„Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit ist in NRW im Mai hinter den Erwartungen zurückgeblieben“, sagte Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. „Die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung wirkt sich damit weiter deutlich auf den Arbeitsmarkt aus.“ Vor einem Jahr war die Arbeitslosigkeit im Mai um rund 4.000 Personen zurückgegangen. Das entsprach dem langjährigen Schnitt der vergangenen zehn Jahre. „Wenn wir die Pandemie-Jahre herausrechnen, blicken wir im langjährigen Durchschnitt auf einen noch größeren Rückgang der Arbeitslosigkeit im Mai zurück. Damit verglichen fällt die Frühjahrsbelebung in diesem Jahr schwächer aus.“ Die konjunkturell angespannte Situation in vielen Unternehmen zeigt sich laut Schüßler unter anderem bei einer geringeren Nachfrage nach Arbeitskräften: „Im zurückliegenden Monat hat die NRW-Wirtschaft nur rund 22.000 Stellen neu zur Vermittlung gemeldet. Vor einem Jahr wurden zum Beispiel fast 3.000 Stellen mehr gemeldet. Da die Nachfrage konstant niedriger ist als in den vergangenen Jahren, nimmt auch der Bestand der insgesamt offenen Stellen weiter ab. Aktuell sind mit rund 127.000 gemeldeten Stellen fast 11.000 weniger als vor einem Jahr zur Besetzung ausgeschrieben.“
„Dennoch: Auch wenn die konjunkturelle Ausgangssituation nicht günstig ist, bieten sich arbeitsmarktpolitisch weiterhin eine Vielzahl von Chancen“, ist Arbeitsmarktexperte Schüßler überzeugt. „Neben der Arbeitslosigkeit bestehen weiterhin Fachkräftelücken. Auch deshalb konnten im Mai mit 40.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern 2.500 Menschen mehr eine neue Arbeit antreten, als noch vor einem Jahr. Das dürfen wir nicht aus dem Blick verlieren, sondern müssen differenziert auf den Arbeitsmarkt blicken. Bei den Agenturen für Arbeit sind eine Vielzahl von qualifizierten Fachkräften gemeldet, insbesondere auch für die Vermittlung in Engpassberufe.“
Schüßler hob hervor, dass sich die größten Herausforderungen für Menschen ohne aktuelle Qualifikationen stellen. „Vor zwei Jahren waren es noch fast 21,8 Prozent der Stellen, die auf sogenannte Helferjobs entfielen. Mittlerweile sind es nur noch 19,7 Prozent – und das, obwohl die Zahl aller Stellenangebote zurückgeht. Wenn wir Unternehmen fragen, bei welchen Stellen die Besetzung erst einmal aufgeschoben worden ist oder welche sogar wegfallen könnten, erhalten wir häufig zur Antwort, dass es die sind, die weniger Anforderungen an die Qualifikation stellen.“
Dies entspricht einem weiteren Trend, der ebenfalls Einfluss auf den geringeren Rückgang der Arbeitslosigkeit nimmt: „Die Agenturen für Arbeit und Jobcenter können derzeit nur deutlich weniger betriebliche Eingliederungsmaßnahmen vermitteln als üblich, zu denen zum Beispiel die Übernahme der Kosten für die Einarbeitung in einem Betrieb gehört.“ Diese Programme fördern die Aufnahme von Beschäftigungen arbeitsloser Menschen, indem sie etwa durch die Übernahme von Entgeltanteilen in der Anfangsphase einer neuen Beschäftigung Unternehmen dazu motivieren, auch potentiellen neuen Mitarbeitenden eine Chance zu geben, die zunächst den Anforderungen nicht entsprechen. Im Mai gab es 18.211 Förderungen dieser Art, das waren 3.908 oder 17,7 Prozent weniger als vor einem Jahr: „Die Eingliederung von Menschen ohne ausreichende Qualifikation ist schwieriger geworden. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sind sichtbar zurückhaltender als in früheren Jahren. In der Konsequenz bleiben daher viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer arbeitslos, statt – unterstützt durch eine Förderung – in den Beruf zurückzukehren.“
Im Resultat verfestigt sich der Trend zum zweigeteilten Arbeitsmarkt, sagte Schüßler: „Die berufsspezifische Arbeitslosenquote für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die eine Fachkraftstelle anstreben, lag zuletzt bei 4,3 Prozent, die bei Menschen, die eine Helferstelle suchen, bei 21 Prozent. So lange es weniger gut gelingt, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ohne aktuelle Qualifikation in Arbeit zu bringen und gegebenenfalls nachzuschulen, wird sich die Schere zwischen Angebot und Nachfrage kaum schließen lassen.“
Doch mit Blick auf die aktuellen Arbeitsmarktdaten vom Mai sieht Schüßler auch eine positive Entwicklung: „Die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die eine berufliche Weiterbildung absolvieren, liegt aktuell bei 54.000 Personen – und damit um fast 3.300 höher als im Vergleich zum Vorjahr.“
Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung
780.998 Menschen waren im Mai in NRW arbeitslos gemeldet, 792 Personen oder 0,1 Prozent weniger als einen Monat zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr lag die Arbeitslosigkeit um 42.078 Arbeitslose oder 5,7 Prozent höher. Die Arbeitslosenquote blieb bei 7,8 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 7,4 Prozent.
Demgegenüber sank die Zahl der unterbeschäftigten Menschen im Vergleich zum Vormonat um 0,8 Prozent oder 7.787 Personen. Landesweit galten 958.179 Menschen als unterbeschäftigt. Vor einem Jahr waren es 4.739 Personen oder 0,5 Prozent weniger. Zur Unterbeschäftigung zählen nicht nur arbeitslose Menschen. Wer zum Beispiel an einer abschlussorientierten Maßnahme teilnimmt und deshalb dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung steht, wird, auch wenn er Bürgergeld oder Arbeitslosengeld erhält, nicht als arbeitslos gezählt. Als unterbeschäftigt, aber nicht arbeitslos galten im Mai 177.181 Personen. Das waren 6.995 Kundinnen und Kunden von Arbeitsagenturen und Jobcenter weniger als im Vormonat.
Junge Menschen unter 25 Jahren hatten im Mai den größten Anteil am Rückgang der Arbeitslosigkeit. Die Jugendarbeitslosigkeit sank um 1,7 Prozent oder 1.148 Personen auf 64.742 arbeitslose Menschen. Die Quote betrug im Mai 6,1 Prozent, damit 0,1 Punkte weniger als einen Monat zuvor.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung
Im März, dem aktuellen Datenstand für die Beschäftigung, waren in NRW 7.360.400 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 2.800 Personen mehr als im Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Beschäftigten um 31.900 Personen oder 0,4 Prozent. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren, im März 2014, lag die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem sozialversicherungspflichtigen Job noch rund eine Million Beschäftigte niedriger.
Wenige offene Stellen für Helferinnen und Helfer
Im Mai wurden in NRW 21.959 offene Stellen neu gemeldet. Das waren 16,9 Prozent oder 4.464 weniger als im Vormonat. Damit schrumpfte auch der Bestand der zur Vermittlung gegebenen Stellen auf jetzt 126.861 Arbeitsstellen. Vor einem Jahr gab es in NRW noch 10.778 oder 7,8 Prozent offene Stellen mehr.
59,7 Prozent aller angezeigten offenen Stellen richteten sich an Fachkräfte mit einer Berufsausbildung. Doch nur 26,7 Prozent aller Bewerberinnen und Bewerber sind Fachkräfte. Auf 75.677 angebotene Fachkraftstellen kommen damit 208.533 qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, auf 100 Stellen damit 276 Bewerberinnen und Bewerber. Arbeitsstellen für Helfer, die keine aktuelle Qualifikation bzw. keinen Abschluss voraussetzen, sind seltener. 24.985 sind derzeit für die Vermittlung gemeldet, anteilig 19,7 Prozent aller Stellen. Gleichzeitig sind 56,3 Prozent aller Arbeitslosen, konkret 439.823 Menschen, ohne aktuelle Qualifikation. Hier lag die Relation im März bei 1.760 Arbeitslosen auf 100 offene Stellen.
Der Arbeitsmarkt in den NRW-Regionen im Mai 2025
Im Rheinland sank die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Prozent oder 559 Personen. Mit nun 271.186 Arbeitslosen waren im Vergleich zum Vorjahr 14.516 Personen oder 5,7 Prozent mehr arbeitslos gemeldet. Die Quote sank um 0,1 Punkte auf 7,5 Prozent. Vor zwölf Monaten lag sie bei 7,2 Prozent.
Im Bergischen Land waren im Mai 230 Personen oder 0,3 Prozent weniger arbeitslos gemeldet als einen Monat zuvor. Insgesamt lag die Arbeitslosigkeit bei 76.257 Personen – das waren 5.924 Arbeitslose oder 8,4 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Punkte auf 7,6 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 7,1 Prozent.
In Südwestfalen sank die Arbeitslosigkeit im Monatswechsel um 0,5 Prozent oder 225 Personen auf 49.119 Arbeitslose – 2.586 Personen oder 5,6 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Quote blieb auf 6,3 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 5,9 Prozent.
In Ostwestfalen-Lippe sank die Zahl der Arbeitslosen zum Vormonat um 0,2 Prozent oder 180 Personen auf 73.293 Arbeitslose. Das waren 2.930 Personen oder 4,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Quote blieb bei 6,3 Prozent – 0,2 Punkte mehr als vor zwölf Monaten.
Im Münsterland ging die Arbeitslosigkeit um 89 Personen oder 0,2 Prozent zurück. 48.607 arbeitslos gemeldeten Männer und Frauen bedeuteten im Vorjahresvergleich 2.379 Arbeitslose oder 5,1 Prozent plus. Die Arbeitslosenquote blieb gleich zum Vormonat bei 5,1 Prozent – und lag damit um 0,3 Punkte höher als im Vorjahr.
Im Ruhrgebiet stieg die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Prozent oder 491 Personen auf nun 262.536 arbeitslos gemeldete Menschen. Damit waren 13.743 Personen oder 5,5 Prozent mehr arbeitslos gemeldet als vor einem Jahr. Die Quote sank um 0,1 Punkte auf 10,4 Prozent und lag 0,5 Punkte über dem Vorjahr.
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