Vom Hörsaal in den Betrieb

Trockene Vorlesungen und Auswendiglernen waren nichts für Lucas. Das Physikstudium hat er deshalb abgebrochen. Seinen Weg hat er trotzdem gefunden: In seiner Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration befindet er sich gerade auf der Zielgeraden.

Auf Lucas‘ Schreibtisch in der Anwaltskanzlei liegen die Unterlagen für eines seiner Projekte. Er soll ein Konzept erarbeiten, mit dem die Rechner in den Besprechungsräumen möglichst einfach Updates bekommen.

Die Zeit für das Projekt muss er flexibel einteilen. Gerade hat ein Kollege ihn um Hilfe gebeten, weil ein Drucker nicht funktioniert. „Ich bin im Servicedesk. Das heißt, ich bekomme jeden Tag Probleme gemeldet und muss diese lösen, ohne genau zu wissen, wo die Ursache liegt“, erklärt der 24-Jährige. Sein Erfolgsgeheimnis? Seine systematische Vorgehensweise.

Der Schritt in die andere Richtung

Das strukturierte und zielorientierte Denken hat Lucas im Studium gelernt. Die Studieninhalte haben ihm Spaß gemacht. „Aber die Art und Weise, wie man gelernt hat, war nicht meins. Man wurde mit Wissen überhäuft, das nach den Prüfungen nicht genug wiederholt wurde“, meint Lucas. Deshalb haben seine Leistungen und seine Motivation nachgelassen. Ein Kreislauf, der bei Lucas zum Studienabbruch geführt hat.

So hat Lucas sich neu orientiert und den Schritt in Richtung Ausbildung gemacht. „Neben Physik interessiere ich mich auch sehr für Informatik“, berichtet er. Im Gespräch mit der Industrie- und Handelskammer, die eng mit der Berufsberatung der Agentur für Arbeit zusammenarbeitet, ist ihm das noch klarer geworden. Die Wahl für die Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration ist Lucas somit nicht schwergefallen. Im BERUFENET und BERUFE.TV hat er sich über die Ausbildung und in der Jobsuche über freie Ausbildungsplätze informiert.

Erfahrungen nutzen

Das angefangene Studium war für Lucas dabei nicht umsonst. Nach einem halben Jahr der regulären Ausbildung ist er in das Projekt „your turn“ gewechselt – ein Programm der Industrie- und Handelskammer, extra für Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher. Das bietet den Teilnehmenden Vorteile in der Ausbildung, indem es zum Beispiel Studienleistungen anrechnet: Lucas wird seine Ausbildung schon nach 2 statt 3 Jahren abschließen können.

Denn in Berufsschulklassen für die Studienabbrecherinnen und -abbrecher soll auf dem Vorwissen der Auszubildenden aufgebaut werden. „Man merkt, dass alle bereits vor der Ausbildung theoretische Erfahrungen gesammelt haben und selbstständig lernen mussten.“

Vielversprechende Aussichten

Im Sommer wird Lucas mit seiner Ausbildung fertig sein. Er blickt optimistisch in die Zukunft, denn er wird von seinem Arbeitgeber für ein 2-jähriges Projekt übernommen werden. Die Ausbildung hat sich für ihn auf jeden Fall gelohnt: „Ich habe im Betrieb eher das Gefühl, ich bin nützlich, so wie ich bin.“ Lucas findet, dass sich andere Studienabbrecherinnen und -abbrecher nicht für ihre ungewöhnliche Laufbahn schämen sollten. Er hat erkannt: „Menschen mit guten Ausbildungsabschlüssen sind genauso gesucht, wie Absolventinnen und Absolventen mit guten Studienabschlüssen.“

Das hat Lucas weitergebracht: