NRW-Arbeitsmarkt im Februar: Arbeitslosigkeit leicht gestiegen

Im Februar ist die Arbeitslosigkeit in NRW leicht gestiegen. Mit 745.734 Arbeitslosen waren 3.772 Menschen oder 0,5 Prozent mehr arbeitslos gemeldet als einen Monat zuvor. Ein leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit ist im Februar saisonüblich, insbesondere da sich viele junge Menschen nach dem Ende ihrer zwei- oder dreieinhalbjährigen dualen Berufsausbildung in den ersten Monaten des Jahres übergangsweise arbeitslos melden. Die Arbeitslosenquote lag bei 7,6 Prozent und damit 0,1 Prozentpunkt über dem Niveau des Vormonats.

29.02.2024 | Presseinfo Nr. 4

„Der leichte Anstieg der Arbeitslosigkeit im Februar liegt ganz im Rahmen des für NRW Saisonüblichen“, sagte Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. „In diesem Februar war etwas weniger Bewegung am Arbeitsmarkt zu beobachten als in wirtschaftlich stärkeren Jahren. Doch der Arbeitsmarkt bleibt trotz des etwas schwierigeren wirtschaftlichen Umfeldes noch stabil und zeigt eine für die Jahreszeit übliche Entwicklung.“

Den größten Anstieg der Arbeitslosigkeit gab es im Februar durch das Ende der zwei- und dreieinhalbjährigen Ausbildungen, sagte Schüßler. Viele Absolventinnen und Absolventen meldeten sich für eine Übergangszeit arbeitslos: „Angesichts des Bedarfs an qualifizierten Fachkräften wird für diese Absolventen einer Fachkraftausbildung diese Zeit des Übergangs zwischen abgeschlossener Ausbildung und dem vollen Einstieg ins Berufsleben als Fachkraft nicht lange andauern.“ Es sind insbesondere Berufsbilder aus dem gewerblich-technischen Bereich, deren Ausbildungen dreieinhalb Jahre dauern: „Das hat für den Februar eine weitere Auffälligkeit in der Arbeitsmarktstatistik zur Folge“, sagte Schüßler weiter: „Da diese Berufsbilder eher Männer-dominiert sind, trägt die Übergangsarbeitslosigkeit in diesem Bereich dazu bei, dass die Arbeitslosigkeit bei den Männern etwas stärker als bei den Frauen gestiegen ist. Doch auch das ist typisch für den Februar.“

Das im Vergleich zu konjunkturell stärkeren Zeiten etwas schwächere Abschneiden des Arbeitsmarktes erklärt der Blick auf die dynamischen Eckwerte des Arbeitsmarktes: „Hier zeigt sich zunächst wieder eine saisontypische Entwicklung: Mit rund 21 Prozent oder 12.200 Personen haben sich im Februar deutlich weniger Menschen als im Vormonat Januar neu arbeitslos melden müssen.“ Gleichzeitig, sagte Schüßler, konnten wieder mehr Menschen eine Arbeit aufnehmen: „Doch dieses jahreszeitlich zu erwartende Plus fiel etwas schwächer als in den vorhergehenden Jahren aus. Nach wie vor zögern einige Unternehmen angesichts des konjunkturellen Umfeldes mit Neueinstellungen. Hinzu kommt sicherlich auch, dass Stellen nicht besetzt werden konnten, da die gesuchten qualifizierten Arbeitskräfte nicht gefunden wurden.“
Eine Chance für Arbeitsmarkt und Wirtschaft sieht der Arbeitsmarktexperte daher in der Arbeitsmarktintegration ukrainischer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die vor dem russischen Überfall nach Deutschland geflüchtet sind: „In den nächsten Monaten werden in NRW rund 27.000 potentielle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihre Sprach- und Integrationskurse beenden. Diese Menschen sind häufig gut qualifiziert. Wenn es gelingt, dass sie schnell in Arbeit finden, führt das zu einer Entlastung sowohl für den Arbeitsmarkt als auch für Unternehmen, die aufgrund personeller Engpässe auf der Stelle treten.“

