NRW-Ausbildungsmarkt im Juni Endspurt auf dem Ausbildungsmarkt startet – noch viele Chancen für Bewerberinnen und Bewerber

Mit den Sommerferien hat auch die heiße Phase auf dem Ausbildungsmarkt endgültig begonnen. Am 1. August und am 1. September ist für den größten Teil der dualen Ausbildungen traditioneller Starttermin. Noch gibt es für viele Jugendliche gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz, Ende Juni gab es in NRW 51.979 unbesetzte Ausbildungsstellen.

Gleichzeitig waren noch viele junge Menschen auf der Suche nach einer Ausbildung. Im Juni waren noch 42.077 junge Menschen, die noch in diesem Jahr eine Berufsausbildung beginnen wollen, bei den Agenturen für Arbeit gemeldet. Eine Alternative, falls es mit der Lehrstelle nicht klappen sollte, hatten darunter schon 9.881 Bewerberinnen und Bewerber.

30.06.2023 | Presseinfo Nr. 21

„Insgesamt wird es für Betriebe zunehmend schwerer, Ausbildungsstellen zu besetzen. Auf der einen Seite wollen Unternehmen gerne ausbilden, um den erhöhten Bedarf an jungen Fachkräften zu decken und die demographische Entwicklung auszugleichen. Auf der anderen Seite sinkt die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber“, sagte Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit NRW.

„Betrachtet man die vergangenen fünf Jahre auf dem Ausbildungsmarkt in NRW, hat sich die Situation deutlich verändert. Im Juni 2018 standen 100 noch suchenden Bewerberinnen und Bewerbern rechnerisch 81 offene Stellen gegenüber. Dieses Bild hat sich im Juni 2023 gedreht. Aktuell kommen 124 offene Ausbildungsplatzangebote auf 100 Bewerberinnen und Bewerber“, erläuterte Schüßler die veränderte Ausbildungsmarktsituation in NRW.

In drei Monaten endet das statistische Berichtsjahr 2022/2023, im August und September beginnt für viele Jugendliche mit dem Ausbildungsstart der Einstieg ins Berufsleben. „Wir gehen aber davon aus, dass bis Ende September und auch darüber hinaus noch viele Ausbildungsverträge abgeschlossen werden. Der NRW-Ausbildungsmarkt ist noch sehr dynamisch: Sowohl für Betriebe als auch für Ausbildungsplatzsuchende bieten sich weiter viele Chancen. Generell ist zu beobachten, dass in den vergangenen Jahren die Möglichkeit zugenommen hat, eine Ausbildung auch nach den klassischen Startterminen August oder September zu beginnen“, sagte Roland Schüßler.

Seit Beginn des Berichtsjahres meldeten sich 91.357 Bewerberinnen und Bewerber und damit 2.365 Personen weniger als im Vorjahr. Dies bedeutet einen Rückgang von 2,5 Prozent. Zugleich gab es mit 102.195 gemeldeten Berufsausbildungsstellen, ein leichtes Minus von 1.743 Stellen oder 1,7 Prozent zum Vorjahr.

„Für die Unternehmen, die derzeit noch keine Azubis finden konnten, gibt es die Möglichkeit, Jugendlichen, die erst auf den zweiten Blick überzeugen, eine Chance zu geben“ empfiehlt Schüßler. Unterstützung dabei gibt es durch die Agenturen für Arbeit. So können Auszubildende in Abstimmung mit den Ausbilderinnen und Ausbildern zum Beispiel Nachhilfe erhalten. Das geschieht im Rahmen der Assistierten Ausbildung, die zum Beispiel auch ein Coaching für die Azubis über den Zeitraum der gesamten Ausbildung anbietet. So kann aus Spätstartern noch eine Fachkraft werden. Und die Unternehmen, die Talente fördern wollen, werden nicht allein gelassen.“

Informationen unter anderem dazu bieten die Agenturen für Arbeit in NRW derzeit in vielen Aktionen im Rahmen des Sommers der Berufsausbildung. Sei es das Blind Date für zukünftige Azubis mit lokalen Ausbilderinnen und Ausbildern, die Bustour „Berufsberatung on Tour“ oder die gemeinsame Mittagspause am Foodtruck: „Die Agenturen für Arbeit unterbreiten aktuell in NRW viele interessante Angebote, die es Jugendlichen und Ausbilderinnen und Ausbildern ermöglichen, die jetzt beginnende Phase des Endspurts am Ausbildungsmarkt erfolgreich für sich zu nutzen. Meine Empfehlung: Wenden Sie sich an die Berufsberatung oder den Arbeitgeber-Service Ihrer Arbeitsagentur und nutzen Sie nach Kräften den Sommer der Berufsausbildung“, sagte Schüßler.

