„Der geringfügige Anstieg der Arbeitslosigkeit im Februar ist absolut saisontypisch“, sagte Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Bundesagentur für Arbeit in NRW. „Die Jugendarbeitslosigkeit stieg im vergangenen Monat wie immer in dieser Jahreszeit deutlich – in diesem Jahr um 3,0 Prozent.“ Dabei geht es, so der Arbeitsmarktexperte weiter, vorwiegend um junge Menschen, die ihre duale Berufsausbildung nach dreieinhalb Jahren beendet haben. „Diese dreieinhalbjährigen Ausbildungen umfassen vor allem Berufsbilder aus dem gewerblich-technischen Bereich. Wir sprechen also von jungen Fachkräften, die beste Chancen haben, in den kommenden Monaten mit ihrer ersten Anstellung als vollausgebildete Fachkraft auch ihre kurzfristige Arbeitslosigkeit zu beenden.“
Die angespannte konjunkturelle Situation in der Wirtschaft führt zu einer deutlichen Zweiteilung des Arbeitsmarktes nach Art der beruflichen Qualifikation: „Die Nachfrage von Unternehmen nach Fachkräften ist weiterhin hoch. Zwar hinterlässt die schwache Konjunktur auch am Fachkräftemarkt eine leichte Eintrübung. Doch statistisch sind die Auswirkungen gering. Auf eine Stelle kommen landesweit weniger als drei qualifizierte Bewerber. Gleichzeitig konkurrieren über 17 Bewerberinnen und Bewerber um jede Stelle, die keine Ausbildung voraussetzt.“
Frauen am NRW-Arbeitsmarkt
Eine Woche vor dem Internationalen Frauentag am 8. März hob Schüßler die Bedeutung hervor, die Frauen für den Arbeitsmarkt in NRW haben. Mittlerweile sind 45,8 Prozent aller Beschäftigten in NRW Frauen. Ohne die steigende weibliche Erwerbsbeteiligung wäre der deutliche Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in NRW in den vergangenen 15 Jahren nicht möglich gewesen. Damals lag der Anteil von Frauen fast zwei Prozentpunkte niedriger – bei 44,1 Prozent. 2010 gingen rund 762.000 Frauen weniger einer versicherungspflichtigen Beschäftigung nach als Anfang 2025. Insgesamt wuchs die Zahl aller Beschäftigten in dieser Zeit um rund 1,45 Millionen Personen.
Das führte auch zum deutlichen Anstieg der Beschäftigungsquote von Frauen in sozialversicherungspflichtiger Arbeit. Die Quote lag zuletzt bei 56,1 Prozent (Dezember 2023, aktueller Stand). Erstmals überschritten wurde die 50 Prozent-Marke 2016. Damit arbeiten also erst seit rund neun Jahren mehr als die Hälfte aller Frauen in NRW sozialversicherungspflichtig. Während jedoch 86,6 Prozent aller Männer einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen, sind nur 50,6 Prozent der Frauen vollzeitbeschäftigt.
Frauen arbeiten am häufigsten im Gesundheitswesen (14,6 Prozent aller berufstätigen Frauen), im Einzelhandel (10,0 Prozent) oder in der Erziehung (6,5 Prozent). Blickt man etwas tiefer, fällt auf, dass Frauen in manchen Branchen annähernd hundert Prozent aller Beschäftigten stellen: In der Erziehung in Kindergärten sind 92,8 Prozent des Personals weiblich, in Arzt und Zahnarztpraxen 92,0 Prozent. Und auch Pflegeheime (79,4 Prozent weibliches Personal) und Krankenhäuser (74,4 Prozent) wären ohne erwerbstätige Frauen nicht betriebsfähig.
Anders sieht es in den sogenannten MINT Berufen, den Berufen rund um Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik aus. Hier sind Frauen stark unterrepräsentiert. Zwar gab es auch hier zuletzt deutliche Steigerungen, doch mit rund 250.000 Frauen sind immer noch nur 15,9 Prozent der insgesamt rund 1.567.000 MINT-Beschäftigten weiblich. Das sind immerhin 6,2 Prozent mehr als vor drei Jahren, im Juni 2021. Das Interesse bei Frauen an MINT-Berufen wächst also. Im Vergleich dazu hat der Anteil der Beschäftigten in den MINT-Berufen bei den Männern nur um 1,6 Prozent zugelegt. Doch mit Blick auf die absoluten Zahlen kehrt sich das Verhältnis wieder um: In den vergangenen drei Jahren stieg di e Zahl der Männer in den MINT-Berufen um 21.386 Personen, bei den Frauen betrug das Plus hingegen nur 14.455 weibliche Beschäftigte.
Arbeitsmarktexperte Schüßler sagte: “Dass sich immer mehr Frauen für die MINT-Berufe interessieren, freut mich sehr. Trotzdem bleiben Frauen in diesen Berufsfeldern weiter deutlich unterrepräsentiert und hinter ihren Möglichkeiten. Positiv formuliert: Gerade Frauen bieten Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, die qualifizierte Arbeitskräfte im MINT-Bereich suchen, noch große Potentiale!“
Die MINT-Berufe sind Schlüsselbereiche für die zukünftige Entwicklung unserer Volkswirtschaft. Deshalb, so Schüßler, bieten sie gute Möglichkeiten für die individuelle berufliche Entwicklung – eben gerade auch für Frauen: „Für unsere Agenturen für Arbeit ist das schon lange ein wichtiges Thema. Zum Beispiel in der Berufsorientierung und Berufsberatung. Unsere Kolleginnen und Kollegen ermutigen und unterstützen interessierte junge Frauen, den beruflichen Schritt in die vermeintlichen Männerdomänen zu wagen. Für Frauen, die bereits im Berufsleben stehen, bieten in jeder Arbeitsagentur und jedem Jobcenter die sogenannten Beauftragten für Chancengleichheit besondere Beratungsangebote. Es geht dann zum Beispiel um Fragen, welche Perspektiven sich individuell in MINT-Berufen bieten und welche Qualifizierungen oder Umschulungen weiterbringen.“
Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung
In NRW waren im Februar 788.482 Menschen arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat stieg die Zahl der Arbeitslosen geringfügig um 0,1 Prozent oder 629 Personen. Im Vergleich zum Vorjahr waren 5,7 Prozent oder 42.748 Menschen mehr arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote blieb auf dem Niveau des Vormonats bei 7,9 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 7,6 Prozent.
Die stärkste Bewegung am Arbeitsmarkt gab es bei jungen Menschen unter 25 Jahren. Hier ist ein Anstieg der Arbeitslosigkeit im Februar saisonüblich. Im aktuellen Monat stieg die Jugendarbeitslosigkeit um 2.001 Personen oder 3,0 Prozent auf 68.947 arbeitslose Menschen unter 25 Jahren. Eine zweite auffällige Personengruppe bilden die Frauen. Ihre Arbeitslosigkeit sank im Februar um 0,2 Prozent oder 644 Personen. Gleichzeit stieg die Zahl der arbeitslosen Männer um 0,3 Prozent oder 1.273. Ein Grund für dieses Ungleichgewicht liegt auch im Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit: Sie steigt aufgrund des Endes der dreieinhalbjährigen Ausbildungen. Dies sind häufig Berufsausbildungen im gewerblich-technischen Bereich, also in einem Segment der sogenannten MINT-Berufe. Da dies eher männlich dominiert wird, gibt es mehr männliche als weibliche Absolventen, die sich vorübergehend arbeitslos melden müssen.
