Viele Unternehmen bilden aus und möchten das auch weiterhin tun, um ihr zukünftigen Fachkräftebedarf zu decken. Die richtigen Auszubildende zu finden, wird für Betriebe zu einer immer größeren Herausforderung. Sie finden keine geeigneten Bewerberinnen und Bewerber. Eines der Probleme ist die Passgenauigkeit, denn die Vorstellungen der Bewerbenden müssen mit den Anforderungen der Ausbildungsstellen übereinstimmen.
Ausbildungsstellen und Bewerbende nach Berufen *
Bei Jugendlichen beliebte Berufe sind nach wie vor die in der Fahrzeugtechnik (500 Bewerber/innen), in der Verwaltung (400 Bewerber/innen) und bei Arzt- und Praxishilfen (300 Bewerber/innen). Dagegen gab es bis März 2025 beispielsweise in den folgenden Berufen mehr gemeldete Stellen als Bewerber/innen: im Bau (400 Ausbildungsstellen), in der Lagerwirtschaft (500 Ausbildungsstellen) und im Verkauf (1.400 Ausbildungsstellen). Dabei ist nicht allen jungen Menschen klar, wie der Alltag in den Berufen wirklich aussieht. Denn auch die vermeintlich wenig attraktiven Handwerksberufe haben sich verändert.
Berufsorientierung kann Passgenauigkeit verbessern
Neben der Präsenz auf Messen, in den Schulen oder den sozialen Netzwerken ist es für Unternehmen wichtig, das direkte Erleben am Arbeitsplatz zu ermöglichen. Nur so kann den Ausbildungssuchenden die Wahl des richtigen Berufes erleichtert werden. Mit einer intensiven Berufsvorbereitung soll vorgebeugt werden, dass junge Menschen sich aus Unkenntnis über das, was ein Beruf ihnen abverlangt, für eine für sie unpassende Lehre entscheiden und ihre Ausbildung dann enttäuscht abbrechen.
Zitat:Markus Behrens, Vorsitzender der Geschäftsführung der BA Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen sagt: „Von der Schule direkt in die Ausbildung- für viele Jugendliche bedeutet der Schritt ins Arbeitsleben das Kennenlernen einer ganz neuen Welt. Eine umfassende Berufsorientierung kann mit falschen Vorstellungen aufräumen. Mein Appell an alle Jugendlichen ist es auch, sich nicht nur auf einen Beruf festzulegen. Macht Praktika in den Betrieben und entscheidet selbst, welcher Beruf am besten zu euch passt.“
Zitat:Sven Nobereit, Geschäftsführer Sozial- und Arbeitsmarktpolitik des Verbandes der Wirtschaft Thüringens e.V. sagt: „Die Thüringer Unternehmen bieten im Rahmen von verschiedenen Projekten, die die betriebliche Praxis mit beruflicher Orientierung verzahnen, wie beispielsweise Praxistage oder "Girls´ und Boys´Day", die Möglichkeit, die breite Palette der dualen Ausbildungsberufe persönlich kennenzulernen. Darüber hinaus engagieren sich viele Unternehmen bei SCHULEWIRTSCHAFT und dem Thüringer Berufswahl-SIEGEL. Erfreulich ist die zunehmende Zahl an jungen Menschen mit Migrationshintergrund, die sich für eine Ausbildung entscheiden. Angesichts der zahlreichen unbesetzten Ausbildungsstellen in Industrie, Dienstleistung und Handwerk hält Thüringen hervorragende Startchancen für alle Ausbildungsinteressierten bereit.“
Zitat:Michael Rudolph, Vorsitzender des DGB Bezirkes Hessen-Thüringen sagt: „Für junge Menschen ist die Berufswahl eine entscheidende Weichenstellung. Betriebe, die ehrliche Einblicke in gute Arbeit bieten, sichern sich ihre Fachkräfte von morgen. Gleichzeitig braucht es strukturelle Veränderungen: eine bessere schulische Berufsorientierung, bessere Rahmenbedingungen wie Azubiwohnheime und faire Bedingungen für alle Azubis. Der 'Girls' und Boys' Day' zeigt, wie wichtig es ist, überholte Geschlechterklischees aufzubrechen – doch das reicht nicht. Wir fordern eine Ausbildungspolitik, die Chancengleichheit schafft, Mobilität sichert und allen Jugendlichen eine Perspektive bietet.“
Am 3. April 2025 öffnen Unternehmen und Institutionen wieder ihre Türen für den Girls'Day und Boys'Day. Der bundesweite Orientierungstag für Mädchen und Jungen fördert eine Berufs- und Studienwahl, die frei von Geschlechterklischees ist. Der Mädchen-Zukunftstag ist in vielen Unternehmen und Schulen ein fester Bestandteil. Die Website des Girls'Day zeigt Beispiele, wie der Aktionstag erfolgreich in den Schulalltag integriert werden kann. Auf der Internetseite des Boys'Day berichten Unternehmen, warum es sich lohnt teilzunehmen und wie sie den Jungen-Zukunftstag umsetzen.
* Daten aktuelle Ausbildungsmarktstatistik des Landes Thüringen vom März 2025