In vielen Kommunen in NRW finden derzeit Job-Tage, Stellenbörsen und Job-Messen statt, um die Menschen aus der Ukraine mit Betrieben zusammenzubringen, berichtete Schüßler. „Aktuell arbeiten in NRW über 30.000 Ukrainerinnen und Ukrainer in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Das ist ein Plus von rund 20.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs. Hinter ihnen stehen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die gute Erfahrungen machen. Sie sind Vorbilder für andere Unternehmen, die zum Beispiel an den Jobbörsen teilnehmen.“

Von vielen dieser positiven Beispiele könne man lernen, ist Schüßler überzeugt: „Zum Beispiel, wie man scheinbare Hindernisse pragmatisch aus dem Weg räumen kann. Dazu gehört nicht selten, dass Sprachkenntnisse noch nicht hundertprozentig sind und damit die Einstellung erschweren. Doch daran lässt sich mit der passenden Unterstützung gut arbeiten. Zumal, da sich im beruflichen Alltag Sprache am besten lernen lässt.“ Als Beispiel für eine praxisnahe Unterstützung nannte Schüßler die neuen berufsbegleitenden Sprachkurse des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), die es ermöglichen, gleichzeitig im Beruf wie auch in der dazu gehörenden beruflichen Sprache Fuß zu fassen: “Diese Sprachkurse sind ein gutes Beispiel für die gute Zusammenarbeit aller beteiligten Partnerinnen und Partner auf Bundesebene. Auch landesweit und regional stehen wir mit allen Partnern am Arbeits- und Ausbildungsmarkt in Kontakt, um gemeinsam passende Lösungen zu finden – damit Integration schnell gelingt.“

Berufsbegleitend, also parallel zur Arbeitsaufnahme, kann auch eine fehlende berufliche Qualifikation in kurzer Zeit nachgeholt werden: „Die Arbeitnehmerin oder der Arbeitnehmer ist dann schon einmal in Arbeit, wenn auch vielleicht vorübergehend noch nicht mit allen Aufgaben betraut. Sie oder er verliert keine wertvolle Zeit beim Ankommen und bei der Integration. Zugleich hat das Unternehmen Zeit gewonnen und kann die Mitarbeiterin, den Mitarbeiter schon einmal einarbeiten.“

Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung

Mit landesweit 745.734 Arbeitslosen lag die Arbeitslosigkeit in NRW im Vergleich zum Vorjahr um 5,7 Prozent oder 40.541 Personen höher. Im Vergleich zum Vormonat stieg die Arbeitslosigkeit um 0,5 Prozent oder 3.772 Menschen. Damit stieg die Arbeitslosenquote im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Punkte auf 7,6 Prozent. Das waren 0,4 Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor.

Den größten Anstieg der Arbeitslosigkeit gab es mit 4,0 Prozent oder 2.445 gemeldeten Arbeitslosen bei jungen Menschen unter 25 Jahren. Die Jugendarbeitslosigkeit stieg auf 63.213 arbeitslos gemeldete Personen. Das waren 4.454 Personen oder 7,6 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Während die Arbeitslosigkeit von Männern um 0,9 Prozent oder 3.600 Personen zugenommen hat, waren nur 0,1 Prozent oder 172 Frauen mehr arbeitslos als einen Monat zuvor. Ein Grund ist auch hier das Ende der drei- und zweieinhalbjährigen Ausbildungen, hinter denen häufig technische Berufsausbildungen stehen, die statistisch eher von jungen Männern absolviert werden.

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit fiel stärker im Aufgabenbereich der Agenturen für Arbeit, dem Arbeitslosengeld, aus. Hier stieg die Zahl der Arbeitslosen im Monatswechsel um 2.691 Menschen oder 1,2 Prozent auf 222.322 Personen. Vor einem Jahr waren in den Arbeitsagenturen 12,1 Prozent oder 23.959 Personen weniger arbeitslos gemeldet.

Im Aufgabenbereich der Jobcenter, dem Bürgergeld bzw. der Grundsicherung für Arbeitssuchende nach dem Sozialgesetzbuch II (SGB II), stieg die Arbeitslosigkeit weniger stark um nur 0,2 Prozent oder 1.081 Personen auf nun 523.412 Arbeitslose. Das waren 3,3 Prozent oder 16.582 Menschen mehr als vor einem Jahr.

Stärker als die Arbeitslosigkeit hat im Februar die Unterbeschäftigung zugelegt. Sie setzt sich zusammen aus der Zahl der Menschen, die arbeitslos gemeldet sind und denjenigen, die Arbeitslosengeld oder Bürgergeld erhalten, dem Arbeitsmarkt jedoch nicht zur Verfügung stehen und daher nicht als arbeitslos gelten. Das kann zum Beispiel sein, wenn sie an einer abschlussorientierten Fördermaßnahme teilnehmen. Als unterbeschäftigt, aber nicht arbeitslos galten im Februar 217.370 Personen. Zählt man die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen hinzu, erhält man die gesamte Unterbeschäftigung: Landesweit galten im Februar 963.104 Menschen als unterbeschäftigt. Das waren 7.309 Personen oder 0,8 Prozent mehr als einen Monat zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl unterbeschäftigter Menschen um 29.028 Personen oder 3,1 Prozent.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung

Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten hat im Dezember, dem aktuellen Datenstand für die Beschäftigung, gegenüber dem Vormonat leicht abgenommen, liegt aber weiterhin über dem Wert von vor einem Jahr. Im Dezember waren in NRW laut erster Hochrechnung 7.350.800 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 0,5 Prozent oder 36.400 weniger als einen Monat zuvor, aber gleichzeitig 36.600 Personen oder 0,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Zum Vergleich: Vor zehn Jahren, im Dezember 2013, lag die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem sozialversicherungspflichtigen Job bei 6.272.617 Personen und damit fast 1,1 Millionen Beschäftigte niedriger.

Vor allem qualifizierte Arbeitskräfte gesucht

Im Februar ist die Nachfrage nach Arbeitskräften bei den Arbeitsagenturen wieder gestiegen. Mit 138.343 gemeldeten offenen Stellen lag der Bestand um 1,2 Prozent oder 1.684 Stellen über dem Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das weiterhin ein Minus: Vor zwölf Monaten waren bei den Arbeitsagenturen in NRW 14.248 oder 9,3 Prozent offene Stellen mehr gemeldet. Neu gemeldet wurden im Februar von Unternehmen 28.567 Stellen.

Der Arbeitsmarkt in NRW ist zweigeteilt: Die Unternehmen suchen vor allem qualifizierte Arbeitskräfte. Die Mehrzahl der arbeitslosen Bewerberinnen und Bewerber verfügt jedoch nur über geringe Qualifikationen.

In den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern waren im Februar 80.398 offene Stellen für Fachkräfte auf dem Niveau der dualen Berufsausbildung gemeldet. Das waren 58,1 Prozent aller angezeigten offenen Stellen. Diesen standen 198.827 arbeitslose Fachkräfte gegenüber. Auf 100 offene Stellen für qualifizierte Fachkräfte mit einer abgeschlossenen dualen Berufsausbildung kamen damit rein statistisch im Februar 247 Bewerberinnen und Bewerber.

Für Menschen ohne (aktuelle) Ausbildung ist das Angebot deutlich geringer: 29.756 Stellen oder mit 21,5 Prozent nur wenig mehr als ein Fünftel aller Arbeitsangebote waren für Helfertätigkeiten ausgeschrieben, also für an- und ungelernte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Ohne eine (aktuelle) Ausbildung arbeitslos gemeldet waren hingegen mit 56,4 Prozent über die Hälfte aller Arbeitslosen oder 420.336 Menschen. Hier kamen auf 100 offene Stellen für Helferinnen und Helfer 1.413 Bewerberinnen und Bewerber.

