Die Arbeitslosigkeit in der Region Vorpommern-Rügen ist auch im August weiter angestiegen. 9.925 Männer und Frauen sind im Landkreis aktuell ohne Job. Das sind 304 Personen bzw. 3,2 Prozent mehr als noch im Juli. Die Arbeitslosenquote stieg binnen Monatsfrist von 8,6 auf jetzt 8,9 Prozent.
„Die Zunahme der Beschäftigungslosigkeit, die wir im aktuellen Berichtsmonat beobachten, ist nicht ungewöhnlich“, so Thorsten Nappe, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stralsund. „Wenn ich einen Blick in den August des letzten Jahres werfe, hatten wir eine ganz ähnliche Situation. Damals stieg die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat um 290 Personen. Das ist fast das Niveau, dass wir auch in diesem Jahr verzeichnen.“
Und noch in einem anderen Punkt ähnelt die aktuelle Situation der des Vorjahres: Der Berufsbereich, der die stärksten Zugänge in die Arbeitslosigkeit vermeldet, ist der Bereich Erziehung. So werden bestimmte Beschäftigte an den Schulen – insbesondere die sogenannten Schulbegleiterinnen und Schulbegleiter - regelmäßig in den Sommermonaten entlassen und erst zum Start in das neue Schuljahr wieder eingestellt. Das führt in den Sommerferien immer wieder zu einem Ansteigen der Arbeitslosigkeit speziell bei dieser Berufsgruppe. Es ist nur ein kurzer Effekt, aber dennoch einer, der sich auf dem Arbeitsmarkt sichtbar auswirkt.
Daneben ist in den Sommermonaten aber auch eine weitere wiederkehrende Entwicklung zu beobachten. So steigen in der Zeit von Juni bis August regelmäßig auch die Arbeitslosenzahlen in der Altersgruppe der unter-25-Jährigen. Arbeitslosmeldungen von Jugendlichen nach der Schule oder von Auszubildenden, die nach ihrer Lehre nicht vom Ausbildungsbetrieb übernommen werden, sorgen für diesen Effekt. Etwa zwei Drittel des aktuellen Anstiegs der Beschäftigungslosigkeit spielt sich in der Altersgruppe unter 25 Jahren ab.
„Das alles ist kein Grund zum Pessimismus, sondern eine für die Jahreszeit völlig normale Entwicklung. Erst im September werden wir vermutlich wieder mit dem üblichen Herbstaufschwung rechnen können“, so Thorsten Nappe.
Ein Punkt bereitet dem Agenturchef allerdings auch weiterhin Sorgen: Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich. Vor 12 Monaten waren in Vorpommern-Rügen noch 9.817 Arbeitslose gemeldet. Heute sind es 108 Personen mehr. Die Arbeitslosenquote lag im August 2024 noch bei 8,7 Prozent. Heute sind es 0,2 Prozentpunkte mehr. „Das scheint im ersten Moment keine große Steigerung zu sein. Doch wenn man bedenkt, dass allein aufgrund der demografischen Entwicklung im Land die Arbeitslosenzahlen (saisonbereinigt) eigentlich leicht sinken müssten, lässt der aktuelle Anstieg aufhorchen.“
Insbesondere der deutliche Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit ist bemerkenswert. 4.294 Männer und Frauen sind ein Jahr oder länger ohne Job. Das sind mittlerweile 43,3 Prozent aller Arbeitslosen und ein deutliches Plus von 278 Personen gegenüber dem Vorjahr.
„Verschlechtert sich die wirtschaftliche Situation, etwa weil Unsicherheiten die Investitionsentscheidungen von Unternehmen beeinflussen, konzentrieren sich die Betriebe eher darauf, ihre Stammbelegschaft und die gut ausgebildeten Fachkräfte im Unternehmen zu halten“, so Thorsten Nappe. „Zusätzliche Personalbedarfe werden dann nicht gemeldet. Und dies hat wiederrum Auswirkungen auf die Dynamik am Arbeitsmarkt – er bietet weniger Chancen für Zielgruppen mit scheinbar schlechteren Startbedingungen. Das betrifft auf der einen Seite Jugendliche mit keiner oder wenig Berufserfahrung und auf der anderen Seite eben auch Menschen, die bereits seit längerer Zeit ohne Beschäftigung sind.“