"Es ist viel Aufwand, aber es lohnt sich"

Elektro Kreutzpointner GmbH setzt auf Kolumbien

Internationale Fachkräfte werden für viele Unternehmen immer mehr zum Wachstumsgarant. 

Wie Firmen bei der Gewinnung von neuen Mitarbeitenden aus fernen Ländern Erfolg haben können, zeigt die Firma Kreutzpointner, die über das Projekt T.E.A.M.-Technik der Bundesagentur für Arbeit neue Fachkräfte in Kolumbien gefunden hat. Kreutzpointner bietet Lösungen in Elektro- und Informationstechnik: elektrische Anlagen, regenerative Energien, Softwarelösungen und vieles mehr. Mit der ZAV sprach Jacqueline Kreutzpointner darüber, wie man ausländische Fachkräfte nicht nur findet, sondern auch hält. Mittlerweile war ihre Firma zum dritten Mal erfolgreich mit dem Projekt T.E.A.M.-Technik in Kolumbien.

Zitat:

ZAV: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Elektroniker aus Kolumbien zu rekrutieren?

Jacqueline Kreutzpointner: Die ZAV hat uns direkt angesprochen, was für uns interessant war, da wir uns bereits mit internationaler Rekrutierung beschäftigt hatten. Nach einer Analyse Kolumbiens und der dortigen Ausbildungsstandards haben wir schnell zugestimmt. Wichtig war uns, in keinem Land zu rekrutieren, das selbst einen Fachkräftemangel hat.

ZAV: Wie viele Mitarbeiter aus Kolumbien konnten Sie gewinnen?

Jacqueline Kreutzpointner: Wir begannen mit etwa 57 Personen aus technischen Berufen und haben aktuell 52 in Deutschland. Es verlief erfolgreich und Kolumbien ist mittlerweile unsere drittgrößte Nation im Unternehmen.

ZAV: Wie haben sich die neuen Mitarbeiter integriert?

Jacqueline Kreutzpointner: Wir haben keinen natürlichen Abgang, also keiner der Kolumbianer und auch meine anderen internationalen Fachkräfte haben mich aus eigenem Wunsch in der Zeit verlassen. Das kriegen wir bei den Deutschen tatsächlich nicht hin. Auch für die deutsche Wirtschaft ist es eine Bereicherung, wir im Landkreis spüren schon einen positiven Effekt, dass über unsere internationalen Fachkräfte sehr gut gesprochen wird. Und auch für Deutschland, gerade mit dem Thema Rechtsextremismus, können wir zeigen `hey, wenn man sich darum kümmert und Integration ernst nimmt, dann ist das toll für uns alle`. Alle Kolumbianer sind geblieben und zeigen große Dankbarkeit. Die Integration bringt positive Effekte, besonders in Bezug auf die Teamdynamik und das gesellschaftliche Zusammenleben in Deutschland.

ZAV: Wie schätzen Sie die Sprachkenntnisse ein?

Jacqueline Kreutzpointner: Bei Einreise offiziell B1, ich würde jedoch sagen, dass das Niveau eher einem guten A2 entsprach. Es gibt einige, die tatsächlich heute noch mit Sprachproblemen kämpfen. Es gibt eine Schere zwischen total gut integriert, auch sprachlich, und sprachlichen Schwierigkeiten. Ich würde sagen, das sind 30 bis 40 %. 

ZAV: Welche Maßnahmen haben Sie zur Berücksichtigung kultureller Unterschiede getroffen?

Jacqueline Kreutzpointner: Wir haben viele Maßnahmen ergriffen, darunter die Bereitstellung von Wohnungen und Unterstützung bei der Integration in Vereinen. Sprachkurse sowie kulturelle Einführungen sind ebenfalls Teil des Prozesses. Begleitende Themen wie Führerscheine oder Familienzusammenführung, das sind alles Themen, die dann, auch wenn die Teilnehmenden in Deutschland sind, sehr wichtig sind.

Während der Rekrutierungsphase haben wir wöchentlich einen Integrationskurs angeboten und erklärt, wie Deutschland oder speziell jetzt auch unsere Region funktioniert, wie die Menschen dort ticken, wie man beispielsweise Müll trennt oder Pfandflaschen zurückgibt.
Also alles, was Deutschland von Kolumbien unterscheidet, auch unsere Pünktlichkeit zum Beispiel, kulturelle Unterschiede eben, die es ja wirklich gibt.

ZAV: Welche Rückmeldungen haben Sie aus Ihrer Firma zu den neuen Kollegen erhalten?

Jacqueline Kreutzpointner: Wir hatten alles dabei, von sehr kritischen bis sehr aufgeschlossenen Leuten. Wir haben auch sehr viele Kritiker umgestimmt, die sich jetzt tatsächlich noch mehr Kolumbianer für ihr Team wünschen. Ich bin auf jeder Unternehmensweihnachtsfeier, Maiwiesen oder Oktoberfest, und das ist so spannend wie alle zusammen auf den Biertischen tanzen und dann irgendwie vereint sind. 

Also ich glaube, das hat unser Leben ein bisschen kultureller gemacht und auch spannender, definitiv. Wir haben bereits eine Kolumbianerin, die schon in einer Führungsposition ist und weiterentwickelt wird.

ZAV: Haben Sie langfristige Pläne zur Rekrutierung weiterer internationaler Fachkräfte?

Jacqueline Kreutzpointner: Wir konzentrieren uns derzeit auf die Integration der bereits rekrutierten Fachkräfte, bevor wir neue Mitarbeiter einstellen. Das heißt, dass es jetzt eher unser Thema ist, Führungskräfte zu finden und selber aus den eigenen Reihen zu entwickeln.

ZAV: Wie hat die Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit Ihre Rekrutierungsstrategie beeinflusst?

Jacqueline Kreutzpointner: Also der ZAV muss man ein ganz großes Kompliment aussprechen. Sie hat einen Riesen-Job gemacht und uns sehr unterstützt. Gerade im ersten Projekt, und auch jetzt schätzen wir den Rückhalt sehr.

Im zweiten Projekt konnten wir schon sehr selbstständig sein. Auch wenn ich heute noch ein Problem habe und die ZAV anschreibe, sie kümmern sich direkt darum und das ist wirklich nicht selbstverständlich.

ZAV: Gibt es Tipps für andere Unternehmen?

Jacqueline Kreutzpointner: Ganz wichtig: Sehtests und diese Sprachlernfähigkeitstests, was wir vor der Rekrutierung nicht machen durften, was ich aber empfehlen würde. Das macht die Rekrutierung höherwertig.  Internationale Rekrutierung ist schon kostspielig und zeitintensiv. Der Aufwand lohnt sich jedoch für eine erfolgreiche Integration.

Man sollte realistisch die Kosten und den Zeitaufwand für internationale Rekrutierung betrachten, die nicht nur der Fachkräftesuche dient, sondern auch hochwertige Fachkräfte aus dem Rekrutierungsland verlangt. Es steckt viel Aufwand dahinter, aber es lohnt sich.

ZAV: Vielen Dank für das Interview.