„Dass in den drei Monaten September, Oktober und November die Zahl der Arbeitslosen sinkt, ist nicht ungewöhnlich“, sagte Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. „In jedem der drei Herbstmonate haben wir den jeweils stärksten Rückgang in der Arbeitslosigkeit seit 2021 erlebt. Dennoch liegt die Arbeitslosigkeit in NRW weiterhin deutlich um 2,4 Prozent über der des Vorjahres und sogar 8,1 Prozent oder rund 57.000 Arbeitslose über der vom November 2023.“
Ein erhebliches Risiko für die weitere Entwicklung am Arbeitsmarkt geht für Schüßler von den geringen Stellenmeldungen aus. „Im November wurden rund 23.900 Stellen gemeldet, was wenig ist. Deutlich wird das, wenn wir auf die Jahressumme sehen. Insgesamt sind im Verlauf des Jahres bei den Arbeitsagenturen nur etwas mehr als 256.000 Stellen gemeldet worden.“ Zur Einordnung bietet sich der Vergleich mit dem Job-Boomjahr 2018 an. Damals hatten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber zum selben Zeitpunkt bereits fast 454.000 Stellen zur Besetzung angezeigt. „Vor dem Hintergrund des aktuell deutlich geringeren Arbeitskräftebedarfs in der Wirtschaft ist eine Entwarnung für den Arbeitsmarkt erst einmal nicht in Sicht. Arbeitslosigkeit geht langfristig nur zurück, wenn neue Arbeitsplätze geschaffen werden und die Beschäftigung anzieht. Doch das geschieht derzeit nicht im erforderlichen Umfang.“
Nicht nur in NRW, sagte Schüßler weiter, „steckt der Arbeitsmarkt noch in der Talsohle. Zu erwarten ist, dass in den kommenden Monaten, im Dezember und Januar, die Arbeitslosigkeit typisch für die Jahreszeit wieder steigen wird. Üblicherweise ist der Anstieg im Januar sogar der stärkste des Jahres – aufgrund vieler zum Jahresende auslaufender Arbeitsverträge.“ Wenige Monate zuvor, im August, war die Zahl der Arbeitslosen zum ersten Mal seit 2010 wieder über die Grenze von 800.000 arbeitslos gemeldeten Menschen gestiegen. „Wir gehen derzeit davon aus, dass wir in NRW mit der Entwicklung im Herbst diese Grenze im Januar nicht wieder erreichen werden. Das aber nur knapp. Die weniger gute Nachricht ist, dass die Zahl von 800.000 arbeitslos gemeldeten Männern und Frauen im Februar noch einmal übertroffen werden könnte.“
Arbeitslosigkeit im Überblick
Im November waren in Nordrhein-Westfalen 765.710 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das waren 9.793 Personen oder 1,3 Prozent weniger als einen Monat zuvor. Damit fiel die Zahl der Arbeitslosen im Bundesland auf den niedrigsten Stand des aktuellen Jahres, eine Entwicklung, die saisonüblich ist. Im Vergleich zum Vorjahr lag die Zahl der Arbeitslosen um 2,4 Prozent oder 18.165 Personen höher. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Prozentpunkte auf 7,6 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote im November bei 7,5 Prozent.
Im November konnten alle Bevölkerungsgruppen vom Rückgang der Arbeitslosigkeit profitieren. So sank bei jungen Menschen unter 25 Jahren die Zahl der Arbeitslosen um 2,1 Prozent oder 1.380 Personen. Damit lag die Jugendarbeitslosigkeit bei 65.729 Arbeitslosen, die Arbeitslosenquote bei jungen Menschen fiel um 0,2 Punkte auf 6,2 Prozent. Bei Männern sank die Arbeitslosigkeit um 0,8 Prozent oder 3.391 Personen, die Quote lag hier bei 7,9 Prozent. Stärker als im Gesamtdurchschnitt sank die Arbeitslosigkeit von Frauen - um 1,8 Prozent oder 6.402 Personen. Die Quote sank ebenfalls, um 0,2 Punkte auf 7,3 Prozent. Menschen mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit profitierten ebenfalls von der Herbstbelebung - mit einem Rückgang der Arbeitslosigkeit um 5.478 Personen oder 1,8 Prozent. Hier sank die Arbeitslosenquote um 0,3 Prozentpunkte auf 18,3 Prozent. Die Gruppe der Ausländer ist die einzige, die im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang in der Arbeitslosigkeit verbuchen kann: um 3.674 Personen oder 1,2 Prozent.
Weiterhin geringe Zahl neu gemeldeter Arbeitsstellen
Im November wurden in NRW 23.896 offene Stellen neu gemeldet. Das waren 1.926 oder 8,8 weniger als ein Jahr zuvor. Insgesamt waren bei den Arbeitsagenturen 125.763 Stellen gemeldet - nahezu die gleiche Zahl wie im Vormonat, aber 5,3 Prozent oder 7.080 weniger als im Vorjahr.
Die Nachfrage nach Fachkräften dominiert weiterhin den Arbeitsmarkt. Für Fachkräfte mit einer dualen Berufsausbildung waren 74.896 Stellen ausgeschrieben; für Menschen ohne formale Qualifikation meldeten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber hingegen nur 25.177 offene Stellen. Auf der gegenüberliegenden Seite waren bei den Arbeitsagenturen 206.526 arbeitslose Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einer beruflichen Ausbildung gemeldet sowie 426.876 Bewerberinnen und Bewerber ohne formale Qualifikation. Damit kamen auf 100 offene Fachkraftstellen 276 Arbeitslose mit einer Berufsausbildung. Im Bereich einfacher Helfertätigkeiten war die Konkurrenz deutlich höher: Hier bewarben sich rund 1.695 Menschen auf 100 offene Stellen.
Im September, dem aktuellen Datenstand in der Beschäftigungsstatistik, gingen in NRW 7.428.500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Das waren 6.900 Personen mehr als im Vorjahr. Zum Vergleich: Die aktuelle Zahl von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem sozialversicherungspflichtigen Job liegt in NRW um rund eine Millionen Beschäftigte höher als vor zehn Jahren.
Der Arbeitsmarkt in den NRW-Regionen im November 2025
In allen sechs Arbeitsmarktregionen sank im November die Arbeitslosigkeit: Den stärksten Rückgang gab es im Bergischen Land, wo 75.104 arbeitslos gemeldete Menschen 1,6 Prozent oder 1.249 Personen weniger waren als Im Vormonat. Im Münsterland sank die Zahl der Arbeitslosen um 1,5 Prozent oder 690 Personen, im Rheinland waren 3.818 Frauen und Männer oder 1,4 Prozent weniger arbeitslos.
Die niedrigste Arbeitslosenquote hat weiterhin das Münsterland mit 4,8 Prozent - 0,1 Punkte unter dem Vormonat sowie 0,1 Punkte unter dem Vorjahresmonat. Im Ruhrgebiet lag die Quote hingegen bei 10,3 Prozent. Auch hier ein Rückgang zum Vormonat um 0,1 Punkte und ein Plus im Vorjahresvergleich um 0,2 Punkte.
Bei den Agenturen für Arbeit gab es den stärksten Rückgang der Arbeitslosigkeit in absoluten Zahlen im Vergleich zum Vormonat in der Arbeitsagentur Solingen-Wuppertal mit einem Minus von 1.064 Personen. Dahinter folgen die Agenturen für Arbeit Köln mit einem Minus von 749 arbeitslosen Frauen und Männern und in Aachen-Düren mit einem Rückgang der Arbeitslosigkeit um 699 Personen.
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