Noch in der letzten Arbeitsmarktberichterstattung im April 2025 veröffentlichte die Agentur für Arbeit Thüringen Südwest die Feststellung, dass die eigentlich für diese Jahreszeit erwartete Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt von der anhaltenden kritischen wirtschaftlichen Situation sprichwörtlich ausgebremst wurde. Nun haben sich die Umstände – zwar etwas verspätet – aber doch ein wenig positiver gestaltet.
Die Arbeitslosigkeit ist im Bezirk der Agentur für Arbeit Thüringen Südwest im Mai um 0,1 Prozentpunkte auf 5,6 % gesunken, damit sind aktuell 12.750 Personen arbeitslos gemeldet, immerhin 255 weniger als im April 2025 mit einem Rückgang von 2,0 %. Gegenüber dem Vorjahr können diese Werte allerdings nicht überzeugen, zum selben Zeitpunkt des Jahres 2024 waren es 12.139 Menschen, die nicht in Arbeit waren. Die Arbeitslosenquote betrug im Mai 2024 5,3 %.
Die Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes hat sich mit dem Verhältnis von wenigerZugängen in Arbeitslosigkeit und mehr Abgängen aus der Arbeitslosigkeit im erfreulichen Sinne verändert. Im Mai wurden 2.486 Personen neu arbeitslos, 303 weniger als im April. Davon kamen 988 aus der Erwerbstätigkeit, 213 weniger als im Vormonat. Dagegen konnten 2.737 Menschen wieder ihre Arbeitslosigkeit beenden (unter anderem 928 mit einem neuen Job und 546 mit dem Beginn einer Ausbildung).
Aus den Unternehmen in Südwestthüringen wurden im Mai 633 neue Arbeitsstellen gemeldet. Das sind zwar 19 Stellen weniger als im April, doch 43 Stellen mehr als im Vergleichszeitraum 2024. Derzeit sind insgesamt 3.656 offene Stellen angezeigt, das sind 242 Stellen weniger als in 2024.
„Es bleibt festzustellen, dass der Arbeitsmarkt in Südwestthüringen nach wie vor von den Auswirkungen einer Rezession branchenübergreifend betroffen ist. Die leicht positiven Entwicklungen im Monat Mai stellen noch keine Trendwende dar“, stellt der Geschäftsführer Operativ der Agentur Holger Bock fest.
„Wir versuchen daher, über die Agentur für Arbeit verstärkt Maßnahmen zu finanzieren, um Frauen und Männer beruflich einzugliedern, weiterzubilden, die Aufnahme von Erwerbstätigkeiten zu fördern sowie mit speziellen Maßnahmen Beschäftigung zu schaffen. Die Unterbeschäftigungsquote nimmt gegenüber dem Vorjahr um 1,6 % zu.
Die mangelnde Inlandsnachfrage, die unsicheren wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die Energiepreise und Arbeitskosten begrenzen aktuell eine positive Entwicklung am Arbeitsmarkt. Nach dem Konjunkturklimaindikator der IHK Südthüringen bewerten nur 17 % der regionalen Unternehmen ihre derzeitige Lage als gut. Das trägt nicht dazu bei, die Chancen der von uns betreuten Arbeitslosen, eine neue Arbeit zu finden, zu verbessern“, schließt Geschäftsführer Holger Bock.
Ein weiteres Mittel, um gegen steigende Arbeitslosigkeit anzugehen, ist die Zahlung von Kurzarbeitergeld als Lohnersatzleistung. Den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen bleiben so ihre Arbeitsplätze erhalten, den Betrieben ihre eingearbeiteten Arbeitskräfte. Speziell das konjunkturelle Kurzarbeitergeld wird derzeit in Südwestthüringen verstärkt in Anspruch genommen.
Personenkreise
Von allen 12.750 arbeitslos gemeldeten Personen sind 57,9 % (7.385) männlich. Dieser Bestand ist gegenüber dem Vorjahresmonat um 516 Personen und 7,5 % stark angestiegen. Mit 5.365 Frauen sind derzeit 42,1 % arbeitslos, 95 Personen mehr als im Mai 2024. Der Bestandsrückgang der Arbeitslosen von 255 Personen teilt sich auf in 218 Männer und 37 Frauen.
1.245 junge Menschen unter 25 Jahren waren im Mai arbeitslos gemeldet, das sind 47 Personen weniger als im Vormonat (-3,6 %), aber 133 Jüngere (12%) mehr als im Vorjahresmonat.
