Neue Wege in die Ausbildung: Angehende Restaurantfachfrau aus Madagaskar

Auszubildende zu finden und für das eigene Unternehmen zu begeistern, ist für viele Ausbildungsbetriebe eine Herausforderung. Auch im Hotel- und Gaststättengewerbe fehlt es an Nachwuchs. Das Hotel Ochsen in Schönwald ist ein Betrieb, der offen für neue Wege ist und damit gute Erfahrungen gemacht hat.

14.03.2024 | Presseinfo Nr. 18

Blick über den Tellerrand
Barbara Martin vom Hotel Ochsen in Schönwald setzt auf die Schulabgänger und Schulabgängerinnen aus der Umgebung: „99 Prozent unserer Azubis finden wir über Schulpraktika“, berichtet die Geschäftsführerin.

Zitat:

Erste Erfahrung in einem Betrieb zu sammeln ist unheimlich wichtig für junge Leute in der Phase der Berufsfindung.

Bevor man in eine Ausbildung starte, könne man über Praktika herausfinden, welche Anforderungen der Wunschberuf an die eigenen Fähigkeiten stellt – das schütze vor bösen Überraschungen.
Neben dieser bewährten Strategie zur Gewinnung von Nachwuchskräften probiert man im Hotel Ochsen auch neue Wege aus. Nachdem sie gute Erfahrungen mit einer Auszubildenden aus der Mongolei gemacht hatte, war Barbara Martin offen für das Lehrstellengesuch einer jungen Frau aus Madagaskar: Die 31-jährige Patricia Herinirina hatte in ihrer Heimat bereits Erfahrung im Hotelgewerbe gesammelt und besuchte dort eine deutsche Sprachschule. Sie konnte ihren Wunsch, in Deutschland eine Ausbildung zur Restaurantfachfrau zu absolvieren, in die Tat umsetzen. Seit August 2023 ist Patricia Herinirina Auszubildende in dem traditionsreichen Schwarzwälder Familienbetrieb der Familie Martin und lernt von der Auswahl von Speisen und Getränken bis zur Bedienung einer Zapfanlage die Besonderheiten der deutschen Gastronomie kennen. 

Sprache war eine Herausforderung
„Die ersten drei Monate haben wir nur Französisch miteinander gesprochen“, beschreibt Barbara Martin die Herausforderung zu Beginn der Zusammenarbeit. Freie Plätze in Sprachkursen zu finden, sei kaum möglich. Mittlerweile kann sich die Madagassin gut auf Deutsch verständigen: „Anfangs war ich sehr unsicher und mir hat das Sprechen auf Deutsch etwas Angst gemacht. Aber da ich mich jeden Tag mit den Gästen und meinem Team unterhalte, mache ich schnell Fortschritte“, erzählt Patricia Herinirina. Zudem habe sie deutsche Freunde gefunden, mit denen sie sich austauschen und üben könne. Sie hofft aber weiterhin auf einen baldigen Platz in einem Deutschkurs, um ihre schriftlichen Fähigkeiten für den theoretischen Teil der Ausbildung in der Schule zu verbessern.

Mit Assistenz durch die Ausbildung
„Einen Beruf zu erlernen ist keine Kleinigkeit. Nicht nur die fachlichen Kenntnisse, sondern auch Bildungs- oder Sprachdefizite können eine Herausforderung sein“, bestätigt Gesine Christ vom Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Rottweil - Villingen-Schwenningen. Sie empfiehlt in diesen Situationen, die Leistungen einer Assistierten Ausbildung (AsA) zu prüfen. Eine Assistierte Ausbildung ist für beide Seiten da, für Auszubildende und Betriebe: Das Ziel ist, dass jeder Mensch eine einmal angefangene Ausbildung auch abschließen kann, selbst wenn er unterwegs ein wenig Extrahilfe benötigt.
„Ein großer Vorteil ist, dass zum Beispiel Nachhilfestunden oder die Unterstützung eines Ausbildungsbegleiters jederzeit während der Ausbildung in Anspruch genommen werden können und auch flexibel wieder beendet werden können, wenn kein Bedarf mehr besteht“, unterstreicht Gesine Christ die Flexibilität des Angebots. Eine Assistierte Ausbildung wird in Zusammenarbeit mit verschiedenen zertifizierten Bildungsträgern umgesetzt. Der Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit berät zu diesem und anderen Angeboten.

Talent von morgen gefunden
Barbara Martin vom Hotel Ochsen zieht ein positives Zwischenfazit: „Ich habe Glück, eine so gebildete und gestandene Frau für diesen Beruf gewonnen zu haben – sie hat sich für einen krisensicheren Job entschieden, denn das Handwerk ist durch keine KI ersetzbar!“