Kammern und NRW Arbeitsagentur blicken zum Start des Ausbildungsjahres auf den Ausbildungsmarkt - Ausbildung überzeugt immer mehr junge Menschen - und gibt Unternehmen neue Chancen

Der NRW-Ausbildungsmarkt bietet Jugendlichen und Unternehmen derzeit noch viele gute Chancen. 36.842 betriebliche Ausbildungsstellen sind noch zu besetzen, gleichzeitig suchen 43.729 junge Menschen weiterhin ihre Eintrittskarte ins Berufsleben. Mit dem Start des neuen Ausbildungsjahres am 1. August beginnt traditionell die heiße Phase auf dem Ausbildungsmarkt. 
Unternehmen haben jetzt die Chance, aktiv auf Jugendliche zuzugehen und offene Stellen zu besetzen. Gleichzeitig zeigt sich: Junge Menschen greifen wieder bewusster zur Berufsausbildung - dieser Trend stimmt, das Potenzial ist da.
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz stellten Vertreterinnen und Vertreter der IHK NRW, des Westdeutschen Handwerkskammertages, der Verband Freier Berufe und der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit aktuelle Zahlen und Entwicklungen vor - und machten deutlich, warum jetzt der richtige Zeitpunkt zum Handeln ist.
 

31.07.2025 | Presseinfo Nr. 16

Im dritten Jahr in Folge ist das Interesse junger Menschen an einer dualen Berufsausbildung gestiegen – auch 2025 setzt sich dieser positive Trend fort. Die Agenturen für Arbeit verzeichnen Ende Juli ein Bewerberplus von 2.836 Personen oder 2,9 Prozent – ein positives Signal auf dem Ausbildungsmarkt. Der Zuwachs wirkt angesichts der demografischen Entwicklung paradox, zeigt aber, dass das intensive Engagement aller Ausbildungsmarkt-Partner in der Berufsorientierung erfolgreich ist. Insgesamt wollen 101.412 junge Menschen mit einer Ausbildung ins Berufsleben starten. Gleichzeitig ist die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen zum dritten Mal in Folge zurückgegangen. Angesichts der demografischen Entwicklung wird der diesjährige Zuwachs an Bewerberinnen und Bewerbern umso bedeutsamer. 95.903 betriebliche Ausbildungsstellen wurden den Arbeitsagenturen bis Ende Juli gemeldet, 4.283 oder 4,3 Prozent weniger als im Vorjahr.

Der Ausbildungsmarkt hat sich in den vergangenen zehn Jahren gewandelt. Berufe und ganze Branchen verändern sich, mit ihnen Ausbildungsinhalte und Anforderungen an zukünftige Fachkräfte. Aktuell sind zwar noch 36.842 offene Stellen gemeldet, jedoch sind das 3.399 oder 8,4 Prozent weniger als vor einem Jahr. Trotzdem bleibt der Bedarf an qualifiziertem Nachwuchs groß. Zudem fällt im kommenden Jahr durch die Umstellung an den Gymnasien von G8 auf G9 fast ein ganzer gymnasialer Abiturjahrgang aus, mit Auswirkungen auf den Ausbildungsmarkt. 

Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit:

„Viele Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber zögern derzeit noch, Ausbildungsstellen zu melden – gleichzeitig interessieren sich wieder mehr junge Menschen für die duale Ausbildung. Sie sehen die Ausbildung als attraktiven und verlässlichen Weg in den Beruf. Dass diese Entwicklung möglich ist, liegt nicht zuletzt am langjährigen und erfolgreichen Engagement aller Partnerinnen und Partner am Ausbildungsmarkt. Die vielfältigen Strukturen und Aktivitäten in der Berufsorientierung wirken – und zeigen, dass wir gemeinsam etwas bewegen können.

Für Unternehmen bietet sich jetzt die Chance, engagierte junge Menschen zu gewinnen. Die konjunkturelle Lage ist zweifellos herausfordernd – doch gerade jetzt lohnt es sich, in Ausbildung zu investieren und sich den Fachkräftenachwuchs von morgen zu sichern.“ Aktuell besteht in NRW in 45 Berufen Fachkräftemangel. Einer Ausweitung dieser Engpässe kann insbesondere die Ausbildung von Fachkräften entgegenwirken.

Die duale Ausbildung gehört zur DNA unseres Bundeslandes. Es sollte für uns selbstverständlich sein, Jugendliche so zu unterstützen, dass sie die Fachkräfte werden, die gebraucht werden. Dazu gehören auch passende Unterstützungsangebote für Unternehmen sowie junge Menschen vor und während der Ausbildung. Dafür müssen wir als Partner am Ausbildungsmarkt auch neue und innovative Wege einschlagen sowie unsere guten gemeinsamen Strukturen und Aktivitäten kontinuierlich weiterentwickeln. Doch von jeder Chance, die wir gemeinsam eröffnen, profitieren wir alle.“

Stefan Hagen, Vize-Präsident der Industrie- und Handelskammern NRW

„Unsere Unternehmen halten ihr Ausbildungsengagement auch in herausfordernden Zeiten aufrecht. Die unbesetzten Ausbildungsstellen zeigen: Wer sich jetzt bewirbt, hat weiterhin gute Chancen. Dabei gibt es regional und branchenspezifisch Unterschiede, die wir angehen müssen. Es braucht eine starke und vor allem praxisnahe Berufsorientierung, um Jugendliche erfolgreich in Ausbildung zu bringen und so den Fachkräftenachwuchs für unsere Wirtschaft zu sichern. Hierfür sind auch grundlegende Berufsstart-Kompetenzen entscheidend – deren Vermittlung ist eine Aufgabe, die wir gemeinsam mit Politik und Bildungseinrichtungen stärker vorantreiben müssen.“

