Inklusion als Chance - wie ein Betrieb und junge Menschen profitieren

Agentur für Arbeit zeichnet Trierer Metallbetrieb für Inklusion Auszubildender aus

30.11.2024 | Presseinfo Nr. 64

Hier fliegen Funken bei Schweißarbeiten, dort frisst sich ein Bohrer knirschend durch Blech, fauchend entlädt sich Pulvernebel aus einer Sprühpistole auf blankes Metall. Genau diese Umgebung ist Schauplatz gelebter Inklusion. Das geht? „Ja, sogar sehr gut“, sagt Christoph Rotsch kaufmännischer Geschäftsführer des Trierer Unternehmens „Die Kanter & Schlosser Metall GmbH“. Er bildet aktuell drei junge Menschen aus, die durch Lernbehinderungen besonderen Unterstützungsbedarf haben. Für sein Engagement erhält er nun das „Inklusionszertifikat 2024“ der Agentur für Arbeit Trier.

Christoph Rotsch führt seit sechs Jahren zusammen mit Otmar Horst den metallverarbeitenden Betrieb Die Kanter & Schlosser in Trier. Das Unternehmen verarbeitet in neuer Betriebsstätte, mit hochmodernem Maschinenpark, eigener Schlosserei und angegliedertem Lager Metall von der Konstruktion bis zur Oberflächenbehandlung. Er beschäftigt rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und weiß, wie schwierig es heute gerade in der Metallbranche ist, Fachkräfte zu finden. Daher investiert er stark in Ausbildung: „Es ist ja ein Gewinn für beide Seiten. Wenn ich jungen Menschen eine Berufsperspektive biete, sichere ich auch die Zukunft unseres Unternehmens“. 

Dabei gibt er gezielt Jugendlichen eine Chance, die es bisher nicht immer leicht hatten. Aktuell sind drei Auszubildende mit individuellen Lernbehinderungen im Betrieb. Der erste begann seine Ausbildung zur Fachkraft für Metalltechnik in 2023 im Rahmen einer von der Agentur für Arbeit geförderten begleiteten betrieblichen Ausbildung. Die anderen beiden, die eine Ausbildung zu Fachpraktikern für Metallbau absolvieren, stellte Christoph Rotsch schon gleich im Folgejahr, zum 1. August 2024 ein. Einen weiteren jungen Mann mit Handicap hat der Betrieb nach einer geförderten Probebeschäftigung direkt unbefristet in die Belegschaft aufgenommen. „Wir haben gute Erfahrungen gemacht, die jungen Leute sind motiviert, das ist uns sehr wichtig. Sie sind leistungsfähig und handwerklich geschickt, benötigen eben nur mehr Unterstützung beim Lernen“, berichtet der Unternehmer

„Behinderung wird zu oft einseitig als Defizit verstanden und auf Einschränkungen körperlicher Mobilität reduziert. Dabei wird - auch in Zeiten des Fachkräftemangels - oft verkannt, dass Menschen mit sogenannten Handicaps vielfältige individuelle Voraussetzungen mitbringen, in denen auch ungeheuer viel Potenzial steckt“, sagt Reinhilde Willems, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Trier. „Die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeitswelt. Ihre Sichtweisen und Fähigkeiten bereichern die Belegschaften. Das ist eine Chance, die das Unternehmen Die Kanter & Schlosser für sich erkannt hat und umsetzt“, bilanziert die Agenturchefin und zeichnet Christoph Rotsch, Otmar Horst und ihren Betrieb für diese Haltung mit dem Zertifikat für die erfolgreiche Inklusion behinderter Menschen der Agentur für Arbeit Trier aus. „Wir möchten damit auch weiteren Betrieben Lust machen, Chancen für Menschen mit Einschränkungen zu eröffnen“.

Der Termin der Zertifikatsverleihung ist keinesfalls zufällig gewählt, denn in der darauffolgenden Woche vom 2. bis zum 9. Dezember findet bundesweit die Woche der Menschen mit Behinderung statt; eine Initiative der Bundesagentur für Arbeit, in der für die Beschäftigung von Menschen mit Handicap geworben wird, mit Fokus auf das Know-How und das Engagement, das Menschen mitbringen.

Die Fähigkeiten und Talente der jungen Menschen herauszufinden, steht auch für Arbeitgeber Christoph Rotsch im Vordergrund: „Gemeinsam mit den Auszubildenden, den Eltern und der Schule versuchen wir immer wieder aufs neue Hürden abzubauen und die Jugendlichen in dem, was sie tun zu fördern und zu bestärken.“ Die Investition lohne sich, denn es sei zu beobachten, wie die jungen Menschen an den neuen Herausforderungen wachsen. 

Unterstützt werden Betrieb und Auszubildende von der Agentur für Arbeit Trier. „Wir sorgen dafür, dass der Mehraufwand für den Betrieb ausgeglichen wird und die Jugendlichen bestmöglich bis zu einem erfolgreichen Ausbildungsabschluss begleitet werden, dafür haben wir verschiedene Fördermöglichkeiten“ erläutert Torsten Dellwing, Experte für die Beschäftigung behinderter Menschen bei der Agentur für Arbeit Trier. So erhalten die lernbehinderten Jugendlichen über die gesamte Ausbildungszeit hinweg eine sozialpädagogische Betreuung, zu der neben Nachhilfeunterricht auch die Entwicklung der Persönlichkeit, die Festigung der Motivation und der intensive Kontakt zwischen Lehrling, Betrieb, Elternhaus und Schule gehört. Und der Betrieb erhält einen Ausbildungszuschuss für die Ausbildung eines Menschen mit Behinderung. 

Informationen zu den Fördermöglichkeiten und Kontakt zur Agentur für Arbeit bietet die Webseite https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/trier/unternehmen/menschen-behinderung.