Zu Beginn der Sommerferien gibt es noch viele Chancen für Bewerberinnen und Bewerber

Der Ausbildungsmarkt geht mit einer guten Ausgangslage für Ausbildungsinteressierte in die heiße Phase. Für eine Entscheidung ist es noch nicht zu spät, denn zu Beginn der Sommerferien gibt es in NRW mehr Ausbildungsplätze als Bewerber und Bewerberinnen: Aktuell stehen 50.650 offenen Ausbildungsstellen knapp 43.000 junge Menschen auf der Suche nach einer Ausbildung gegenüber.

30.06.2022 | Presseinfo Nr. 20

NRW Ausbildungsmarkt im Juni

Erfreulich: Unternehmen und Betriebe melden nach zwei Corona-Jahren mit rückläufigen Ausbildungsangeboten mehr Ausbildungsstellen - von Oktober bis Juni 103.938 Stellen, damit 5,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Aber es gab gleichzeitig landesweit mit 93.722 jungen Menschen auch weniger Interessierte an betrieblichen Ausbildungsgeboten – ein Rückgang von 1,9 Prozent zum Vorjahr.

"Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass sich die Entscheidungen von Betrieben und Unternehmen wie auch der Bewerberinnen und Bewerber in den Sommer verlagern. Das bedeutet aber auch: Es ist noch vieles möglich! Im Grunde waren die Chancen für junge Menschen, die sich für eine betriebliche Ausbildung interessieren, noch nie so gut wie im Moment", sagte Bianca Cristal, Geschäftsführerin Arbeitsmarktmanagement der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. "Wir sehen, dass sich der Ausbildungsmarkt immer mehr zu einem Bewerberinnen- und Bewerbermarkt entwickelt."

Das liege zum einen an der demographischen Entwicklung, die die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber sinken lässt, erläuterte die Arbeitsmarktexpertin, sei aber auch Folge der Corona-Pandemie: "Die Corona-Pandemie hat die Berufsorientierung über einen langen Zeitraum erschwert. Zum Beispiel waren Praktika in Betrieben während der Pandemie nicht oder nur eingeschränkt möglich. Das wirkt sich immer noch aus. Schülerinnen und Schülern fehlten die Möglichkeiten Berufe auszuprobieren und Arbeit zu erleben. Deshalb freue ich mich über alle, die zum Beispiel jetzt, in den Sommerferien, von den vielfältigen Praktika-Angeboten von Unternehmen Gebrauch machen und spannende Eindrücke gewinnen wollen! Kontakt dazu gibt es über die Berufsberatungen oder auch über die Kammern."

Der Wandel zum Bewerberinnen- und Bewerber-Markt bedeute auf der einen Seite, dass es mehr Chancen für die Jugendlichen gebe. Also für junge Menschen eine gute Nachricht. Doch gleichzeitig schaute die Arbeitsmarktexpertin auch auf die Frage, wer die Fachkräfte von morgen sein werden: "Wenn junge Menschen, weil sie unsicher sind, sich nicht für eine berufliche Ausbildung entscheiden, dann fehlen uns diese morgen als Fachkräfte. Für die Jugendlichen ist es sehr positiv, dass es viele gute Ausbildungsangebote gibt, auf die sie sich bewerben können. Wir müssen sie aber mit guten Informationen und einer gute Beratung dabei unterstützen, für sich auch die richtige Wahl zu treffen." Der Rat der Arbeitsmarktexpertin an alle, die sich eine betriebliche Ausbildung vorstellen können: "Nutzt die Informationsmöglichkeiten, ob persönlich bei den Kolleginnen und Kollegen der Berufsberatung oder im Internet - vielleicht aber auch direkt im Betrieb, zum Beispiel durch ein Praktikum."

Gleichzeitig wachse die Herausforderung für die Unternehmen, die passenden Azubis zu finden: "Unternehmen werden auch neue Wege einschlagen müssen. Dazu gehört, häufiger Schülerinnen und Schülern mit vielleicht nicht ganz so guten Noten eine Chance einzuräumen. Für uns ist es wichtig, dass wir Jugendliche und Unternehmen gemeinsam unterstützen, zum Beispiel durch eine gezielte Förderung, von der beide Seiten profitieren. So können wir es schaffen, dass alle Jugendliche eine Chance bekommen – und die Unternehmen ihre Fachkräfte der Zukunft finden!"

