NRW-Ausbildungsmarkt im Juli Endspurt am Ausbildungsmarkt hat begonnen

Noch ist am NRW-Ausbildungsmarkt viel in Bewegung, auch wenn der 1. August traditionell als Start in das Ausbildungsjahr gilt. Viele Unternehmen starten jetzt noch einmal in den Endspurt, um ihre freien dualen Ausbildungsstellen zu besetzen. So waren Ende Juli bei den Agenturen für Arbeit noch 44.949 unbesetzte Ausbildungsstellen gemeldet. Gleichzeitig suchten 34.721 Jugendliche, die noch in diesem Jahr eine Ausbildung beginnen möchten, die für sie passende Stelle. Davon hatten 9.907 für den Fall, dass es mit der Lehrstelle nicht klappt, eine Alternative.

01.08.2023 | Presseinfo Nr. 23

Im August und September beginnt für viele Jugendliche mit dem Start in die Berufsausbildung auch der Einstieg in ihr Berufsleben“, sagte Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. „Es gibt allerdings auch noch viele junge Menschen, die dieses Ticket in ihre Zukunft noch nicht lösen konnten und sich weiter auf Ausbildungsplätze bewerben. Die gute Nachricht für sie ist: Der Ausbildungsmarkt hält auch im Endspurt noch viele gute Chancen für Bewerberinnen und Bewerber bereit. Doch um diese Chance auch bestmöglich zu nutzen, rate ich allen jungen Menschen, jetzt schnell Kontakt zur Berufsberatung der Agentur für Arbeit aufzunehmen. Die Berufsberaterinnen und Berufsberater haben viele gute Ideen und Tipps, welche Berufe zu Talenten und Interessen passen könnten. Außerdem wissen sie, wo noch Stellen frei sind.“

Denn viele Unternehmen in NRW suchen noch dringend den benötigten Nachwuchs. „Insgesamt haben Ausbilderinnen und Ausbilder in diesem Vermittlungsjahr rund 105.000 Ausbildungsstellen bei den Agenturen für Arbeit gemeldet. Doch vielen Unternehmen fällt es nicht leicht, ihre dualen Ausbildungsplätze zu besetzen“. Das hat, sagte Ausbildungsmarktexperte Schüßler, vor allem zwei Gründe. Zum einen wird der demografische Wandel zunehmend spürbar, der Nachwuchs wird zahlenmäßig immer kleiner. Zum anderen fehlt es vielen Berufen an Sichtbarkeit – und das völlig unverschuldet: „Es gibt in NRW rund 360 Ausbildungsberufe. Doch in der Regel sind die wenigsten davon den Bewerberinnen und Bewerbern bekannt. Das führt auf beiden Seiten, sowohl bei den Bewerberinnen und Bewerbern als auch bei den Ausbilderinnen und Ausbildern zu Ernüchterung. Viele Unternehmen können ihre Stellen mangels Bewerberinnen und Bewerbern nicht besetzen. Auf der anderen Seite bewerben sich viele Jugendliche nur auf sehr wenige bekannte Berufsbilder.“

Gerade deshalb, sagt der Ausbildungsmarktexperte, ist es wichtig, zumal im Endspurt am Ausbildungsmarkt, die Unterstützung von Expertinnen und Experten in Anspruch zu nehmen: „Unsere Kolleginnen und Kollegen in den Agenturen für Arbeit bieten auch in den Sommerferien, im Rahmen des Sommers der Berufsausbildung, viele tolle Aktionen und Informationsveranstaltungen rund um das Thema Ausbildung an. Man kann aber auch ganz einfach einen ersten Termin mit einer Beraterin oder einem Berater machen. Das geht in vielen Fällen sogar online“.

„Für die Agenturen für Arbeit haben wir im vergangenen Monat (Stichtag Mitte Juni) die Situation am Ausbildungsmarkt ausgewertet und im Ausbildungsatlas NRW bildlich dargestellt“, sagte Schüßler. Im Atlas werden alle bei den Agenturen für Arbeit gemeldeten Ausbildungsstellen berücksichtigt. Für jede Berufsgruppe gibt es eine eigene NRW-Karte. Die Farbe zeigt an, ob es in dem Bereich viele freie Ausbildungsplätze gibt – oder doch mehr Jugendliche um wenige freie Stellen konkurrieren. Für den Ausbildungsmarktexperten zeigt der Atlas optisch „sehr deutlich, wie sich der Wandel vom Stellenmarkt zum Bewerberinnen- und Bewerbermarkt schon fast unaufhaltsam vollzogen hat. In den früheren Ausgaben waren noch viele Berufsbilder in rötlichen Tönen gehalten – hier gab es weniger Stellen als Bewerberinnen und Bewerber. Aber mittlerweile tönen sich die Karten zunehmend blau ein – das Zeichen dafür, dass hier viele Stellen nicht besetzt werden können.“ Das gilt vor allem für die technischen Berufe: „Doch gerade hier haben junge Menschen besonders gute Perspektiven. Wir sprechen regelmäßig vom Wandel der Alltagswelt. Sie wird digitaler, sie wird grüner – sie wird vor allem technischer. Deshalb gibt es gerade hier viele spannende Perspektiven. Doch viele bleiben ungenutzt.“

Deutlich sichtbar wird aber auch, dass es einige Berufsbilder gibt, die bekannter sind als andere, die daher mehr Bewerberinnen und Bewerber haben. Zum Beispiel der Beruf der KFZ-Mechatroniker/in. „Hier gibt es deutlich mehr Bewerberinnen und Bewerber als Ausbildungsstellen. Das ist in diesem und in wenigen anderen Berufsbildern fast schon Tradition. Andere, vergleichbare Berufsbilder suchen hingegen schon seit Jahren Azubis. Für Schülerinnen und Schüler sehe ich die Gefahr, dass sie sich so sehr auf diesen einen Wunsch konzentrieren, dass sie die zu ihren Talenten und Interessen passenden guten Alternativen übersehen. Zumal sich nicht selten manche Alternative als der eigentliche Traumberuf entpuppt.“

Die Agenturen für Arbeit planen deshalb für die Zukunft auch Elternabende, sagte Schüßler: „Die Idee mag zunächst überraschend sein. Doch die Eltern sind für die jungen Menschen sehr nachvollziehbar die wichtigsten Ratgeberinnen und Ratgeber. Für uns ist es daher wichtig, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, sie über die Entwicklungen und auch Weiterentwicklungen in der Welt der Berufe zu informieren. Niemand kennt die jungen Menschen so gut, wie ihre Eltern. Wir möchten die Eltern dabei unterstützen, ihre Kinder mit einem guten Gefühl bei der anspruchsvollen Wahl eines Zukunftsweges kompetent zu beraten.“

Der Ausbildungsmarkt im Juli 2023 in Zahlen

Bis Ende Juli meldeten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bei den Agenturen für Arbeit 105.121 duale Berufsausbildungsstellen. Das waren 1,8 Prozent oder 1.967 Stellen weniger als vor einem Jahr, aber 2.500 Stellen oder 2,4 Prozent mehr als vor zwei Jahren.

Die Zahl der bei den Arbeitsagenturen gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber nahm im Vergleich zum Vorjahr vergleichbar ab: Im aktuellen Vermittlungsjahr meldeten sich bei den Agenturen für Arbeit in NRW bis zum Stichtag im Juli 95.927 junge Menschen mit dem Ziel, eine Berufsausbildung zu beginnen. Das waren 1.715 Bewerberinnen und Bewerber oder 1,8 Prozent weniger als vor einem Jahr. Vor zwei Jahren hatten sich noch deutlich mehr junge Menschen um einen Ausbildungsplatz beworben – konkret: 100.550 Bewerberinnen und Bewerber oder 4.623 Jugendliche oder 4,6 Prozent mehr als im aktuellen Jahr.

