Der Arbeitsmarkt im Landkreis Tirschenreuth entwickelte sich im Mai weitgehend positiv. Die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat ist weiterhin gesunken: Im Berichtsmonat Mai waren 1.526 Menschen arbeitslos gemeldet, 116 Personen weniger (-7,1 Prozent) als im April, aber 60 Personen bzw. 4,1 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote betrug somit 3,7 Prozent und damit 0,3 Prozentpunkte weniger als im Vormonat. Vor einem Jahr lag sie bei 3,8 Prozent.
Arbeitslosigkeit leicht gesunken – dennoch verhaltene Entwicklung am Stellenmarkt
Im Mai konnte der regionale Arbeitsmarkt durch saisonale Wiedereinstellungen, etwa im Bau- und Gastronomiebereich, kurzfristig Entlastung erfahren. Im Vergleich zum Vormonat sank die Zahl der Arbeitslosen, insbesondere im Bereich der Versicherungen. Gegenüber dem Vorjahr ist jedoch ein deutlicher Anstieg von über vier Prozent zu verzeichnen. „Noch zeigt sich der Arbeitsmarkt in unserer Region vergleichsweise widerstandsfähig – trotz hoher Kurzarbeitszahlen“, resümiert Thomas Franz, Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit Tirschenreuth. „Dennoch besteht berechtigte Hoffnung, dass die wirtschaftlichen Impulse der Bundesregierung Wirkung zeigen und ein größerer Beschäftigungsabbau verhindert werden kann.“
Stellenmeldungen rückläufig – Zurückhaltung bei Unternehmen spürbar
Während die Zahl der Arbeitslosen leicht gesunken ist, bleibt die Entwicklung auf dem Stellenmarkt angespannt. Der Bestand an gemeldeten offenen Arbeitsplätzen liegt deutlich unter dem Vorjahresniveau – mit einem Rückgang von rund 10 Prozent. Aktuell befinden sich 727 offene Stellen in der Jobbörse der Agentur für Arbeit Tirschenreuth. Viele Unternehmen reagieren vorsichtig auf die konjunkturelle Lage und besetzen aktuell nur die notwendigsten Stellen.
„Natürlich ist jede gesunkene Arbeitslosenzahl ein positiver Indikator“, sagt Thomas Franz. „Aber wir dürfen nicht übersehen, dass die Dynamik bei der Stellenbesetzung nahezu stagniert. Um langfristige Stabilität zu erreichen, brauchen wir wieder mehr wirtschaftliche Zuversicht und Investitionen in zukunftssichere Branchen.“
93 Stellen wurden im Mai neu gemeldet (8 weniger als im Vormonat und 46 weniger als vor einem Jahr). Die meisten freien Stellen gibt es aktuell in den Branchen sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen, Verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe, Handel Instandhaltung, Reparatur von Kfz, Gesundheits- und Sozialwesen, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen.
Weniger Beschäftigung, aber Hoffnung auf Stabilisierung – Arbeitsmarkt steht weiter unter Druck
Die wirtschaftlichen Unsicherheiten spiegeln sich zunehmend in der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung im Landkreis Tirschenreuth wider. Laut aktuellen Zahlen mit Stichtag Ende November 2024 ist die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse im Vergleich zum Vorjahr rückläufig – ein Minus von 3,4 Prozent bedeutet einen deutlichen Verlust von 909 Stellen. Besonders stark betroffen ist das verarbeitende Gewerbe, das traditionell eine zentrale Rolle in der Region spielt.
„Die Veränderungen in der globalen Wirtschaft und die strukturellen Umbrüche in vielen Branchen hinterlassen inzwischen deutliche Spuren bei uns vor Ort“, erklärt Thomas Franz, Leiter der Agentur für Arbeit Tirschenreuth. Dagegen halten sich beispielsweise die Beschäftigung bei der Herstellung von überwiegend häuslich konsumierten Gütern (Produktion von Produkten, die hauptsächlich im privaten Haushalt verwendet), bei Erziehung / Unterricht oder in der öffentlichen Verwaltung deutlich stabiler. „Diese Sektoren sind anpassungsfähiger, weniger krisenanfällig und bieten langfristige Perspektiven“, so Franz weiter.
