„Mit einem Monat Verspätung ist es im April zu einer Erholung am Arbeitsmarkt gekommen“, sagte Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. „Die erwartete Frühjahrsbelebung fiel mit einem Rückgang um rund 5.700 arbeitslos gemeldeten Menschen etwas niedriger aus als im langjährigen Schnitt von rund 7.000 Personen. Angesichts der nach wie vor unsicheren wirtschaftlichen Lage ist es eine gute Nachricht, dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sich bei der Personalplanung wieder optimistischer zeigen. Denn schon im März hätten wir mit einer Erholung am Arbeitsmarkt rechnen können. Doch da kam es nur zu geringfügigen Rückgängen in der Arbeitslosigkeit. Umso besser, dass jetzt im April, nach einem Monat der Stagnation, der Arbeitsmarkt angezogen hat.“
Im Durchschnitt über alle Bevölkerungsgruppen sank die Arbeitslosigkeit insgesamt im Vergleich zum Vormonat um 0,7 Prozent. Mit 1,1 Prozent lag der Rückgang der Arbeitslosigkeit bei den Männern über diesem Durchschnitt. „Dass Männer von den Belebungsphasen am Arbeitsmarkt stärker profitieren, ist üblich. Sie arbeiten traditionell häufig im gewerblichen Bereich. Dieser ist konjunkturell sensibler. Angesichts gesamtwirtschaftlicher Risiken halten sich in diesen Branchen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern eher mit Neueinstellungen zurück. Auch ist hier das saisonale Muster ausgeprägter. In der Regel steigt daher im Sommer und im Winter die Arbeitslosigkeit von Männern stärker als die von Frauen, dafür sinkt sie auch ausgeprägter in den Belebungszeiten, also im Frühjahr und Herbst. Dieses saisonale Muster ist bei Frauen weniger ausgeprägt, da sie häufiger in den Dienstleistungssektoren arbeiten, wo das Auf und Ab der Konjunktur weniger spürbar wird.“
Mit 0,9 Prozent ging im April auch die Arbeitslosigkeit bei Menschen mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit stärker als im Durchschnitt zurück. „Auch das ist typisch für die Frühjahrsbelebung“, sagte Schüßler weiter. „Viele der ausländischen Arbeitnehmenden sind männlich. Zudem arbeiten sie häufiger im Helferbereich, der noch einmal stärker von den Jahreszeiten abhängig und auch noch sensibler auf die konjunkturelle Lage anspricht. Hinzu kommt, dass unter den ausländischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern viele junge Menschen sind. Insbesondere wenn sie eine Ausbildung absolviert haben, profitieren sie im Frühjahr besonders von den saisonüblichen Einstellungen in der Wirtschaft.“
Im April wurden mehr neue Stellen als im Vormonat und im Vorjahr gemeldet. „Im Vergleich zum Vorjahr haben wir ein Plus bei den Neumeldungen von 5,2 Prozent. Nach einer Zeit der Stagnation ist der Bedarf an Arbeitskräften wieder gestiegen. Gleichzeitig ist im zurückliegenden Monat die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die ihre Arbeit verloren haben und sich arbeitslos melden mussten, vor allem im Vorjahresvergleich deutlich um über vier Prozent zurückgegangen.“
Für den Arbeitsmarktexperten ist jedoch klar: „Auch wenn es positive Entwicklungen am aktuellen Arbeitsmarkt gibt, bleibt im langjährigen Vergleich der Rückgang der Arbeitslosigkeit noch leicht unterdurchschnittlich. Der Wirtschaft geht es weiterhin nicht gut, und der Arbeitsmarkt ist davon noch spürbar betroffen. Zwar gibt es, wie es sich für das Frühjahr gehört, viele neue Chancen am Arbeitsmarkt. Aber die neue Arbeit zu finden bleibt schwieriger als zum Beispiel in der Boomphase vor der Pandemie.“