Die überwiegende Zahl der Ausbildungen starte klassischerweise am 1. August oder 1. September. Doch grundsätzlich sei der Einstieg in eine Ausbildung jederzeit möglich. Diese Flexibilität werde von immer mehr Unternehmen in Anspruch genommen, sagte Cristal. Das eröffne Ausbilderinnen und Ausbildern sowie Jugendlichen neue Chancen: "Ich freue mich über alle, die diese Chancen nutzen! Und wer sich bis jetzt noch nicht für eine Ausbildung entscheiden konnte, sollte jetzt schnell die Beratungsangebote nutzen. In den Agenturen für Arbeit, aber auch bei den Kammern gibt es aktuell die gemeinsame Orientierungs- und Beratungsaktion Sommer der Berufsausbildung. Mein Appell: Nutzt diese Angebote und lasst keine Zeit mehr verstreichen!"

Der NRW Ausbildungsmarkt in Zahlen

Bei den Agenturen für Arbeit in Nordrhein-Westfalen sind in der Zeit von Oktober 2021 bis Juni 2022 landesweit 103.938 freie duale Berufsausbildungsstellen gemeldet worden. Das waren 5.384 oder 5,5 Prozent mehr als zur selben Zeit vor einem Jahr. Vor zwei Jahren – also während des ersten Lockdowns 2020 – hatten Unternehmen in NRW 4.319 Stellen oder 4,3 Prozent weniger gemeldet.

50.650 Ausbildungsstellen waren in NRW im Juni noch frei bzw. unbesetzt. Das waren 8.019 oder 18,8 Prozent mehr als vor einem Jahr. Vor zwei Jahren lag die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze zu diesem Zeitpunkt um 5.214 Stellen oder 11,5 Prozent niedriger.

Weniger Bewerberinnen und Bewerber

Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber lag im Juni niedriger als vor einem Jahr. In der Bewerbungsphase des aktuellen Vermittlungsjahres meldeten sich bei den Agenturen für Arbeit in NRW bis Ende Juni 93.722 junge Menschen mit dem Ziel, in diesem Jahr eine Berufsausbildung zu beginnen. Das waren 1.787 Jugendliche oder 1,9 Prozent weniger als vor einem Jahr. 2020 hatten sich bis Juni 7.775 Schülerinnen und Schüler oder 7,7 Prozent mehr für eine Ausbildung interessiert. Rechnerisch kamen im aktuellen Juni landesweit auf einhundert betriebliche Ausbildungsstellen 91 Bewerberinnen und Bewerber. Vor einem Jahr waren es noch 98 Bewerberinnen und Bewerber.

Einen Ausbildungsplatz suchen aktuell noch 42.934 junge Menschen. Von diesen haben bereits 10.042 Jugendliche eine Alternative für den Fall, dass sie die gesuchte Ausbildung nicht finden können. 32.892 Schülerinnen und Schüler haben aktuell noch keinen Ausbildungsplatz und bis jetzt auch noch keine Alternative, weshalb sie als "unversorgt" gelten. Stellt man die unbesetzten Ausbildungsstellen und die unversorgten jungen Frauen und Männer rechnerisch einander gegenüber, kommen auf hundert unbesetzte Stellen derzeit 65 unversorgte Jugendliche. Vor einem Jahr waren es noch 83 unversorgte Jugendliche.

Der Ausbildungsmarkt in den Regionen

Charakteristisch ist der NRW-Ausbildungsmarkt von starken regionalen Unterschieden geprägt.

Die Relation von Ausbildungsplätzen zu Bewerberinnen und Bewerbern spannt sich zwischen einem Verhältnis von 158 Stellen auf 100 Jugendlichen im Münsterland bis zu 93 Stellen auf 100 Bewerberinnen und Bewerbern im Bergischen Land und im Ruhrgebiet. In allen Regionen wurden mehr Ausbildungsplätze als im Vorjahr gemeldet. Allerdings kam es auch hier zu deutlichen Unterschieden. Während in Südwestfalen die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze um 10,1 Prozent zulegte, betrug der anteilige Zuwachs im Bergischen Land 0,6 Prozent.

