- 1.265 Bewerber nahmen Unterstützung der Arbeitsagentur in Anspruch - 30 mehr als im Vorjahr
- 1.542 Ausbildungsstellen wurden von Firmen gemeldet - 150 weniger als im Jahr zuvor
- Zum 30. September waren 55 Bewerber unversorgt (1 mehr als im Vorjahr) und 89 Ausbildungsstellen noch unbesetzt (37 weniger als im Vorjahr).
Das Berichtsjahr 2024/2025 ist statistisch beendet. Am 4. November hat die Zwickauer Arbeitsagentur in einer Pressekonferenz Bilanz gezogen. Als Gesprächspartner standen den Medienvertretern neben Andreas Fleischer (Chef der Zwickauer Arbeitsagentur) auch Herr Spranger (Geschäftsführer IHK Chemnitz, Regionalkammer Zwickau) und Herr Winkelströter (Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Chemnitz) Rede und Antwort.
Andreas Fleischer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Zwickauer Arbeitsagentur
Die Zahl der Ausbildungsinteressenten ist gestiegen, jedoch das Angebot an Ausbildungsplätzen gesunken. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, den Ausbildungsmarkt auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten zu stärken und jungen Menschen eine Perspektive zu bieten. Nur so sichern wir langfristig die Fachkräftebasis für unsere Region. Die Zahlen sprechen für sich: Für jeden Jugendlichen, der in diesem Jahr eine Berufsausbildung beginnen wollte, gab es im Landkreis Zwickau rechnerisch mehr als eine Lehrstelle. Trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten und offener Zukunftsfragen setzen die Unternehmen weiter auf die duale Ausbildung,“ kommentiert Andreas Fleischer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Zwickauer Arbeitsagentur, die Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt.
„Die Zwickauer Berufsberaterinnen und Berufsberater begleiten die jungen Menschen auf dem Weg ins Berufsleben. Unsere Mitarbeitenden sind dazu vor Ort in den Schulen aktiv, um die Schülerinnen und Schüler bei der Entscheidung über ihre Zukunft individuell zu unterstützen. Dazu gehören vor allem auch die Jugendlichen, die für eine Berufsausbildung vielleicht nicht die idealen Voraussetzungen mitbringen. Aber auch Studienabbrecher und junge Erwachsene ohne Berufsabschluss sind Kandidaten für freie Lehrstellen. Ihnen allen stehen neben dem persönlichen Beratungsgespräch auch verschiedene Online-Angebote zur Verfügung. Unsere digitalen Angebote werden rege genutzt. So können Jugendliche vom heimischen Bildschirm aus, ihre Stärken ausloten oder Ausbildungsberufe näher kennenlernen“, so Andreas Fleischer abschließend.
Insgesamt 1.265 junge Männer und Frauen meldeten sich im zu Ende gegangenen Ausbildungsjahr bei der Agentur für Arbeit Zwickau, um das Beratungs- und Vermittlungsangebot anzunehmen. Das ist ein Plus von 30 gegenüber 2023/ 2024.
Auf der Angebotsseite des Markts ist ein Minus im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Insgesamt wurden der Agentur für Arbeit von den Unternehmen 1.542 Lehrstellen gemeldet. Das ist ein Minus von 150 gegenüber 2023/ 2024.
Kontinuität gibt es bei den Wünschen der angehenden Auszubildenden, die sich in den vergangenen 10 Jahren kaum geändert haben. Jedoch stimmten diese in großen Teilen mit den gemeldeten Ausbildungsstellen überein. Von den 1.265 Bewerbern gaben 103 als vorrangigen Wunsch Verkäufer/in und 79 Mechatroniker/in an. Auch die Geschlechterrollen sind weiter klar definiert. Die Hitliste der Berufswünsche junger Frauen führen erneut die Ausbildungsberufe Verkäuferin (55), Kauffrau Büromanagement (48) und Kauffrau im Einzelhandel (22) an. Bei den jungen Männern dominieren erneut die Berufswünsche Kfz- Mechatroniker (73) vor Verkäufer (48) sowie Fachlagerist (41).
