Vechta. Nils Priebe hat die Büroarbeit von Steffen Kock, Inhaber von Kock Garten- und Landschaftsbau aus Vechta, fest im Griff. Seit der 24-jährige Fachpraktiker für Büromanagement sich im Unternehmen um Dinge wie Bestellungen, Rechnungen und vorbereitende Buchhaltung kümmert, kann sich Steffen Kock ganz auf die Gestaltung der Gärten seiner Kunden konzentrieren. Dass das so klappt, ist einem engen Zusammenspiel verschiedener Akteure zu verdanken, denn sein neuer Mitarbeiter ist - körperlich stark eingeschränkt - auf einen Rollstuhl sowie persönliche Assistenz angewiesen. Anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung Anfang Dezember zeigt sein Beispiel, wie Inklusion auf dem Arbeitsmarkt ganz konkret gelingen kann.
Gerade Menschen mit Beeinträchtigungen haben es oft schwer, beruflich Fuß zu fassen. So ging es auch dem mittlerweile 24-jährigen Nils Priebe. Aufgrund einer körperlichen Beeinträchtigung war ihm eine reguläre Ausbildung nicht möglich. Er absolvierte beim Berufsbildungswerk Neckargmünd eine Online-Ausbildung zum Fachpraktiker für Büromanagement. Die notwendigen betrieblichen Praktika konnte er gar nicht machen, da er immer wieder Absagen von den hiesigen Unternehmen erhielt. Doch der junge Mann probierte es immer wieder. Erst nach Abschluss der Ausbildung ergab sich eine Chance: Über einen Kontakt lernte er die Firma Kock kennen und diese ermöglichte ihm – finanziell unterstützt von der Agentur für Arbeit – drei Monate praktische Erfahrungen im Bürobereich. Der junge Mann überzeugte im Familienunternehmen, wo die Büroarbeit zuvor „nebenbei“ von der anderweitig berufstätigen Ehefrau des Inhabers erledigt wurde. „Nils hat es perfektioniert“, schmunzelt Steffen Kock. Seit Anfang Mai ist Nils Priebe nun fest mit 30 Stunden pro Woche angestellt. Finanziell gefördert wird seine Tätigkeit durch die Agentur für Arbeit mit dem Sonderprogramm für die Beschäftigung von Menschen mit Schwerbehinderung und dem Förderprogramm „Arbeit ohne Hindernisse“ des Niedersächsischen Landesamts für Soziales, Jugend und Familie (Integrationsamt), das mit Jürgen Buchmüller und Lina Zimmermann auch eine Arbeitsassistenz durch den Verein APG e. V. ermöglicht.
„Oftmals ist es die fehlende Vorstellung, wie die Einrichtung eines behindertengerechten Arbeitsplatzes einfach gelingen kann, was Unternehmen davon abhält, Menschen mit Behinderung einzustellen. Dies führt zu einer hohen Einstiegshürde in eine reguläre Beschäftigung. Hier ist es wichtig, mehr Transparenz zu den vielfältigen Unterstützungsmöglichkeiten, dem gut begleiteten Einstellungsprozess und dem Mehrwert, der für alle Seiten entsteht, herzustellen“, sagt Tina Heliosch, Chefin der Agentur für Arbeit Vechta. Sie ermutigt die Unternehmen im Oldenburger Münsterland Bewerberinnen und Bewerbern mit Behinderung offen zu begegnen. „Am Beispiel von Nils Priebe wird deutlich, welche besondere Motivation und Durchhaltevermögen Menschen mit Behinderungen aufgrund der beschriebenen Hürden mitbringen. Bei der Einstellung geht es daher nicht nur um Arbeitsplätze für die Menschen mit Handicap, sondern auch um Lösungen für die in vielen Branchen dringend benötigten Fachkräfte.“ Die Agentur für Arbeit berät Unternehmen, die offen für die Einstellung von Menschen mit Behinderung sind, unter anderem zu Zuschüssen zum Arbeitsentgelt sowie der Finanzierung von technischen Hilfsmitteln und Umbauten.
Das Handwerksunternehmen Kock Garten- und Landschaftsbau macht vor, welche Chancen entstehen, wenn Firmen bereit sind, Menschen mit Behinderungen einzustellen und passende Rahmenbedingungen zu schaffen. Denn Inklusion ist nicht nur ein sozialer Auftrag – sie kann auch ein echter Gewinn für jedes Unternehmen sein.
Unternehmen, die Interesse oder Fragen zur Einstellung von Menschen mit Beeinträchtigungen haben, können sich an den gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Vechta und der Jobcenter Cloppenburg und Vechta wenden, entweder an die bekannten Ansprechpersonen oder über die kostenlose Servicenummer 0800 4 5555 20 oder per E-Mail an vechta.161-Reha@arbeitsagentur.de.
Informationen zum „Budget für Arbeit“ gibt es beim Landkreis Vechta und online beim Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung.