Zwischen hochsensiblen Analysegeräten, fein säuberlich beschrifteten Objektträgern und streng geregelten Arbeitsprozessen beginnt für Anastasios Tsarnos ein neuer Lebensabschnitt. Der 25-jährige Wannweiler arbeitet sich derzeit in der Überregionalen Gemeinschaftspraxis für Pathologie und Zytologie (ÜGP) am Medizinischen Versorgungszentrum des St. Vincenz Krankenhauses im mittelhessischen Limburg ein – einem Institut, in dem täglich entscheidende Befunde für die medizinische Versorgung entstehen.
Das Institut beschäftigt am Standort Limburg rund 50 Mitarbeitende und steht für Präzision, Verantwortung und Teamarbeit. Nun setzt die ÜGP ein Zeichen für Vielfalt und Inklusion: Mit Unterstützung der Agentur für Arbeit Limburg erhält der junge Mann mit Asperger-Syndrom eine Chance auf berufliche Teilhabe und langfristige Perspektive.
Im Sommer erhielt Prof. Dr. Martin Anlauf die Bewerbung von Anastasios Tsarnos, der seine Diagnose direkt offen angab. Der junge Mann hatte 2024 seine schulische Ausbildung zum Medizinischen Sektions- und Präparationsassistenten erfolgreich abgeschlossen und war seitdem bundesweit auf der Suche nach einer passenden Arbeitsstelle – weit entfernt von seiner Reutlinger Heimatregion.
Strategie: Praktikum – Arbeitsvertrag
Nach einem ersten persönlichen Kennenlernen war für Prof. Dr. Anlauf schnell klar: „Auch wenn es vermutlich nicht einfach wird, wir möchten ihm die Chance geben.“ Gemeinsam mit Monika Böhm vom Arbeitgeber-Service der Limburger Agentur für Arbeit wurden verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten geprüft und eine Eingliederungsstrategie entwickelt. „Für die umfassende Beratung sind wir mehr als dankbar“, betont der Institutsleiter. Anfang September startete Anastasios Tsarnos zunächst mit einem Praktikum im Rahmen einer durch die Agentur für Arbeit Reutlingen geförderten Maßnahme der Unterstützten Beschäftigung.
Die Unterstützte Beschäftigung ist eine Integrationsmaßnahme für Personen mit besonderem Unterstützungsbedarf. Sie wird im Auftrag der Agentur für Arbeit Reutlingen von der BruderhausDiakonie durchgeführt. Dabei geht es um die Platzierung der Teilnehmer in Betrieben über individuelle Praktika. Mit tatkräftiger Unterstützung der Familie sowie einer engen und reibungslosen Zusammenarbeit mit der Reha-Beraterin der Agentur für Arbeit Reutlingen, Frau Bürkle-Chaluppa, konnte Herr Tsarnos in seinem Wunschbereich arbeiten.
Seit 1. November hat Anastasios nun einen festen Arbeitsvertrag. Ziel ist eine langfristige Beschäftigung – bestenfalls bis zum Renteneintritt. Bereits vor Arbeitsbeginn wurden die Mitarbeitenden umfassend zu den besonderen Kommunikations- und Interaktionsbedürfnissen von Menschen im Autismus-Spektrum geschult. Mit Andreas Schlitt steht dem jungen Mann zudem jederzeit ein Mentor unterstützend zur Seite. Den finanziellen Mehraufwand während der Eingliederungsphase trägt die Arbeitsagentur.
ÜGP schafft Chancen
Karin Jaeger, Teamleitung in der Reha-Abteilung der Agentur für Arbeit Reutlingen, würdigt das Engagement der ÜGP: „Durch Offenheit und Vielfalt schafft dieses Unternehmen einen Ort, an dem Menschen ihre Fähigkeiten einbringen und wachsen können. Wir danken Herrn Prof. Dr. Anlauf und seinem gesamten Team für dieses herausragende Beispiel gelebter Inklusion.“ Für Anastasios Tsarnos bedeutet diese berufliche Chance nicht nur die Verwirklichung eines langjährigen Berufswunsches, sondern auch den Start in ein eigenständiges Leben in einer neuen Region.