Im abgelaufenen Berichtsjahr blieben letztlich 89 Ausbildungsplätze unbesetzt; das sind 37 weniger als im Vorjahr. 55 Mädchen und Jungen waren zum 30. September noch ohne einen Ausbildungsvertrag, 1 mehr als im Jahr zuvor.
Markus Winkelströter, Hauptgeschäftsführer HWK Chemnitz:
„Der positive Trend im Handwerk bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen hält weiter an – trotz wirtschaftlicher Krise, die auch vor dem Handwerk keinen Halt macht. Daher ist das Wachstum im Vergleich zum Vorjahr noch höher zu bewerten und es zeigt, dass für die Betriebe die Investition in die eigenen Fach- und Arbeitskräfte von entscheidender Bedeutung ist, egal wie gut oder schlecht die Auftragslage aktuell ist. Trotz der guten Zahlen befindet sich die Wirtschaft weiterhin in einem tiefen Tal, was sich irgendwann zwangsläufig auch auf den Ausbildungsmarkt auswirken wird. Umso wichtiger ist es daher, dass jetzt endlich sowohl im Land als auch im Bund die entscheidenden Reformschritte kommen. Das heißt: breite Investitionen mit kurzen Planungs- und Genehmigungsprozessen, endlich eine Reform der Sozialsysteme, ein nachhaltiger Bürokratieabbau, Digitalisierung und mit Blick auf die Ausbildungszahlen natürlich auch ein klarer Fokus auf Bildung und Ausbildung.“
Torsten Spranger, Geschäftsführer IHK Chemnitz, Regionalkammer Zwickau:
Ausbildung bleibt in der Zwickauer Region Zukunftsfundament. Zum Stichtag 30. September 2025 wurden 753 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Das sind leider 104 weniger als im Vorjahr, also ein Rückgang von rund 12 %. Ursache sind die aktuellen Umbrüche sowie die schwächelnde Auftragslage in der Wirtschaft. Mehrere große Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes stehen vor Betriebsschließungen oder befinden sich in Insolvenz. Das spiegelt sich zwangsläufig in den Zahlen wider. Besonders betroffen sind die Metalltechnik mit einem Rückgang von 30 Verträgen und die Elektrotechnik mit minus 15. Positive Signale kommen hingegen aus dem Kreditgewerbe und aus dem Handel, die leichte Zuwächse verbuchen können. Die kaufmännischen Berufe bilden weiterhin das Rückgrat unserer Ausbildungslandschaft. Mit 462 neuen Verträgen tragen sie wesentlich zur Stabilität bei. Die deutsche Wirtschaft stagniert seit mehr als drei Jahren. Hohe Energiekosten und Steuern, der Fachkräftemangel und die wachsende Bürokratie gelten als größte Wachstums- und damit Investitionshemmnisse. Hier müssen echte Reformen her.
Die Agentur für Arbeit Zwickau bietet Jugendlichen umfassende Unterstützung – angefangen von der beruflichen Orientierung im Rahmen des Schulunterrichts über die individuelle Beratung bis hin zur Vermittlung von Ausbildungsstellen. Die Eltern oder Großeltern als wichtigste Bezugspersonen werden immer gern eingebunden.
„Mit dem 30. September ist das Berufsberatungsjahr faktisch zu Ende, nicht aber die Aktivitäten unserer Berufsberatung zur Nachvermittlung“, erläutert Arbeitsagenturchef Andreas Fleischer. „Wir können Ausbildungsalternativen wie die Einstiegsqualifizierung oder das Berufsorientierungspraktikum anbieten, um so das kommende Ausbildungsjahr vorzubereiten. In Einzelfällen ist auch jetzt noch der Ausbildungseinstieg oder -umstieg möglich. Und auch während der Ausbildung kann sich der Weg zur Berufsberatung lohnen. Wenn es in der Theorie nicht so läuft wie geplant, bieten wir eine flexible Unterstützungsleistung an – die Assistierte Ausbildung (AsA). Hierbei handelt es sich um einen Stütz- und Förderunterricht, der weder Betrieb noch Lehrling etwas kosten, aber entscheidend für den Ausbildungserfolg sein kann.“