NRW-Arbeitsmarkt im September: Viel Bewegung zum Herbstbeginn

In NRW ist im September die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat um 2,5 Prozent oder 19.225 Personen gesunken. 753.890 Menschen waren arbeitslos gemeldet. Ein Rückgang der Arbeitslosigkeit ist zum Start des Herbstes saisonüblich. In diesem September lag er im langjährigen Mittel, die Zahl der Arbeitslosen sank dabei deutlicher als in den vergangenen zwei Jahren. Im Monatswechsel sank auch die Arbeitslosenquote – um 0,1 Punkte auf 7,6 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr legte die Arbeitslosigkeit jedoch um 41.452 Personen zu. Einen weiteren Dämpfer gab es am Stellenmarkt. Im aktuellen Monat wurden 22.145 neue Stellen gemeldet, 3.278 oder 12,9 Prozent weniger als vor einem Jahr.

27.09.2024 | Presseinfo Nr. 25

„Der September war deutlich von typischen saisonalen Faktoren geprägt, die zu einem sichtbaren Rückgang der Arbeitslosigkeit geführt haben“, sagte Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. „Davon konnten gerade junge Menschen unter 25 Jahren profitieren, die zum Ende der Sommerpause am Arbeitsmarkt und einer kurzen Phase der Übergangsarbeitslosigkeit pünktlich am ersten Montag des Septembers ihren ersten Arbeitsplatz als frisch qualifizierte Fachkraft oder als neue Auszubildende im Betrieb antreten konnten. Auch insgesamt zeigte sich der Arbeitsmarkt im Vergleich zu den Vormonaten deutlich dynamischer, sagte der Arbeitsmarktexperte weiter: „Nachdem wir in den vergangenen Monaten auf dem Arbeitsmarkt die sichtbaren Auswirkungen einer angespannten konjunkturellen Situation beobachten konnten, ist das eine positive Botschaft für den Herbstbeginn.“ 43.591 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer konnten im vergangenen Monat ihre Arbeitslosigkeit mit der Aufnahme einer neuen Arbeit beenden. „Das waren fast 10.000 Personen mehr als im August und über 5.000 Menschen mehr als vor einem Jahr.“

Allerdings blieb Schüßler beim Ausblick auf die folgenden Monate skeptisch: „Der Rückgang der Arbeitslosigkeit lag in diesem Monat annährend punktgenau im langjährigen Mittel von rund 20.000 Arbeitslosen und übertraf damit die Jahre 2022 und 2023. Das ist die gute Nachricht. Wir halten es allerdings für zu früh, um vom Start einer Herbstbelebung zu sprechen, wie sie saisonal jetzt anstehen könnte. Zunächst einmal handelt es sich um Nachholeffekte nach einer langen Sommerpause, die zu deutlicher Bewegung geführt haben. Die Frage ist, wie nachhaltig diese wirken. Denn es gibt gleichzeitig auch Hinweise, dass diese aktuelle Entwicklung am Arbeitsmarkt von der wirtschaftlichen Schwächephase der vergangenen Monate wieder eingeholt und im Herbst weiter beeinträchtigt werden könnte.“

Augenfällig ist dabei vor allem die geringe Zahl neu gemeldeter Stellen, sagte Schüßler: „Ein Herbstaufschwung bringt normalerweise viele neue Stellenmeldungen bei den Agenturen für Arbeit. Diese sind in diesem Jahr jedoch ausgeblieben. Mit rund 22.000 neu gemeldeten Stellen beobachten wir im Gegenteil sogar einen rekordverdächtigen Tiefststand für einen September.“ Das steht nur scheinbar im Widerspruch zu einer mit 136.573 noch immer großen Zahl unbesetzter Stellen im Land: „Auch wenn wir tagesaktuell immer wieder von Unternehmen hören, die über Entlassungen nachdenken: Jobverluste waren in den vergangenen Monaten nicht der Hauptmotor für den Anstieg der Arbeitslosigkeit. Das eigentliche Thema am Arbeitsmarkt ist vielmehr, dass Menschen, die einmal arbeitslos geworden sind, es schwerer haben, zurück in den Job zu finden. Sie bleiben arbeitslos, auch in den Phasen des Aufschwungs. Der Grund ist, dass angesichts der konjunkturellen Risiken Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber weniger einstellen, viele ihre offenen Stellen erst einmal unbesetzt lassen. Wir haben derzeit eine Situation wie während der Corona-Pandemie, als ebenfalls viele Besetzungsverfahren eingefroren waren.“

Der Vergleich mit der Zeit der Corona-Pandemie hat aber Grenzen, sagte Schüßler weiter. Zwar haben viele Unternehmen auch in diesem Jahr auf Neueinstellungen verzichtet, ihre Mitarbeitenden aber behalten. „Doch steht aktuell hinter jeder nicht neu eingestellten Arbeitskraft eine konjunkturelle Entscheidung, keine Pandemie. Das bedeutet natürlich auch, dass in Zukunft je nach wirtschaftlicher Entwicklung häufiger entschieden werden könnte, dass nicht nur auf weitere Einstellungen verzichtet wird, sondern auch Entlassungen vorgenommen werden. Wir werden genau beobachten, wie sich der Arbeitsmarkt in naher Zukunft entwickelt.“

Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung

753.890 Menschen waren im September in NRW arbeitslos gemeldet. Damit sank im Vergleich zum Vormonat die Arbeitslosigkeit um 2,5 Prozent oder 19.225 arbeitslos gemeldete Personen. Im Vergleich zum Vorjahr waren zwar 5,8 Prozent oder 41.452 Menschen mehr arbeitslos gemeldet. Vor einem Monat hatte diese Zahl jedoch um 6.502 Personen höher gelegen. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Punkte auf 7,6 Prozent zu. Vor einem Jahr lag sie bei 7,2 Prozent.

Typisch für die Jahreszeit ist ein spürbarer Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit. Grund dafür ist das Ende der Sommerpause. Das war in diesem Monat besonders deutlich. Die Quote der Jugendarbeitslosigkeit sank zum Monatswechsel um 0,5 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent. Insgesamt konnten 5.487 junge Menschen unter 25 Jahren oder 7,6 Prozent ihre Arbeitslosigkeit beenden. Weitere Personengruppen mit einem Rückgang der Arbeitslosigkeit über dem Gesamtdurchschnitt waren die Frauen, hier ging die Arbeitslosigkeit um 2,9 Prozent oder 10.115 Personen im Vergleich zum Vormonat zurück sowie die ausländischen Staatsangehörigen mit einem Minus von 2,8 Prozent oder 8.501 Personen.

Dabei sank die Arbeitslosigkeit bei den Kundinnen und Kunden der Agenturen für Arbeit stärker als in den Jobcentern. Im aktuellen Monat bezogen 223.475 Menschen von einer der Arbeitsagenturen Arbeitslosengeld. Das waren 8.297 Personen oder 3,6 Prozent weniger als vor einem Monat und 23.931 Menschen oder 12,0 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im Aufgabenbereich der Jobcenter, dem Bürgergeld bzw. der Grundsicherung für Arbeitssuchende nach dem Sozialgesetzbuch II (SGB II), sank die Zahl der Arbeitslosen mit einem Minus von 2,0 Prozent oder 10.928 Personen. Insgesamt waren bei den Jobcentern im aktuellen Monat 530.415 Menschen arbeitslos gemeldet – 3,4 Prozent oder 17.521 Personen mehr als vor einem Jahr.

Auch die Zahl der unterbeschäftigten Menschen sank im Vergleich zum Vormonat. Der Rückgang fiel hier mit 1,2 Prozent oder 11.140 Personen weniger deutlich aus als in der Arbeitslosigkeit. Landesweit galten 955.476 Menschen als unterbeschäftigt. Vor einem Jahr waren es 23.467 Personen oder 2,5 Prozent weniger. Die Unterbeschäftigung setzt sich zusammen aus der Zahl der Menschen, die arbeitslos gemeldet sind und denjenigen, die Arbeitslosengeld oder Bürgergeld erhalten, dem Arbeitsmarkt jedoch nicht zur Verfügung stehen und daher nicht als arbeitslos gelten. Das kann zum Beispiel sein, wenn sie an einer abschlussorientierten Fördermaßnahme teilnehmen. Als unterbeschäftigt, aber nicht arbeitslos galten im September 201.586 Personen.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung

Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten liegt in NRW weiterhin auf einem historischen Rekordstand. Allerdings legt sie von Monat zu Monat nicht mehr so deutlich zu wie in den vergangenen zehn Jahren. Im Juli, dem aktuell hochgerechneten Datenstand für die Beschäftigung, waren 7.308.300 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Damit arbeiteten in NRW im Juli 49.900 Menschen oder 0,7 Prozent mehr sozialversicherungspflichtig als vor einem Jahr. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren, im Juli 2014, lag die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem sozialversicherungspflichtigen Job noch rund eine Millionen Beschäftigte niedriger.

Ein näherer Blick auf die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zeigt die wichtige Rolle ausländischer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Ohne sie wäre es im vergangenen Jahr rechnerisch nicht zu einem Beschäftigungswachstum gekommen. Von März 2023 bis März 2024 (aktuelle Zahlen für Staatsangehörigkeiten) ist die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in NRW insgesamt um 30.846 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gestiegen. Im selben Zeitraum hat sich die Zahl ausländischer Beschäftigter um 53.643 Personen auf 1.106.677 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte erhöht. Im Gegenzug ist – vor allem aus demografischen Gründen – die Zahl der deutschen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in NRW um 22.796 Personen auf 6.221.817 Beschäftigte zurückgegangen. Den größten Anteil am Wachstum haben Angehörige von Drittstaaten mit 50.417 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten. Die übrigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stammen aus dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und der Schweiz.

Unternehmen suchen weiterhin qualifizierte Arbeitskräfte

Im September waren bei den Arbeitsagenturen 136.573 offene Stellen gemeldet. Das waren 958 oder 0,7 Prozent weniger als einen Monat zuvor. Vor zwölf Monaten waren bei den Arbeitsagenturen in NRW 11.930 oder 8,0 Prozent offene Stellen mehr gemeldet. Einen deutlichen Rückgang um 3.278 Stellen oder 12,9 Prozent gab es im Vergleich zum Vorjahr bei den neu gemeldeten Stellen. Bei den Arbeitsagenturen neu gemeldet wurden im September 22.145 Stellen, 1.382 oder 5,9 Prozent weniger als vor einem Monat.

Auch wenn die Zahl der neu gemeldeten Stellen niedrig liegt und viele Einstellungsprozesse derzeit eingefroren sind – ein weiterer Grund dafür, dass trotz einer höheren Zahl an Arbeitslosen weiterhin viele Stellen unbesetzt bleiben, ist das sogenannte „qualifikatorische Mismatch“. Angesprochen wird damit, dass der Arbeitsmarkt in NRW zweigeteilt ist. Während die Unternehmen vor allem qualifizierte Arbeitskräfte suchen, verfügt die Mehrzahl der arbeitslosen Bewerberinnen und Bewerber nicht über die gefragten Qualifikationen.

In den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern waren im September 78.161 offene Stellen für Fachkräfte auf dem Niveau der dualen Berufsausbildung gemeldet. Das waren 57,2 Prozent aller angezeigten offenen Stellen. Diesen standen 200.916 arbeitslose Fachkräfte gegenüber. Auf 100 offene Stellen für qualifizierte Fachkräfte mit einer abgeschlossenen dualen Berufsausbildung kamen damit rein statistisch 257 Bewerberinnen und Bewerber.

Das Angebot offener Stellen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ohne (aktuelle) Ausbildung ist deutlich kleiner. Mit 30.822 Stellen oder 22,6 Prozent aller angebotenen Stellen bieten nur wenig mehr als ein Fünftel der Stellen Helfertätigkeiten an, richten sich also an un- und angelernte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Gleichzeitig waren 424.130 Menschen ohne eine (aktuelle) Ausbildung arbeitslos gemeldet. Das waren mit 56,3 Prozent mehr als die Hälfte aller Arbeitslosen. Auf 100 offene Stellen für Helferinnen und Helfer kamen 1.376 Bewerberinnen und Bewerber ohne Ausbildung.

