Damit junge Menschen nicht erst während der Ausbildung feststellen, dass sie ganz falsche Vorstellungen vom Beruf hatten, wirbt die Bundesagentur für Arbeit (BA) dafür, Praktika zu machen. Hier können Jugendliche die Praxis, verschiedene Berufe sowie Branchen kennenlernen und sich ausprobieren. So können sie Alternativen entdecken und einen Beruf finden, der wirklich zu ihnen passt.
Die bundesweite Woche des Praktikums vom 21. bis 23. Oktober nutzte auch Studien- und Berufsberater Thomas Bornhöft, um bei der MOBA FENSTER + TÜREN GMBH in Lübeck mitzuarbeiten und Einblicke von Leiter Metallbau Paul Kurze, Azubi John Gremmes, Ausbildungsleiterin Antje Frahm und Geschäftsführer Guido Schneeberg zu erhalten.
„Ich habe vor 45 Jahren eine Ausbildung im Metallbau gemacht, aber ich bin beeindruckt von der technischen Entwicklung. Die Arbeitswelt verändert sich rasant. Schwere körperliche Arbeit gehört der Vergangenheit an. Computergesteuerte Maschinen und automatisierte Fertigungsstraßen ermöglichen eine moderne Produktion. Dennoch ist gerade bei der Fertigung von Fenstern und Türen aus Aluminium noch viel Handwerk sichtbar und man arbeitet von A bis Z an einem Produkt. Das hat mir gut gefallen,“ erklärt Bornhöft von der Agentur für Arbeit Lübeck.
MOBA FENSTER + TÜREN GmbH hat gute Erfahrungen gemacht
Die MOBA FENSTER + TÜREN GmbH wurde 1965 in Lübeck gegründet. Als einer der ersten Hersteller von Kunststofffenstern in Norddeutschland hat sich das Unternehmen von einem klassischen Bauelementehandel zu einem hochspezialisierten Produktionsunternehmen mit täglich bis zu 300 Fenstereinheiten entwickelt. Zum Portfolio gehören neben Kunststoff-, Holz- und Aluminiumfenstern auch Haustüren in unterschiedlichen Materialvarianten, Lösungen für Wärmedämmung, Schallschutz und Einbruchhemmung sowie individuelle Sonderanfertigungen. Das Unternehmen gehört zur HPM DIE HANDWERKSGRUPPE, einer familiengeführten Unternehmensgruppe mit über 160 Handwerksbetrieben in Deutschland und Österreich. Seit vielen Jahrzehnten wird in Lübeck ausgebildet. Aktuell sind 103 Mitarbeitende und 7 Nachwuchskräfte in den Berufen Metallbauer*innen - Fachrichtung Konstruktionstechnik, Maschinen- und Anlagenführer*innen - Fachrichtung Metall- und Kunststofftechnik sowie Kaufleute für Groß- und Außenhandelsmanagement - Fachrichtung Großhandel tätig.
„Wir bilden für den eigenen Bedarf aus, übernehmen die Nachwuchskräfte und würden gerne noch mehr einstellen. Dem Handwerk gehört die Zukunft, denn es werden immer Menschen gebraucht, die etwas bauen oder renovieren können. Viele unserer Mitarbeitenden haben bei uns gelernt, sind lange im Unternehmen und haben sich weiterentwickelt. Dabei unterstützen wir sie. Ein gutes Beispiel ist Paul Kurze, der mit einem Betriebszuschuss seinen Industriemeister gemacht hat und nun den Metallbau leitet. Auch unser Einkaufsleiter hat im Betrieb gelernt. Ein horizontaler Wechsel, zum Beispiel nach einer technischen Ausbildung in die kaufmännische Arbeitsvorbereitung oder in andere Unternehmen der HPM-Handwerksgruppe, sind bei uns ebenfalls möglich“, erläutert Geschäftsführer Guido Schneeberg.
„Für uns stehen die Noten nicht im Vordergrund. Viel wichtiger ist für uns der junge Mensch, seine Motivation und Teamfähigkeit. Sollte es in der Berufsschule mal haken, helfen wir mit Förderunterricht weiter. Wir haben mit Praktika gute Erfahrungen gemacht. Damit können Hürden und Ängste abgebaut werden. Von Kurz- oder Schulpraktika bis zu Langzeitpraktika oder Praxisphasen in Zusammenarbeit mit Weiterbildungseinrichtungen ist bei uns alles möglich. Auch beim Alter gibt es keine Grenze. Wir hatten schon einen Kollegen, der mit 28 Jahren eine Ausbildung begonnen hat“, ergänzt Ausbildungsleiterin Antje Frahm.
Praktikum als Sprungbrett in die Ausbildung
Nicht nur für Unternehmen ist ein Praktikum das längste und intensivste Vorstellungsgespräch, das sie führen können, auch für Jugendliche. Im besten Fall ist es der Anfang einer wunderbaren Ausbildungs- und Arbeitsbeziehung, so wie bei John Gremmes. Der 20-Jährige hatte nach dem Ersten allgemeinbildenden Ausbildungsabschluss (ehemals Hauptschulabschluss) eine Fliesenleger-Lehre abgebrochen und längere Zeit gejobbt. „Eine Zukunft habe ich als Hilfskraft für mich nicht gesehen und wollte lieber einen Abschluss machen, gerne im Handwerk. Das Praktikum bei MOBA hat mir gut gefallen. Hier kann ich sehen, was ich den ganzen Tag gemacht hab. Die Kollegen sind nett und das Arbeitsklima ist gut“, berichtet Gremmes.
Nach dem Praktikum hat er bis zum Start seiner Ausbildung zum Metallbauer im August 2025 bei MOBA weiter in Vollzeit gearbeitet und empfiehlt: „Schaut Euch den Arbeitsalltag und den Betrieb an, damit Ihr mit Eurer Entscheidung auf der sicheren Seite seid.“
BA fördert den Übergang von der Schule in die Berufswelt
Bevor junge Menschen sich für einen konkreten Ausbildungsberuf entscheiden, können sie beim Berufsorientierungspraktikum (BoP) für ein bis sechs Wochen einen ersten Einblick in ihren Wunschbetrieb und -beruf erhalten. Liegt bereits ein konkreter Ausbildungswunsch vor, so kann eine vergütete Einstiegsqualifizierung (EQ) zwischen sechs und zwölf Wochen mit direkter Übernahmemöglichkeit absolviert werden. Dabei kann die BA finanzielle Unterstützung anbieten, wie etwa Fahrtkosten bei der EQ oder Kosten der Unterkunft beim BoP während der Praktikumszeit.
Für Jugendliche, die noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, kann die EQ sogar bis zu zwölf Monate dauern und als Brücke in die Berufsausbildung dienen. Es handelt sich um ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis, bei dem zwischen Betrieb und den jungen Menschen ein Vertrag abgeschlossen und eine Vergütung gezahlt wird. Die Unternehmen erhalten von der Agentur für Arbeit beziehungsweise dem Jobcenter einen Zuschuss zur EQ-Vergütung sowie eine Pauschale für Sozialversicherungsabgaben. Teilweise können EQ-Zeiten auf die Ausbildungszeit angerechnet werden. Begleitforschungen belegen, dass 60 bis 75 Prozent der Teilnehmenden in eine Ausbildung einmünden.
Weitere Informationen bietet die Berufsberatung oder die Internetseite www.arbeitsagentur.de/bildung/ausbildung/einstiegsqualifizierung.
Infomöglichkeiten
„Mit einem Praktikum könnt Ihr Eure Ideen einem Realitätscheck unterziehen und den für Euch passenden Beruf finden. Später könnt Ihr damit bei der Bewerbung punkten oder gleich bei dem Betrieb eine Ausbildung starten. Meldet Euch bei der Berufsberatung, wenn Ihr Fragen rund um die Berufswahl oder das Praktikum habt. Auf unserer Seite ‚Bei Anruf Praktikum‘ findet Ihr direkt Betriebskontakte,“ lädt Bornhöft Jugendliche ein.
Diese Internetseiten bieten Tipps und Adressen:
• www.arbeitsagentur.de/bildung/praktikum
• www.arbeitsagentur.de/vor-ort/luebeck/bei-anruf-praktikum
• https://praktikum-hansebelt.de/de/startseite
• https://praktikumsh.de