„Frau Bauer ist bei uns im Rahmen eines Außenarbeitsplatzes der Werkstätten für Menschen mit Behinderung beschäftigt, und sie ist ein absoluter Gewinn“, beschreibt Florian Hähle, Leiter des Teams Rehabilitation und Teilhabe in der Agentur für Arbeit Rosenheim, den derzeitigen Stand bei seiner neuen Mitarbeiterin. „Wir sind für Arbeitsuchende und Arbeitgeber wichtiger Ansprechpartner, um die Integration von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt zu unterstützen. Wir freuen uns sehr, dass wir mit Frau Bauer nun eine Kollegin im Team haben, bei der Inklusion bei uns im Haus gelungen ist. Wir wollen hier auch selbst als Arbeitgeber Vorbild sein, um unsere Arbeitsmarktpartner ebenfalls zu ermuntern, neue Wege zu gehen.“
Frau Bauer ist in ihrem neuen Job sehr glücklich. „Ich bin hier so gut aufgenommen worden. Ich habe keine Vorbehalte gespürt und alle haben immer ein offenes Ohr und helfen mir“, erzählt sie mit strahlenden Augen. „Ich sortiere Bögen, die ergänzt werden müssen, in die Broschüren der Berufsberatung ein und gebe für die Eingangszone und das Reha-Team Kundendaten ein. Es ist schön, dass ich Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Abteilungen unterstützen kann.“ Die ausgebildete Kauffrau für Groß- und Außenhandel hat vor einigen Jahren aufgrund gesundheitlicher Probleme ihre Arbeit im Bürobereich verloren und in den vergangenen zwölf Jahren bei den Wendelstein Werkstätten gearbeitet. Werkstätten beschäftigen Frauen und Männer mit psychischen oder auch geistigen Einschränkungen. Diese können angeboren oder aber auch durch einen Unfall, Traumata oder Erkrankung im Laufe des Lebens entstehen. „Dort habe ich Produkte nach Lieferscheinen zusammengestellt und diese dann verschickt und auch am Computer gearbeitet. Ganz anders war meine Arbeit dort also nicht“, berichtet Bauer. Aktuell arbeitet die Mittvierzigerin von Montag bis Mittwoch drei volle Tage bei der Agentur für Arbeit und zwei Tage bei den Wendelstein Werkstätten
Dazu, dass alles von allen Seiten passt, haben laut Frau Bauer und ihrem Ansprechpartner bei den Wendelstein Werkstätten, Integrationsbegleiter Florian Kowalschik, vor allem ihr jetziger Teamleiter Florian Hähle und dessen Vorgängerin Astrid Schneider beigetragen. „Sie waren im Februar 2024 erstmals bei uns, um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu machen und zu schauen, welche Arbeitsstelle daraus bei der Arbeitsagentur entstehen könnte. Nachdem wir mögliche Tätigkeiten, räumliche Gegebenheiten und erforderliche Unterstützungsleistungen abgestimmt hatten, kamen wir gemeinsam zu der Erkenntnis, dass Frau Bauer die richtige Bewerberin sein könnte“, erklärt Florian Kowalschik. Hierzu merkt Florian Hähle an: „Die Passgenauigkeit ist erstaunlich. Wenn man weiß, worauf es ankommt, scheint dies gar nicht so schwer. Es ist jedoch wichtig, auf die individuellen Bedürfnisse einzugehen und unabhängig von der Einschränkung die Tätigkeiten von der Person her zu denken. Wir sind getrimmt darauf, von der Stellenbeschreibung her zu denken. Und wer dies nicht erfüllt, fällt raus. Es gilt Tätigkeiten zu bündeln und ggf. Teile aus Prozessen auszugliedern. Wir sind es nur nicht gewohnt, so an eine Stellenbesetzung heranzugehen. Wenn uns dies jedoch gelingt, gewinnen wir Potentiale und in unserem Fall eine äußerst motivierte, zuverlässige, zielorientierte und den Kollegenkreis entlastende Mitarbeiterin“, erklärt er und sagt weiter über die Arbeit von Frau Bauer: „Stabilität, Sicherheit und Routine stellen sich in einfachen Aufgaben bereits ein. Die anfängliche Dosierung der Tätigkeiten ist nur noch in abgeschwächter Form nötig. Frau Bauer arbeitet zunehmend selbständig, akribisch genau und immer hochkonzentriert. Die Arbeit macht ihr Spaß und in der Zusammenarbeit macht ihre direkte Art sie abteilungsübergreifend sehr sympathisch. Vorurteile im Kollegenkreis werden zunehmend abgebaut. Wenn man zu ihr sagt: „Ihr Kollege hat sie gelobt!“ Dann schmunzelt Frau Bauer leicht und sagt: „Das weiß ich schon! Klar, dass der das sagt!“
Das langfristige Ziel ist nach Möglichkeit Frau Bauer, wie andere Personen, die auf einem Außenarbeitsplatz angestellt sind, in ein dauerhaftes Beschäftigungsverhältnis am ersten Arbeitsmarkt zu übernehmen. Dazu gilt es zu prüfen, ob das Aufgabenspektrum passt und langfristig zur Verfügung steht, die Entwicklungsfähigkeit der Mitarbeiterin / des Mitarbeiters gegeben ist und Kontinuität in der Leistungsfähigkeit besteht. „Ich freue mich, wie toll sich Herr Hähle um mich kümmert, immer schaut, dass ich etwas zu tun habe und alles passt. Mein Traum wäre es, hier eine Vollzeitstelle zu bekommen. Aber dafür muss halt wieder alles von allen Seiten passen“, sagt Frau Bauer.
Oliver Wackenhut, Geschäftsführer Interner Service in der Agentur für Arbeit Rosenheim: „Wir freuen uns über Erfolgsfälle wie den von Frau Bauer. Außenarbeitsplätze, die die Werkstätten anbieten, bieten Potenzial. Auch wenn vor und während der Arbeitsaufnahme vieles zu beachten ist, so profitieren langfristig beide Seiten – die beschäftigte Person und die Kolleginnen und Kollegen – von einer solchen Zusammenarbeit. Interessierte Unternehmen lade ich ein, die Kolleginnen und Kollegen vom Team für Rehabilitation und Teilhabe unter der Rufnummer 08031 / 202-271 oder die Wendelstein Werkstätten, die Stiftung Attl, die Oberland Werkstätten sowie die anderen Leistungsanbieter im Bereich Teilhabe zu kontaktieren und sich mit ihnen über mögliche Unterstützungsmöglichkeiten auszutauschen.“
Hinweis:
Mitunter scheuen Arbeitgeber arbeitsrechtliche Verpflichtungen im Rahmen der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung oder Einschränkungen. Dabei ist eine arbeitsrechtliche Bindung im Rahmen des Außenarbeitsplatzes nicht erforderlich. Der Betrieb schließt einen Kooperationsvertrag mit der Werkstatt und leistet während der Laufzeit eine gemeinsam verhandelte Zahlung an die Werkstatt. Diese basiert auf dem vorausgegangenen Praktikum und der beidseitig festgestellten Leistung. Zumindest teilweise in Anrechnung gebracht werden kann der Außenarbeitsplatz im Hinblick auf die Ausgleichsabgabe.