Moderater Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Jahreswechsel

•    Saisonübliche Entwicklung zum Vormonat, Anstieg im Jahresdurchschnitt
•    Beschäftigung steigt weiter, Unternehmen suchen überwiegend Fachkräfte
•    Fachkräftesicherung bleibt mit Blick auf demografische Entwicklung zentrales Thema, Aus- und Weiterbildung bieten gute Grundlage für künftige Herausforderungen
 

03.01.2024 | Presseinfo Nr. 2

Im Bezirk der Arbeitsagentur Lübeck, der die Hansestadt Lübeck und den Kreis Ostholstein umfasst, ist die Arbeitslosigkeit im Dezember 2023 im Vergleich zum Vormonat und zum Vorjahr angestiegen. 
„Der saisonübliche Anstieg zum Vormonat fiel moderater aus als in den Vorjahren. Auch über das Jahr gesehen blieben die Arbeitslosmeldungen nach einer Erwerbstätigkeit nahezu unverändert. Unternehmen halten ihr Personal, da sich aufgrund der Fachkräfteknappheit die Wiederbesetzung schwierig gestaltet. Dennoch steigt die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt, da es Arbeitslosen schwerer fällt, eine Arbeit zu finden. Angesicht der Konjunkturflaute reagieren Unternehmen verhaltener und suchen dann überwiegend Fachkräfte. Dieser Fachkräftebedarf kann nur zu einem Teil aus dem Pool der Arbeitslosen gedeckt werden, da ihre Qualifikationen häufig nicht zu den Tätigkeitsanforderungen bei offenen Stellen passen. Hier unterstützen wir gerne Unternehmen, die offen sind für ein „Training on the Job“. Damit können auch Potenziale bei Menschen mit Migrationshintergrund gehoben werden. In den nächsten Monaten starten geflüchtete Menschen aus der Ukraine ihre Jobsuche, die sich zurzeit in Integrations- und anderen Maßnahmen befinden“, erklärt Markus Dusch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Lübeck. „Demografie, Digitalisierung und Dekarbonisierung führen zu einem verstärkten Wandel am Arbeitsmarkt und intensivieren den Wettbewerb um Arbeitskräfte. Deshalb sollten Unternehmen neben Arbeitslosen auch ihre Beschäftigten in den Fokus nehmen. Gerade, wenn berufliche Tätigkeiten durch Technologien ersetzt werden oder in sonstiger Weise vom Strukturwandel betroffen sind, ist Qualifizierung eine gute Möglichkeit, Personal zu halten und weiterzuentwickeln. Gerne beraten wir Unternehmen und Arbeitnehmende zu den Möglichkeiten,“ bietet der Agenturchef an.

Arbeitslosigkeit im Agenturbezirk
Insgesamt waren in Lübeck und Ostholstein 14.597 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum November 2023 waren 393 Personen (2,8 Prozent) und im Vergleich zu Dezember 2022 149 (1,0 Prozent) mehr von Arbeitslosigkeit betroffen. Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen stieg um 0,2 Prozentpunkte zum Vormonat und blieb unverändert zum Vorjahr bei 6,5 Prozent.
Seit dem 01. Juni 2022 übernehmen die Jobcenter die Betreuung von Menschen, die aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet sind. Damit werden ukrainische Geflüchtete auch in der Statistik zum Arbeitsmarkt erfasst. Dieser Wechsel ist möglich, nachdem die zuständigen Ausländerbehörden einen Aufenthaltstitel (nach § 24 Abs. 1 AufenthG) erteilt oder eine Fiktionsbescheinigung (nach § 81 Abs. 5 i.V.m. Abs. 3 AufenthG) ausgestellt haben. Aktuell sind in den Jobcentern Lübeck und Ostholstein 2.430 ukrainische Geflüchtete im Bestand, 870 davon sind arbeitslos gemeldet. Die anderen nehmen zum Beispiel an Sprach- und Integrationskursen sowie Weiterbildungen teil oder beziehen ergänzende Leistungen während sie Betreuungspflichten ausüben, eine Schule besuchen, eine Ausbildung absolvieren oder einer Erwerbstätigkeit nachgeben. 

