Ende August hatten noch rund 480 Ausbildungsinteressierte aus der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg keinen Ausbildungsvertrag und auch keine Alternative gefunden – sie gelten als „unversorgt“. Warum das so ist, wo doch gleichzeitig viele Unternehmen ihre Lehrstellen nicht besetzen können, erklärt Holger Ludwig, Teamleiter der Berufsberatung vor dem Erwerbsleben: „Häufig verfolgen junge Menschen einen ganz speziellen Berufswunsch und setzen viel zu lange auf diese eine Karte. Doch gerade in Berufsfeldern, die bei Jugendlichen attraktiv sind, sind die Ausbildungsplätze schnell vergeben.“ Kaufmännische Berufe stehen bei Jugendlichen beispielsweise hoch im Kurs, entsprechend höher fällt die Zahl der Bewerbungen bei den Unternehmen aus. So rangiert der Beruf „Industriekauffrau/-mann“ seit Jahren an der Spitze der meistgeäußerten Berufswünsche. Bei den Frauen kommen „Kauffrau für Büromanagement“, „Bankkauffrau“ und „Verwaltungsfachangestellte“ in den Top 10 der Berufswünsche hinzu. Zudem enden die Bewerbungsfristen hier oft schon im Herbst ein Jahr vor dem Ausbildungsbeginn. Wer sich erst mit dem Halbjahreszeugnis der Abschlussklasse bewirbt, ist in diesem Fall zu spät dran. Neben der Festlegung auf nur ein bestimmtes Berufsziel und dem falschen Bewerbungszeitpunkt können auch fehlerhafte Bewerbungsunterlagen oder ein schlechter Eindruck beim Vorstellungsgespräch Gründe dafür sein, dass es im ersten Anlauf mit der Ausbildung nicht klappt.
Gemeinsam einen Plan B entwickeln
Die Berufsberatung spielt hier eine zentrale Rolle und kann individuelle Lösungen mit den Jugendlichen erarbeiten: „Wir unterstützen Jugendliche dabei, ihre Stärken und Interessen zu erkennen und geeignete Berufsbilder zu identifizieren. Aus unserem Pool an Ausbildungsstellen können wir passende Angebote empfehlen. Wir zeigen auch alternative Wege auf, falls der Wunschberuf momentan nicht realisierbar ist“, erklärt Ludwig und ergänzt: „Wer bei der Ausbildungsplatzsuche bislang leer ausgegangen ist, muss den Kopf nicht in den Sand stecken. Auch zum jetzigen Zeitpunkt kann man den Übergang ins Berufsleben schaffen.“ Denn auch nach dem offiziellen Start des Ausbildungsjahres erklären sich Unternehmen bereit, einen Einstieg in das laufende Ausbildungsjahr zu ermöglichen oder Plätze werden wieder frei, weil Bewerber abgesprungen sind. Ausbildungssuchende, die nach dem 30. September keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, können dem auszubildenden Betrieb in Absprache mit der Berufsberatung der Agentur für Arbeit eine Einstiegsqualifizierung (EQ) anbieten. Mit dem sozialversicherungspflichtigen Langzeitpraktikum können Leistungsfähigkeit und Motivation für die Ausbildung unter Beweis gestellt werden und der Teilnehmende anschließend in ein reguläres Ausbildungsverhältnis übernommen werden. Für junge Menschen, die Probleme haben, einen Ausbildungsplatz zu finden und nicht sicher sind, welche Berufsfelder zu ihnen passen, kommt die Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BVB) in Frage. Mit diesem Bildungsangebot können sie verschiedene Berufsfelder ausprobieren, Betriebe kennenlernen und die eigene Vorstellung mit der Realität abgleichen. „Es gibt viele Brücken in die Ausbildung. Ich empfehle allen Schülerinnen und Schülern, so früh wie möglich mit dem Berufswahlprozess anzufangen und dranzubleiben. Es gibt eine Fülle an Unterstützungsmöglichkeiten, kostenlos und für alle nutzbar!“, unterstreicht Holger Ludwig.
Ausbildung? Es ist nicht zu spät! Plan B für die berufliche Zukunft.
Villingen-Schwenningen. Zum 1. September hat das neue Ausbildungsjahr und damit für viele jungen Menschen der Start in das Berufsleben begonnen. Für diejenigen Jugendlichen, die noch keinen Ausbildungsvertrag in der Tasche haben, hat die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Rottweil - Villingen-Schwenningen Empfehlungen, um die Weichen für die Zukunft zu stellen.
26.09.2025 | Presseinfo Nr. 38