festgelegt war, sind vorbei. Die duale Berufsausbildung eröffnet vielmehr vielfältige Wege in die berufliche Zukunft.“

Umgekehrt bedeute das aber auch: „Für die Zukunft des Wirtschaftsstandortes ist es wichtig, junge Menschen für die duale Berufsausbildung zu begeistern. Die Herausforderungen dieser nahen Zukunft lassen sich nicht ohne gut ausgebildete Fachkräfte gestalten. Unsere Aufgabe als Partner am Arbeits- und Ausbildungsmarkt und ganz einfach auch als Erwachsene ist es, jungen Frauen und Männern diese Perspektiven und Chancen aufzuzeigen.

Jugendlichen rät der Ausbildungsmarktexperte, ihre Berufsberatung in der Agentur für Arbeit anzusprechen: „Die direkten Kontaktmöglichkeiten zu den Berufsberatungen gibt es im Internet. Unsere Kolleginnen und Kollegen kennen sich bestens aus und unterstützen gerade jetzt, zum Beginn der heißen Phase am Ausbildungsmarkt. Da macht es nichts, wenn man noch unentschlossen ist. Wichtig ist uns, dass alle jungen Erwachsenen ihre Chance für einen guten Start in ihre berufliche Zukunft erhalten. Dafür beraten wir sie.

Der NRW Ausbildungsmarkt in Zahlen

Bei den Agenturen für Arbeit in Nordrhein-Westfalen sind landesweit seit Anfang Oktober 2021 bis Ende April 96.382 freie duale Berufsausbildungsstellen gemeldet worden. Das waren 7.712 oder 8,7 Prozent mehr als zur selben Zeit vor einem Jahr. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen übertraf damit auch die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im April 2020, dem ersten Monat am Ausbildungsmarkt in der Corona-Pandemie. Vor zwei Jahren hatten Unternehmen in NRW 3.414 Stellen oder 3,7 Prozent weniger gemeldet.

58.381 Ausbildungsstellen waren in NRW im April noch frei bzw. unbesetzt. Das waren 8.804 oder 17,8 Prozent mehr als vor einem Jahr. Vor zwei Jahren waren zu diesem Zeitpunkt 3.538 Stellen oder 6,5 Prozent weniger frei.

Demgegenüber sank im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber. Im aktuellen Ausbildungsjahr meldeten sich bei den Agenturen für Arbeit in NRW bis Ende April 84.637 junge Menschen mit dem Ziel, in diesem Jahr eine Berufsausbildung zu beginnen. Das waren 1.464 Jugendliche oder 1,7 Prozent weniger als vor einem Jahr. 2020 hatten sich bis April 8.723 Schülerinnen und Schüler oder 9,3 Prozent mehr für eine Ausbildung interessiert. Rechnerisch kamen im aktuellen April landesweit auf einhundert Ausbildungsstellen 89 Bewerberinnen und Bewerber. Ende März waren es noch 87.

Einen Ausbildungsplatz suchen aktuell noch 51.069 junge Menschen, 1.692 weniger als vor einem Monat. Von diesen haben bereits 9.806 Jugendliche eine Alternative für den Fall, dass sie die gesuchte Ausbildung nicht finden können. 41.263 Schülerinnen und Schüler haben aktuell noch keinen Ausbildungsplatz und bis jetzt auch noch keine Alternative, weshalb sie als „unversorgt“ gelten. Stellt man die unbesetzten Ausbildungsstellen und die unversorgten jungen Frauen und Männer rechnerisch einander gegenüber, kommen auf hundert unbesetzte Stellen derzeit 71 unversorgte Jugendliche. Vor einem Monat waren es noch 73.

Der Ausbildungsmarkt in den Regionen

Die regionalen Unterschiede am Ausbildungsmarkt in NRW blieben auch im April deutlich. Nur in Südwestfalen und im Bergischen Land gab es im vergangenen Monat mehr Bewerberinnen und Bewerber als im Jahr zuvor. Die Relation von Ausbildungsplätzen zu Bewerberinnen und Bewerbern spannt sich zwischen einem Verhältnis von einhundert Stellen zu 107 Jugendlichen im Bergischen Land und 61 jungen Menschen im Münsterland. In allen Regionen wurden mehr Ausbildungsplätze als im Vorjahr gemeldet. Allerdings kam es auch hier zu deutlichen Unterschieden. Während in Südwestfalen die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze um 12,8 Prozent zulegte, betrug der anteilige Zuwachs im Bergischen Land 2,9 Prozent.
Zum rechnerischen Verhältnis von Bewerberinnen und Bewerber und gemeldeten Ausbildungsstellen finden Sie weiter unten eine Grafik.

