Nordthüringen. Praktische Erfahrungen sind unersetzlich für die berufliche Orientierung junger Menschen am Übergang von der Schule in den Beruf. Mit dem Tag in der Praxis (TiP) verfolgt Nordthüringen bereits seit Februar 2022 diesen Ansatz. TiP ist eine Gemeinschaftsinitiative des Staatlichen Schulamts Nordthüringen, der Agentur für Arbeit Thüringen Nord, des Regionalbüros Nordhausen der IHK Erfurt, der Kreishandwerkerschaft Nordthüringen und der Kreishandwerkerschaft Kyffhäuser-Unstrut-Hainich. Inzwischen ist die Initiative von drei auf 28 Regelschulen in ganz Nordthüringens gewachsen. 4 Phasen - 4 Berufe - 4 Betriebe: Mit TiP lernen Schülerinnen und Schüler über je ein viertel Jahr an einem Tag pro Woche regionale Ausbildungsbetriebe und -berufe praxisnah kennen. 900 Betriebe bieten 1.400 Schülerinnen und Schülern Praktikumsplätze an und sichern sich auf diesem Weg ihre Fachkräfte für morgen.
Besondere Lösungen für Schüler mit besonderen Herausforderungen
Nordhausen. Ab Februar 2026 führt auch das Förderzentrum (FÖZ) „Johann Heinrich Pestalozzi“ den Tag in der Praxis durch. Schülerinnen und Schüler am Förderzentrum haben individuelle Förderbedarfe, die auch in der Berufsorientierung berücksichtigt werden müssen, weiß Heidi Stumpf, Beratungslehrerin für Berufsorientierung am FÖZ. Oft brauchen sie beispielsweise mehr Kontinuität. Deshalb wird es für sie nicht zwingend erforderlich sein, den Praktikumsbetrieb zwischen den vier Phasen zu wechseln. Aber auch das Risiko des Abbruchs sei bei ihren Schützlingen regelmäßig gegeben. Dafür brauche es einen „Plan C“, so Schulleiter Jörg Lorenz. Im Sondershäuser Bildungsverein werden diese Praktikantinnen und Praktikanten künftig während der Praktikumstage weiter betreut bis sie wieder in einen Betrieb wechseln können. Die damit entstehenden Kosten können vorübergehend über das Regionalmanagement Perspektive Nordthüringen bereitgestellt werden. Nach einer langfristigen Finanzierungsoption wird weiterhin gesucht.

Minimesse in der Staatlichen Regelschule „Hainleite“
Wolkramshausen. Minimessen gehören zum Erfolgsrezept für den Tag in der Praxis. Am 21.10.2025 organisierte das Lehrpersonal mit den Schülerinnen und Schülern der Schule Regelschule Hainleite ihre Minimesse für die angehenden Praktikantinnen und Praktikanten. Dort präsentierten sich mehr als zwanzig Betriebe und boten ihre Praktikumsplätze für den Tag in der Praxis an. Das gewohnte Umfeld Schule erleichtert die Kontaktaufnahme. So tragen Minimessen dazu bei, dass alle Schülerinnen und Schüler einen Praktikumsplatz bekommen. Gleichzeitig stärken sie das Netzwerk zwischen Schule und Wirtschaft.

Sechs von sieben Auszubildenden bei TRACO kamen über den Tag in der Praxis ins Unternehmen
Bad Langensalza. Die TRACO Deutsche Travertin Werke GmbH bietet an zwei Tagen in der Woche Praktikumsplätze für TiP an und ist davon überzeugt: Das damit verbundene Engagement lohnt sich! Naturwerksteinmechaniker/in – was ist das? Was macht man da? Ausbildungsleiter Ricardo Schröder vermittelt den jungen Menschen einen praxisnahen Einblick. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen gestalten sie die Praktika abwechslungsreich, eindrucksvoll und ermöglichen bleibende Erinnerungen. Denn jede/r Praktikant/in erarbeitet sich ein Werkstück für zu Hause. So macht sich das Unternehmen interessant für künftige Azubis und schafft Bindung. Aktuell absolvieren sieben Auszubildende ihr erstes Lehrjahr bei TRACO. Sechs davon lernten den Betrieb über ihren Tag in der Praxis kennen.