Arbeitslosigkeit nach Rechtskreisen
Im Rechtskreis SGB III (Betreuung durch die Agentur für Arbeit) lag die Zahl der Arbeitslosen bei 4.922, das sind 447 (10,0 Prozent) mehr als im Vormonat und 241 (5,1 Prozent) mehr als im Vorjahr. Die anteilige SGB III Arbeitslosenquote betrug 2,2 Prozent. 
Im Rechtskreis SGB II (Betreuung durch das Jobcenter) betrug die anteilige Arbeitslosenquote 4,3 Prozent und es gab 9.675 Arbeitslose. Das ist ein Minus von 54 (0,6 Prozent) gegenüber November 2023 und 92 (0,9 Prozent) im Vergleich zum Dezember 2022. 

Stellenangebote
Im Dezember 2023 wurden 630 Stellen neu zur Besetzung angeboten, 64 (11,3 Prozent) mehr als im Vormonat und 39 (5,8 Prozent) weniger als im Vorjahr. Bei 4.205 Stellen werden noch Mitarbeitende gesucht, drei Viertel davon sind für Fachkräfte und Expert*innen gemeldet. Das waren 73 (1,7 Prozent) weniger als im November 2023 und 330 (7,3 Prozent) weniger als im Dezember 2022, aber 183 (4,6 Prozent) mehr als vor der Corona-Pandemie im Dezember 2019. Es gibt weiterhin viele Chancen bei der Jobsuche – vor allem mit einem Berufsabschluss. Arbeitskräfte werden auch in den Wintermonaten zum Beispiel im Handel, Gesundheitswesen, verarbeitenden Gewerbe, in der Arbeitnehmerüberlassung, aber auch im Gastgewerbe, Baugewerbe oder in Unternehmensberatungen gesucht. 

Unterbeschäftigung
Neben dem gesetzlich definierten Kreis der Arbeitslosen gibt es weitere Menschen, die ohne Beschäftigung sind. Sie werden unter dem Begriff der Unterbeschäftigung erfasst und monatlich veröffentlicht, um den Arbeitsmarkt transparent zu machen. Die Unterbeschäftigung stellt damit das gesamte Defizit an regulärer Beschäftigung dar. Hier werden neben den Arbeitslosen beispielsweise Personen in Qualifizierungsmaßnahmen oder Arbeitsgelegenheiten, Krankgeschriebene, geförderte Existenzgründende oder Arbeitsuchende mit Vorruhestandsregelungen ausgewiesen. Insgesamt 19.306 Personen befanden sich im Dezember 2023 in Unterbeschäftigung. Die Zahl der Unterbeschäftigten ist in den letzten zwölf Monaten um 162 Personen (0,8 Prozent) gestiegen.

Arbeitsmarkt Regional
Im Vergleich zum Vormonat und Vorjahr stieg die Arbeitslosigkeit saisonbedingt in allen Regionen des Agenturbezirkes und insbesondere in den Arbeitsagenturen an.
Hansestadt Lübeck
In der Hansestadt Lübeck waren im Dezember 2023 9.042 Arbeitslose gemeldet. Die Arbeitslosigkeit stieg um 44 (0,5 Prozent) zum Vormonat und um 82 (0,9 Prozent) zum Vorjahr an. Aktuell sind 420 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Prozentpunkte zum Vormonat und blieb unverändert zum Vorjahr bei 7,7 Prozent. 
2.370 Arbeitslose und damit 90 (3,9 Prozent) mehr als im Vormonat und 81 (3,5 Prozent) mehr als im Vorjahr waren dem Rechtskreis des SGB III (Betreuung durch die Arbeitsagentur) zuzuordnen. 
Beim Jobcenter Lübeck (Rechtskreis SGB II) waren im Dezember 2023 6.672 Arbeitnehmende arbeitslos gemeldet, das waren 46 (0,7 Prozent) weniger als im November 2023 und 1 (0,0 Prozent) mehr als im Dezember 2022.
Kreis Ostholstein
Im Kreis Ostholsein waren im Dezember 2023 5.555 Arbeitslose gemeldet. Die Arbeitslosigkeit stieg um 349 (6,7 Prozent) zum Vormonat und um 67 (1,2 Prozent) zum Vorjahr an. Aktuell sind 450 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,3 Prozentpunkte zum Vormonat und blieb unverändert zum Vorjahr bei 5,2 Prozent. 
2.552 Arbeitslose wurden bei den Arbeitsagenturen in Ostholstein im Rechtskreis des SGB III betreut, 357 (16,3 Prozent) mehr als im November 2023 und 160 (6,7 Prozent) mehr als vor einem Jahr. 
Beim Jobcenter Ostholstein (Rechtskreis SGB II) waren im Dezember 2023 3.003 Arbeitslose gemeldet, das waren 8 (0,3 Prozent) weniger als im Vormonat und 93 (3,0 Prozent) weniger als vor einem Jahr.
Südbezirk (Geschäftsstelle Hauptagentur Lübeck und Umgebung)
Im Südbezirk (Geschäftsstelle Hauptagentur Lübeck und Umgebung) der Agentur für Arbeit Lübeck waren im Dezember 2023 10.203 Arbeitslose gemeldet. Ihre Zahl stieg um 67 (0,7 Prozent) gegenüber dem Vormonat und um 78 (0,8 Prozent) gegenüber dem Vorjahreswert an. Die Arbeitslosenquote betrug 6,9 Prozent (Vorjahr 7,0 Prozent). Es meldeten sich 2.015 Personen arbeitslos und 1.954 Personen konnten ihre Arbeitslosigkeit beendeten. 389 neue Stellen wurden im Laufe des Monats angeboten, so dass bei 2.881 Stellen noch Mitarbeitende gesucht werden.
Mittelbezirk (Geschäftsstelle Eutin und Umgebung)
Im Mittelbezirk (Geschäftsstelle Eutin und Umgebung) der Agentur für Arbeit Lübeck waren im Dezember 2023 2.482 Arbeitslose gemeldet. Ihre Zahl stieg um 110 (4,6 Prozent) gegenüber dem Vormonat und um 66 (2,7 Prozent) gegenüber dem Vorjahreswert an. Die Arbeitslosenquote betrug 5,4 Prozent (Vorjahr 5,3 Prozent). Es meldeten sich 555 Personen arbeitslos und 447 Personen konnten ihre Arbeitslosigkeit beendeten. 133 neue Stellen wurden im Laufe des Monats angeboten, so dass bei 731 Stellen noch Mitarbeitende gesucht werden.
Nordbezirk (Geschäftsstelle Oldenburg und Umgebung)
Im Nordbezirk (Geschäftsstelle Oldenburg und Umgebung) der Agentur für Arbeit Lübeck waren im Dezember 2023 1.912 Arbeitslose gemeldet. Ihre Zahl stieg um 216 (12,7 Prozent) gegenüber dem Vormonat und um 5 (0,3 Prozent) gegenüber dem Vorjahr an. Die Arbeitslosenquote betrug 6,0 Prozent (Vorjahr 6,1 Prozent). Es meldeten sich 516 Personen arbeitslos und 299 Personen konnten ihre Arbeitslosigkeit beendeten. 108 Stellen wurden im Laufe des Monats neu zur Besetzung angeboten, so dass bei 593 Stellen noch Mitarbeitende gesucht werden.

Jahresrückblick 2023
Auch wenn Inflation, höhere Zinsen und teilweise Fachkräfteengpässe die wirtschaftlichen Aktivitäten beschränken sowie Unsicherheit durch die Auseinandersetzungen im Nahen Osten und in der Ukraine bestehen, bleibt die Beschäftigung stabil. Der aktuelle Wert von Ende Juni 2023 zeigt im Agenturbezirk Lübeck einen kontinuierlichen Anstieg der Beschäftigung seit 2006. Zwischen Lübeck und Fehmarn waren 169.366 Frauen und Männer sozialversicherungspflichtig beschäftigt, ein Anstieg um 1.381 (0,8 Prozent) zum Vorjahr. 105.221 (+ 1.921 oder 1,9 Prozent) davon waren in der Hansestadt Lübeck und 64.145 (-540 oder 0,8 Prozent) im Kreis Ostholstein tätig. Eine Revision der Statistik und eine präzisere regionale Abbildung nach dem Wohn -und Arbeitsort ergab hier eine leichte Veränderung. 