In Südwestfalen haben sich in der Zeit von Oktober bis Juni mehr Bewerberinnen und Bewerber als im Vorjahr gemeldet. Im Juni waren hier 6.779 Schülerinnen und Schüler gemeldet, 232 junge Menschen oder 3,5 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im selben Zeitraum wurden hier 10.515 Berufsausbildungsstellen gemeldet, 962 oder 10,1 Prozent mehr als vor zwölf Monaten. Im Juni kamen damit auf 100 Bewerberinnen und Bewerbern 155 Stellen. Als unbesetzt galten 5.111 Stellen, als unversorgt 2.038 junge Menschen.

Das Münsterland verbuchte annähernd so viele Bewerberinnen und Bewerber wie im Vorjahr. Mit 7.877 jungen Menschen meldeten sich 6 Personen oder 0,1 Prozent weniger als 2021. Demgegenüber wuchs die Zahl der seit Oktober gemeldeten Stellen im Vergleich zum Vorjahr um 1.110 oder 9,8 Prozent auf 12.432. Auf 100 Bewerberinnen und Bewerber kamen 158 Ausbildungsstellen. Als unversorgt galten im Münsterland im Juni noch 2.059 Bewerberinnen und Bewerber. Unbesetzt waren noch 5.684 Ausbildungsstellen.

Im Bergischen Land waren im Juni 92 Bewerberinnen und Bewerber weniger gemeldet als ein Jahr zuvor. Im Verlauf des Jahres haben sich hier 9.081 junge Menschen bei den Agenturen für Arbeit gemeldet, 1,0 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Ein geringfügiges Plus gab es bei den Ausbildungsplätzen: Im Juni waren mit 8.452 Stellen 53 oder 0,6 Prozent mehr gemeldet als im Vergleich zum Vorjahr. Auf 100 jugendliche Ausbildungsinteressierte kamen 93 Stellenangebote. Von den Stellen waren Ende Juni noch 4.076 unbesetzt. Dem standen 3.343 unversorgte Jugendliche gegenüber.

Rückläufig war die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber auch in Ostwestfalen-Lippe. Insgesamt haben sich bis Ende Juni in Ostwestfalen 12.114 Jugendliche bei den Agenturen für Arbeit und Jobcentern gemeldet. Das waren 218 oder 1,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Bei den Ausbildungsstellen gab es im Vorjahresvergleich ein Plus von 458 oder 3,5 Prozent. Insgesamt wurden bislang 13.519 Stellen gemeldet. Auf 100 Bewerberinnen und Bewerber kommen aktuell 112 Stellen. Unbesetzt waren im Juni noch 6.145 Stellen. Als unversorgt galten noch 3.902 junge Menschen.

Im Ruhrgebiet legten die Stellenmeldungen von Unternehmen um 5,6 Prozent oder 1.381 Ausbildungsplätze zu. Insgesamt wurden bislang im Vermittlungsjahr im Ruhrgebiet 25.902 Stellen angeboten. Im gleichen Zeitraum meldeten sich 27.940 junge Menschen mit Interesse an einer dualen Berufsausbildung – ein Minus von 588 Jugendlichen oder 2,1 Prozent. Das Verhältnis lag bei 100 Bewerberinnen und Bewerbern zu 93 Stellen. Unbesetzt waren im Juni noch 12.824 Stellen, als unversorgt galten noch 10.188 Jugendliche.

Den in absoluten Zahlen höchsten Rückgang bei den Bewerberinnen und Bewerbern gibt es weiterhin im Rheinland. Hier haben sich bis Ende Juni 1.115 Jugendliche oder 3,6 Prozent weniger bei den Agenturen für Arbeit und Jobcentern gemeldet als ein Jahr zuvor. Von den insgesamt 29.931 Bewerberinnen und Bewerbern im Rheinland galten Ende Juni noch 11.362 als unversorgt. Dem standen 16.792 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Insgesamt sind seit dem Oktober im Rheinland 33.118 duale Ausbildungsplätze angeboten worden – 4,5 Prozent oder 1420 mehr als vor einem Jahr. Auf 100 Bewerberinnen und Bewerber kamen Ende Juni 111 gemeldete Berufsausbildungsstellen.

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