Der Ausbildungsmarkt im Juni 2023 in Zahlen

Bis Ende Juni meldeten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bei den Agenturen für Arbeit 102.195 duale Berufsausbildungsstellen. Das waren 1,7 Prozent oder 1.743 Stellen weniger als vor einem Jahr, aber 3.641 Stellen oder 3,7 Prozent mehr als vor zwei Jahren.

Die Zahl der bei den Arbeitsagenturen gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber nahm im Vergleich zum Vorjahr stärker ab als die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen. Im aktuellen Vermittlungsjahr meldeten sich bei den Agenturen für Arbeit in NRW bis zum Stichtag im Juni 91.357 junge Menschen mit dem Ziel, eine Berufsausbildung zu beginnen. Das waren 2.365 Bewerberinnen und Bewerber oder 2,5 Prozent weniger als vor einem Jahr. Vor zwei Jahren hatten sich noch über vier Prozent mehr junge Menschen um einen Ausbildungsplatz beworben – konkret: 95.509 Bewerberinnen und Bewerber oder 4.152 Jugendliche oder 4,3 Prozent mehr als im aktuellen Jahr.

Ende Juni galten 51.979 betriebliche Ausbildungsplätze noch als unbesetzt. Das waren 1.329 oder 2,6 Prozent mehr als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr. Im Vergleich zum Vorjahr nahm zugleich die Zahl der unversorgten jungen Menschen ab. 32.196 Jugendliche suchten im Juni noch ihren Ausbildungsplatz – 696 Personen oder 2,1 Prozent weniger als im Jahr zuvor und 2.996 Personen oder 8,5 Prozent weniger als vor zwei Jahren. Vor zwei Jahren spielte allerdings noch die Pandemie eine wichtige Rolle am Ausbildungsmarkt. Rechnerisch kamen demnach auf hundert unversorgte Bewerberinnen und Bewerber landesweit 161 unbesetzte Stellen. Und umgekehrt kamen auf 100 unbesetzte Stellen 62 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber.

Nicht berücksichtigt sind in dieser Rechnung allerdings junge Menschen, die zwar noch keinen Ausbildungsplatz gefunden, dafür jedoch bereits eine Alternative im Blick haben, etwa den weiteren Besuch einer Schule oder dem Beginn eines sozialen Jahres. Die Zahl dieser Jugendlichen mit Alternative, deren erste Priorität aber nach wie vor eine Ausbildung ist, sank im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 Prozent oder um 161 junge Menschen auf 9.881 Bewerberinnen und Bewerber.

Zusammen beträgt also die Gesamtzahl der jungen Erwachsenen, die im Juni noch eine Ausbildungsstelle suchten, 42.077 Personen.

Top 10 der beliebtesten Berufe bei Schülerinnen und Schülern

Der beliebteste duale Ausbildungsberuf bei Bewerberinnen und Bewerbern blieb auch im Juni die Kauffrau bzw. der Kaufmann für Büromanagement. Bis Ende des Monats hatten sich 5.743 Bewerberinnen und Bewerber auf diesen Beruf als ihre erste Wahl beworben. Auf Platz 2 der Favoriten der Schülerinnen und Schüler hat sich der Beruf der/des Medizinischen Fachangestellten mit 4.332 Bewerberinnen und Bewerbern geschoben und dabei die/den KFZ-Mechatroniker/in mit 4.321 Bewerberinnen und Bewerbern auf Platz 3 verwiesen.

Neben dieser klassischen Wahl haben es aber auch Berufe wie die Elektroniker/in für Energie- und Gebäudetechnik mit 2.468 Bewerberinnen und Bewerbern oder die Ausbildung zur/zum Anlagenmechaniker/in Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik in die Top 10 geschafft.

Top 10 der von Unternehmen angebotenen Ausbildungsstellen

An Nummer eins bei den angebotenen Ausbildungsstellen rückte Ende Juni die Ausbildung Kauffrau/man im Einzelhandel mit 6.492 Stellenangeboten. Auf Rang 2 folgte die/der Verkäufer/in mit 6.442 Ausbildungsplätzen. Weiterhin auf Platz 3 stand der Ausbildungsberuf Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement.

Der Ausbildungsmarkt in den Regionen im Juni

Die regionalen Unterschiede am Ausbildungsmarkt in NRW bleiben trotz der landesweit einheitlichen Tendenz auch im aktuelle Vermittlungsjahr 2022/2023 gut sichtbar.

In fast allen Ausbildungsmarktregionen sank die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber im Vergleich zum Vorjahr. Eine Ausnahme machte das Rheinland.

Im Rheinland gibt es in absoluten Zahlen die meisten Bewerberinnen und Bewerbern. Im Verlauf des Vermittlungsjahres meldeten sich hier bis jetzt 30.094 junge Menschen mit Interesse an einem Ausbildungsplatz, 163 Personen oder 0,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Ende Juni galten noch 11.664 Jugendliche als unversorgt. Dem standen 16.967 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Insgesamt sind seit dem Oktober 2022 im Rheinland 32.530 duale Ausbildungsplätze angeboten worden – 1,8 Prozent oder 588 weniger als vor einem Jahr. Das Verhältnis Stellen zu Bewerberinnen und Bewerbern liegt aktuell bei 108 Stellen auf hundert Jugendliche.

Im Ruhrgebiet fiel der Rückgang bei den Bewerberinnen und Bewerbern mit 5,6 Prozent am stärksten aus. Trotzdem gibt es hier nach wie vor mehr Bewerberinnen und Bewerber als Ausbildungsplätze. Auf 100 Bewerberinnen und Bewerber kommen hier aktuell 95 Ausbildungsstellen. Insgesamt meldeten sich im Ruhrgebiet seit Anfang des Vermittlungsjahres im Oktober 2022 26.372 Bewerberinnen und Bewerber bei den Agenturen für Arbeit, 1.568 Jugendliche weniger als vor einem Jahr. 9.675 junge Menschen galten Ende Juni noch als unversorgt. Gleichzeitig wurden im Ruhrgebiet 25.175 Stellen angeboten – das waren 727 oder 2,8 Prozent weniger als vor einem Jahr. 12.856 Ausbildungsstellen waren im Juni noch unbesetzt.

In Südwestfalen suchten im abgelaufenen Vermittlungsjahr 295 junge Menschen oder 4,4 Prozent weniger einen Ausbildungsplatz als im vergangenen Jahr. Insgesamt meldeten sich hier bis Ende Juni 6.484 junge Bewerberinnen und Bewerber bei den Agenturen für Arbeit. 1.833 galten noch als unversorgt. Dem standen 5.507 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Insgesamt sind bislang im Vermittlungsjahres in Südwestfalen 10.750 Ausbildungsplätze gemeldet worden – 235 oder 2,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. Auf hundert Bewerberinnen und Bewerber kommen hier 166 Ausbildungsstellen.

Im Münsterland waren bis Juni 11.507 Stellen gemeldet worden, 925 oder 7,4 Prozent weniger als vor einem Jahr. Unbesetzt waren zum Stichtag davon noch 5.828. Die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber nahm um 3,4 Prozent oder 266 Personen auf 7.611 Interessierte an einer betrieblichen Ausbildung ab. Das Verhältnis lag bei 151 Stellenangeboten auf 100 Bewerberinnen und Bewerber. Noch ohne Ausbildungsplatz waren Ende Juni 1.986 junge Menschen.

Im Bergischen Land meldeten sich im Vergleich zum Vorjahr bis Ende Juni 221 Jugendliche oder 2,4 Prozent weniger bei den Arbeitsagenturen. Insgesamt zählt das Bergische Land damit 8.860 Bewerberinnen und Bewerber. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen nahm hingegen im Vergleich zum Vorjahr um 386 oder 4,6 Prozent auf nun 8.838 Stellen zu. Davon waren im Juni noch 4.627 unbesetzt. Dem standen 3.163 unversorgte Jugendliche gegenüber. Damit hielten sich Angebot und Nachfrage annähernd die Waage.

In Ostwestfalen-Lippe sind seit Oktober 2022 13.395 duale Ausbildungsstellen gemeldet worden – bislang 124 oder 0,9 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Unbesetzt davon waren Ende Juni noch 6.194. Diesen standen 3.875 unversorgte Jugendliche gegenüber. Insgesamt haben sich in Ostwestfalen 11.936 Jugendliche bei den Agenturen für Arbeit gemeldet. Das waren 178 oder 1,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Verhältnis aller Bewerberinnen und Bewerber zu gemeldeten Stellen betrug 112 Stellenangebote auf hundert Bewerberinnen und Bewerber.

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