Unternehmen halten ihr Personal, da sich aufgrund der Fachkräfteknappheit die Wiederbesetzung schwierig gestaltet. Dennoch steigt die Arbeitslosigkeit, da es Arbeitslosen schwerer fällt, eine Arbeit zu finden. Im Jahresdurchschnitt 2023 waren zwischen Lübeck und Fehmarn 14.392 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, 791 oder 5,8 Prozent mehr als 2022. In der Hansestadt Lübeck waren davon 9.216 (+439 oder 5,0 Prozent) und im Kreis Ostholstein 5.177 (+352 oder 7,3 Prozent) Personen gemeldet. Beide Rechtskreise waren im Vergleich zum Vorjahr von einem Anstieg betroffen. Seit Zusammenlegung von Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe im Jahr 2005 konnte die Arbeitslosigkeit jedoch mehr als halbiert werden auf 4.500 gemeldete Arbeitslose in den Arbeitsagenturen und 9.892 in den Jobcentern des Bezirkes.
 

Bezirk

Bestand an Arbeitslosen

 Prozent - Veränd. zum Vorjahr

Arbeitslosenquote

auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen

Gesamtbezirk

SGB III

SGB II

14.392

4.500

9.892

+5,8

+8,1

+4,8

6,4

2,0

4,4

Hansestadt Lübeck

SGB III

SGB II

9.216

2.408

6.808

+5,0

+9,4

+3,5

7,9

2,1

5,8

Kreis Ostholstein

SGB III

SGB II

5.177

2.092

3.084

+7,3

+6,6

+7,8

4,9

2,0

2,9

Südbezirk (Geschäftsstelle Hauptagentur Lübeck und Umgebung)

SGB III

SGB II

10.369

2.871

7.497

+4,7

+7,4

+3,7

7,1

2,0

5,1

Mittelbezirk (Geschäftsstelle Eutin und Umgebung)

SGB III

SGB II

2.393

874

1.519

+8,7

+7,3

+9,6

5,3

1,9

3,3

Nordbezirk (Geschäftsstelle Oldenburg und Umgebung)

SGB III

SGB II

1.631

754

877

+9,1

+11,8

+6,8

5,1

2,4

2,8

Die Arbeitslosigkeit ist kein fester Block und es gab viel Bewegungen am Arbeitsmarkt. Im Laufe des Jahres 2023 haben sich im Gesamtbezirk in beiden Rechtskreisen 34.124 (+805 oder 2,4 Prozent) Arbeitnehmende arbeitslos gemeldet und 33.973 (+1.760 oder 5,5 Prozent) Frauen und Männer konnten die Arbeitslosigkeit wieder verlassen. Davon meldeten sich 13.576 (+80 oder 0,6 Prozent) aus einer Erwerbstätigkeit arbeitslos, während 11.779 (+578 oder 5,2 Prozent) in eine Beschäftigung einmündeten. 

Ein besonders positiver Aspekt lag 2023 in der Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern im Bezirk. Während der Corona-Pandemie war die Zahl der Menschen angewachsen, die sich ein Jahr oder länger auf Arbeitssuche befinden, da der Jobeinstieg in dieser Zeit deutlich schwieriger war. Im letzten Jahr gelang dies wieder besser. Im Jahresdurchschnitt waren zwischen Lübeck und Ostholstein 5.155 Menschen länger als ein Jahr arbeitslos, 113 oder 2,2 Prozent weniger als 2022. Davon waren 3.504 (-31 oder 0,9 Prozent) in der Hansestadt Lübeck und 1.652 (-83 oder 4,8 Prozent) im Kreis Ostholstein gemeldet.  

Angesicht der Konjunkturflaute reagieren Unternehmen verhaltener und suchen bei Stellenbesetzungen dann überwiegend Fachkräfte. Im Agenturbezirk Lübeck wurden im Laufe des Jahres 8.476 offene Stellen zur Besetzung angeboten, das waren 668 oder 7,3 Prozent weniger als 2022. 5.193 (-24 oder 0,5 Prozent) dieser Stellen wurden in der Hansestadt Lübeck und 3.283 (-644 oder 16,4 Prozent) im Kreis Ostholstein gemeldet. Nahezu alle Wirtschaftszweige waren vom Rückgang betroffen.