Ende Juli galten 44.949 betriebliche Ausbildungsplätze noch als unbesetzt. Das waren 527 oder 1,2 Prozent mehr als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr. Auch die Zahl unversorgter junger Menschen stieg geringfügig. 24.814 Jugendliche suchten im Juli noch ihren Ausbildungsplatz – 142 Personen oder 0,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor und 2.969 Personen oder 10,7 Prozent weniger als vor zwei Jahren. Vor zwei Jahren spielte allerdings noch die Pandemie eine wichtige Rolle am Ausbildungsmarkt. Rechnerisch kamen demnach auf hundert unversorgte Bewerberinnen und Bewerber landesweit 181 unbesetzte Stellen. Das bedeutet, dass umgekehrt auf 100 unbesetzte Stellen 55 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber kommen.

Nicht berücksichtigt sind in dieser Rechnung allerdings junge Menschen, die zwar noch keinen Ausbildungsplatz gefunden, dafür jedoch bereits eine Alternative im Blick haben, etwa den weiteren Besuch einer Schule oder dem Beginn eines sozialen Jahres. Die Zahl dieser Jugendlichen mit Alternative, deren erste Priorität aber nach wie vor eine Ausbildung ist, sank im Vergleich zum Vorjahr um 3,0 Prozent oder um 307 junge Menschen auf 9.907 Bewerberinnen und Bewerber.

Zusammen beträgt also die Gesamtzahl der jungen Erwachsenen, die im Juni noch eine Ausbildungsstelle suchten, 34.721 Personen.

Top 10 der beliebtesten Berufe bei Schülerinnen und Schülern

Der beliebteste duale Ausbildungsberuf bei Bewerberinnen und Bewerbern blieb auch im Juli weiter die Kauffrau bzw. der Kaufmann für Büromanagement. Bis Ende des Monats hatten sich 6.044 Bewerberinnen und Bewerber auf diesen Beruf als ihre erste Wahl beworben. Auf Platz 2 der Favoriten der Schülerinnen und Schüler lag der Beruf der/des Medizinischen Fachangestellten mit 4.537 Bewerberinnen und Bewerbern. Die Ausbildung zur/zum KFZ-Mechatroniker/in ist mit 4.507 Bewerberinnen und Bewerbern.

Neben dieser klassischen Wahl haben es aber auch Berufe wie die Elektroniker/in für Energie- und Gebäudetechnik mit 2.559 Bewerberinnen und Bewerbern oder die Ausbildung zur/zum Anlagenmechaniker/in Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik in die Top 10 geschafft.

Top 10 der von Unternehmen angebotenen Ausbildungsstellen

An Nummer eins bei den angebotenen Ausbildungsstellen steht seit jetzt zwei Monaten die Ausbildung zur/zum Kauffrau/mann im Einzelhandel mit 6.681 Stellenangeboten. Auf Rang 2 folgte die/der Verkäufer/in mit 6.616 Ausbildungsplätzen. Weiterhin auf Platz 3 blieb der Ausbildungsberuf Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement.

Der Ausbildungsmarkt in den Regionen im Juli

Die regionalen Unterschiede am Ausbildungsmarkt in NRW bleiben trotz der landesweit einheitlichen Tendenz auch im aktuelle Vermittlungsjahr 2022/2023 gut sichtbar.

In fast allen Ausbildungsmarktregionen sank die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber im Vergleich zum Vorjahr. Eine Ausnahme machte das Rheinland.

Im Rheinland gibt es zudem in absoluten Zahlen die meisten Bewerberinnen und Bewerber. Hier meldeten sich im Verlauf des Vermittlungsjahres 31.699 junge Menschen mit Interesse an einem Ausbildungsplatz, 420 Personen oder 1,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Ende Juli galten noch 9.197 Jugendliche als unversorgt. Dem standen 14.778 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Insgesamt sind seit dem Oktober 2022 im Rheinland 33.526 duale Ausbildungsplätze angeboten worden – 2,3 Prozent oder 792 weniger als vor einem Jahr. Das Verhältnis Stellen zu Bewerberinnen und Bewerbern liegt aktuell bei 106 Stellen auf hundert Jugendliche.

In Ostwestfalen-Lippe sind seit Oktober 2022 13.770 duale Ausbildungsstellen gemeldet worden – bislang 105 oder 0,8 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Unbesetzt davon waren Ende Juli noch 5.170. Diesen standen 3.039 unversorgte Jugendliche gegenüber. Insgesamt haben sich in Ostwestfalen 12.535 Jugendliche bei den Agenturen für Arbeit gemeldet. Das waren 63 oder 0,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Verhältnis aller Bewerberinnen und Bewerber zu gemeldeten Stellen betrug 110 Stellenangebote auf hundert Bewerberinnen und Bewerber.

Im Bergischen Land meldeten sich im Vergleich zum Vorjahr bis Ende Juli 209 Jugendliche oder 2,2 Prozent weniger bei den Arbeitsagenturen. Insgesamt zählt das Bergische Land damit 9.267 Bewerberinnen und Bewerber. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen nahm hingegen im Vergleich zum Vorjahr um 346 oder 4,0 Prozent auf nun 9.057 Stellen zu. Davon waren im Juni noch 3.869 unbesetzt. Dem standen 2.378 unversorgte Jugendliche gegenüber. Damit hielten sich Angebot und Nachfrage annähernd die Waage, bei 102 Bewerberinnen und Bewerbern auf hundert Ausbildungsangebote.

Im Münsterland waren bis Juli 11.833 Stellen gemeldet worden, 918 oder 7,2 Prozent weniger als vor einem Jahr. Unbesetzt waren zum Stichtag davon noch 5.032. Die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber nahm um 2,4 Prozent oder 196 Personen auf 7.975 Interessierte an einer betrieblichen Ausbildung ab. Das Verhältnis lag bei 148 Stellenangeboten auf 100 Bewerberinnen und Bewerber. Noch ohne Ausbildungsplatz waren Ende Juli 1.424 junge Menschen.

In Südwestfalen suchten im aktuellen Vermittlungsjahr 236 junge Menschen oder 3,4 Prozent weniger einen Ausbildungsplatz als im vergangenen Jahr. Insgesamt meldeten sich hier bis Ende Juli 6.774 junge Bewerberinnen und Bewerber bei den Agenturen für Arbeit. 1.297 galten noch als unversorgt. Dem standen 4.770 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Insgesamt sind bislang im Vermittlungsjahres in Südwestfalen 10.968 Ausbildungsplätze gemeldet worden – 209 oder 1,9 Prozent mehr als vor einem Jahr. Auf hundert Bewerberinnen und Bewerber kommen hier 162 Ausbildungsstellen.

Im Ruhrgebiet fiel der Rückgang bei den Bewerberinnen und Bewerbern mit 4,9 Prozent am stärksten aus. Trotzdem gibt es hier nach wie vor mehr Bewerberinnen und Bewerber als Ausbildungsplätze. Auf 100 Bewerberinnen und Bewerber kommen aktuell 94 Ausbildungsstellen. Insgesamt meldeten sich im Ruhrgebiet seit Anfang des Vermittlungsjahres im Oktober 2022 27.677 Bewerberinnen und Bewerber bei den Agenturen für Arbeit, 1.431 Jugendliche weniger als vor einem Jahr. 7.479 junge Menschen galten Ende Juli noch als unversorgt. Gleichzeitig wurden im Ruhrgebiet 25.967 Stellen angeboten – das waren 707 oder 2,7 Prozent weniger als vor einem Jahr. 11.330 Ausbildungsstellen waren im Juli noch unbesetzt.

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