Während die Zahl der arbeitslosen Kundinnen und Kunden der Agenturen für Arbeit leicht stieg, sank sie geringfügig bei den Jobcentern. Im Februar bezogen 245.803 Menschen von einer der Arbeitsagenturen Arbeitslosengeld. Das waren 1.150 Personen oder 0,5 Prozent mehr als einen Monat zuvor. Im Vorjahresvergleich bezogen 23.481 Menschen oder 10,6 Prozent mehr Arbeitslosengeld. Die Zahl der arbeitslosen Bürgergeld-Beziehenden sank im Februar geringfügig um 521 Personen oder 0,1 Prozent. Insgesamt waren damit in den Jobcentern im Februar 542.679 Menschen arbeitslos gemeldet – 3,7 Prozent oder 19.267 Personen mehr als vor einem Jahr.
Die Zahl der unterbeschäftigten Menschen stieg im Vergleich zum Vormonat um 0,4 Prozent oder 4.279 Personen. Landesweit galten 980.707 Menschen als unterbeschäftigt. Vor einem Jahr waren es 18.433 Personen oder 1,9 Prozent weniger. Die Unterbeschäftigung setzt sich zusammen aus der Zahl der Menschen, die arbeitslos gemeldet sind und denjenigen, die Arbeitslosengeld oder Bürgergeld erhalten, dem Arbeitsmarkt jedoch nicht zur Verfügung stehen und daher nicht als arbeitslos gelten. Das kann zum Beispiel sein, wenn sie an einer abschlussorientierten Fördermaßnahme teilnehmen. Als unterbeschäftigt, aber nicht arbeitslos galten im Februar 192.225 Personen.
Zweigeteilter Arbeitsmarkt – „qualifikatorisches Mismatch“
Im Februar waren bei den Arbeitsagenturen 128.597 offene Stellen gemeldet. Das waren 737 oder 0,6 Prozent mehr als einen Monat zuvor. Vor zwölf Monaten waren bei den Arbeitsagenturen in NRW 9.746 oder 7,0 Prozent mehr offene Stellen gemeldet. Im Februar wurden 3.530 oder 16,7 Prozent mehr offene Stellen als im Monat zuvor gemeldet – insgesamt waren es 24.658. Diese Zahl liegt im Vergleich zu den Boomjahren immer noch auf einem niedrigen Niveau. Die schwierige konjunkturelle Lage für viele Unternehmen bleibt weiter deutlich sichtbar. Im Vergleich zum Vorjahr lag die Zahl der Stellenmeldungen um 3.909 oder 13,7 Prozent niedriger.
Trotz einer höheren Arbeitslosigkeit können nicht alle Stellen besetzt werden. Grund ist das sogenannte „qualifikatorischen Mismatch“: Während Unternehmen vor allem qualifizierte Arbeitskräfte suchen, verfügen viele arbeitslose Bewerberinnen und Bewerber nicht über die gefragten Qualifikationen.
In den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern waren im Februar 76.385 offene Stellen für Fachkräfte auf dem Niveau der dualen Berufsausbildung gemeldet. Das waren 59,4 Prozent aller angezeigten offenen Stellen. Diesen standen 213.915 arbeitslose Fachkräfte gegenüber. Auf 100 offene Stellen für qualifizierte Fachkräfte mit einer abgeschlossenen dualen Berufsausbildung kamen damit rein statistisch 280 Bewerberinnen und Bewerber.
Das Angebot offener Stellen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ohne (aktuelle) Ausbildung ist deutlich geringer. Mit 25.739 Stellen oder einem Anteil von 20,0 Prozent an allen angebotenen Stellen sind nur ein Fünftel der Stellen für Helfertätigkeiten und damit für un- und angelernte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ausgelegt. Diesen stehen 443.200 Bewerberinnen und Bewerber ohne (aktuelle) Ausbildung gegenüber – mit 56,2 Prozent sind das mehr als die Hälfte aller Arbeitslosen. Auf 100 offene Stellen für Helferinnen und Helfer kamen im Februar 1.721 Bewerberinnen und Bewerber ohne Ausbildung.
Nicht berücksichtigt wird bei der statistischen Betrachtung, ob Angebot und Nachfrage auch räumlich und inhaltlich zueinander passen, also die gesuchten und die angebotenen Berufe übereinstimmen oder Angebot und Nachfrage auch in derselben Region liegen.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung
Im Dezember, dem aktuellen Datenstand für die Beschäftigung, sank die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in NRW erstmals seit drei Monaten wieder unter die Marke von 7,4 Millionen. Mit 7.384.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer waren 41.800 Personen oder 0,6 Prozent weniger sozialversicherungspflichtig beschäftigt als im Vormonat. Das waren jedoch 31.900 Personen oder 0,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren, im Dezember 2014, lag die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem sozialversicherungspflichtigen Job noch rund eine Millionen Beschäftigte niedriger.
Der Arbeitsmarkt in den NRW-Regionen im Februar 2025
Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit zeigte sich im Februar in NRW landesweit eher uneinheitlich, wie es für die Jahreszeit, kurz vor dem Start in die Frühjahresbelebung, auch üblich ist. Während im Bezirk der Arbeitsagenturen Mönchengladbach (plus 1,8 Prozent) und Solingen-Wuppertal (um 2,8 Prozent) die Arbeitslosigkeit stieg, sank sie in Gelsenkirchen (minus 2,3 Prozent), Bochum (minus 2,2 Prozent) und Köln (minus 0,9 Prozent).
Im Ruhrgebiet sank die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Prozent oder 713 Personen auf nun 263.504 arbeitslos gemeldete Menschen. Damit waren im Februar 10.889 Personen oder 4,3 Prozent mehr arbeitslos gemeldet als vor einem Jahr. Die Quote lag im abgelaufenen Monat bei 10,5 Prozent – 0,1 Punkte niedriger als im Vormonat und 0,3 Punkte über dem Stand von vor zwölf Monaten.
Im Münsterland sank die Zahl der arbeitslos gemeldeten Männer und Frauen im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Prozent oder 122 Personen auf 49.930 Arbeitslose. Vor einem Jahr waren 7,1 Prozent oder 3.303 Menschen weniger arbeitslos. Die Arbeitslosenquote blieb auf dem Niveau des Vormonats bei 5,2 Prozent – und lag damit um 0,3 Punkte höher als im Vorjahr.
In Südwestfalen sank die Zahl arbeitslos gemeldeter Menschen um 0,1 Prozent oder 56 Personen. Insgesamt galten 50.730 Personen als arbeitslos. Vor einem Jahr waren 3.969 Menschen oder 8,5 Prozent weniger arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote lag mit 6,5 Prozent auf der Höhe des Vormonats. Vor einem Jahr lag sie bei 6,0 Prozent.
Geringfügig stieg die Arbeitslosigkeit im Rheinland – um 53 Personen auf 272.499 arbeitslos gemeldeten Menschen. Im Vergleich zum Vorjahr waren 14.034 Personen mehr arbeitslos gemeldet – ein Plus von 5,4 Prozent. Die Quote blieb bei 7,6 Prozent. Vor zwölf Monaten lag sie bei 7,3 Prozent.
In Ostwestfalen-Lippe stieg die Zahl der Arbeitslosen leicht im Vergleich zum Vormonat um 0,9 Prozent oder 654 Personen auf 75.046 arbeitslos gemeldete Menschen. Das waren 4.354 Personen oder 6,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Punkte auf 6,5 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote 0,3 Punkte niedriger.
Im Bergischen Land waren im Februar 813 Personen oder 1,1 Prozent mehr arbeitslos gemeldet als einen Monat zuvor. Insgesamt lag die Arbeitslosigkeit bei 76.773 Personen – das waren 6.199 Arbeitslose oder 8,8 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Punkte auf 7,7 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 7,2 Prozent.