Ausbildungsmarkt in NRW im Mai Weniger Ausbildungsangebote als im Vorjahr

In NRW sind eineinhalb Monate vor dem Start der Sommerferien noch 47.890 betriebliche Ausbildungsplätze unbesetzt. Damit schrumpft im Vergleich zum Vorjahr das Angebot offener Stellen um 3.723 Stellen oder 7,2 Prozent. Gleichzeitig waren bei den Agenturen für Arbeit 54.508 Bewerberinnen und Bewerbern gemeldet, die noch in diesem Jahr eine Ausbildung beginnen möchten. Das waren 5.482 junge Menschen oder 11,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Von diesen geben 9.936 Bewerberinnen und Bewerber an, bereits eine Alternative im Blick zu haben, falls es mit dem Start in die Ausbildung doch nicht klappt. Rechnerisch kamen Ende Mai in NRW auf hundert unbesetzte betriebliche Ausbildungsstellen rund 114 Bewerberinnen und Bewerbern mit und ohne Alternative; das Verhältnis unbesetzter Stellen zu jungen Menschen ohne eine Alternative lag bei 100 zu 93 unversorgten Bewerberinnen und Bewerbern.

28.05.2025 | Presseinfo Nr. 12

Insgesamt wurden in NRW seit Ende Oktober, dem Start des Vermittlungsjahres, 91.258 Ausbildungsangebote gemeldet, davon 90.384 betrieblich. Damit wurden bis Ende Mai 4.554 betriebliche Stellen oder 4,8 Prozent weniger gemeldet als im selben Zeitraum des Vorjahrs. Der Rückgang bei den Stellen trifft auf ein weiter wachsendes Interesse junger Menschen an der dualen Berufsausbildung. Bis Ende Mai meldeten sich insgesamt bei den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern 91.563 junge Ausbildungsinteressierte, das entspricht einem Plus von 2.775 Bewerberinnen und Bewerbern oder 3,1 Prozent zum Vorjahr.

„Steigende Zahlen bei den Bewerberinnen und Bewerbern, sinkende Zahlen bei den Ausbildungsangeboten, dazu der Ausblick, dass im kommenden Jahr aufgrund der Umstellung der Schulen von G8 auf G9 ein gymnasialer Abiturjahrgang ausfällt und deshalb für Studium und Ausbildung nicht zur Verfügung steht: Die Gemengelage am Ausbildungsmarkt in NRW birgt ebenso viele Risiken wie gleichzeitig auch Chancen“, sagte Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. „Es war nicht zuletzt auch das beharrliche gemeinsame Engagement aller Ausbildungsmarktpartner, wodurch das Ansehen der Berufsausbildung bei jungen Menschen deutlich zugelegt hat. Dadurch ergeben sich Chancen für viele Betriebe, die man nutzen sollte. Unsere größte Sorge ist, dass sich die Fachkräfteengpässe in den Unternehmen deutlich verschärfen, wenn wir die aktuellen Potentiale am Ausbildungsmarkt nicht ausreichen nutzen.“

Einen Grund für den derzeit deutlichen Rückgang der Zahl der betrieblichen Ausbildungsangebote um 4,8 Prozent sieht Schüßler in der für den Ausbildungsmarkt schwierigen wirtschaftlichen Ausgangslage: „Die Wirtschaftslage ist nicht rosig, das belastet viele Ausbildungsbetriebe. Unter anderem deshalb bilden rund 25 Prozent der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber mit einer Ausbildungsberechtigung nicht aus und nutzen damit die Möglichkeiten nicht, die sie haben. Welche Potentiale für Wirtschaft und Arbeitsmarkt in NRW in dieser Zahl stecken, zeigt eine hypothetische Rechnung. Würden alle Unternehmen ab zehn Mitarbeitenden, die ihre Ausbildungsberechtigung nicht nutzen, nur ein Ausbildungsangebot abgeben, hätten wir derzeit in NRW rund 18.000 Stellen mehr zur Vermittlung. Diese hohe Zahl lässt gut erkennen, welche großen Potentiale NRW im Moment und für die Zukunft liegen lässt. Angesichts der wirtschaftlichen Ungewissheit bedarf es Mut, in die Ausbildung einzusteigen. Doch dieser Mut macht sich schon in naher Zukunft bezahlt. Jetzt ist die Chance günstig, in den Nachwuchs zu investieren!“

Unterstützungsangebote für Unternehmen und Jugendliche

Ausbildung zahlt sich für jedes Unternehmen aus, sagte Schüßler weiter: „Eine aktuelle Auswertung des IAB zur Handwerksbranche zeigt, dass Absolventinnen und Absolventen einer Berufsausbildung heute nach dem Abschluss häufiger und länger in ihrem Ausbildungsbetrieb und Ausbildungsberuf bleiben, als dies noch vor zehn Jahren der Fall war. Die Ausbildung zahlt sich in vielen Fällen mit Blick auf die Fachkräftesituation unmittelbar aus.“

Wer ausbildet, steht auch nicht alleine da, sagte Schüßler weiter. Es gibt eine Vielzahl von Unterstützungsmöglichkeiten für Unternehmen und Azubis: „Viele Unternehmen zögern, sobald die Bewerberin oder der Bewerber nicht zu hundert Prozent passt. Deshalb bieten die Agenturen für Arbeit sozusagen eine Versicherung an: Wenn zum Beispiel die schulische Leistung nicht stimmt, können Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ihre Azubis durch Nachhilfe fördern lassen. Die Agenturen für Arbeit unterstützen von der Nachhilfe bis hin zum begleitenden Coaching, also individuell angepasst, mit der Assistierte Ausbildung (AsA).“

Mit dieser Sicherheit im Rücken lohnt es sich, die Möglichkeiten des Ausbildungsmarktes jetzt zu sondieren, sagte Schüßler: „Da sind zum einen die Schülerinnen und Schülern, die jetzt ihren Abschluss gemacht und sich auf eine Ausbildungsstelle beworben haben. Weiter gibt es die Möglichkeit, Studienabbrecher zu akquirieren, oder junge Menschen, die ihren Abschluss schon vor einiger Zeit gemacht, aber aus unterschiedlichen Gründen noch keine Ausbildung oder kein Studium begonnen haben, dazu kommen Bewerberinnen und Bewerber aus dem Ausland sowie, last but not least, junge Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus berufsvorbereitenden Maßnahmen. Sie alle suchen ihre Chance und ergeben zusammen ein riesiges Potential für die Fachkräftesicherung, das wir in NRW nutzen sollten!“

Informationen und Grafiken im Anhang zur Presseinformation zu den Themen: 

  • Entwicklung Ausbildungsstellen seit 2019
  • Entwicklung unbesetzte Ausbildungsstellen
  • Alter und Schulabschluss der Bewerberinnen und Bewerber
  • Top 10 der Berufe und Ausbildungswünsche
  • Ausbildungsmarkt in den NRW-Regionen und Agenturbezirken

Weiterführende Informationen im Internet

Ausbildungsreport NRW: ausführlicher statistischer Bericht und weitere Grafiken zum Ausbildungsmarkt.

Immer mehr junge Menschen bleiben ihrem erlernten Beruf treu: Kurzbericht des IAB, der die die Betriebs- und Berufstreue von Absolvent*innen in der dualen Ausbildung am Beispiel Handwerk untersucht.

Check-U – Das Erkundungstool für Ausbildung und Studium bietet die Möglichkeit, persönlichen Stärken und Interessen zu testen und herauszufinden, welche Ausbildungen oder Studienfelder dazu passen.