Die Arbeitslosigkeit ist im Landkreis Tirschenreuth im Juni 2025 nur minimal gesunken. 1.525 Menschen waren arbeitslos gemeldet, eine Person weniger (-0,1 Prozent) als im Mai, aber 57 Personen bzw. 3,9 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote betrug 3,7 Prozent und war identisch zum Vormonatsniveau. Vor einem Jahr lag sie bei 3,6 Prozent.
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt im Landkreis Tirschenreuth bleibt auch im Juni angespannt. Während die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Mai unverändert bleibt, lässt eine saisonal übliche Entspannung weiterhin auf sich warten.
„Im Gegensatz zu den Vorjahren sehen wir aktuell keine nennenswerte Entlastung – trotz Sommerbeginn“, stellt Thomas Franz, Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit Tirschenreuth, fest. Noch bis 2023 waren die Arbeitslosenzahlen in diesem Zeitraum jeweils deutlich zurückgegangen – in den letzten zwei Jahren fehlt dieser Impuls.
Franz erklärt weiter: „Die anhaltende konjunkturelle Schwäche und die fehlende Planungssicherheit in vielen Betrieben führen zu einer Verfestigung auf hohem Niveau. Ohne klare wirtschaftliche Erholungssignale wird sich dieser Zustand wohl weiter verfestigen.“
Zurückhaltende Personalplanung – Stellenbestand unter Vorjahresniveau
Auch die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften bleibt unterdurchschnittlich. Zwar sind im Juni etwas mehr Stellen gemeldet worden als im Mai (insgesamt 52 neue Stellen), doch im Vergleich zum Vorjahresmonat ist der Stellenbestand deutlich zurückgegangen. Derzeit verzeichnet die Agentur für Arbeit Tirschenreuth 722 offene Stellen – rund 80 weniger als im Juni 2024.
„Viele Unternehmen sind zurückhaltend in ihrer Personalplanung. Investitionen und Neueinstellungen werden teilweise verschoben oder gar ausgesetzt“, erläutert Thomas Franz.
Gefragt sind nach wie vor Fachkräfte in der Industrie, im Baugewerbe, im Handel sowie im Gesundheits- und Sozialbereich. Auch technische Berufe und Dienstleistungen rund um Fahrzeugwartung und -reparatur bieten weiterhin Beschäftigungspotenzial.
Kurzarbeit weiterhin verbreitet – Beschäftigung unter Druck
Ein weiteres Indiz für die angespannte Wirtschaftslage ist die anhaltend hohe Inanspruchnahme von Kurzarbeit im Landkreis. Im Januar 2025 meldeten 17 Betriebe Kurzarbeit für insgesamt 900 Beschäftigte an. Die Kurzarbeiterquote liegt aktuell bei 3,2 Prozent und stellt den Anteil der Kurzarbeiter an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten dar. Die Beschäftigungsentwicklung wiederum ist ebenfalls rückläufig: Im Dezember 2024 zählte die Region rund 830 weniger sozialversicherungspflichtig Beschäftigte als ein Jahr zuvor – ein Rückgang um 2,9 Prozent.
„Die Kurzarbeit bleibt ein wichtiges Instrument zur Überbrückung wirtschaftlicher Engpässe. Dennoch sehen wir, dass sich die strukturellen Probleme damit allein nicht lösen lassen“, betont Franz.
Fachtag Handwerk am 24. Juli: Wege aus dem Fachkräftemangel – Projekt Kolumbien
Besonders das Handwerk spürt die Folgen des Fachkräftemangels. In vielen Betrieben bleiben Stellen über längere Zeit unbesetzt – fast jede zweite qualifizierte Stelle kann derzeit nicht besetzt werden.
Um gezielt Lösungen aufzuzeigen, lädt die Agentur für Arbeit gemeinsam mit der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) sowie der Handwerkskammer Niederbayern/Oberpfalz am 24. Juli 2025 zu einem Fachtag für Handwerksbetriebe in die Weidener Arbeitsagentur ein. Vorgestellt wird dabei ein neues Projekt zur Gewinnung von Fach- und Nachwuchskräften aus Kolumbien. Ergänzend fließen Erfahrungen aus einem bereits erfolgreich laufenden Projekt mit El Salvador ein.
Teilnehmende Betriebe erhalten praktische Informationen zur Umsetzung, Erfahrungsberichte aus der Region und einen Überblick über Fördermöglichkeiten und Unterstützungsangebote.
Die Anmeldung ist über den Arbeitgeber-Service Weiden unter 0800 4 5555 20 möglich.
Fachkräfte sichern – jetzt in Qualifizierung investieren
Angesichts der aktuellen Herausforderungen wird eine nachhaltige Personalentwicklung für Betriebe immer wichtiger. Die Agentur für Arbeit unterstützt Unternehmen in der Region mit einer individuellen Qualifizierungsberatung.
„Digitalisierung, technologischer Wandel und eine alternde Belegschaft verändern den Arbeitsmarkt rasant. Unternehmen, die frühzeitig auf Weiterbildung setzen, sichern sich langfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit“, erklärt Thomas Franz.
