Kaum Bewegung am Arbeitsmarkt in Südwestthüringen

31.07.2025 | Presseinfo Nr. 24

Nach der Durchsicht der aktuellen Zahlen zum Arbeitsmarkt in Südwestthüringen gibt es kaum Neues zu berichten. Mit geringen Unterschieden sind die Landkreise Schmalkalden-Meiningen, Hildburghausen, Sonneberg, der Wartbugkreis sowie die kreisfreie Stadt Suhl nach wie vor flächendeckend von einer Stagnation der wirtschaftlichen Entwicklung betroffen. 

Die Statistiker sprechen von einer sogenannten Seitwärtsbewegung. Am Arbeitsmarkt lassen sich aktuell keine eindeutigen und anhaltenden Aufwärts- oder Abwärtsbewegungen erkennen. Die Grundwerte der betrachteten Zeitreihen bleiben nahezu unverändert. So ist die Zahl der Arbeitslosen im Agenturbezirk der Agentur Thüringen Südwest gegenüber dem Vormonat um 177 Personen leicht angestiegen. Die Arbeitslosenquote hat sich damit im Vergleich mit dem Juli um 0,1 Prozentpunkte auf 5,6 % erhöht.

Der Zugang von 647 gemeldeten neuen Arbeitsstellen aus den regionalen Unternehmen stellt gegenüber dem Vormonat mit einer Mehrung von 78 Stellen zwar ein Plus von 13,7 % dar, ist aber nahezu deckungsgleich mit dem Wert aus 2024.

Eine verstärkte Zunahme der Arbeitslosigkeit ist bei den Jüngeren und Jugendlichen in der Altersklasse von 15 bis unter 20 Jahren zu verzeichnen. Laut Agenturchef Wolfgang Gold ist das aber eine typische saisonale Erscheinung. 

Zitat:

"Das Schuljahr 2024/2025 endet derzeit und für viele der Jugendlichen ist eine Ausbildung oder ein sich anschließendes Studium noch nicht in Sicht. Hier möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass auch nach der Vollendung des 18. Lebensjahres des Kindes bzw. nach dem Ende der Schulausbildung für Eltern ein Anspruch auf Kindergeld bestehen bleiben kann, wenn das Kind eine schulische oder duale Berufsausbildung, ein Studium oder ein Praktikum absolviert. Da es aus besagten Gründen nach dem Schulende nicht immer nahtlos weitergeht, gibt es Kindergeld ebenfalls während einer Übergangsphase von längstens vier Monaten zwischen zwei Ausbildungsabschnitten.“

Auch werden nicht alle Jugendlichen nach dem Abschluss einer Ausbildung vom Lehrbetrieb übernommen oder wechseln unmittelbar nach der Ausbildung lückenlos in die Berufspraxis. 

Zitat:

„Alle Betroffenen sollten sich daher so schnell wie möglich online bei der Agentur für Arbeit arbeitslos melden, um von unseren Vermittlungsfachkräften die bestmögliche Unterstützung bekommen zu können.“

Der Bestand an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Agenturbezirk hat sich wiederum verringert, innerhalb eines Monats um 1.789 Personen auf einen Bestand von 151.149 Beschäftigten. Vor einem Jahr waren in Südwestthüringen noch 154.541 Frauen und Männer beschäftigt.

Aus dem Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) gab es im Monat Juli einen Zuwachs von 232 Personen zum Bestand der Arbeitslosen. Der Bestand im Rechtskreis SGB II (Grundsicherung) hat dagegen um 55 Personen abgenommen, so dass sich der Arbeitslosenbestand in Saldo nur um 177 Personen leicht erhöht hat

Die Zugänge von 2.832 Personen in Arbeitslosigkeit liegen um 443 höher als im Monat Juni (+18,5 %) und haben sich gegenüber dem Vorjahresmonat von ehemals 3.043 Personen um 211 (-6,9 %) verringert. 1.108 Betroffene kamen direkt aus Erwerbstätigkeit, 647 Personen aus Ausbildung und sonstigen Maßnahmen.

Dagegen konnten derzeit nur 2.643 Abgänge aus Arbeitslosigkeit gezählt werden, 90 mehr als im Juni (+3,5 %), 257 Männer und Frauen mehr als im Juli 2024 (-6,9%). Davon mündeten 886 Personen wieder in eine Erwerbstätigkeit ein, 419 Personen davon gingen in Ausbildung oder in Maßnahmen der Arbeitsförderung. Ein Verhältnis von deutlich mehr Zugängen in Arbeitslosigkeit als Abgänge in Beschäftigung ist typisch für einen nicht prosperierenden Arbeitsmarkt.

Aus den Unternehmen Südwestthüringens kamen im Juli 647 Meldungen von neuen Arbeitsstellen. Das sind 78 Zugänge mehr als im Juni (+13,7 %), der Bestand ist nahezu deckungsgleich mit dem Vorjahr.

An offenen Stellen werden durch die Unternehmen derzeit insgesamt 3.489 angezeigt, das sind 94 Stellen weniger als im Juni (-2.6 %) und ganze 478 Angebote weniger als im Vergleichszeitraum 2024 (-12,0 %).

Im Juli 2025 wurde von Arbeitgebern in Südwestthüringen 25 Mal Kurzarbeit angezeigt, dabei waren 606 Personen von den aktuellen wirtschaftlichen Schwierigkeiten betroffen. Der Großteil der Anzeigen kam aus Unternehmen der Metall- und Elektrotechnik sowie der Stahlindustrie. Das konjunkturelle Kurzarbeitergeld als Lohnersatzleistung wird derzeit verstärkt in Anspruch genommen, um den Beschäftigten ihre Arbeitsplätze zu erhalten. Unternehmen haben so auch die Chance, ihr Stammpersonal zu halten in der Hoffnung, im Falle einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation wieder zum normalen Tagesgeschäft zurückkehren zu können.

Personenkreise

Unter den 12.744 arbeitslos gemeldeten Personen sind 7.243 (56,8 %) männlich. Dieser Bestand hat gegenüber dem Vormonat um 40 Personen und -0,5 % leicht abgenommen, der Bestand von 6.984 Männern vom Vorjahr wurde aktuell um 259 übertroffen (+3,7%).

Der Bestand an 5.501 arbeitslosen Frauen hat gegenüber dem Monat Juni um 217 (+4,1 %) zugenommen, im Juni 2024 waren mit 5.578 Frauen 77 weniger arbeitslos (-1,4 %).

Im Juli wurden 1.316 junge Menschen unter 25 Jahren als arbeitslos gezählt. In dieser Personengruppe ist der Bestand gegenüber dem Vormonat um 103 Personen angestiegen (+8,5 %). Im Juli 2024 lag der Bestand mit 1.294 Jüngeren um 22 Personen niedriger (-1,7 %).

Von den 12.744 von Arbeitslosigkeit Betroffenen gelten 4.393 als langzeitarbeitslos, sie sind bereits ein Jahr oder länger ohne Beschäftigung. Das sind im Juli 34,5 % des Bestandes, im Juni betrug der Anteil 35,1 %. 

Zitat:

„Die anhaltende Flaute am Arbeitsmarkt macht sich vor allem auch an einem verfestigten hohen Niveau der Langzeitarbeitslosigkeit bemerkbar“, 

konstatiert Agenturchef Wolfgang Gold. „Auch der Anteil der Zugänge an den Langzeitarbeitslosen aus dem Rechtskreis der Arbeitslosenversicherung nimmt kontinuierlich zu. Es gelingt immer weniger Betroffenen, in angemessener Zeit wieder in einen neuen Job zu gelangen.“

Im Rechtskreis der Arbeitslosenversicherung (SGB III) gelten derzeit 635 Personen als langzeitarbeitslos, 23 mehr als im Juni mit einem Zuwachs von 3,8 %. Der Juli-Wert liegt um 97 Personen höher als im Vorjahr (+18 %). Im Rechtskreis der Grundsicherung (SGB II) gibt es momentan 3.758 Langzeitarbeitslose. Hier hat sich der Bestand um 45 Personen verringert (-1,2 %). Dennoch liegt diese Zahl noch um 203 Leistungsberechtigte und 5,7 % höher als im Juli 2024.

Von den 12.744 Arbeitslosen im Juli haben 4.863 das 50. Lebensjahr vollendet (38,2%). Gegenüber dem Vormonat und auch dem Juli 2024 ist der Bestand nahezu konstant geblieben.

3.758 Arbeitslose sind älter als 55 Jahre (29,7 %). Dieser Bestand hat sich gegenüber dem Vormonat ebenfalls nur geringfügig verändert, liegt aber gegenüber dem Juli 2024 um 97 Personen und 2,6 % über dem Vorjahreswert.

Unter den Arbeitslosen wurden im Juli 977 schwerbehinderte Menschen gezählt. Die Zahl ist im Vergleich zum Vormonat um 19 Personen (+ 2,0 %) leicht angestiegen. Damit liegt der Stand etwa auf dem Vorjahresniveau. Der prozentuale Anteil der Personengruppe am gesamten Arbeitslosenbestand beträgt 7,7%.

Der Anteil von arbeitslosen Ausländern im Agenturbezirk hat sich aktuell auf 19,6 % reduziert, im Juni betrug der Wert noch 20,3 %. Die meisten ausländischen Arbeitslosen kommen aus der Ukraine, aus Syrien und Afghanistan. 

 

Entwicklung in den Regionen

In Südwestthüringen hat sich die Arbeitslosenquote gegenüber dem Vormonat minimal erhöht. Der stärkste Anstieg der Arbeitslosenzahlen ist derzeit im Wartburgkreis zu verzeichnen, der Wert von 5.141 Arbeitslosen liegt um 157 Personen über dem Juni-Wert und ergibt eine Arbeitslosenquote von 6,2 % (Juni 6,0 %). Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen ist der Bestand von 3.324 arbeitslosen Personen um 34 gegenüber dem Vormonat angestiegen (+ 1,1%) und hat eine Arbeitslosenquote von 5,2 % zur Folge (Juni 5,1 %). In der Stadt Suhl sind 3 neue Arbeitslose hinzugekommen, derzeit sind 1.298 Männer und Frauen arbeitslos. Die Quote beträgt aktuell 7,4 % (Juni 7,3 %).

Im Landkreis Hildburghausen ist der Bestand an 1.466 Arbeitslosen nahezu gleichgeblieben, die Arbeitslosenquote steht weiterhin bei 4,5 %.

Im Landkreis Sonneberg haben sich die Arbeitslosen um 16 Personen vermindert, die Quote ist um 0,1 %-Punkte gegenüber dem Juni auf jetzt 5,2 % gesunken.

Einige regionale Arbeitslosenzahlen bewegen sich aber erfreulicherweise auch unter den Vorjahreswerten. Im Landkreis Hildburghausen sind derzeit 176 Personen weniger arbeitslos als in 2024 (-10,7 %), in der Stadt Suhl sind es 55 Personen weniger (-4,1 %). In den anderen Regionen wurden die Vorjahreswerte vom Juni übertroffen [Wartburgkreis + 367 Personen (+7,7 %), Landkreis Schmalkalden-Meiningen + 35 Personen (+1,1 %), Landkreis Sonneberg + 11 Personen (+0,7 %)]

 

Arbeitsmarkt

Ein Austausch am Arbeitsmarkt erfolgt ständig, er verändert sich aber permanent innerhalb der Branchen und Wirtschaftszweige. In den verschiedenen Berufssegmenten lassen sich Chancen und Grenzen für eine Arbeitsaufnahme am Verhältnis der Arbeitslosenzahlen und der neu gemeldeten Arbeitsstellen ableiten.

Die meisten Arbeitslosen kommen aus den traditionellen Fertigungs- und fertigungstechnischen Berufen, dort sind momentan 2.518 Personen arbeitslos. Gleichzeitig werden aus den Betrieben dieser Branchen 1.342 neue Stellen gemeldet. Aus Verkehrs- und Logistikberufen heraus haben sich im Juli 1.755 Personen arbeitslos gemeldet. Nur 323 neue Jobangebote gab es zeitgleich in diesem Wirtschaftszweig. Den 1.211 arbeitslosen Frauen und Männern aus Handelsberufen stehen nur 252 neue Stellen gegenüber. In Berufen in Unternehmensführung und -organisation sind aktuell 1.095 Personen arbeitslos, parallel dazu entstehen nur 102 neue Stellen.

Die Zahlen zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach Wirtschaftszweigen werden mit einer Wartezeit von 6 Monaten erhoben. Der letzte Datenstand liegt derzeit vor vom Dezember 2024. Danach gab es den größten Anstieg in der Beschäftigung im Bereich der Öffentlichen Verwaltung / Verteidigung / Sozialversicherung / externe Organisationen, danach folgten Berufe aus freiberuflichen, wissenschaftlich-technischen und Immobilien-Dienstleistungen, der Handel sowie Berufe der Instandhaltung und Reparatur von Fahrzeugen. Deutliche Stellenverluste wurden im verarbeitenden Gewerbe, in der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie sowie in der Arbeitnehmerüberlassung verzeichnet.

 

Ausbildungsmarkt

Seit Beginn des Ausbildungsjahres bis Ende Juli meldeten sich 1.651 Interessierte als Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle oder ein duales Studium bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Thüringen Südwest. Darunter befinden sich auch 171 Jugendliche mit Migrationshintergrund.

Bei der Bewerbergewinnung konnte die Agentur Thüringen Südwest aktuell 48 Jugendliche mehr aktivieren als im Vergleichszeitraum des letzten Ausbildungsjahres. In der Altersklasse „Unter 20 Jahre“ haben sich 1.364 Bewerberinnen und Bewerber registrieren lassen, im Alter von „20 bis unter 25 Jahren“ sind 225 Jugendliche und 62 Personen sind älter als 25 Jahre beim Antritt einer Ausbildung.

Bei den Bewerbern sind die Jungen mit 1.051 Personen und ca. 64 % vertreten, die 600 Mädchen mit ca. 36 %. Die Zahlen der weiblichen Bewerberinnen erscheinen niedrig, Mädchen entscheiden sich aber in stärkerem Maße für weiterführende Schulbesuche und werden damit nicht als Ausbildungssuchende gezählt.

Von den gemeldeten Ausbildungssuchenden verfügen 935 Personen (56,6 %) über einen Realschulabschluss, 443 Personen (26,8 %) haben einen Hauptschulabschluss in der Tasche und 140 Jugendliche (8,5 %) bewerben sich mit einem Abitur auf die offenen Stellen. Der überwiegende Teil von 1.093 Jugendlichen hat die Schule im aktuellen Berufsberatungsjahr beendet, die Übrigen schon in den Vorjahren.

Die aktuell 1.651 Bewerber können sich in Südwestthüringen zwischen 1.939 Berufsausbildungsstellen entscheiden. Davon sind 1.928 betriebliche Ausbildungsstellen und 11 außerbetrieblich. Im Vergleich zum Jahr 2023/2024 meldeten die Betriebe in Südwestthüringen damit 242 Stellen weniger (-11,1 %).

Auch in diesem Jahr wird es nicht gelingen, alle Ausbildungsstellen des Agenturbezirks mit regionalen Bewerberinnen und Bewerbern zu besetzen. Rein rechnerisch kommen auf 100 betriebliche Berufsausbildungsstellen ca. 86 Bewerberinnen und Bewerber.

Derzeit haben sich schon 1.188 Jugendliche für den Einstieg in eine Berufsausbildung entschlossen. Für die noch 463 unversorgten Jugendlichen ohne Ausbildungsvertrag gilt es, sich im Endspurt möglichst umgehend um eine Lehrstelle oder einen Studienplatz zu bemühen. So gelingt der reguläre Einstieg ins neue Ausbildungsjahr noch im August. Aber auch ein etwas späterer Start einer Ausbildung ist durchaus noch möglich.

Von allen Berufsausbildungsstellen sind derzeit noch 846 unbesetzt und stehen für Bewerberinnen und Bewerber zur Auswahl. Für Kurzentschlossene stehen die Chancen sehr gut für eine Ausbildung im Verkauf (ohne Produktspezialisierung), hier sind noch 212 Stellen unbesetzt. In den regional traditionellen Berufen der Metallbearbeitung und der Maschinenbau- und Betriebstechnik werden jeweils noch über 60 Auszubildende gesucht. Auch in den zukunftsträchtigen Berufen der Mechatronik und Automatisierungstechnik gibt es noch für 39 Interessenten Ausbildungsstellen in der Region. Für kurzfristige Auskünfte stehen auch stets die Berufsberater der Agentur Thüringen Südwest jederzeit mit ihrem gesamten Beratungsangebot bereit!

 

Entwicklung in den Rechtskreisen 

Im Rechtskreis der Arbeitslosenversicherung (SGB III) sind derzeit 5.746 Personen arbeitslos, 232 Personen mehr als im Vormonat (+4,2 %) und 534 Betroffene mehr als vor einem Jahr (+10,2 %). Im Rechtskreis der Grundsicherung (SGB II) waren 6.998 Arbeitslose registriert (55 Personen weniger als im Vormonat (-0,8 %) und 352 Personen weniger als im Vorjahr (-4,8 %). 

Durch die Jobcenter als Träger der Grundsicherung (SGB II) wurden im Juli 2025 54,9 % aller Arbeitslosen betreut.

Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften sank um 70 auf 9.768 im Vergleich mit dem Vormonat (-0,7 %), gegenüber dem Vorjahresstand um 577 (-5,6 %).

Der Bestand der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten sinkt zum Vormonat um 89 Personen auf einen Bestand von 12.333 Personen (-0,7 %). Gegenüber dem Vorjahreswert ist das eine Verringerung um 799 Grundsicherungsempfänger (-6,1 %).