08.07.2025 - Matthias Haft -3 MinutenArbeitswelt gestalten
Kaum ein Digitalthema treibt Unternehmen aktuell so sehr um wie künstliche Intelligenz (KI). KI-Anwendungen wie ChatGPT, Midjourney und Perplexity schaffen ganz neue Möglichkeiten, um Inhalte zu erzeugen und Hintergrundarbeiten zu erleichtern. Unternehmen sollten sich jedoch auch die aktuellen Grenzen bewusst machen.
Zwei Meldungen großer Nachrichtenportale aus dem Mai 2025: Zeit Online präsentiert die Ergebnisse einer Studie, wonach nur 27 Prozent der Deutschen die Ergebnisse von KI-Tools überprüfen. Und ZDF Heute berichtet, dass neue Sprachmodelle immer mehr Unsinn erzählen: die Gleichzeitigkeit dieser beiden Befunde lässt Alarmglocken schrillen.
Auch Arbeitgebern sollten solche Entwicklungen zu denken geben. Immerhin ist KI das Digitalisierungsthema der letzten Jahre. Kaum ein Unternehmen, das nicht auf der Suche nach Use Cases ist, auf die man eine KI ansetzen könnte (auch wenn Excel die Aufgabe bisher ja eigentlich ganz gut erledigt hat).
Wir haben fünf Tipps für Arbeitgeber, damit der Einstieg in die Welt der KI nicht nach hinten losgeht.
Tipp 1: Nutzen Sie KI bei leicht überprüfbaren Ergebnissen
Das Internet ist voll mit Beispielen krasser Aussetzer von generativen KI-Tools. Da erfindet die KI Dinge und präsentiert diese selbstbewusst als Fakten, nur um der Nutzerin oder dem Nutzer eine Antwort präsentieren zu können. Neue KI-Modelle weisen Fehlerraten von bis zu 80 Prozent auf. Auch mit dem korrekten Zitieren haben es KI-Anwendungen nicht so: Unpraktisch, möchte man sich von der KI über das aktuelle Tagesgeschehen informieren lassen.
Die Suche nach Informationen ist eine der großen Schwachstellen von KIs. Das Problem: Wer nach einer Information sucht, kennt ja das Ergebnis nicht – und kann dementsprechend auch die Antwort der KI nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfen. Das geht nur mit weiteren Recherchen. Und wo ist dann der Nutzen der KI-Antwort?
Andere Fähigkeiten von KI-Anwendungen lassen sich leichter überprüfen, etwa die Erstellung von Bildern. Ein genauer Blick reicht aus, um festzustellen, ob das Bildergebnis den eigenen Anforderungen entspricht oder nicht.
Tipp 2: Betrachten Sie Probleme als lösungsoffen
Ein Trend bringt meistens mit sich, dass er plötzlich überall ist. Vor einigen Jahren war die Blockchain der große Hype, die vermeintlich revolutionäre Lösung – mit dem einen großen Haken: Es gibt gar kein Problem, für das sie die passende Lösung ist. Wenn manche Unternehmen nun KI einführen, schwingt da ein Hauch Blockchain mit. Dann scheint das Motto zu lauten: Hauptsache, wir haben KI im Unternehmen. Wofür wir sie verwenden, steht auf einem anderen Blatt. Aus unternehmerischer Sicht wäre allerdings ratsam, vom Problem aus zu denken. Was ist das Problem, das angegangen werden muss? Und welche Möglichkeiten gibt es, die das Problem lösen können? Ist KI eine der Möglichkeiten? Dann muss sie sich erst einmal gegen die anderen passenden Lösungen durchsetzen. Und hierbei sollte der Blick nicht allein darauf geworfen werden, ob das Problem gelöst wird, sondern auch auf die Begleitumstände: Wie viel kostet die Lösung? Wie aufwändig ist die Einführung? Tut es vor dem Hintergrund vielleicht auch ein Tool, das eh schon eingekauft und im Einsatz ist?
Tipp 3: Spezialisiert oder generalistisch
Die Frage, ob ein Unternehmen für bestimmte Funktionen eher Spezialistinnen benötigt oder Generalisten, kann man auch für KI-Anwendungen stellen. Denn letztlich bieten auch KIs entweder ein kleines und spezifisches oder ein breites Set an Funktionen, mit allen Vor- und Nachteilen, die der jeweilige Ansatz mit sich bringt. Spezielle KIs, die zum Beispiel nur Bilder erstellen können, liefern in der Regel bessere Ergebnisse als KI-Tools mit größerem Funktionsumfang. Letztere hingegen sind zwar vielfältiger einsetzbar, jedoch in der Qualität ihres Outputs eher limitiert. Der klassische KI-Assistent, den viele Menschen heute vor Augen haben, gehört zur zweiten Kategorie.
Tipp 4: Führen Sie KI strategisch ein
KI-Anwendungen sind beliebt. Manche davon bieten zudem kostenlose Einstiegsmodelle. Das sorgt dafür, dass KI oft schon verdeckt im Unternehmen Einzug gehalten hat, bevor sich das Management überhaupt mit der Frage befasst hat, ob eine KI eingeführt werden soll. Das bringt eine Reihe von Problemen mit sich: Datenschutz ist hier ein Thema, aber auch IT-Sicherheit und Compliance. Nicht zuletzt ethische Fragen stellen sich bei so manchem KI-Anbieter. Eine frühzeitige Kommunikation zum KI-Vorhaben mit einer klaren Roadmap zur Einführung hilft dabei, geheime Alleingänge im Unternehmen zu vermeiden.
Tipp 5: Schulen Sie den Umgang
Man kennt es von Excel: Manche können es, andere eher nicht so. Arbeitgeber sollten Ihre Mitarbeitenden im Umgang mit Software schulen. Das gilt auch für KI-Tools. Insbesondere Tools, die natürliche Sprache verarbeiten, können für eine Anforderung ganz verschiedene Ergebnisse liefern – je nachdem, wie die Anforderung formuliert wurde und welche Konversationsdaten in der Vergangenheit gespeichert worden sind. Für bestmögliche Ergebnisse heißt es also erstmal: die KI kennenlernen, am besten mit einer Schulung.

