Sachsen-Anhalt braucht bis 2035 rund 24.000 neue Arbeitskräfte in der Altenpflege

Eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB-Regional) in Halle hat den möglichen Beschäftigungsbedarf in der ambulanten und stationären Pflege ausgehend von 2019 bis zum Jahr 2035 für Sachsen-Anhalt und die einzelnen Kreise ermittelt.

25.08.2022 | Presseinfo Nr. 40

Die Modellrechnungen weisen darauf hin, dass in den kommenden Jahren ein deutlicher Mehrbedarf an Beschäftigung notwendig ist. Dazu kommt, dass Sachsen-Anhalt unter den einzelnen Bundesländern besonders stark vom demografischen Wandel betroffen ist. Um die Pflegebedürftigen auch in Zukunft adäquat versorgen zu können, müssen bis zum Jahr 2035 bis zu 24.000 Vollzeitstellen in der Pflegebranche neu besetzt bzw. neu geschaffen werden. Davon entfallen rund 12.700 Stellen auf die stationäre und 11.300 auf die ambulante Pflege.


Wissenschaftler unterscheiden verrentungsbedingten Ersatzbedarf und nachfragebedingten Erweiterungsbedarf
Im Jahr 2019 umfasste die Beschäftigung in der ambulanten Pflege in Sachsen-Anhalt ein Volumen von rund 22.300 Vollzeitstellen. Unter den gesetzten Annahmen müssen bis 2035 insgesamt Stellen mit einem Volumen zwischen 8.700 und 11.300 Vollzeitstellen wieder bzw. neu besetzt werden, um den künftigen Bedarf abzudecken. Der größte Teil entfällt mit bis zu 8.200 Vollzeitstellen auf den altersbedingten Ersatzbedarf.


In der stationären Pflege gab es im Jahr 2019 in Sachsen-Anhalt Stellen mit einem Beschäftigungsvolumen von gut 17.100 Vollzeitstellen. Auch hier übertrifft der altersbedingte Ersatzbedarf den nachfragebedingten Erweiterungsbedarf deutlich. Bis zum Jahr 2035 fällt ein Beschäftigungsvolumen zwischen 10.400 und 12.700 Vollzeitstellen aufgrund des Eintritts in das Rentenalter weg und muss ersetzt werden, um das Beschäftigungsvolumen konstant zu halten.


Kreise unterschiedlich stark gefordert
Im Bereich der ambulanten Pflege ist der prozentual größte Ersatzbedarf im Landkreis Börde zu erwarten, der geringste hingegen in Halle und Magdeburg. Beim Erweiterungsbedarf stehen neben dem Landkreis Börde auch der Landkreis Jerichower Land und der Saalekreis an der Spitze, während der Burgenlandkreis, der Landkreis Anhalt-Bitterfeld und der Salzlandkreis das Ende des Kreisrankings beschließen.

Im Bereich der stationären Pflege ändert sich das Bild beim Ersatzbedarf. Die prozentual meisten Rentenabgänge ergeben sich für die Landkreise Stendal und Mansfeld-Südharz, die wenigsten für Halle und Magdeburg. Der Erweiterungsbedarf dürfte ebenfalls für den Landkreis Börde sowie für Halle, den Landkreis Jerichower Land und den Saalekreis relativ stark ausfallen und für den Burgenlandkreis, den Salzlandkreis und den Landkreis Anhalt-Bitterfeld relativ schwach. Gemeinsam ist allen Kreisen, dass – wie auch in Sachsen-Anhalt insgesamt – der altersbedingte Ersatzbedarf grundsätzlich höher ausfällt als der nachfragebedingte Ersatzbedarf. Dies gilt sowohl für die ambulante als auch für die stationäre Pflege.

„Es gibt beim Thema Fachkräfte in der Pflege nicht einen Königsweg. Eher bringt ein Mix aus verschiedenen Stellschrauben den Erfolg. So halte ich die Steigerung der Attraktivität der Pflegejobs durch höhere Gehälter und verbesserte Arbeitsbedingungen für notwendig. Auch die Anstrengungen bei der Anwerbung von Pflegekräften im Ausland müssen intensiviert werden. Zudem brauchen wir mehr Vollzeitjobs in der Pflege. Voraussetzung dafür ist der Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten in Randzeiten,“ erklärte Markus Behrens, Vorsitzender der Geschäftsführung der BA Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thüringen in Halle.

Digitalisierungsprozesse in der Pflege können ebenso zu Arbeitserleichterungen bzw. zu einer Reduzierung der Arbeitslast der Beschäftigten und damit letztendlich zu einem geringeren Zusatzbedarf an Arbeitskräften führen. Außerdem gilt es, in Weiterbildungsmaßnahmen zu investieren. Gerade die Arbeitslosen im Helferbereich der Pflegeberufe stellen ein Potenzial dar, das stärker genutzt werden sollte.

Wolfgang Beck, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt, sagte: „Die Corona-Pandemie hat noch einmal verdeutlicht, wie wertvoll und wichtig die Arbeit in der Pflege ist. Mit einer Vielzahl an Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Pflege wollen wir sicherstellen, dass der künftige Bedarf an gut qualifizierten Fachkräften abgedeckt werden kann. So stehen beispielsweise ab dem nächsten Jahr erstmals Pflegefachfrauen und -männer zur Verfügung, die nach der neuen generalistischen Pflegeausbildung ausgebildet wurden. Auch eine angemessene und auskömmliche Ausbildungsvergütung trägt entscheidend dazu bei, sich für die verantwortungsvolle und erfüllende Tätigkeit zu entschließen. Zudem sollen auch die Beschäftigungschancen von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern verbessert werden.“

Die Studie und weitere interessante Themen zum Download: