Sachsen-Anhalt: Zahl der Leiharbeiter geht zurück

+++ Leiharbeit verliert weiter an Bedeutung“ +++ Behrens: „Zeitarbeitsbranche konkurriert mit anderen Branchen um knapper werdendes Arbeitskräftepotential!“ +++

20.02.2024 | Presseinfo Nr. 10

Die Zahl der Leiharbeiter ist im Jahr 2023 in Sachsen-Anhalt weiter gesunken. Damit setzt sich der Trend fort. So waren im Juni 2023 17.067 Leiharbeiter sozialversicherungspflichtig oder geringfügig beschäftigt, im Juni 2022 waren es noch 18.117. Das entspricht einem Rückgang von fast 6 Prozent. Zum Vergleich: Zwischen Juni 2021 und Juni 2022 war die Zahl der Leiharbeiter um 3 Prozent zurückgegangen.

Rund zwei Prozent der Beschäftigten sind Leiharbeiter

Insgesamt arbeiteten im Juni 2023 fast 2 Prozent der Beschäftigten in Sachsen-Anhalt in der Zeitarbeit. Hier muss man aber differenzieren: So waren nur 1,3 Prozent der deutschen Beschäftigten in Sachsen-Anhalt Leiharbeiter, während die Leiharbeiterquote bei den ausländischen Beschäftigten im Land bei 8,6 Prozent lag. Bundesweit lag der Anteil der Zeitarbeiter an allen Beschäftigten bei 1,9 Prozent. 38 Prozent der Leiharbeiter in Sachsen-Anhalt arbeiteten in Logistikberufen, 18 Prozent in Metallbearbeitung und Maschinenbauberufen und 3 Prozent in der Altenpflege.

Behrens: „Leiharbeit verliert an Bedeutung - Corona-Krise, Lieferengpässe und Energiekrise als Katalysator“
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„Die Leiharbeit verliert seit etwa drei Jahren in Sachsen-Anhalt an Bedeutung. Die Branche reagierte sehr sensibel auf die konjunkturellen Eintrübungen der vergangenen Jahre durch die Corona-Krise, die Lieferengpässe und die Energiekrise. Außerdem haben Arbeitgeber ihre Mitarbeitenden häufiger lieber fest eingestellt, weil sie diese aufgrund steigender Bedarfe fest an ihre Betriebe binden wollten. Dies hatte zufolge, dass die Anzahl der Leiharbeitnehmer sinkt“, erklärt der Vorsitzender der Geschäftsführung der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Markus Behrens.

Weniger Arbeitsaufnahmen in Leiharbeit

Im vergangenen Jahr meldeten sich fast 6.800 Arbeitnehmer aus der Leiharbeit arbeitslos. Davon waren 69 Prozent im Helferbereich beschäftigt. Im Vergleich zum Jahr 2022 gab es kaum Veränderungen. Über den Jahresverlauf 2023 haben über 6.600 Arbeitslose eine Beschäftigung als Leiharbeiter aufgenommen. Das waren fast 400 Arbeitsaufnahmen weniger als noch im Jahr 2022.

Leiharbeit als Sprungbrett
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„Die Leiharbeit kann ein Sprungbrett für Arbeitslose sein, die aufgrund ihrer Qualifizierung für eine Tätigkeit als Fachkraft nicht oder nicht mehr geeignet sind. Dennoch erfordert der Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt, dass auch die Beschäftigten in der Leiharbeit zukunftsfähig bleiben. Dafür ist es entscheidend, über die richtigen Kompetenzen zu verfügen. Es ist wichtig, dass Arbeitnehmer die eigenen Fähigkeiten identifizieren, um dann die berufliche Entwicklung gezielt voranzutreiben“, so Markus Behrens.

Kräftenachfrage in der Zeitarbeit geht deutlich zurück

Die Arbeitskräftenachfrage in der Zeitarbeitsbranche ging im vergangenen Jahr deutlich zurück. Die Zeitarbeitsunternehmen hatten den Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt im Jahr 2023 über 6.400 neue Stellen gemeldet, fast 2.500 weniger als 2022 (-27,8 Prozent). Der Nachfragerückgang war stärker als in anderen Branchen. Über alle Wirtschaftszweige gesehen, ging die Zahl Stellenmeldungen im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2022 um 8,7 Prozent zurück.

Zeitarbeitsbranche muss mit anderen Branchen um Arbeitskräfte konkurrieren
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Ein weiterer Grund für den zu erwartenden schwächeren Beschäftigungs-Trend: „Die Zeitarbeitsunternehmen müssen angesichts des demografisch bedingten Rückgangs des Arbeitskräftepotentials immer mehr mit anderen Branchen um Arbeitskräfte konkurrieren“, erklärt Markus Behrens. Die Zeitarbeit sei zwar für viele eine Brücke in den Arbeitsmarkt, weil sie auch Menschen mit geringerer formaler Qualifikation oder Sprachdefiziten einen Einstieg ermöglichte, die Arbeitsverhältnisse seien aber wesentlich instabiler als in anderen Branchen und erforderten große Flexibilität von den Arbeitnehmern. Das sei nicht immer attraktiv, so Behrens. „Dazu kommt, dass Leiharbeiter statistisch gesehen weniger im Portemonnaie haben als Beschäftigte in anderen Branchen,“ sagt Markus Behrens.

Leiharbeiter verdienen statistisch gesehen weniger als der Durchschnitt

Ende des Jahres 2022 erzielten sozialversicherungspflichtig vollzeitbeschäftigte Leiharbeitnehmer in Sachsen-Anhalt mit 1.981 Euro ein deutlich niedrigeres mittleres Bruttomonatsentgelt (Median) als insgesamt alle sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten mit 2.993 Euro. Dieses „Pay Gap“ hängt aber zu einem großen Teil damit zusammen, dass sich die Beschäftigungsstruktur in der Arbeitnehmerüberlassung von jener der Beschäftigten insgesamt spürbar unterscheidet. Zum Beispiel üben Vollzeitbeschäftigten in der Zeitarbeit viel häufiger eine Helfertätigkeit aus, die mit einer niedrigeren Entlohnung verbunden ist als Beschäftigte in anderen Branchen. Spezialisten und Experten, die in der Regel mehr verdienen, kommen dagegen in der Zeitarbeit weniger häufig zum Einsatz. Auch die tarifvertragliche Wochenarbeitszeit in der Zeitarbeit in Höhe von 35 Stunden kann bei den Entgeltunterschieden eine Rolle spielen.