Halbzeit auf dem Ausbildungsmarkt in NRW - Weiterhin gute Ausgangslage für Bewerberinnen und Bewerber sowie Unternehmen

Für Bewerberinnen und Bewerber bleiben die Ausgangsbedingungen am Ausbildungsmarkt in Nordrhein-Westfalen günstig. Ende März gab es landesweit mehr Ausbildungsplätze als Jugendliche, die eine Ausbildung suchten. Insgesamt meldeten Unternehmen und Betriebe 85.664 Stellen bei den Agenturen für Arbeit. Diesen gegenüber standen 79.951 Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Die Bewerbungsphase am Ausbildungsmarkt läuft seit Oktober. Heute zogen die Agenturen für Arbeit ihre Halbjahresbilanz des Bewerbungs- und Vermittlungsjahres.
Eine positive Nachricht für Unternehmen ist, dass mehr junge Menschen eine Ausbildung beginnen möchten. Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber legte im Vergleich zum Vorjahr um 2.451 Personen oder 3,2 Prozent zu. Gedämpft wird die Stimmung allerdings dadurch, dass insgesamt weniger freie Ausbildungsstellen angeboten wurden – im Vergleich zum Vorjahr sank ihre Zahl um 2.990 oder 3,4 Prozent.

28.03.2025 | Presseinfo Nr. 8

„Die Halbjahresbilanz am NRW-Ausbildungsmarkt stimmt positiv, auch wenn die anhaltende schwierige wirtschaftliche Lage der Unternehmen ihre Spuren hinterlässt“, sagte Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. „Denn wie schon im vergangenen Jahr lag in diesem März die Zahl der gemeldeten freien Ausbildungsstellen leicht unter der des Vorjahres. In den kommenden Monaten erwarten wird aber noch viel Bewegung am Ausbildungsmarkt. Zu diesem frühen Zeitpunkt bedeutet der Überhang an Stellen günstige Voraussetzungen für junge Menschen, die mit einer dualen Ausbildung in ihr berufliches Leben starten möchten.“

Ausbildung gewinnt an Attraktivität

Unternehmen fördern die Attraktivität der Ausbildung, in dem sie trotz wirtschaftlicher Herausforderungen in die Fachkraftausbildung investieren, ist Schüßler überzeugt: „Unter den jungen Menschen spricht sich zunehmend herum, dass eine duale Berufsausbildung einen guten Start ins Berufsleben mit allen Karrierechancen bietet. Auf der anderen Seite wissen die Unternehmen, was sie an den jungen Kolleginnen und Kollegen schätzen. Die Wertschätzung ist beidseitig – und das spricht sich rum.“ Als Beleg sieht Schüßler, dass die Zahl der bei den Arbeitsagenturen gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber nach einem Tiefpunkt im Jahr 2023 zum zweiten Mal in Folge wieder angestiegen ist.

G8/G9: Für das „Jahr ohne Abi“ vorbereiten

Der Ausbildungsmarktexperte baut darauf, dass in diesem Jahr weitere Unternehmen auch noch kurzfristig am Ausbildungsmarkt aktiv werden. Wegen der Umstellung von G8 auf G9 an den Schulen fällt nächstes Jahr beinahe ein ganzer Abi-Jahrgang weg: „Dann wird es für Ausbilderinnen und Ausbilder absehbar schwieriger, ihre Nachwuchsplätze zu besetzen. Viele überlegen jetzt bereits, wie sie die Lücke schließen können. Dabei geht es nicht nur um Oberstufenschülerinnen und -schüler. Die Lücke wird sich auf den gesamten Ausbildungsmarkt auswirken.“

Ausbilderinnen und Ausbilder, die jetzt handeln, sieht Schüßler klar im Vorteil: „Es gibt vielversprechende Möglichkeiten, wie man die Lücke überbrücken kann. Personalverantwortliche können Jugendliche mit anderen Schulabschlüssen berücksichtigen, auf etwas ältere Bewerberinnen und Bewerber setzen oder jungen geflüchteten Menschen oder Jugendliche mit Unterstützungsbedarf eine Chance bieten. Dabei kann man sich auch auf die Agenturen für Arbeit verlassen, die mit einer geförderten Assistierten Ausbildung jederzeit unterstützen können. Der empfehlenswerte Weg ist es aber, jetzt schon frühzeitig vorzubeugen und das Ausbildungsangebot auf 2025 vorzuziehen.“

Auch Schülerinnen und Schüler können davon profitieren: „Wir empfehlen Ausbilderinnen und Ausbildern, in diesem Jahr zudem verstärkt auf Praktika zu setzen. Auf diese Weise lässt sich möglicher Nachwuchs schon frühzeitig an das Unternehmen binden. Und gerade hier geht es nicht nur um Oberstufenschülerinnen und -schüler.“ Der Stellenwert des Praktikums, so Schüßler, ist in den vergangenen Jahren weitergewachsen.

