Kurswechsel auf dem Arbeitsmarkt erfordert frühzeitige Eigeninitiative

01.07.2025 | Presseinfo Nr. 49

  • Arbeitslosigkeit steigt an, Tendenz wird sich verfestigen
  • Stellenangebot lässt nach, Einstellungsverhalten wird vorsichtiger
  • Über 1.400 offene Ausbildungsstellen decken den Bedarf nicht ab 

Mehr Arbeitslose und weniger Stellen als Motto der nächsten Monate

Ende Juni zählte der Agenturbezirk Recklinghausen 28.802 arbeitslose Menschen und damit 88 mehr als im Vormonat (+0,3 Prozent). Gleichzeitig waren dies 1.865 mehr als im Juni letzten Jahres (+6,9 Prozent). Die Arbeitslosenquote verblieb erneut bei 8,7 Prozent und lag damit um 0,5 Punkte höher als im Juni 2024.

„Im Vergleich zu Mai hat sich die Zahl der arbeitslosen Menschen im Vest im vergangenen Monat um 88 erhöht, hierfür sind sowohl konjunkturelle als auch saisonale Gründe verantwortlich“, beschreibt Agenturleiter Frank Benölken die neuesten Zahlen. Während es in jedem Jahr in den Sommermonaten einen Anstieg an Arbeitslosen gäbe, kämen in diesem Jahr schwache Wirtschaftsleistung, unsichere Perspektiven und gestiegene Energiekosten hinzu: „Wir gehen daher nicht davon aus, dass es sich bei diesem Anstieg nur um eine Momentaufnahme handelt, sondern er vielmehr Vorbote einer gemeinhin schlechter werdenden Entwicklung ist, die uns voraussichtlich über die nächsten Monate begleiten wird.“

Während sich für Beschäftigte die wirtschaftliche und politische Seite nicht beeinflussen ließe, käme es daher entscheidend darauf an, auf persönliche Veränderungen vorausschauend zu reagieren: „Wer befürchtet, sein Arbeitsplatz ist perspektivisch bedroht, sollte keinesfalls bis zum Tag der Kündigung warten, um sich neu zu orientieren. Aus einer laufenden Beschäftigung heraus finden sich neue Stellen bedeutend leichter.“ Und Benölken wird noch einmal deutlicher: „Wir dürfen uns nichts vormachen. Die Wahrscheinlichkeit wächst, dass auch das Vest in den nächsten Monaten Insolvenzen und Betriebsschließungen verzeichnet, in deren Folge Mitarbeitende freigesetzt werden. Wer sich schon früher auf Stellensuche begibt, profitiert von weniger Mitbewerbern, mehr Zeit für die eigene Entscheidung und einer besseren Verhandlungsposition.“

In Schieflage geratenen Unternehmen bietet der Agenturchef umfangreiche Unterstützung durch die Arbeitsagentur an: „Wenn sich ein Personalabbau nicht umgehen lässt, können wir bei frühzeitiger Einschaltung in vielen Fällen verhindern, dass es zu Arbeitslosigkeit kommt. Gemeinsam können wir in sogenannten Drehscheiben abgehende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter direkt in aufnehmende Unternehmen vermitteln und so für alle Beteiligten gute, langfristige Lösungen finden, die zu einem besseren Marktausgleich führen. Ebenso empfiehlt er Betrieben mit vollen Auftragsbüchern den direkten Draht zum Arbeitgeber-Service: „Wer seinen künftigen Personalbedarf mit guten Leuten decken will, hat jetzt die besten Chancen.“

Unterbeschäftigung nimmt weiter ab

Personen, die an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilnehmen oder sich in einer kurzfristigen Arbeitsunfähigkeit befinden, zählen in der Regel als unterbeschäftigt. Im aktuellen Berichtsmonat wurden insgesamt 34.328 Unterbeschäftigte im Kreis gezählt – das sind 62 Personen (-0,2 Prozent) weniger als im Monat zuvor. 
In Relation zu Juni 2024 sind es 808 Personen mehr (+2,4 Prozent). 
Die Unterbeschäftigungsquote verblieb erneut bei 10,2 Prozent und lag damit über dem Vorjahresniveau von 10,0 Prozent. Kurzarbeiter sind nicht in der Unterbeschäftigung enthalten.

Arbeitslosigkeit im SGB III rückläufig, im SGB II steigend

Die Agentur für Arbeit Recklinghausen betreute zum Stichtag 7.233 Arbeitslose nach dem Sozialgesetzbuch Drittes Buch (SGB III). Das waren 40 Menschen (-0,5 Prozent) weniger als im Mai und 676 (+10,3 Prozent) mehr als im Juni 2024. Das Jobcenter Kreis Recklinghausen (SGB II) war im vergangenen Monat für 21.569 arbeitslose Menschen und damit 128 mehr als im Mai (+0,6 Prozent) zuständig. Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren es 1.189 Menschen (+5,8 Prozent) mehr.

