NRW-Ausbildungsmarkt im Mai Rund 47.000 junge Menschen in NRW suchen noch eine Ausbildung – viele Ausbildungsplätze noch frei

Der Blick auf den nordrhein-westfälischen Ausbildungsmarkt zeigt immer deutlicher die Entwicklung vom Stellen- zum Bewerbermarkt. Aktuell sind dennoch viele junge Menschen auf der Suche nach einer Ausbildung. Ende Mai waren bei den Agenturen für Arbeit noch 37.137 junge Menschen ohne Ausbildungsplatz oder Alternative gemeldet. Einen Plan B, falls es mit der Lehrstelle nicht klappen sollte, hatten schon 9.621 Bewerberinnen und Bewerber.

Gleichzeitig gab es 56.397 unbesetzte Ausbildungsstellen. Wenige Wochen vor den Sommerferien in NRW gibt es für Jugendliche damit noch viele Chancen auf einen Ausbildungsplatz.

31.05.2023 | Presseinfo Nr. 19

„In die heiße Phase auf dem Ausbildungsmarkt gehen die Jugendlichen mit einer guten Ausgangslage. Sie ist aus Sicht der Bewerberinnen und Bewerber gut“, sagte Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. Anders sieht es für die Unternehmen in NRW aus, für die es schwieriger wird, auf dem Ausbildungsmarkt ihren Fachkräfte-Nachwuchs von Morgen zu finden. Umso wichtiger ist es, sagte der Ausbildungsexperte, „dass alle jungen Menschen, die sich für eine berufliche Ausbildung interessieren, auch die Chance dazu erhalten. Denn jede oder jeder Einzelne kann uns morgen als Fachkraft fehlen.“

Der Wandel zum Bewerberinnen- und Bewerber-Markt bedeutet auf der einen Seite, dass es mehr Chancen für die Jugendlichen gibt. Auf der anderen Seite wird die Suche nach den passenden Auszubildenden für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber häufig langwieriger und aufwendiger. „Viele Unternehmen in Nordrhein-Westfalen investieren in Ausbildung und gehen bei der Suche nach zukünftigen Fachkräften auch neue Wege. Gleichzeitig steigt der Druck auf die Ausbilderinnen und Ausbilder. Ein Grund ist die Corona-Pandemie, die auf dem Ausbildungsmarkt zu einer Lücke geführt hat.“ Während der Pandemie ist die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge zurückgegangen. Selbst im Vermittlungsjahr 2021/2022, dem stärksten der drei von Corona beeinflussten Jahre, wurden mit 108.759 Verträgen 8,3 Prozent oder 9.801 Verträge weniger abgeschlossen als im Vor-Covid-Jahr 2019. Diese Lücke wird sich in Zukunft bemerkbar machen, denn einfach zu schließen ist sie nicht, sagte Schüßler weiter: „Verstärkt wird diese Lücke durch die demografische Entwicklung. Aktuell sinken die Schülerinnen- und Schülerzahlen. Das macht die Ausgangslage für viele Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber am Ausbildungsmarkt deutlich schwieriger.“ Schon heute fehlen gut ausgebildete Fachkräfte, für die Zukunft der Wirtschaft in NRW ist es daher wichtig, durch die duale Ausbildung den Fachkräftebedarf mit einer längerfristigen Perspektive zu sichern, so der Arbeitsmarktexperte.

„Für die Jugendlichen ist es positiv, dass es viele gute Ausbildungsangebote gibt, auf die sie sich bewerben können.“ Trotzdem ist die Suche nach der passenden Ausbildungsstelle auch für die jungen Menschen kein Selbstläufer, sagte Schüßler. „Man darf nicht vergessen, dass es auch in der aktuellen Situation für viele junge Menschen keine Selbstverständlichkeit ist, einen Ausbildungsplatz zu finden. Das fängt häufig mit der Frage an, wo – in welcher Region – man wohnt. Es geht weiter über die Frage, für welche Berufe man sich interessiert, bis hin zu der Frage, welche Anforderungen ich dafür erfüllen muss.“ Um diese Herausforderungen erfolgreich zu meistern, benötigen die jungen Menschen Unterstützung: „Von uns als Agenturen für Arbeit und auch als Partner am Ausbildungsmarkt verlangt das, dass wir die jungen Menschen mit guten Informationen und einer guten Beratung unterstützen, die für sie richtige Wahl zu treffen“, sagte Schüßler weiter: „Mein Rat an alle, die sich für eine betriebliche Ausbildung interessieren: Nutzt die aktuelle heiße Phase am Ausbildungsmarkt und die vielen guten Aktionen und Angebote, die die Arbeitsagenturen bis zu den Sommerferien anbieten, um aus dem Angebot der Möglichkeiten, die individuell beste Chance zu finden, erfolgreich ins Berufsleben zu starten!“

