Durchstarten mit Qualifizierung

Qualifizierungsoffensive der Agenturen für Arbeit in Südwestfalen

15.09.2023 | Presseinfo Nr. 62

Lennestadt-Grevenbrück: Das Thema Fachkräftebedarf ist nicht neu - im Gegenteil: es wird zunehmend wichtiger. Das Arbeitskräftepotential sinkt, Anforderungen steigen und die Frage bleibt: Woher nehmen? Eine Antwort kann sein: aus den eigenen Reihen. Durch die Möglichkeit der Förderung aus dem Qualifizierungschancengesetz – kurz QCG – können Unternehmen ihre eigenen Fachkräfte qualifizieren. 

Bild zeigt eine Gruppe von Menschen die im Halbkreis zusammenstehen
(v.l.n.r.) Dietmar Drüeke und Raphael Lerbs (beide Wilhelm Schauerte GmbH und Co. KG), Oliver Schmale (Agentur für Arbeit Meschede-Soest), Sandra Pawlas (Agentur für Arbeit Iserlohn), Birgit Hebbecker und Stephanie Krömer (beide Agentur für Arbeit Siegen), Stefan Schauerte (Wilhelm Schauerte GmbH und Co. KG) Foto: Nadine El Moussaoui, Agentur für Arbeit Siegen

Viele Betriebe in Südwestfalen stehen großen Herausforderungen gegenüber, so auch die Firma Schauerte aus Lennestadt: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden älter und verlassen die Firma, Auszubildende sind schwer zu finden, Berufe und Qualifikationen verändern sich. Kurzum: Es fehlen Fachkräfte. Und hier setzen die Unterstützung und die Projektidee an: 
„Mit einer Regionen übergreifenden, gemeinsamen Strategie wollen wir unsere Kräfte bündeln und die Herausforderungen gemeinsam anpacken. Mit rund 170 beheimateten Weltmarktführern ist Südwestfalen eine der größten Wirtschaftsregionen in Deutschland und damit von hoher Bedeutung und wirtschaftlicher Strahlkraft. In einem gemeinsamen Kraftakt wollen die Arbeitsagenturen in Südwestfalen den Erhalt dieser Stärke forcieren. Dafür wollen wir gute Beispiele sichtbar machen, so wie hier heute bei der Firma Schauerte“, erklärt Stephanie Krömer, Vorsitzende der Siegener Arbeitsagentur, die gemeinsame Ausrichtung. 

Um den Arbeitsmarkt bewerten zu können, sind die Erkenntnisse über die Transformationsprozesse von besonderer Bedeutung, denn die Entwicklungen sind heute bereits bekannt und absehbar. Sie verhelfen, Tendenzen rechtzeitig zu erkennen, um frühzeitig die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt einschätzen und darauf reagieren zu können. 
„Der Strukturwandel ist ein großer Begriff. Für unsere Region bedeutet es, dass Dienstleistungsbereiche stetig wachsen werden. Dazu kommt der demografische Wandel, Bevölkerungsrückgange sind allgegenwärtig, das Arbeitskräftepotenzial sinkt. Digitalisierung und Automatisierung beeinflussen die Branchen und das Anforderungsniveau, so gibt es bereits mehr arbeitslose Arbeitskräfte auf Helferniveau. Dabei besteht eigentlich eher ein größerer Bedarf an Spezialisten und Experten. Außerdem lässt Klimatransformation die Beschäftigung in Land- und Forstwirtschaft ansteigen. Hitze, Trockenheit und Borkenkäfer haben in der Region bereits dazu geführt, dass umfangreiche Waldarbeiten erforderlich wurden“, bewertet Oliver Schmale, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Meschede-Soest, die Perspektiven des Arbeitsmarktes.

So auch bei der Firma Wilhelm Schauerte GmbH und Co. KG in Lennestadt.  Von den rund 150 Beschäftigten werden aktuell 19 per Anpassungsqualifizierung im Bereich CNC weitergebildet, ein Mitarbeiter befindet sich in einer Einzelumschulung zum Industriemechaniker noch bis Januar 2025. Stefan Schauerte, Geschäftsführer im Unternehmen, resümiert seine Entscheidung, intensiv und umfangreich in seine „Mitdenkarbeiterinnen und Mitdenkarbeiter“ zu investieren so: „Die steigende Komplexität von Produkten, Prozessen und Maschinen erfordert zwingend die ständige Weiterentwicklung und Weiterqualifizierung unserer Kolleginnen und Kollegen. Wir wollen rechtzeitig unser Fundament stärken. Unser wichtigstes Gut ist unser Personal. Wir schauen gemeinsam und ganz individuell, welche beruflichen Ziele werden angestrebt. Und dann wird aus Wollen ganz bald Können.“ Abwanderungsgedanken frisch befähigter Mitdenkarbeiterinnen und Mitdenkarbeiter muss die Firma dabei nicht befürchten. So erklärt Raphael Lerbs, Mitarbeiter in Qualifizierung bei Schauerte postuliert hierzu: „Ich erfahre hier Wertschätzung und bin dankbar, um die Möglichkeit mit weiterentwickeln zu können. An mir selbst habe ich gemerkt, dass durch das aufgesattelte Wissen meine berufliche Neugier sogar weiter steigt. Und wenn man gefördert wird, geht man nicht.“
Das Beispiel verdeutlicht, wie wichtig Qualifizierung ist und welchen Beitrag sie leisten kann, um die Weichen für die Zukunft zu stellen. 

 „Vielfach ist nicht bekannt, dass wir uns auch um Beschäftigte kümmern. Man glaubt, dass wir uns erst dann kümmern, wenn Arbeitslosigkeit eingetreten ist. Aber das ist nicht der Fall. Vielmehr ist es wichtig, uns ganz früh mit ins Boot zu holen und präventiv zu überlegen: Habe ich ausreichend Personal? Ist es für meine Anforderungen qualifiziert genug oder muss ich irgendwo etwas aufsatteln? Hier können wir mit unserer Beratung und auch finanziellen Mitteln unterstützen“, erläutert Sandra Pawlas, Vorsitzende der Arbeitsagentur Iserlohn. Durch die Förderung aus dem QCG können Lehrgangskosten und das Entgelt bis zu 100 Prozent bezuschusst werden. „Bedeutet für Unternehmen: win win! Ich kann meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten, werde entschädigt und erhalte am Ende meine gesuchte Fachkraft“, führt Pawlas weiter aus. 

 „Im Rahmen der Förderung wird die Weiterbildung in der Regel um ein Drittel der regulären Ausbildungszeit verkürzt und das Arbeitsentgelt weitergezahlt, sodass es keine finanziellen Einbußen gibt. On top wird zur Zwischen- und Abschlussprüfung noch eine Prämie ausgezahlt. Gefördert werden können in der Regel alle Berufsbilder und Kurse, vorausgesetzt, es handelt sich um Weiterbildungen bei einem zertifizierten Bildungsträger. „Es muss nicht immer eine komplette Umschulung sein. Manchmal fehlt auch nur ein Englischkurs oder ein Staplerschein und auch das zu fördern ist möglich“, sagt Sandra Pawlas. Förderanträge erhält die Arbeitsagentur aus unterschiedlichen Branchen. So kann eine Küchenhilfe zur Konditorin ausgebildet werden oder der Altenpflegehelfer zum Altenpfleger.