Das zeigt sich zum Beispiel darin, sagte Schüßler, dass derzeit die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nur noch in sehr kleinen Schritten wächst. Auch Fördermaßnahmen der Jobcenter und Agenturen für Arbeit werden von der wirtschaftlichen Flaute ausgebremst: „Zunächst einmal sehen wir sehr positiv, dass im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der Menschen, die eine Weiterbildung absolvieren, weiter gestiegen ist. Im April nahmen mit 54.162 Personen 3.990 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer oder 8,0 Prozent mehr an einer beruflichen Weiterbildung teil, als noch im Jahr zuvor. Spätestens beim Anziehen der Wirtschaft bringen diese Menschen mit ihren neu gewonnenen Qualifikationen die Potentiale mit, die am Arbeitsmarkt am meisten gebraucht werden.“
Allerdings ging im April die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Fördermaßnahmen zurück, die in einem Unternehmen stattfinden oder auf die Aufnahme einer Arbeit direkt vorbereiten. „Im Vergleich zum Vorjahr lag die Zahl derjenigen, die im April eine solche Maßnahme absolvierten, deutlich um 17.000 Personen niedriger. Da es sich hierbei häufig um geförderte Praktika oder vergleichbare Maßnahmen handelt, deren Ziel eine baldige, ungeförderte Arbeitsaufnahme ist, bildet sich hier die konjunkturell angespannte Situation unmittelbar ab. In Drucksituationen sinkt die Bereitschaft oder auch die Notwendigkeit von Neueinstellungen. Damit sinkt dann auch der Bedarf nach Maßnahmen, die in Unternehmen durchgeführt werden.“
Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung
In NRW waren im April 781.790 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 5.726 Arbeitslose oder 0,7 Prozent weniger als im Monat zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr lag die Arbeitslosigkeit um 5,2 Prozent höher – das entspricht 38.716 Arbeitslosen. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Punkte auf 7,8 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 7,5 Prozent.
Alle Gruppen am Arbeitsmarkt konnten von der Frühjahresbelebung profitieren. Am stärksten jungen Menschen unter 25 Jahren. Die sogenannte Jugendarbeitslosigkeit sank um 3,0 Prozent oder um 2.020 Personen auf 65.890 arbeitslose Menschen. Die Quote betrug im April 6,2 Prozent. Die Zahl der arbeitslosen ausländischen Arbeitnehmenden sank um 0,9 Prozent oder 2,644 Personen auf 308.019 Arbeitslose. Zudem profitierten Männer stärker als Frauen: Arbeitslos gemeldet waren im April 431.561 Männer – 4.698 Personen oder 1,1 Prozent weniger als im Vormonat. Bei den Frauen ging die Arbeitslosigkeit um 0,3 Prozent oder 1.028 zurück.
Im März ging die Zahl der in den Agenturen für Arbeit arbeitslos gemeldeten Kundinnen und Kunden um 3.017 Personen oder 1,2 Prozent auf 240.524 arbeitslose Menschen zurück. In den Jobcentern waren 2.709 Personen oder 0,5 Prozent weniger arbeitslos gemeldet als im Vormonat. Insgesamt bezogen im April 541.266 arbeitslose Menschen Bürgergeld.
Die Zahl der unterbeschäftigten Menschen sank im Vergleich zum Vormonat um 1,0 Prozent oder 9.961 Personen. Landesweit galten 964.515 Menschen als unterbeschäftigt. Vor einem Jahr waren es 7.040 Personen oder 0,7 Prozent weniger. Zur Unterbeschäftigung zählen nicht nur arbeitslose Menschen. Auch wer zum Beispiel Bürgergeld oder Arbeitslosengeld bekommt, aber zum Beispiel an einer abschlussorientierten Maßnahme teilnimmt und deshalb nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht und daher nicht als arbeitslos gilt, wird mitgerechnet. Als unterbeschäftigt, aber nicht arbeitslos galten im April 182.725 Personen.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung
Im Februar, dem aktuellen Datenstand für die Beschäftigung, waren in NRW 7.355.600 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 1.100 Personen mehr als im Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Beschäftigten um 32.200 Personen oder 0,4 Prozent. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren, im Februar 2014, lag die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem sozialversicherungspflichtigen Job noch rund eine Million Beschäftigte niedriger.
Weniger offene Stellen – vor allem Helfer-Segment betroffen
Im April wurden 26.423 offene Stellen gemeldet. Das waren 10,9 Prozent oder 2.607 mehr als im Vormonat und 1.309 oder 5,2 Prozent mehr als im April des Vorjahres. Insgesamt stieg dadurch der Bestand an offenen Stellen am Arbeitsmarkt in NRW um 1.104 oder 0,9 Prozent zum Vormonat – auf jetzt 129.958 Arbeitsstellen.
59,3 Prozent aller angezeigten offenen Stellen richteten sich im April an Fachkräfte mit einer Berufsausbildung. Aber nur 26,8 Prozent aller Bewerberinnen und Bewerber sind Fachkräfte. Damit kommen auf 77.052 angebotene Fachkraftstellen 209.756 qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Als Relation ausgedrückt kommen auf 100 Stellen 272 Bewerberinnen und Bewerber. Arbeitsstellen für Helfer gab es mit 25.542 deutlich weniger. Das waren unter 20 Prozent (19,7 Prozent) aller Stellen. Doch 56,4 Prozent aller Arbeitslosen, konkret 441.211 Menschen, sind ohne aktuelle Qualifikation und gelten daher als „Helfer“. Hier lag die Relation im April bei 1.727 Arbeitslosen auf 100 offene Stellen.
Der Arbeitsmarkt in den NRW-Regionen im April 2025
In 27 der 30 Agenturen für Arbeit sank im April die Zahl der Arbeitslosen. Den stärksten Rückgang der Arbeitslosigkeit gab es in Paderborn, mit einem Minus von 2,8 Prozent. In den drei Arbeitsagentur-Bezirken Herford (plus 0,1 Prozent), Düsseldorf (plus 0,4 Prozent) und Solingen-Wuppertal (plus 0,5 Prozent) stagnierte bzw. stieg die Arbeitslosigkeit geringfügig.
In Südwestfalen sank die Arbeitslosigkeit im April im Vergleich zum Vormonat um 1,6 Prozent oder 818 arbeitslos gemeldete Menschen. 49.344 Personen waren arbeitslos gemeldet, das waren 2.818 Personen oder 6,1 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Punkte zum Vormonat auf 6,3 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 6,0 Prozent.
Im Münsterland sieht es vergleichbar aus: Hier bedeutete ein Rückgang der Arbeitslosigkeit um 702 Personen 1,4 Prozent weniger arbeitslos gemeldeten Männer und Frauen – im Vergleich zum Vormonat. Insgesamt waren 48.696 Personen arbeitslos – vor einem Jahr waren es 2.204 Arbeitslose oder 4,7 Prozent weniger. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Punkte zum Vormonat auf 5,0 Prozent – und lag damit um 0,1 Punkte höher als im Vorjahr.
In Ostwestfalen-Lippe sank die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat um 1,3 Prozent oder 967 Personen auf 73.473 arbeitslos gemeldete Menschen. Das waren 2.810 Personen oder 4,0 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Punkte auf 6,3 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote 0,1 Punkte niedriger.
Im Ruhrgebiet sank die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat um 0,6 Prozent oder 1.683 Personen auf nun 262.045 arbeitslos gemeldete Menschen. Damit waren im April 11.098 Personen oder 4,4 Prozent mehr arbeitslos gemeldet als vor einem Jahr. Die Quote lag im abgelaufenen Monat bei 10,5 Prozent – auf dem Niveau des Vormonats und 0,4 Punkte über dem Stand von vor zwölf Monaten.
Im Rheinland sank die Arbeitslosigkeit um 0,5 Prozent oder 1.381 Personen auf nun 271.745 arbeitslos gemeldeten Menschen. Im Vergleich zum Vorjahr waren 14.299 Personen mehr arbeitslos gemeldet – ein Plus von 5,6 Prozent. Die Quote sank um 0,1 Punkte auf 7,6 Prozent. Vor zwölf Monaten lag sie bei 7,3 Prozent.
Im Bergischen Land waren im April 175 Personen oder 0,2 Prozent weniger arbeitslos gemeldet als einen Monat zuvor. Insgesamt lag die Arbeitslosigkeit bei 76.487 Personen – das waren 5.487 Arbeitslose oder 7,7 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote blieb bei 7,7 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 7,2 Prozent.
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