05.08.2025 - Marta Potužníková-König -3 MinutenArbeitswelt gestalten
Stellen Sie sich eine Situation aus Ihrem Berufsalltag vor: Sie erstellen ein Angebot für Kunden, planen ein Event, layouten ein Plakat oder führen eine Elektroinstallation durch. Jeder von uns gestaltet täglich etwas, überlegt sich, wie er oder sie vorgeht und ob das Ergebnis bzgl. der Kundenbedürfnisse – wie Funktionalität und Ästhetik – seinen Zweck erfüllt. So gesehen ist jeder – überspitzt formuliert – so etwas wie ein „kleiner“ Designer.
Design Thinking kommt ursprünglich aus der Design-Branche, gefragt ist hier kreatives und konzeptionelles Arbeiten. Die Bedürfnisse und Wünsche der Kunden stehen im Vordergrund. Der Ansatz fördert eine Haltung, die zum Wandel der Arbeits- und Unternehmenskultur - im positiven Sinne – führen kann. Also: Nur Mut zu Kreativität und Umsetzung!
Einfach mal ausprobieren
Wie Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse innovativ gestaltet werden können, ist erlernbar. Marius Nißlmüller, Design Thinking Experte am Fraunhofer FIT dazu: „Es gibt viele gute Seiten und Anleitungen, oder praktische Unterstützung durch sowas wie Methodenkarten. Am besten fängt man aber auch einfach mal an, denn beim Design Thinking lernt man am meisten durch Wiederholungen und das schrittweise Verbessern. Wer trotzdem erstmal die Grundlagen erfahren möchte, findet bei uns und auch anderen Anbietern vom Crashkurs bis zur professionellen Zertifikatsfortbildung ein breites Spektrum an Angeboten.“
Im ersten Schritt geht es bei Design Thinking darum, den Kundenkontext zu beobachten und zu verstehen, z. B. wie sich die Kunden verhalten oder welche Probleme sie haben. Einfühlungsvermögen ist hierbei gefragt. Das führt zur nächsten Frage: Welches Problem kann der Betrieb lösen? Danach werden Ideen gesammelt – etwa wie das Problem gelöst werden oder wie der Betrieb den Kunden helfen kann?
Auch die verrücktesten Ideen sind willkommen, selbst wenn sie auf den ersten Blick vielleicht gar nicht realisierbar erscheinen. Der nächste Schritt ist ein Prototyp. Nun geht es um eine Simulation des Produkts oder der Dienstleistung anhand der ausgewählten Ideen. Im Anschluss folgt die Testphase - mit echten Kunden. Wie reagieren sie auf das neue oder veränderte Produkt und was denken sie darüber? Wie ist das Feedback der Mitarbeitenden? In der nächsten Phase kann der Prototyp optimiert werden. Als Methoden dienen z. B. Interview, Visualisierung oder Basteltechniken.
Die Mischung machts
Wenn Mitarbeitende mit unterschiedlichem fachlichem Hintergrund oder Berufserfahrung an diesem Entwicklungsprozess zusammenarbeiten, bringen sie verschiedene Perspektiven mit ein und fördern dadurch kreative, interdisziplinäre Ansätze. Ganzheitliches Denken ist sowohl progressiv als auch innovativ. Durch die Vernetzung der Beteiligten entsteht in der Gruppe eine andere Dynamik und das vorher verdeckte Potenzial wird genutzt. Das tut dem Betrieb gut!
In der Praxis erprobt
Ein Beispiel ist die Geschichte des früheren Startup-Unternehmens Airbnb, das die Hotelbranche revolutionierte. Zunehmend wird die Methode auch bei kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) angewendet. Sie ermöglicht es, Entwicklungsprozesse schnell voranzutreiben: „KMU haben in der Regel keine eigene Innovationsabteilung, was Design Thinking vor allem in diesen Kontexten so wertvoll macht. Denn so kann schnell multidisziplinär und kollaborativ gearbeitet werden. Es gibt also kurze Wege, um mit möglichst vielen Leuten zu sprechen, Gedanken auszutauschen und Dinge auszuprobieren“, so Nißlmüller.
Das Unternehmen meine ernte GmbH aus Bonn, das derzeit sieben Mitarbeiter beschäftigt, hat 2019 an einem Digitalisierungsprojekt vom Fraunhofer-Institut teilgenommen und Design Thinking erfolgreich eingesetzt: „Wir haben in Zusammenarbeit mit dem Institut Workshops durchgeführt und dabei Ideen entwickelt, die wir unter anderem zur Erweiterung unseres Geschäftsmodells in Zukunft umsetzen konnten. Teilgenommen haben Mitarbeitende, verschiedene Stakeholder sowie unsere Kundinnen und Kunden. Dadurch konnten wir verschiedene Sichtweisen berücksichtigen und praxisorientierte, an Kundenbedürfnisse angepasste Ansätze gewinnen“, berichtet die Geschäftsführerin Natalie Kirchbaumer. Bereits seit 15 Jahren ist das Unternehmen erfolgreich im Bereich nachhaltiger Konsum, gesunde Ernährung sowie Anbau eigener Lebensmittel tätig.

