Viele Unternehmen suchen noch „ihre“ Auszubildenden - aktuell gibt es noch viele gute Chancen für Bewerberinnen

Zum Start des Ausbildungsjahres am 1. August suchen noch viele Unternehmen „ihre“ Auszubildenden. Ausbilderinnen und Ausbilder meldeten bis Ende Juli in NRW 107.088 Stellen - 4.467 mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die sich für eine duale Berufsausbildung interessierten, ging hingegen zurück. 97.642 junge Menschen und damit 2.908 Personen oder 2,9 Prozent weniger als vor einem Jahr meldeten sich bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern. Auch wenn am 1. August das Ausbildungsjahr offiziell beginnt - die Situation für die jungen Menschen ist weiterhin sehr günstig: Unternehmen sind flexibel und stellen ihren zukünftigen Nachwuchs auch noch in den nächsten Monaten ein, sagte Torsten Withake, Chef der Regionaldirektion NRW.

29.07.2022 | Presseinfo Nr. 23

„Ich freue mich, dass die duale Ausbildung nach zwei Jahren mit rückläufigen Ausbildungsangeboten in diesem Jahr wieder besseren Tritt gefasst hat und insgesamt mehr Stellen gemeldet wurden“, sagte Torsten Withake, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. „Denn: Wir erleben es täglich, der Bedarf in NRW an qualifizierten Fachkräften ist groß. Für das eigene Unternehmen ist die beste Möglichkeit, gut qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen, die Ausbildung von eigenem Nachwuchs.“

Allerdings, sagte der Ausbildungsmarktexperte, falle es Ausbildungsunternehmen immer schwerer, zum Unternehmen passende Azubis zu finden. „Der Wandel am Ausbildungsmarkt vollzieht sich schon seit einigen Jahren. Vor zehn Jahren kamen auf einen Ausbildungsplatz noch viele Bewerberinnen und Bewerber. Mittlerweile ist der Ausbildungsmarkt auf dem Weg vom Stellen- zum Bewerbermarkt. Aktuell kommen in NRW auf 100 Stellen noch 92 Bewerberinnen und Bewerber. Grund dafür sei vor allem die demografische Entwicklung: „Diese führt auch dazu, dass die berufliche Bildung mit der akademischen zunehmend in Konkurrenz tritt. Wir dürfen daher nicht nachlassen, den jungen Menschen Perspektiven und Möglichkeiten aufzuzeigen, die eine Berufsausbildung bietet und sie davon zu überzeugen, dass sie ein guter und erfolgversprechender Weg in die eigene berufliche Zukunft ist.“

Vor allem durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie habe die duale Ausbildung in den vergangenen Jahren an Boden verloren, den es wieder gut zu machen gilt, sagte Withake weiter. Für alle Akteure am Ausbildungsmarkt sei diese Nachricht aber nicht neu. Landesweit haben in den vergangenen zwei Jahren viele Unternehmen und die Partner am Ausbildungsmarkt früh gegengesteuert, mit breit angelegten Aktionen: „Wir müssen als Partner und Partnerinnen am Ausbildungsmarkt auf diese zum Teil auch ganz neuen Ansätzen aufbauen. Ich verbinde damit die sehr wichtige Aufgabe, die Welt der Berufe und der Arbeit Schülerinnen und Schülern auf eine einfache Art und Weise erlebbar und erfahrbar zu machen. Zum Beispiel mit regelmäßigen Angeboten wie die NRW-Praktikumswochen, die in diesem Jahr vor den Osterferien stattgefunden haben. Durch sie haben viele Schülerinnen und Schüler Einblick in die Chancen, Perspektiven und Möglichkeiten der ihnen zuvor häufig verschlossenen Berufswelt gewonnen.“