Die Qualifizierungsberatung hilft dabei, Weiterbildungsbedarfe zu identifizieren, individuelle Strategien zur Mitarbeiterentwicklung zu implementieren und passende Förderinstrumente zu nutzen. Die Beratung ist flexibel und auf den Bedarf des jeweiligen Betriebes zugeschnitten – vom ersten Impuls bis zur konkreten Umsetzung.
Weitere Informationen erhalten Sie über den Arbeitgeber-Service oder direkt bei Ihrer Agentur für Arbeit vor Ort.
Entwicklung in den Rechtskreisen
Im Rechtskreis SGB III (Agentur für Arbeit) lag die Arbeitslosigkeit bei 790 Personen (14 Personen weniger als im Vormonat, aber 41 Personen mehr als vor einem Jahr). Im Rechtskreis SGB II (Jobcenter) waren 735 Arbeitslose registriert (13 Personen mehr als im Vormonat und 16 Personen mehr als im Vorjahr). 48 Prozent aller Arbeitslosen bezogen Bürgergeld.
Nicht ohne Ausbildungsplatz in die Sommerferien!
Die Sommerferien stehen vor der Tür – doch für manche Schulabgänger ist unbeschwertes Durchatmen noch nicht möglich: Sie haben bislang keinen Ausbildungsplatz gefunden. Die Agentur für Arbeit Tirschenreuth ruft Jugendliche und ihre Eltern auf, die verbleibende Zeit zu nutzen und sich gezielt Unterstützung vor Ort zu holen.
Im Landkreis Tirschenreuth bleiben jedes Jahr viele Ausbildungsplätze unbesetzt – allein im vergangenen Jahr waren es 235. Jeder einzelne ist eine verpasste Chance, denn eine Ausbildung ist der Schlüssel zu einer stabilen beruflichen Zukunft und der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit. In dieser entscheidenden Phase sollten Jugendliche nicht allein gelassen werden: Eltern können ebenso unterstützen wie die Berufsberaterinnen und Berufsberater der Arbeitsagentur Tirschenreuth, die mit Rat und Tat zur Seite stehen. Erreichbar ist die Berufsberatung unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 4 5555 00.
Auch ein Praktikum in den Sommerferien kann sich lohnen: Viele Betriebe geben jungen Menschen gerne eine Chance, sich zu beweisen – und oft ist auch ein Ausbildungsstart zu einem späteren Zeitpunkt noch möglich.
„Wer jetzt noch einmal Gas gibt, sich Unterstützung holt und aktiv auf Betriebe zugeht, erhöht seine Chancen deutlich. Gemeinsam finden wir auch kurzfristig noch Lösungen – und dann steht entspannten Sommerferien nichts mehr im Weg,“ ermutigt Thomas Franz, Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit Tirschenreuth.
Und auch wer langfristig seine Lehre planen möchte, kann schon jetzt auf über 600 Ausbildungsplätze mit Ausbildungsstart 2026 im Landkreis zugreifen – ein klares Zeichen, dass Unternehmen frühzeitig auf Nachwuchsgewinnung setzen.
Zusätzliche Informationen, Tipps zur Ausbildungsplatzsuche, zu Fördermöglichkeiten und aktuellen Veranstaltungen bietet die Allianz für Aus- und Weiterbildung – sowohl in Präsenzformaten als auch digital:
https://www.aus-und-weiterbildungsallianz.de/AAW/Navigation/DE/Home/home.html
Der Ausbildungsmarkt in Tirschenreuth in Zahlen
Im Landkreis Tirschenreuth waren bis Juni insgesamt 377 Interessierte als Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle oder ein duales Studium bei der Berufsberatung gemeldet, darunter befanden sich 52 Jugendliche mit Migrationshintergrund.
Von den 377 Bewerberinnen und Bewerber waren zahlenmäßig 42 Personen (13 Prozent) mehr als im Juni 2024 gemeldet. Davon suchen aktuell 97 Personen aktiv nach einer Ausbildung oder einem dualen Studium. Alle anderen haben sich bereits für ein Angebot entschieden oder eine andere Alternative für sich gefunden.
Diese Jugendlichen suchen schwerpunktmäßig noch eine Ausbildung bzw. ein duales Studium als: Kfz-Mechatroniker / PKW-Technik, Fachinformatiker Anwendungsentwicklung, Koch/Köchin, Kaufmann/-frau für Büromanagement, Industriemechaniker/in, Elektroniker/in- Energie-/Gebäudetechnik, Verkäufer/in, Drogist/in, Industriekaufmann/-frau und Friseur/in.
Die regionalen Unternehmen haben bisher 847 Ausbildungs- und duale Studienplätze gemeldet (56 Stellen bzw. 7 Prozent mehr als vor einem Jahr). Rein rechnerisch kommen damit auf 100 Stellen 45 Bewerber. Aktuell sind 365 Ausbildungs- und duale Studienplätze frei, vor allem in den Berufen Fachverkäufer/in im Lebensmittelhandwerk - Bäckerei, Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Mechatroniker/in, Verkäufer/in und Kfz-Mechatroniker / PKW-Technik.
Die Berufs- und Studienberatung ist von überall telefonisch und per Videotelefonie erreichbar und bietet individuelle Beratungen an: Hotline 0800 4 5555 00.