Nicht berücksichtigt wird bei der statistischen Betrachtung, ob Angebot und Nachfrage auch räumlich und inhaltlich zueinander passen, also die gesuchten Berufe und die angebotenen zueinander passen oder Angebot und Nachfrage auch in derselben Region liegen.

Ukrainische Kriegsgeflüchtete in NRW

Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar 2022 konnten viele der nach Deutschland geflohenen Ukrainerinnen und Ukrainer eine Beschäftigung in NRW aufnehmen.

Im Dezember 2023 – dem aktuellen Datenstand für die Beschäftigung – arbeiteten in NRW 39.500 Ukrainerinnen und Ukrainer. Das waren 27.800 ukrainische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr als vor dem Beginn des Krieges.

Sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren 30.100 Ukrainerinnen und Ukrainer. Seit Beginn des Krieges stieg damit die Zahl der sozialversicherungspflichtigen ukrainischen Beschäftigten um rund 20.100 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Arbeitslos gemeldet waren im Februar in NRW 43.335 ukrainische Staatsangehörige. Das waren 41.401 mehr als vor dem Beginn des Krieges im Februar 2022.

Der Arbeitsmarkt in den NRW-Regionen im Februar

Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit zeigte sich in NRW landesweit in einem saisonüblichen Rahmen. In zehn der 30 Agenturbezirke sank sie leicht, in den übrigen kam es zu leichten Anstiegen.

Im Ruhrgebiet sank die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen leicht um 0,1 Prozent oder 271 Personen. Mit 252.615 Arbeitslosen waren im Februar 8.705 Personen oder 3,6 Prozent mehr arbeitslos gemeldet als vor einem Jahr. Die Quote lag im abgelaufenen Monat bei 10,2 Prozent und auf dem Vormonatsniveau. Vor zwölf Monaten lag sie 0,3 Punkte niedriger.

Im Bergischen Land waren im Februar 123 Menschen oder 0,2 Prozent mehr arbeitslos gemeldet, als einen Monat zuvor. Mit 70.574 Arbeitslosen waren 2.873 Personen oder 4,2 Prozent mehr arbeitslos gemeldet als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote legte um 0,1 Punkte zu auf 7,2 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 6,9 Prozent.

In Südwestfalen stieg die Arbeitslosigkeit im Februar um 0,5 Prozent oder 239 Personen auf nun 46.761 Arbeitslose. Vor einem Jahr waren 3.896 Menschen oder 9,1 Prozent weniger arbeitslos gemeldet. Die aktuelle Arbeitslosenquote liegt bei 6,0 Prozent – und bleibt damit auf dem Niveau des Vormonats. Vor einem Jahr lag sie um 0,5 Punkte niedriger.

Im Münsterland stieg die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat um 0,8 Prozent oder 379 Personen auf 46.627 arbeitslos gemeldete Menschen. Das waren 4.229 Personen oder 10,0 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote blieb im Vergleich zum Vormonat bei 4,9 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote 0,4 Punkte niedriger.

Im Rheinland waren im Februar im Vergleich zum Vormonat mit 258.465 Arbeitslosen 2.487 Personen oder 1,0 Prozent mehr arbeitslos. Vor einem Jahr lag die Arbeitslosigkeit um 14.541 Personen oder 6,0 Prozent niedriger. Die Quote blieb auf dem Vormonatsniveau bei 7,3 Prozent. Vor zwölf Monaten betrug sie 7,0 Prozent.

In Ostwestfalen-Lippe stieg die Zahl der Arbeitslosen im Februar um 1,2 Prozent oder 815 Personen auf 70.692 arbeitslos gemeldete Menschen. Vor einem Jahr waren in Ostwestfalen 9,8 Prozent oder 6.297 Menschen weniger arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote stieg im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Punkte auf 6,2 Prozent. Vor einem Jahr lag sie um 0,5 Punkte niedriger.

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