Berthold Schröder, Präsident Westdeutscher Handwerkskammertag

„Das Handwerk hat goldenen Boden“ - weiß der Volksmund und er hat, auch heute noch, häufig recht. Umso erstaunlicher ist es, dass viele junge Menschen die vielfältigen Chancen, die handwerkliche Berufe bieten, noch nicht für sich entdecken. Ob als spezialisierte Fachkraft, Führungspersönlichkeit oder in der Selbstständigkeit – das Handwerk eröffnet berufliche Perspektiven in alle Richtungen. Handwerksberufe stehen für sinnstiftende Tätigkeiten mit echtem Mehrwert – und sie sind weltweit gefragt. Die im Handwerk erworbenen Kompetenzen sind international einsetzbar und hochgeschätzt. In Zeiten des wirtschaftlichen Wandels, der Modernisierung unserer Infrastruktur und der steigenden Nachfrage nach Dienstleistungen in Unternehmen und Privathaushalten ist das Handwerk ein zentraler Motor der Transformation.

Es ist nie zu spät, sich für eine Ausbildung im Handwerk zu entscheiden – selbst dann nicht, wenn man bereits eine andere Ausbildung oder ein Studium abgeschlossen hat. Gerade jetzt, in den kommenden drei Monaten, bieten sich noch zahlreiche Möglichkeiten, einen Ausbildungsplatz zu finden. Mein Appell an Eltern und Jugendliche: Anfang August ist keineswegs zu spät! Ein Ausbildungsvertrag mit einem Handwerksbetrieb kann jederzeit abgeschlossen werden - und ein freiwilliges Praktikum ist der ideale Einstieg. Besser heute starten als bis zum nächsten Jahr warten!“

Bernd Zimmer, Vorsitzender Freie Berufe NRW

„Die Freien Berufe bieten lerninteressierten jungen Menschen einen soliden und krisenfesten Arbeitsplatz - allem voran in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Auszubildende und spätere Fachangestellte sind ein wichtiger Bestandteil beim Erfolg unserer Apotheken, Büros, Kanzleien und Praxen. Je nach Ausbildungsgang werden hierbei unterschiedliche Fähigkeiten gebraucht: von der akribischen Begeisterung für Zahlen sowie der Sicherstellung von Büro- und Praxisorganisation, empathischen Arbeiten in Praxen und Apotheken sowie der Arbeit mit und für Menschen. Bei monotonen und stupiden Aufgaben auch immer mehr KI-unterstützt mit abschließender Beurteilung durch das Fachpersonal. Die duale Ausbildung stellt eine exzellente Chance zum Eintritt in das Berufsleben dar und bietet im weiteren Verlauf viele Möglichkeiten der persönlichen und fachlichen Weiterentwicklung, einschließlich eines Studiums.“

Ausbildungsatlas NRW: regional ungleiche Verteilung von Angebot und Nachfrage

Zur heutigen Pressekonferenz zum aktuellen NRW-Ausbildungsmarkt hat die Regionaldirektion auch den Ausbildungsatlas NRW 2025 veröffentlicht.

Der Ausbildungsmarkt zeigt sich im Bundesland so heterogen wie der Arbeitsmarkt. Während es in einigen Arbeitsmarktregionen deutlich mehr Ausbildungsstellen als Bewerberinnen und Bewerber gibt, herrscht in anderen ein Bewerberüberhang, so zum Beispiel in den Städten des Ruhrgebiets. 

Durch die deutlichen regionalen Unterschiede verliert für viele Berufsbilder die landesweite Betrachtung zunehmend an Relevanz. Diese Herausforderung bebildert der Ausbildungsatlas mit 62 berufsbezogenen Landkarten. Die Grafiken sind hochaktuell und zeigen, wie sich aktuell die freien Stellen im Land regional verteilen und in welchen Berufen und wo viele Jugendliche einen Ausbildungsplatz suchen.

Die Herausforderung auf dem Ausbildungsmarkt lassen sich auch daran erkennen, dass in bestimmten Berufen regionale Ungleichgewichte bestehen: Während beispielsweise bei den Fahrzeuglackiererinnen und -lackierern sowie den Lacklaborantinnen und -laboranten in Südwestfalen Bewerberinnen und Bewerber fehlen, werden  im Ruhrgebiet und im Bergischen Land zu wenige Ausbildungsstellen in diesen Berufen angeboten. Das zeigt, wie unterschiedlich die Ausgangslagen in den Regionen sind – und wie wichtig eine gezielte Information und Beratung durch die Berufsberatung vor Ort bleibt.  Weitere Beispiele für vergleichbare regionale Unterschiede zeigen sich bei den Berufen in der Bodenverlegung oder im Bereich der chemischen Industrie, während etwa im Bereich IT-Systemanalyse und Anwendungsberatung, wie auch bei den Fahrzeugführerinnen und -führern im Straßenverkehr landesweit bis Ende Juli zu wenige Bewerbungen eingegangen sind, um alle offenen Ausbildungsstellen zu besetzen.

Den Ausbildungsatlas NRW 2025 gibt es im Internet zum Download.

Informationen und Grafiken im Anhang zur Presseinformation: 

  • Entwicklung Ausbildungsstellen seit 2020
  • Entwicklung unbesetzte Ausbildungsstellen
  • Alter und Schulabschluss der Bewerberinnen und Bewerber
  • Top 10 der Berufe und Ausbildungswünsche
  • Ausbildungsmarkt in den NRW-Regionen und Agenturbezirken

Informationen im Internet: