„Die duale Berufsausbildung in Deutschland ist weltweit eine der besten Eintrittskarten in das Berufsleben – und davon gibt es in NRW aktuell noch fast 44.000 zu vergeben“, sagte Dirk Strangfeld, Geschäftsführer der Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen der Bundesagentur für Arbeit. „Mir ist es sehr wichtig, das hervorzuheben. Auch wenn die Wirtschaft derzeit weniger Ausbildungsplätze aufgrund der konjunkturellen Krise anbietet und es dadurch schwerer wird, den passenden Ausbildungsplatz zu finden: Es lohnt sich trotzdem, sich weiter zu bewerben – jetzt, im Endspurt am Ausbildungsmarkt. Denn jede aktuell noch unbesetzte Stelle ist eine Chance auf den erfolgreichen Berufseinstieg, die man nutzen sollte!“ Unterstützung gibt es dazu von den Berufsberatungen der Arbeitsagenturen, so Strangfeld weiter: „Auch in den Sommerferien bieten die Berufsberatungen in NRW jungen Menschen die volle Unterstützung an. Denn uns ist es wichtig, dass keine Zeit verloren geht und keine unnötigen Warteschleifen entstehen. Die Berufsberatungen unterstützen zum Beispiel individuell bei Bewerbungen, helfen dabei, auf dem lokalen Ausbildungsmarkt die richtige Orientierung zu finden und vermitteln auch den Kontakt zu Unternehmen.“ Viele Agenturen böten gemeinsam mit weiteren Partnern außerdem besondere Sommeraktionen im Rahmen des „Sommers der Berufsausbildung“ an.
Zahl der Ausbildungsangebote rückläufig
Insgesamt sieht Strangfeld den Ausbildungsmarkt noch in Bewegung. Viele Unternehmen hätten bis jetzt ihren Nachwuchs noch nicht gefunden, andere entschlössen sich erst spät, am Ausbildungsmarkt aktiv zu werden. Von Oktober bis Ende Juni wurden in NRW 94.586 Ausbildungsplätze bei den Arbeitsagenturen gemeldet. Das waren 4.006 oder 4,1 Prozent weniger als vor einem Jahr. Auch aufgrund dieses Rückgangs der Gesamtzahl der Stellen (93.671 waren betrieblich, das ist ein Rückgang um 4.022 oder ebenfalls 4,1 Prozent zum Vorjahr) appellierte der Ausbildungsmarktexperte an Unternehmen und Betriebe, ihre freien Ausbildungsplätze zu besetzen und, wenn möglich, noch weitere anzubieten: „Vielen Unternehmen fehlen bereits die Fachkräfte. Wer jetzt zögert, in den Nachwuchs zu investieren, wird bereits im nächsten Jahr vor noch größeren Herausforderungen stehen. Denn mit dem Wechsel von G8 auf G9 werden im kommenden Jahr erheblich weniger junge Menschen das Gymnasium mit einem Abitur abschließen. Das wird Auswirkungen auf den ganzen Ausbildungsmarkt haben.“
Mehr Bewerberinnen und Bewerber als im Vorjahr
Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber um einen Ausbildungsplatz hat auch in diesem Jahr weiter zugelegt. Seit Oktober meldeten sich bei den Arbeitsagenturen und Jobcenter 96.860 junge Menschen, 3.247 Bewerberinnen und Bewerber oder 3,5 Prozent mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres. Dass die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber zugelegt hat, ist kein Zufall, ist Strangfeld überzeugt: „Das kommt nicht von ungefähr. Die Berufsberatung hat gemeinsam mit den Partnerinnen und Partnern am Ausbildungsmarkt junge Menschen gewinnen und von den beruflichen Perspektiven der dualen Ausbildung überzeugen können. Die Ausbildung ist heute populärer als noch vor wenigen Jahren. Das ist unbedingt eine Chance für Unternehmen!“
Unversorgt sind aktuell noch 40.497 Bewerberinnen und Bewerber, 5.495 Personen oder 15,7 Prozent mehr als vor einem Jahr. Weiterhin auf der Suche, jedoch schon mit einer Alternative, sind 10.460 Jugendliche – 361 Personen oder 3,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt liegt das Verhältnis aller in diesem Vermittlungsjahr gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen bei 100 betrieblichen Stellen zu 103 Bewerberinnen und Bewerber. „Es braucht in der Regel drei Jahre, bis junge Menschen ausgelernte Fachkräfte sind“, sagte Strangfeld: „Das ist einerseits eine lange Zeitspanne. Wir verstehen angesichts der wirtschaftlichen Risiken gut, warum derzeit viele Unternehmen zögern, sich für eine so lange Zeit zu binden. Andererseits: Wer sich jetzt gegen die Ausbildung entscheidet, hat die neue Fachkraft frühestens in vier oder mehr Jahren. Das muss man auch sehen! Außerdem packen die jungen Menschen bis dahin auch tatkräftig im Unternehmen mit an.“
Auch für Unternehmen lohne sich der Kontakt zur Arbeitsagentur: „Für beide Seiten im Ausbildungsverhältnis, für die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sowie die Azubis, sind die Möglichkeiten der Berufsberatungen interessant, die Vermittlung und dann auch das Gelingen der Ausbildung zu unterstützen – auch mit einer Förderung. Das geht zum Beispiel mit der assistierten Ausbildung, die von der Nachhilfe bis zum Coaching vieles möglich macht.“ Mit dem Blick auf das Gesamtbild sei er, sagte Strangfeld, „überzeugt, dass für Jugendliche auf Ausbildungssuche sowie für Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern sich noch viele gute Chancen bieten, erfolgreich zusammenzufinden. Lassen Sie diese nicht verstreichen!“
Informationen und Grafiken im Anhang zur Presseinformation zu den Themen:
- Entwicklung Ausbildungsstellen seit 2019
- Entwicklung unbesetzte Ausbildungsstellen
- Alter und Schulabschluss der Bewerberinnen und Bewerber
- Top 10 der Berufe und Ausbildungswünsche
- Ausbildungsmarkt in den NRW-Regionen und Agenturbezirken
Weiterführende Informationen im Internet
Ausbildungsreport NRW: ausführlicher statistischer Bericht und weitere Grafiken zum Ausbildungsmarkt.
Check-U – Das Erkundungstool für Ausbildung und Studium bietet die Möglichkeit, persönlichen Stärken und Interessen zu testen und herauszufinden, welche Ausbildungen oder Studienfelder dazu passen.
Immer mehr junge Menschen bleiben ihrem erlernten Beruf treu: Kurzbericht des IAB, der die die Betriebs- und Berufstreue von Absolventinnen und Absolventen in der dualen Ausbildung am Beispiel Handwerk untersucht.