Nicht berücksichtigt wird bei der statistischen Betrachtung, ob Angebot und Nachfrage auch räumlich und inhaltlich zueinander passen, also die gesuchten und die angebotenen Berufe zueinander passen oder Angebot und Nachfrage auch in derselben Region liegen.

Geflüchtete Menschen aus der Ukraine

Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges im März 2022 konnten viele der nach Deutschland geflohenen Ukrainerinnen und Ukrainer eine Beschäftigung in NRW aufnehmen.

Sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren im Juli 2024 – dem aktuellen Datenstand für die Beschäftigung – 38.400 Ukrainerinnen und Ukrainer. Seit Beginn des Krieges stieg damit die Zahl der sozialversicherungspflichtigen ukrainischen Beschäftigten um rund 28.400 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Allein von Juni auf Juli legte laut Hochrechnung die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bei Ukrainerinnen und Ukrainern um 1.400 Personen zu.

Insgesamt – darunter auch in geringfügiger Beschäftigung – arbeiteten in NRW im Juli 49.700 Ukrainerinnen und Ukrainer. Das waren rund 38.000 ukrainische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr als vor dem Beginn des Krieges.

Die Zahl der in NRW arbeitslos gemeldeten ukrainischen Staatsangehörigen war im September rückläufig: Mit 46.484 ukrainische Staatsangehörigen waren 5,6 Prozent oder 2.765 Personen weniger arbeitslos gemeldet als im Vormonat.

Der Arbeitsmarkt in den NRW-Regionen im September

Im Vergleich zum Vormonat sank die Arbeitslosigkeit in allen Landkreisen und kreisfreien Städten von NRW und damit in allen Arbeitsmarktregionen.

Den größten Rückgang der Arbeitslosigkeit gab es im September in Ostwestfalen-Lippe. Hier sank die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat um 3,6 Prozent oder 2.696 Personen auf 71.189 arbeitslos gemeldete Menschen. Das waren 6.637 Personen oder 10,3 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Punkte auf 6,1 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote 0,5 Punkte niedriger.

Im Rheinland sank die Arbeitslosigkeit im September im Monatsvergleich um 2,9 Prozent oder 7.852 Personen auf 260.546 Arbeitslose. Vor einem Jahr lag die Arbeitslosigkeit um 14.702 Personen oder 6,0 Prozent niedriger. Die Quote sank um 0,2 Punkte auf 7,3 Prozent. Vor zwölf Monaten betrug sie 7,0 Prozent. 

Im Münsterland sank die Zahl der arbeitslos gemeldeten Männer und Frauen im September um 2,8 Prozent oder 1.370 Personen auf 48.070 arbeitslos gemeldete Menschen. Vor einem Jahr waren hier 9,9 Prozent oder 4.348 Menschen weniger arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Punkte zum Vormonat – auf jetzt 5,0 Prozent – und lag damit um 0,4 Punkte höher als im Vorjahr.

In Südwestfalen ging die Zahl arbeitslos gemeldeter Menschen um 2,6 Prozent oder 1.277 Personen zurück. Insgesamt galten 47.863 Personen als arbeitslos. Vor einem Jahr waren 4.479 Menschen oder 10,3 Prozent weniger arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote lag bei 6,1 Prozent, 0,1 Prozentpunkte unter dem Vormonat, jedoch 0,5 Punkte über dem Vorjahr.

Im Bergischen Land waren im September 1.566 Menschen oder 2,1 Prozent weniger arbeitslos gemeldet als einen Monat zuvor. Mit 72.071 Arbeitslosen waren 3.190 Personen oder 4,6 Prozent mehr arbeitslos als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank um 0,2 Punkte auf 7,2 Prozent zu. Vor einem Jahr lag sie bei 7,0 Prozent.

Im Ruhrgebiet sank innerhalb eines Monats die Zahl der Arbeitslosen um 1,7 Prozent oder 4.474 Personen auf nun 254.151 arbeitslos gemeldete Menschen. Damit waren im September 8.096 Personen oder 3,3 Prozent mehr arbeitslos gemeldet als vor einem Jahr. Die Quote lag im abgelaufenen Monat bei 10,2 Prozent – 0,1 Punkte niedriger als im Vormonat und 0,3 Punkte über dem Stand von vor zwölf Monaten.

Weitere Informationen:

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