Gerade Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung ermutigt er zur beruflichen Neuorientierung: „Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um sich fit für den Arbeitsmarkt von morgen zu machen. Unsere Weiterbildungsangebote reichen von Basisqualifizierungen bis hin zu förderfähigen Umschulungen – individuell und praxisnah.“
Entwicklung in den Rechtskreisen
Im Rechtskreis SGB III (Agentur für Arbeit) lag die Arbeitslosigkeit bei 804 Personen (77 Personen weniger als im Vormonat, aber 71 Personen mehr als vor einem Jahr). Im Rechtskreis SGB II (Jobcenter) waren 722 Arbeitslose registriert (39 Personen weniger als im Vormonat und 11 Personen weniger als im Vorjahr). 47 Prozent aller Arbeitslosen bezogen Bürgergeld.
Ausbildungsmarkt weiter aufnahmefähig – große Chancen für Jugendliche
Deutlich optimistischer zeigt sich das Bild beim Ausbildungsmarkt: Auch im Mai stehen zahlreiche Ausbildungsplätze offen, gleichzeitig suchen viele Jugendliche noch nach einem passenden Einstieg in ihre berufliche Laufbahn. Aktuell stehen den Bewerberinnen und Bewerbern im Landkreis Tirschenreuth über 800 Ausbildungsstellen zur Verfügung.
„Flexibilität und Offenheit für neue Wege zahlen sich aus“, betont Franz. „Wer jetzt aktiv wird, hat noch hervorragende Chancen, in diesem Jahr eine Ausbildung zu beginnen.“ Praktika könnten dabei helfen, Berufe kennenzulernen und Entscheidungen zu erleichtern – die bevorstehenden Pfingstferien böten eine gute Gelegenheit dazu.
Auch alternative Ausbildungsmodelle rücken verstärkt in den Fokus: „Teilzeitausbildungen sind für junge Eltern, pflegende Angehörige oder Menschen mit besonderen Herausforderungen eine echte Chance“, so Franz. „Sie ermöglichen einen anerkannten Berufsabschluss – mit flexibleren Zeiten, aber ohne Qualitätsverlust.“
Im Landkreis Tirschenreuth waren bis Mai insgesamt 367 Interessierte als Bewerber*innen für eine Ausbildungsstelle oder ein duales Studium bei der Berufsberatung gemeldet, darunter befanden sich 46 Jugendliche mit Migrationshintergrund.
Diese Jugendlichen suchen schwerpunktmäßig noch eine Ausbildung bzw. ein duales Studium als: Kfz-Mechatroniker / PKW-Technik, Fachinformatiker, Anwendungsentwicklung, Industriekaufmann/-frau, Land- und Baumaschinenmechatroniker/in, Mechatroniker/in, Kaufmann/-frau Büromanagement, Friseur/in, Industriemechaniker/in, Bauzeichner/in und Verkäufer/in.
Die regionalen Unternehmen haben bisher 839 Ausbildungs- und duale Studienplätze gemeldet (54 Stellen bzw. 7 Prozent mehr als vor einem Jahr). Rein rechnerisch kommen damit auf 100 Stellen 44 Bewerber*innen. Aktuell sind 380 Ausbildungs- und duale Studienplätze frei, vor allem in den Berufen Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk - Bäckerei, Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Mechatroniker/in, Kfz-Mechatroniker - PKW-Technik und Verkäufer/in.
Die Berufs- und Studienberatung ist von überall telefonisch und per Videotelefonie erreichbar und bietet individuelle Beratungen an: Hotline 0800 4 5555 00.