Eine Lösung für Unternehmen und Betriebe könnte es sein, sagte der Ausbildungsexperte, scheinbar schwächeren Jugendlichen eine Chance zu bieten, die mit ihrer Bewerbung zunächst nicht überzeugen können: „Die Agenturen für Arbeit lassen Ausbilderinnen und Ausbilder nicht allein. Wir haben seit Jahren erfolgreiche Angebote wie die Assistierte Ausbildung, die von der Nachhilfe für Azubis bis hin zu einem begleitenden Coaching gute Angebote der Unterstützung für die jungen Menschen und auch die Betriebe machen. Wir freuen uns über jedes Unternehmen, das diesen Weg gehen möchte und auf die Agenturen für Arbeit zukommt, um sich über die Möglichkeiten beraten zu lassen.“

Der Ausbildungsmarkt im Mai 2023 in Zahlen

Bis Ende Mai meldeten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bei den Agenturen für Arbeit 99.051 duale Berufsausbildungsstellen. Das waren 1,2 Prozent oder 1.187 Stellen weniger als vor einem Jahr, aber 4.610 Stellen oder 4,9 Prozent mehr als vor zwei Jahren.

Während die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen nur leicht zurückgegangen ist, nahm die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber stärker ab. Im aktuellen Vermittlungsjahr meldeten sich bei den Agenturen für Arbeit in NRW bis zum Stichtag im Mai 86.654 junge Menschen mit dem Ziel, eine Berufsausbildung zu beginnen. Das waren 2.602 Bewerberinnen und Bewerber oder 2,9 Prozent weniger als vor einem Jahr. Vor zwei Jahren hatten sich noch knapp fünf Prozent mehr junge Menschen um einen Ausbildungsplatz beworben – konkret: 91.149 Bewerberinnen und Bewerber oder 4.495 Jugendliche oder 4,9 Prozent mehr als im aktuellen Jahr.

Landesweit kamen im Mai auf 100 betriebliche Ausbildungsstellen 88 Bewerberinnen und Bewerber. Im vergangenen Jahr waren es noch zum selben Zeitpunkt 90. Umgekehrt betrachtet kamen damit auf 100 Bewerberinnen und Bewerber 113 gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen. Vor zwei Jahren war das Verhältnis noch annähernd ausgeglichen und lag bei 100 betriebliche Stellen auf 102 jungen Menschen. Dieser Blick zurück lässt die weiter fortschreitende Umkehr am Ausbildungsmarkt vom Stellen- zum Bewerbermarkt sichtbar hervortreten.

Ende Mai galten 56.397 betriebliche Ausbildungsplätze noch als unbesetzt. Das waren 1.698 oder 3,1 Prozent mehr als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr. Im Vergleich zum Vorjahr nahm hingegen die Zahl der unversorgten jungen Menschen ab. 37.137 Jugendliche suchten im Mai noch ihren Ausbildungsplatz – 714 Personen oder 1,9 Prozent weniger als im Jahr zuvor und 2.339 Personen oder 5,9 Prozent weniger als vor zwei Jahren, als allerdings noch die Pandemie eine wichtige Rolle am Ausbildungsmarkt spielte. Rechnerisch kamen demnach auf hundert unversorgte Bewerberinnen und Bewerber landesweit 151 unbesetzte Stellen. Und umgekehrt kamen auf 100 unbesetzte Stellen 66 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber.

Nicht berücksichtigt sind allerdings in dieser Rechnung junge Menschen noch ohne Ausbildungsplatz jedoch mit einer Alternative, etwa dem weiteren Besuch einer Schule oder dem Beginn eines sozialen Jahres. Die Zahl dieser Jugendlichen mit Alternative, deren erste Priorität aber nach wie vor eine Ausbildung ist, sank im Vergleich zum Vorjahr um 4,2 Prozent oder um 422 junge Menschen auf 9.621 Bewerberinnen und Bewerber.

Zusammen beträgt also die Gesamtzahl der jungen Erwachsenen, die im Mai noch eine Ausbildungsstelle suchten, 46.758 Personen.

Top 10 der beliebtesten Berufe bei Schülerinnen und Schülern

Der beliebteste duale Ausbildungsberuf bei Bewerberinnen und Bewerbern blieb auch im Mai die Kauffrau bzw. der Kaufmann für Büromanagement. Bis Ende des Monats hatten sich 5.416 Bewerberinnen und Bewerber auf diesen Beruf als ihre erste Wahl beworben. Auf Platz 2 der Favoriten der Schülerinnen und Schüler steht der Beruf der/des KFZ-Mechatronikerin/s mit 4.146 Bewerberinnen und Bewerbern.

Neben dieser klassischen Wahl haben es aber auch Berufe wie die Elektroniker/in für Energie- und Gebäudetechnik mit 2.340 Bewerberinnen und Bewerbern oder die Ausbildung zur/zum Anlagenmechaniker/in Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik in die Top 10 geschafft.

Top 10 der angebotenen Ausbildungsstellen

An Nummer eins bei den Top 10 der angebotenen Ausbildungsstellen stand Ende Mai nach wie vor die Ausbildung zur/zum Verkäufer/in mit 6.333 Plätzen. Auf Platz 2 folgt die Ausbildung zur/zum Kauffrau/mann im Einzelhandel, auf Platz 3 der Ausbildungsberuf Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement.

Der Ausbildungsmarkt in den Regionen im April

Die regionalen Unterschiede am Ausbildungsmarkt in NRW bleiben trotz der landesweit einheitlichen Tendenz auch im aktuelle Vermittlungsjahr 2022/2023 gut sichtbar.

Im Vermittlungsjahr 2022/2023 gemeldete Berufsausbildungsstellen je Bewerber

In fast allen Ausbildungsmarktregionen sank die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber im Vergleich zum Vorjahr. Eine Ausnahme machte das Rheinland.

Im Ruhrgebiet fiel der Rückgang bei den Bewerberinnen und Bewerbern mit 6,2 Prozent am stärksten aus. Trotzdem halten sich hier Angebot und Nachfrage weiterhin ungefähr die Waage. Auf 100 Bewerberinnen und Bewerber kommen hier aktuell 98 Ausbildungsstellen.

Seit Anfang des Vermittlungsjahres im Oktober 2022 meldeten sich 24.943 Bewerberinnen und Bewerber bei den Agenturen für Arbeit, 1.637 Jugendliche weniger als vor einem Jahr. 10.924 junge Menschen galten Ende Mai noch als unversorgt. Gleichzeitig wurden im Ruhrgebiet 24.460 Stellen angeboten – das waren 596 oder 2,4 Prozent weniger als vor einem Jahr. 13.947 Ausbildungsstellen waren im Mai noch unbesetzt.

In Südwestfalen suchten im abgelaufenen Vermittlungsjahr 271 junge Menschen oder 4,2 Prozent weniger einen Ausbildungsplatz als im vergangenen Jahr. Insgesamt meldeten sich hier bis Ende Mai 6.204 junge Bewerberinnen und Bewerber bei den Agenturen für Arbeit. 2.266 galten noch als unversorgt. Dem standen 5.909 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Insgesamt sind bislang im Vermittlungsjahres in Südwestfalen 10.548 Ausbildungsplätze gemeldet worden – 286 oder 2,8 Prozent mehr als vor einem Jahr. Auf hundert Bewerberinnen und Bewerber kommen hier 170 Ausbildungsstellen.

Im Münsterland waren bis Mai 11.213 Stellen gemeldet worden, 845 oder 7,0 Prozent weniger als vor einem Jahr. Unbesetzt waren zum Stichtag davon noch 6.261. Die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber nahm um 3,7 Prozent oder 280 Personen auf 7.268 Interessierte an einer betrieblichen Ausbildung ab. Das Verhältnis lag bei 154 Stellenangeboten auf 100 Bewerberinnen und Bewerber. Noch ohne Ausbildungsplatz waren Ende Mai 2.979 junge Menschen.

Im Bergischen Land meldeten sich im Vergleich zum Vorjahr 231 Jugendliche oder 2,7 Prozent weniger bei den Arbeitsagenturen bis Ende Mai. Insgesamt zählt das Bergische Land damit 8.405 Bewerberinnen und Bewerber zum aktuellen Zeitpunkt. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen nahm hingegen im Vergleich zum Vorjahr um 516 oder 6,4 Prozent auf nun 8.561 Stellen zu. Davon waren im Mai noch 4.993 unbesetzt. Dem standen 3.661 unversorgte Jugendliche gegenüber. Auf 100 Bewerberinnen und Bewerber kamen im Bergischen Land 102 Ausbildungsstellen.

In Ostwestfalen-Lippe sind seit Oktober 2022 13.023 duale Ausbildungsstellen gemeldet worden – bislang 140 oder 1,1 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Unbesetzt davon waren Ende Mai noch 6.962. Diesen standen 4.450 unversorgte Jugendliche gegenüber. Insgesamt haben sich in Ostwestfalen 11.325 Jugendliche bei den Agenturen für Arbeit gemeldet. Das waren 208 oder 1,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Verhältnis aller Bewerberinnen und Bewerber zu gemeldeten Stellen betrug 115 Stellenangebote auf hundert Bewerberinnen und Bewerber.

Im Rheinland gibt es in absoluten Zahlen die meisten Bewerberinnen und Bewerbern. Im Verlauf des Vermittlungsjahres meldeten sich hier bis jetzt 28.509 junge Menschen mit Interesse an einem Ausbildungsplatz, 25 Personen oder 0,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Ende Mai galten noch 13.394 Jugendliche als unversorgt. Dem standen 18.325 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Insgesamt sind seit dem Oktober 2022 im Rheinland 31.246 duale Ausbildungsplätze angeboten worden – 1,3 Prozent oder 408 weniger als vor einem Jahr. Das Verhältnis Stellen zu Bewerberinnen und Bewerbern liegt aktuell bei 110 Stellen auf hundert Jugendliche.

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