Der Ausbildungsmarkt im März 2025 in Zahlen

Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber haben in der ersten Hälfte des Bewerbungs- und Vermittlungsjahres bei den Agenturen für Arbeit in NRW 85.664 Berufsausbildungsstellen, darunter 84.917 betriebliche gemeldet. Rechnerisch kamen Ende März landesweit auf hundert angebotene betriebliche Ausbildungsstellen 94 Bewerberinnen und Bewerbern. Im vergangenen Jahr waren es zu diesem Zeitpunkt 88. Von den gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen waren im März noch 54.227 unbesetzt. Das waren 3.733 oder 6,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Zahl unversorgter junger Menschen nahm hingegen zu – um 4.723 Personen oder 10,7 Prozent auf derzeit noch 48.664 Bewerberinnen und Bewerber, die in diesem Jahr eine Ausbildung beginnen wollen. Rechnerisch kamen auf hundert unbesetzte Stellen landesweit 90 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber.

Noch auf der Ausbildungssuche, aber mit einer konkreten Alternative im Blick, falls es mit dem Ausbildungsplatz nicht klappt, waren im März 8.584 Jugendliche. Die Gesamtzahl der Bewerberinnen und Bewerber, die noch keine Ausbildungsstelle gefunden hat, aber weiterhin sucht, liegt damit bei 57.248 jungen Leuten.

Der Ausbildungsmarkt in den Regionen

Regional zeigen sich zum Teil deutliche Unterschiede. Ein Beispiel ist der Anstieg bei den Bewerberinnen und Bewerbern im Rheinland um 4,3 Prozent oder 1.108 jungen Menschen. Im selben Zeitraum ging in Südwestfalen dagegen die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber um 2,7 Prozent oder 147 Personen zurück.

In Südwestfalen sank die Zahl der Jugendlichen, die eine Ausbildung suchten. 5.305 Bewerberinnen und Bewerber waren 147 junge Menschen oder 2,7 Prozent weniger als vor einem Jahr. Ende März waren noch 2.985 unversorgt. 8.959 Ausbildungsstellen wurden seit Oktober gemeldet, 75 oder 0,8 Prozent weniger als vor einem Jahr. Noch unbesetzt waren im März 5.802.

Im Münsterland wurden bis Ende März 9.689 Stellen angeboten, 1.033 oder 9,6 Prozent weniger als zum selben Zeitpunkt vor einem Jahr. 6.738 Bewerberinnen und Bewerber meldeten sich bei den Arbeitsagenturen, 43 Personen mehr als im Vorjahr. Unbesetzt waren Ende März noch 6.023 Stellen. Diesen standen 3.550 noch unversorgte Jugendliche gegenüber.

In Ostwestfalen-Lippe wurden 1.308 Ausbildungsplätze oder 11,5 Prozent weniger als vor einem Jahr angeboten. Insgesamt wurden seit Oktober 10.045 Ausbildungsstellen gemeldet. Unbesetzt waren Ende März noch 6.404. Im gleichen Zeitraum meldeten sich 10.419 Interessenten an einer Ausbildung bei den Agenturen für Arbeit. Das waren 201 Jugendliche oder 2,0 Prozent mehr als im Vorjahr. Noch unversorgt waren im März 5.902 Bewerberinnen und Bewerber.

Im Bergischen Land meldeten sich 7.456 Jugendliche mit Interesse an einer Berufsausbildung – 291 Personen oder 4,1 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen sank hingegen um 762 oder 10,2 Prozent auf 6.716. Von diesen Stellen sind aktuell noch 4.387 unbesetzt. Dem stehen aktuell 4.802 unversorgte Jugendliche gegenüber.

Im Ruhrgebiet waren im März 22.951 Bewerberinnen und Bewerbern und damit 955 oder 4,3 Prozent mehr gemeldet als vor einem Jahr. 14.259 junge Menschen galten als unversorgt. Diesen standen 13.902 unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber. Insgesamt wurden im Ruhrgebiet seit Oktober 22.055 Stellen angeboten. Das waren im Vergleich zum Vorjahr 381 oder 1,8 Prozent mehr.

Im Rheinland gab es Ende März ein Plus bei den Bewerberinnen und Bewerbern. Hier meldeten sich seit Oktober 27.082 junge Menschen mit Interesse an einem Ausbildungsplatz, 1.108 Personen oder 4,3 Prozent mehr als im Vorjahr. 17.166 Jugendliche galten noch als unversorgt. Dem standen 17.709 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Insgesamt wurden im Rheinland bislang 28.200 duale Ausbildungsplätze angeboten – 0,7 Prozent oder 193 weniger als vor einem Jahr.

Weitere Informationen

Detailliertere statistische Daten und Grafiken zum Ausbildungsmarkt finden Sie hier.

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