Ausbildungsmarkt in NRW Steigendes Interesse an Berufsausbildungen

Das Interesse an einer dualen Berufsausbildung ist unter jungen Menschen in NRW weiterhin hoch. Bis Ende April meldeten sich bei den Arbeitsagenturen 86.215 Bewerberinnen und Bewerber, 3.132 oder 3,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Diese treffen auf ein abnehmendes Angebot bei den Unternehmen. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber boten im selben Zeitraum 88.878 Ausbildungsplätze an – ein Minus im Vergleich zum Vorjahr von 3.524 oder 3,8 Prozent.

30.04.2025 | Presseinfo Nr. 10

„Eine duale Berufsausbildung steht bei Schülerinnen und Schülern hoch im Ansehen“, sagte Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. „Im dritten Jahr nach der Pandemie steigt die Zahl der Jugendlichen, die eine duale Berufsausbildung absolvieren möchten – und bestätigt damit den Trend der beiden vorhergehenden Jahre.“

Mit Sorge sieht Schüßler hingegen die Entwicklung bei den angebotenen Ausbildungsstellen. „Die schwierige wirtschaftliche Lage der Unternehmen hinterlässt ihre deutlichen Spuren am Ausbildungsmarkt. Während die Zahl der jungen Menschen, die eine Ausbildung beginnen möchten spürbar zugenommen hat, nimmt die Zahl der angebotenen Stellen weiter ab. Im Vergleich zum Vorjahr liegt die Zahl der gemeldeten Stellen um 3.500 oder fast 4,0 Prozent tiefer. Es sind sogar fast 7,0 Prozent oder 6.500 Angebote weniger als vor zwei Jahren.“

Die Unternehmen stehen vor einer „Zwickmühle“, sagte der Ausbildungsmarktexperte: „Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber machen sich die Entscheidung nicht leicht. Eine Berufsausbildung dauert drei oder dreieinhalb Jahre – eine lange Zeit, auf die sich Unternehmen verpflichten. Zwar wissen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, dass sie angesichts der demografischen Entwicklung die Ausbildung des Nachwuchses nicht auf die lange Bank schieben können. Viele kämpfen schließlich heute schon darum, ihre Fachkraftstellen besetzt zu bekommen. Doch auf der anderen Seite steht angesichts der Wirtschaftsdaten die Zurückhaltung, ein so langes vertragliches Verhältnis einzugehen.“

Am Ausbildungsmarkt ist auch noch mit einiger Bewegung am Ausbildungsmarkt zu rechnen, sagte Schüßler weiter: „Am Arbeitsmarkt hat sich im April die Lage aufgehellt – wir werden sehen, ob sich in den kommenden Monaten die Personalplanung für die Ausbildung von Nachwuchs auch optimistischer entwickelt. Ungewöhnlich wäre das nicht. Gerade kleinere Betriebe entscheiden sich häufig später, ob und wie viele junge Menschen sie in die Ausbildung nehmen.

Der erste Schritt zur Ausbildung ist für viele Unternehmen das Praktikum: „Wir sehen in NRW sehr deutlich, wie der Stellenwert des Praktikums immer weiter wächst. Das Praktikum ist für junge Menschen wichtiger als der gelungene Social Media-Auftritt. In diesem Jahr empfehlen wir Ausbilderinnen und Ausbildern, verstärkt auf Praktika zu setzen.“ Denn aufgrund der im kommenden Jahr anstehenden Umstellung von G8 auf G9 an den Schulen wird beinahe ein ganzer gymnasialer Abi-Jahrgang wegfallen: „Dann wird es für Ausbilderinnen und Ausbilder absehbar schwieriger, ihre Nachwuchsplätze zu besetzen. Die entstehende Lücke wird sich auf den gesamten Ausbildungsmarkt auswirken. Umso wichtiger ist es, den möglichen Nachwuchs zum Beispiel durch die Möglichkeit, Praktika zu machen, schon frühzeitig an das Unternehmen zu binden. Davon können beide Seiten erheblich profitieren!“

Der Ausbildungsmarkt im April 2025 in Zahlen

Seit Oktober haben Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bei den Agenturen für Arbeit in NRW 88.878 Berufsausbildungsstellen, darunter 88.075 betriebliche gemeldet. Insgesamt sind damit bis Ende April 3.524 Stellen (3.520 betriebliche) oder 3,8 Prozent weniger gemeldet worden als im selben Zeitraum des Vorjahres – und 6.550 (6.267 betriebliche) oder 6,9 Prozent weniger als vor zwei Jahren im selben Zeitraum.

Rechnerisch kamen Ende April landesweit auf hundert angebotene betriebliche Ausbildungsstellen 98 Bewerberinnen und Bewerbern. Im vergangenen Jahr waren es zu diesem Zeitpunkt 91, vor zwei Jahren 86. Von den gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen waren im April noch 51.726 unbesetzt. Das waren 3.494 oder 6,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Zahl unversorgter junger Menschen nahm hingegen zu – um 5.203 Personen oder 12,3 Prozent auf derzeit noch 47.387 Bewerberinnen und Bewerber, die in diesem Jahr eine Ausbildung beginnen wollen. Rechnerisch kamen auf hundert unbesetzte Stellen landesweit 92 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber.

Noch auf der Ausbildungssuche, aber mit einer Alternative im Blick, falls es mit dem Ausbildungsplatz nicht klappt, waren im April 9.273 Jugendliche. Die Gesamtzahl der Bewerberinnen und Bewerber, die noch keine Ausbildungsstelle gefunden haben, aber weiterhin suchen, liegt damit bei 56.660 jungen Leuten.

Der Ausbildungsmarkt in den Regionen

Regional zeigen sich zum Teil deutliche Unterschiede. So wurden zum Beispiel im Ruhrgebiet 1,2 Prozent oder 280 Stellen mehr als im vergangenen Jahr angeboten, während in Ostwestfalen-Lippe der Rückgang 11,7 Prozent oder 1.387 stellen beträgt. Ein weiteres Beispiel ist der Anstieg bei den Bewerberinnen und Bewerbern im Rheinland um 4,8 Prozent oder 1.335 jungen Menschen. Im selben Zeitraum ging in Südwestfalen die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber um 1,9 Prozent oder 109 Personen zurück.

Im Rheinland gab es Ende April ein Plus bei den Bewerberinnen und Bewerbern. Hier meldeten sich seit Oktober insgesamt 29.190 junge Menschen mit Interesse an einem Ausbildungsplatz, 1.335 Personen oder 4,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Als unversorgt galten Ende April noch 16.789 Jugendliche. Dem standen 16.887 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Insgesamt wurden im Rheinland bis Monatsende 29.257 duale Ausbildungsplätze angeboten – 1,6 Prozent oder 488 weniger als vor einem Jahr.

Im Ruhrgebiet waren im April 24.893 Bewerberinnen und Bewerbern und damit 1.191 oder 5,0 Prozent mehr gemeldet als vor einem Jahr. 14.110 junge Menschen galten als unversorgt. Diesen standen 13.492 unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber. Insgesamt wurden im Ruhrgebiet seit Oktober 23.033 Stellen angeboten. Das waren im Vergleich zum Vorjahr 280 oder 1,2 Prozent mehr.

Im Bergischen Land meldeten sich 8.094 Jugendliche mit Interesse an einer Berufsausbildung in der Arbeitsagentur oder dem Jobcenter – 384 Personen oder 5,0 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen sank hingegen um 734 oder 9,5 Prozent auf 6.992. Von diesen Stellen sind aktuell noch 4.159 unbesetzt. Dem stehen aktuell 4.763 unversorgte Jugendliche gegenüber.

In Ostwestfalen-Lippe wurden 1.387 Ausbildungsplätze oder 11,7 Prozent weniger als vor einem Jahr angeboten. Insgesamt wurden seit Oktober 10.448 Ausbildungsstellen gemeldet. Unbesetzt waren Ende April noch 5.950. Im gleichen Zeitraum meldeten sich 11.146 Interessenten an einer Ausbildung bei den Agenturen für Arbeit. Das waren 261 Jugendliche oder 2,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Noch unversorgt waren 5.511 Bewerberinnen und Bewerber.

Im Münsterland wurden bis Ende April 9.950 Stellen angeboten, 1.068 oder 9,7 Prozent weniger als zum selben Zeitpunkt vor einem Jahr. 7.205 Bewerberinnen und Bewerber meldeten sich bei den Arbeitsagenturen, 70 Personen mehr als im Vorjahr. Unbesetzt waren noch 5.679 Stellen. Diesen standen 3.364 noch unversorgte Jugendliche gegenüber.

In Südwestfalen sank die Zahl der Jugendlichen, die eine Ausbildung suchten. 5.687 Bewerberinnen und Bewerber waren 109 junge Menschen oder 1,9 Prozent weniger als vor einem Jahr. Ende April galten davon noch 2.850 Personen als unversorgt. 9.198 Ausbildungsstellen wurden seit Oktober gemeldet, 127 oder 1,4 Prozent weniger als vor einem Jahr. Noch unbesetzt waren im April 5.559.

Weitere Informationen

Detaillierte statistische Daten und Grafiken zum Ausbildungsmarkt 

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