Weniger Zugänge in Arbeitslosigkeit insgesamt, auch aus Beschäftigung

4.778 Menschen haben sich erstmals oder erneut arbeitslos gemeldet, 168 (-3,4 Prozent) weniger als im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr waren es 708 
(+17,4 Prozent) mehr. Der Anteil an Zugängen aus Erwerbstätigkeit sank dabei um 85 (-5,9 Prozent) auf 1.347. Die Zugänge aus Ausbildung und Maßnahmen zeigten sich mit 1.167 um 86 (+8,0 Prozent) höher als im Vormonat.

Weniger Abgänge aus Arbeitslosigkeit insgesamt, auch in Beschäftigung

Im Verlauf dieses Monats konnten 4.693 Menschen ihre Arbeitslosigkeit beenden und damit 290 weniger als im Mai (-5,8 Prozent), jedoch 590 mehr als im Juni vor einem Jahr (+14,4 Prozent). 1.127 Männer und Frauen haben im letzten Monat eine neue Beschäftigung gefunden, 96 (-7,8 Prozent) weniger als im Vormonat, aber 96 mehr als im Vorjahresmonat (+9,3 Prozent). Höher als im Mai fielen mit 1.037 die Abgänge in eine Ausbildung oder Maßnahme aus (+3,0 Prozent).

Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Personengruppen

Personenkreis

Bestand

Veränderungen zum Vormonat

Jüngere unter 25 Jahre

2.221

+44

+2,0%

darunter Jugendliche 

unter 20 Jahre

482

-4

-0,8%

50 Jahre und älter

10.547

+16

+0,2%

Langzeitarbeitslose

14.271

+20

+0,1%

Schwerbehinderte

2.301

+11

+0,5%

Ausländer

10.644

+5

+/-0%

Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Geschäftsstellen

 

Geschäftsstellenbezirk

Arbeitslosenquote

     Juni 2025

       Mai 2025

    Juni 2024

Recklinghausen

8,3

8,4

7,9

Castrop-Rauxel

7,7

7,4

6,3

Datteln

7,3

7,3

7,1

Dorsten

6,5

6,5

6,4

Herten

9,8

9,8

9,6

Marl

10,3

10,3

9,6

Gladbeck

11,3

11,3

10,6

Agenturbezirk RE

8,7

8,7

8,2

Weniger neue Stellen, Bestand schrumpft ebenfalls

Im Verlauf des Monats meldeten Unternehmen dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Recklinghausen 557 Stellenangebote, 16 weniger (-2,8 Prozent) als im Mai. Insgesamt stehen im Agenturbezirk derzeit 4.643 Stellen zur Besetzung aus, 52 weniger als vor einem Monat. Vor einem Jahr lag der Stellenbestand um 111 Vakanzen höher.
Rund sechs von zehn neu gemeldeten Stellen bezogen sich auf das Gesundheits- und Sozialwesen, sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (z.B. Vermietung von beweglichen Sachen, Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften, Reisebüros, Wach- und Sicherheitsdienste, Garten- und Landschaftsbau), freiberufliche Dienstleistungen (z.B. Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung, Architektur- und Ingenieurbüros) sowie den Handel.

Der Ausbildungsmarkt

Von Oktober 2024 bis Juni 2025 haben sich bei der Agentur für Arbeit insgesamt 3.971 Bewerberinnen und Bewerber für Berufsausbildungsstellen gemeldet, 139 mehr als im letzten Jahr (+3,6 Prozent). Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen betrug 2.785 und sank damit um 318 (-10,2 Prozent).  
Es befinden sich im Juni noch 1.831 Jugendliche auf Ausbildungsplatzsuche, das sind 192 mehr (+11,7 Prozent) als im Vorjahr. Die Zahl noch nicht besetzter Aus-bildungsstellen liegt bei 1.463 und damit um 93 unter dem Wert des letzten Jahres. Auf 100 betriebliche Berufsausbildungsstellen kommen heute 144 Ausbildungsinteressierte gegenüber 124 im letzten Jahr. Anders ausgedrückt: Jedem Jugendlichen stehen derzeit 0,7 Stellen zur Verfügung, während es im letzten Jahr noch 0,9 waren.

Die meisten offenen Stellen gibt es derzeit noch für Kaufleute im Einzelhandel, Verkäufer, Elektroniker, Kauffrauen im Büromanagement, Medizinische Fachangestellte, Zahnmedizinische Fachangestellte, Fachkräfte in der Lagerlogistik, Anlagenmechanikerinnen Sanitär, Heizung, Klima, Metallbauer und Fleischerinnen.

Über die kreisweite Hotline 02361/40-2021 können Beratungen (auch per Video) stattfinden, Termine vereinbart und Fragen geklärt werden. Arbeitgeber können freie Ausbildungsstellen unter 0800 / 4 5555 20 melden.