In Südwestfalen haben sich in der Zeit von Oktober bis April mehr Bewerberinnen und Bewerber als im Vorjahr gemeldet. Im April waren hier 6.184 Schülerinnen und Schüler gemeldet, 206 junge Menschen oder 3,4 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im selben Zeitraum wurden hier 9.975 Berufsausbildungsstellen gemeldet, 1.134 oder 12,8 Prozent mehr als vor zwölf Monaten. Im April kamen damit auf einhundert Stellen 62 Bewerberinnen und Bewerbern. Als unbesetzt galten 5.927 Stellen, als unversorgt 2.801 junge Menschen.

Im Bergischen Land waren im April acht Bewerberinnen und Bewerber mehr gemeldet als ein Jahr zuvor. So haben sich im Verlauf des Jahres im Bergischen Land 8.163 junge Menschen bei den Agenturen für Arbeit gemeldet 0,1 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Bei den Ausbildungsplätzen gab es ebenfalls ein Plus: Im April waren mit 7.656 Stellen 218 oder 2,9 Prozent mehr gemeldet als im Vergleich zum Vorjahr. Davon waren Ende April noch 4.595 unbesetzt. Dem standen 4.003 unversorgte Jugendliche gegenüber. Auf hundert Ausbildungsangebote kommen hier 107 Bewerberinnen und Bewerber.

Das Münsterland verbuchte annähernd so viele Bewerberinnen und Bewerber wie im Vorjahr. Mit 7.179 jungen Menschen meldeten sich drei weniger als 2021. Demgegenüber wuchs die Zahl der seit Oktober gemeldeten offenen Stellen im Vergleich zum Vorjahr um 1.267 oder 12,2 Prozent auf 11.692. Davon waren im April noch 6.617 Plätze unbesetzt. Auf 100 Ausbildungsstellen kamen damit 61 Bewerberinnen und Bewerber. Als unversorgt galten im Münsterland im April noch 2.876 Bewerberinnen und Bewerber.

Rückläufig war die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber in Ostwestfalen-Lippe. Insgesamt haben sich bis Ende April in Ostwestfalen 10.979 Jugendliche bei den Agenturen für Arbeit gemeldet. Das waren 127 oder 1,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Bei den Ausbildungsstellen gab es im Vorjahresvergleich ein Plus von 945 oder 8,0 Prozent. Insgesamt wurden bislang 12.702 Stellen gemeldet. Unbesetzt waren davon im März noch 7.410. Als unversorgt galten im April 5.067 junge Menschen.

Im Ruhrgebiet legten die Stellenmeldungen von Unternehmen um 9,8 Prozent oder 2.152 zu. Obwohl gleichzeitig die Zahl der gemeldeten Jugendlichen zurückging, gibt es hier weiterhin mehr Bewerberinnen und Bewerber als Ausbildungsangebote. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr des Vermittlungsjahres im Ruhrgebiet 24.099 Stellen angeboten. Im gleichen Zeitraum meldeten sich hier 25.212 junge Menschen mit Interesse an einer dualen Berufsausbildung - ein Minus von 526 Jugendlichen oder 2,0 Prozent. Das Verhältnis lag bei einhundert Stellenangeboten zu 105 Bewerberinnen und Bewerbern. Unbesetzt waren im April noch 14.792 Stellen, als unversorgt galten noch 12.288 Jugendliche.

Den absolut höchsten Rückgang bei den Bewerberinnen und Bewerbern gab es im Rheinland. Hier haben sich bis Ende April 1.022 Jugendliche oder 3,7 Prozent weniger bei den Agenturen für Arbeit gemeldet als ein Jahr zuvor. Von den insgesamt 26.920 Bewerberinnen und Bewerbern im Rheinland galten Ende April noch 14.228 als unversorgt. Dem standen 19.040 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Insgesamt sind seit dem Oktober im Rheinland 30.258 duale Ausbildungsplätze angeboten worden – 7,1 Prozent oder 1.996 mehr als vor einem Jahr. Auf hundert Stellen kamen Ende März 89 Bewerberinnen und Bewerber.

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