Die Zahl der Menschen, die einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen, hat im Kreis Steinfurt ein Rekordhoch erreicht. Dass die Stadt Rheine kreisweit dabei die Nase vorne hat und den größten Zuwachs verzeichnen kann, ist eine gute Nachricht. Gleichzeitig machen der demografische Wandel, Digitalisierung und Strukturwandel vor dem regionalen Arbeitsmarkt nicht halt. Welche Herausforderungen und Lösungsansätze es gibt, dazu tauschten sich die Geschäftsführungen der Agentur für Arbeit Rheine und der Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft für Rheine mbH (EWG) aus.
Besonders im Baugewerbe, im Gesundheitswesen und in der öffentlichen Verwaltung stieg die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den letzten fünf Jahren spürbar. "Das ist eine erfreuliche Entwicklung und zeigt, dass der Arbeitsmarkt in Rheine ein stabiles Fundament hat", sagt Reiner Zwilling, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Rheine. Der Gastgeber des Austauschtreffens macht deutlich, dass die regionale Wirtschaft gleichzeitig vor einigen Veränderungen steht.
"Eine der größten Fragestellungen ist sicher, wie es gelingt, den Fachkräftebedarf der Unternehmen zu sichern", betont er. Denn in den nächsten zehn Jahren verlassen rund ein Viertel der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Betriebe, um in den Ruhestand zu wechseln. "Wir wissen jetzt schon, dass nicht in gleicher Zahl junge Menschen in den Arbeitsmarkt eintreten werden", führt Zwilling aus. Besonders deutlich werde die Lücke bei Fachkräften ausfallen. Ingo Niehaus, Geschäftsführer der EWG, berichtet, dass viele Unternehmen bereits jetzt vom demografischen Wandel betroffen seien: "Arbeitgeber schildern uns wenig überraschend, dass sie zunehmend Schwierigkeiten haben, für Stellen, die durch Altersabgänge frei werden, passende Bewerberinnen und Bewerber zu finden". Im Ergebnis war man sich einig, dass alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden müssen, um insbesondere junge Menschen eine zielgruppengerechte Berufsorientierung in Rheine und der Region zu bieten. Hier freut sich die EWG über die seit Jahren etablierte Zusammenarbeit mit der Agentur bei unterschiedlichsten Formaten.
Es gebe allerdings auch Betriebe in der Region, die aufgrund der aktuellen konjunkturellen Schwäche Personal entlassen mussten, berichtet der Wirtschaftsförderer. "Unser Ansatz ist es dann, die betroffenen Fachkräfte in Unternehmen zu vermitteln, die stark vom demografischen Wandel betroffen sind und das möglichst nahtlos, ohne dass eine Arbeitslosigkeit überhaupt eintritt", erklärt Zwilling. Dies sei bereits in vielen Fällen gut gelungen, sagt der Agenturchef. Voraussetzung sei allerdings, dass sich alle Seiten frühzeitig mit der Arbeitsagentur in Verbindung setzen. Diese Unterstützungsmöglichkeiten seien sicher nicht allen Personalverantwortlichen bekannt, glaubt Niehaus. Das gelte auch für die Beratungsangebote zur Qualifizierung von Beschäftigen oder zur Personalsuche vor einer Neuansiedlung, fügt er hinzu. "Daher ist es gut, wenn wir uns regelmäßig austauchen, so dass wir die Betriebe in Rheine gemeinsam noch besser über die vorhandenen Angebote informieren und unterstützen können", sagt Zwilling. Beide Seiten vereinbarten daher, ihre Zusammenarbeit weiter auszubauen.