Von allen Arbeitslosen haben 4.901 das 50. Lebensjahr vollendet (38,4%). Gegenüber dem Vormonat hat der Bestand um 56 Personen und 1,1 % abgenommen, gegenüber dem Vorjahresmonat steigt die Betroffenheit für 121 Personen und 2,5 %. Von allen 12.750 Betroffenen haben 3.805 das 55. Lebensjahr vollendet (29,8 %). Deren Bestand hat zwar gegenüber dem Vormonat um 55 Personen und 1,4 % abgenommen, liegt aber gegenüber dem Vorjahresmonat aus 2024 um 121 Personen und 2,5 % höher.
Gleichzeitig sollten sich aber alle Unternehmen bei der Gewinnung von echten Fachkräften auch der verfügbaren Potentiale und der langjährigen Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt, der Fähigkeiten und Fertigkeiten gerade der Älteren bewusst werden. Soziale Kompetenzen, Stabilität und Verlässlichkeit werden neben fachlichen Kompetenzen immer mehr zu bestimmenden Faktoren in der Unternehmenskultur. Und sollte es um das Nachholen oder Auffrischen konkreter fachlicher Leistungen gehen, kann die Agentur unter gegebenen Bedingungen auch mit Eingliederungszuschüssen für Arbeitgeber unterstützen.
4.357 Menschen zählen im Berichtsmonat als langzeitarbeitslos, das entspricht einem prozentualen Anteil von 34,2 %. Gegenüber dem Vormonat waren das 9 Personen (0,2 %) weniger. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind allerdings 306 Personen mehr (+7,6 %) von langer Arbeitslosigkeit betroffen.
955 schwerbehinderte Menschen zählen im Berichtsmonat als arbeitslos. Das sind 34 Betroffene bzw. 3,4 % weniger als im Vormonat. Im Vorjahresmonat waren mit 939 Personen 16 Schwerbehinderte und 1,7 % weniger von Arbeitslosigkeit betroffen.
Der prozentuale Anteil der Personengruppe am gesamten Arbeitslosenbestand beträgt 7,5%.
Der Anteil von arbeitslosen Ausländern im Agenturbezirk beträgt aktuell 20,5 %. Damit ist der Bestand nahezu konstant geblieben. Zahlenmäßig stellen die Ukraine, Syrien und Afghanistan die größten Anteile der ausländischen Arbeitslosen aus beiden Rechtskreisen.
Entwicklung in den Regionen
In Südwestthüringen hat sich die Arbeitslosenquote gegenüber dem Vormonat minimal reduziert. Den stärksten Rückgang der Arbeitslosigkeit verzeichnet der Landkreis Hildburghausen, der Wert von 1.519 Arbeitslosen liegt um 60 Personen unter dem April und ergibt eine Arbeitslosenquote von 4,6 % (April 4,8 %). Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen ist die Quote von 5,2 % gleichgeblieben, allerdings sind mit 3.337 Arbeitslosen 54 Menschen weniger arbeitslos als im Vormonat. Der Landkreis Sonneberg hat eine Arbeitslosenquote von 5,5 % (April 5,6 %) und liegt mit 1.611 Arbeitslosen um 46 Personen unter dem Vormonatswert. Im Wartburgkreis hat sich der Bestand an Arbeitslosen um 91 Personen auf 4.991 verringert, das ergibt eine Quote von 6,0 % (April 6,1 %). In der Stadt Suhl ist der Bestand von 1.292 Arbeitslosen und die Quote von 7,3 % nahezu unverändert geblieben gegen dem Monat April.
Dennoch liegen in allen Regionen die aktuellen Bestandszahlen und auch die Arbeitslosenquoten vom Mai 2025 noch deutlich über den Vorjahreswerten.
Arbeitsmarkt
Aus den Unternehmen in Südwestthüringen wurden im Mai 633 neue Arbeitsstellen gemeldet. Das sind 19 Stellen weniger als im April, aber immerhin 43 Stellen mehr als im Vergleichszeitraum 2024. Derzeit sind 3.656 offene Stellen angezeigt, das sind 242 Stellen weniger als in 2024.
Die Zahlen von Arbeitslosen und neu gemeldeten Arbeitsstellen und deren Veränderungen in den Berufssegmenten lassen Chancen und Grenzen für eine Arbeitsaufnahme erkennen. Ein Austausch am Arbeitsmarkt erfolgt ständig, aber gänzlich unterschiedlich verteilt auf Branchen und Berufe.
Die in Südwestthüringen traditionellen Fertigungs- und fertigungstechnischen Berufe stellen mit 2.672 Personen mit Abstand die meisten Arbeitslosen. Aus den Betrieben dieser Branchen werden aber zeitgleich auch 1.422 neue Stellen gemeldet. In den Verkehrs- und Logistikberufen gibt es momentan 1.784 Arbeitslose, gleichzeitig aber auch 340 neue Jobangebote der Firmen. Den 1.175 arbeitslosen Personen aus Handelsberufen stehen 299 neue Stellen gegenüber. In Berufen in Unternehmensführung und -organisation sind aktuell 1.049 Personen arbeitslos, parallel dazu werden 116 neue Stellen angeboten.
Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Agenturbezirk nimmt seit Jahren kontinuierlich ab. Derzeit sind es 154.437 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, im Vorjahreszeitraum waren noch 158.093 Personen in Arbeit.
Die größten Zuwächse in der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung und damit die besten Chancen auf einen neuen Job gibt es derzeit im Bereich Öffentliche Verwaltung / Verteidigung / Sozialversicherung / externe Organisationen (+502 Stellen), im Gesundheitswesen (+126 Stellen) und bei Heimen / Sozialwesen (+61 Stellen).
Ausbildungsmarkt
Im Bereich der Agentur für Arbeit Thüringen Südwest waren bis Mai insgesamt 1.564 Interessierte als Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle oder ein duales Studium bei der Berufsberatung gemeldet, darunter befanden sich 155 Jugendliche mit Migrationshintergrund.
Bei der Bewerbergewinnung liegt die Agentur Thüringen Südwest mit 61 Jugendlichen über dem Niveau des letzten Ausbildungsjahres im Vergleichszeitraum. Verstärkt lassen sich dabei Bewerber in den Altersklassen „Unter 20 Jahre“ und „25 Jahre und älter“ als potentielle Bewerber registrieren.
Bei den Bewerbern sind die Jungen mit 990 Personen und 63 % vertreten, die Mädchen mit 37 %. Die weiblichen Bewerberinnen erscheinen bei der Suche nach betrieblicher Ausbildung zunächst unterrepräsentiert, entscheiden sich aber in deutlich stärkerem Maße für weiterführende Schulbesuche.
Von den gemeldeten Ausbildungssuchenden verfügen 58,1 % über einen Realschulabschluss, 25,3 % verfügen über einen Hauptschulabschluss und 8,5 % der Jugendlichen bewerben sich mit einem Abitur auf die offenen Stellen. Der überwiegende Teil von 1.051 Jugendlichen hat die Schule im aktuellen Berufsberatungsjahr beendet, die Übrigen schon vor längerer Zeit.
Den aktuell 1.564 Bewerbern stehen in Südwestthüringen 1.867 Berufsausbildungsstellen gegenüber, davon 1.857 betriebliche und 10 außerbetriebliche. Damit wurden in diesem Ausbildungsjahr 238 Stellen weniger gegenüber dem Jahr 2023/2024 gemeldet (- 11,3 %). Dennoch wird es auch schon jetzt absehbar nicht gelingen, alle Ausbildungsstellen mit regionalen Bewerberinnen und Bewerbern zu besetzen. Rein rechnerisch kommen auf 100 Stellen ca. 84 Bewerberinnen und Bewerber.
Geschäftsführer Holger Bock ermuntert noch unentschlossene Bewerber und deren Eltern: „Aktuell sind noch 1.081 Ausbildungs- und duale Studienplätze frei. Besonders gute Chancen können sich Bewerberinnen und Bewerber vor allem im Verkauf (ohne Produktspezialisierung) ausrechnen, hier sind noch 240 Stellen unbesetzt. In den traditionellen und regional starken Berufen der Metallbearbeitung und der Maschinenbau- und Betriebstechnik sind jeweils noch über 70 Stellen offen. Auch in den zukunftsträchtigen Berufen der Mechatronik und Automatisierungstechnik gibt es noch für 40 Interessenten Ausbildungsstellen in der Region. Hier sichert ein frühzeitiger Kontakt zu einem Ausbildungsbetrieb die Chance für den Einstieg in ein erfolgreiches Berufsleben. Unsere Berufsberater stehen gern jederzeit mit einem umfangreichen Beratungsangebot bereit!“
Entwicklung in den Rechtskreisen
Im Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) lag die Arbeitslosigkeit bei 5.685 Personen (75 Personen mehr als im Vormonat und 769 Personen mehr als vor einem Jahr). Im Rechtskreis SGB II (Grundsicherung) waren 7.092 Arbeitslose registriert (180 Personen weniger als im Vormonat und 158 Personen weniger als im Vorjahr).
Durch die Jobcenter als Träger der Grundsicherung wurden 55,6 Prozent aller Arbeitslosen betreut.
Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften sank um 105 auf 9.862 im Vergleich mit dem Vormonat (-1,0 %), gegenüber dem Vorjahresstand um 548 (-5,3 %).
Der Bestand der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten sinkt zum Vormonat um 188 Personen auf einen Bestand von 12.443 Personen (-1,5 %). Gegenüber dem Vorjahreswert ist das eine Verringerung um 820 Grundsicherungsempfänger (-6,2 %).