Für junge Menschen ist die aktuelle Situation am Ausbildungsmarkt hingegen erfreulich: Für sie bieten sich auch nach dem Start ins Ausbildungsjahr am 1. August noch viele Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden. Withake ist überzeugt, dass noch einige Bewegung am Ausbildungsmarkt möglich ist. Auch, weil der Einstieg in die Ausbildung noch bis in den Herbst möglich sei. „Wer zum 1. August oder 1. September noch keinen Platz gefunden hat, muss die Flinte nicht ins Korn werfen, sondern sollte einfach dranbleiben. Ich empfehle den engen Kontakt zur Berufsberatung der Agentur für Arbeit. Die Kolleginnen und Kollegen loten gemeinsam mit den Bewerberinnen und Bewerbern Vorlieben, Chancen und Möglichkeiten aus, unterstützen bei der Vorbereitung von Bewerbungen und Bewerbungsgesprächen – und kennen die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber vor Ort, die Azubis suchen. Ich freue mich über alle, die sich unterstützen lassen möchten!“

Der NRW Ausbildungsmarkt in Zahlen

Bei den Agenturen für Arbeit in Nordrhein-Westfalen sind in der Zeit von Oktober 2021 bis Juli 2022 landesweit 107.088 freie duale Berufsausbildungsstellen gemeldet worden. Das waren 4.467 oder 4,4 Prozent mehr als zur selben Zeit vor einem Jahr. Vor zwei Jahren - also während des ersten Lockdowns 2020 - hatten Unternehmen in NRW 3.532 Stellen oder 3,4 Prozent weniger gemeldet.

44.422 Ausbildungsstellen waren in NRW im Juli noch frei bzw. unbesetzt. Das waren 7.265 oder 19,6 Prozent mehr als vor einem Jahr. Vor zwei Jahren lag die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze zu diesem Zeitpunkt um 5.718 Stellen oder 14,8 Prozent niedriger.

Weniger Bewerberinnen und Bewerber

Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber lag im Juli niedriger als vor einem Jahr. In der Bewerbungsphase des aktuellen Vermittlungsjahres meldeten sich bei den Agenturen für Arbeit in NRW bis Ende Juli 97.642 junge Menschen mit dem Ziel, in diesem Jahr eine Berufsausbildung zu beginnen. Das waren 2.908 Jugendliche oder 2,9 Prozent weniger als vor einem Jahr. Im Vergleich zum Vormonat ist dieser Unterschied zum Vorjahr größer geworden. Auslöser dazu sind allerdings die Sommerferien. Zunehmend nutzen junge Menschen die Möglichkeit, sich auch spät bei den Agenturen für Arbeit Unterstützung zu suchen, so dass die Lücke sich wieder verringern wird.

2020 hatten sich bis Juli 9.341 Schülerinnen und Schüler oder 8,7 Prozent mehr für eine Ausbildung interessiert. Rechnerisch kamen im aktuellen Juli landesweit auf einhundert betriebliche Ausbildungsstellen 92 Bewerberinnen und Bewerber. Vor einem Jahr waren es noch 99 Bewerberinnen und Bewerber, 2020 waren es 104.

Einen Ausbildungsplatz suchen aktuell noch 34.886 junge Menschen. Von diesen haben bereits 10.214 Jugendliche eine Alternative für den Fall, dass sie die gesuchte Ausbildung nicht finden können. 24.672 Schülerinnen und Schüler haben aktuell noch keinen Ausbildungsplatz und bis jetzt auch noch keine Alternative, weshalb sie als „unversorgt“ gelten. Stellt man die unbesetzten Ausbildungsstellen und die unversorgten jungen Frauen und Männer rechnerisch einander gegenüber, kommen auf hundert unbesetzte Stellen derzeit 56 unversorgte Jugendliche. Vor einem Jahr waren es noch 75 unversorgte Jugendliche, vor zwei 83.

Der Ausbildungsmarkt in den Regionen

Charakteristisch ist der NRW-Ausbildungsmarkt von starken regionalen Unterschieden geprägt. Die Relation von Ausbildungsplätzen zu Bewerberinnen und Bewerbern spannt sich zwischen einem Verhältnis von 156 Stellen auf 100 Jugendlichen im Münsterland bis zu 92 Stellen auf 100 Bewerberinnen und Bewerbern im Bergischen Land und im Ruhrgebiet. Landesweit kommen auf 110 Stellen 100 Bewerberinnen und Bewerber. Während in Südwestfalen die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze um 9,2 Prozent zulegte, ging im Vergleich im Vorjahr die Zahl der Stellen im Bergischen Land zurück.

Den in absoluten Zahlen höchsten Rückgang bei den Bewerberinnen und Bewerbern gibt es im Rheinland. Hier haben sich bis Ende Juli 4,1 Prozent oder 1.354 Jugendliche weniger bei den Agenturen für Arbeit und Jobcentern gemeldet als ein Jahr zuvor. Von den insgesamt 31.279 Bewerberinnen und Bewerbern im Rheinland galten Ende Juli noch 8.611 als unversorgt. Diesen standen 14.934 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Insgesamt sind seit dem Oktober im Rheinland 34.318 duale Ausbildungsplätze angeboten worden – 3,7 Prozent oder 1.224 mehr als vor einem Jahr. Auf 100 Bewerberinnen und Bewerber kamen Ende Juli 110 gemeldete Berufsausbildungsstellen.

Im Ruhrgebiet wurden 4,2 Prozent oder 1.082 Ausbildungsplätze mehr als vor einem Jahr gemeldet - insgesamt 26.674. Im gleichen Zeitraum meldeten sich 29.108 junge Menschen mit Interesse an einer dualen Berufsausbildung - ein Minus von 1.050 Jugendlichen oder 3,5 Prozent. Das Verhältnis lag bei 100 Bewerberinnen und Bewerbern zu 92 Stellen. Unbesetzt waren im Juli noch 11.231 Stellen, als unversorgt galten noch 7.804 Jugendliche.

Rückläufig war die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber auch in Ostwestfalen-Lippe. Insgesamt haben sich bis Ende Juli in Ostwestfalen 12.598 Jugendliche bei den Agenturen für Arbeit und Jobcentern gemeldet. Das waren 375 oder 2,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Bei den Ausbildungsstellen gab es im Vorjahresvergleich ein Plus von 307 oder 2,3 Prozent. Insgesamt wurden bislang 13.875 Stellen gemeldet. Auf 100 Bewerberinnen und Bewerber kommen aktuell 110 Stellen. Unbesetzt waren im Juli noch 5.152 Stellen. Als unversorgt galten noch 3.012 junge Menschen.

Im Bergischen Land waren im Juli 155 Bewerberinnen und Bewerber weniger gemeldet als ein Jahr zuvor. Im Verlauf des Jahres haben sich hier 9.476 junge Menschen bei den Agenturen für Arbeit gemeldet, 1,6 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Ein Minus gab es auch bei den Ausbildungsplätzen: Im Juli waren mit 8.711 Stellen 97 oder 1,1 Prozent weniger gemeldet als im Vergleich zum Vorjahr. Auf 100 jugendliche Ausbildungsinteressierte kamen 92 Stellenangebote. Von den Stellen waren Ende Juli noch 3.653 unbesetzt. Dem standen 2.460 unversorgte Jugendliche gegenüber.

In Südwestfalen haben sich in der Zeit von Oktober bis Juli mehr Bewerberinnen und Bewerber als im Vorjahr gemeldet. Im Juli waren hier 7.010 Schülerinnen und Schüler gemeldet, 96 junge Menschen oder 1,4 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im selben Zeitraum wurden 10.759 Berufsausbildungsstellen gemeldet, 902 oder 9,2 Prozent mehr als vor zwölf Monaten. Im Juli kamen damit auf 100 Bewerberinnen und Bewerbern 153 Stellen. Als unbesetzt galten 4.489 Stellen, als unversorgt 1.387 junge Menschen.

Das Münsterland verbuchte eine leichte Abnahme an Bewerberinnen und Bewerber im Vergleich zum Vorjahr. Mit 8.171 jungen Menschen meldeten sich 70 Personen oder 0,8 Prozent weniger als 2021. Demgegenüber wuchs die Zahl der seit Oktober gemeldeten Stellen im Vergleich zum Vorjahr um 1.049 oder 9,0 Prozent auf 12.751. Auf 100 Bewerberinnen und Bewerber kamen 156 Ausbildungsstellen. Als unversorgt galten im Münsterland im Juli noch 1.398 Bewerberinnen und Bewerber. Unbesetzt waren noch 4.963 Ausbildungsstellen.

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